Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
47. Volmar an Trauttmansdorff Osnabrück 1648 März 23

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Volmar an Trauttmansdorff


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Osnabrück 1648 März 23

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Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 nr. 87 unfol.

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Einigung über das Reichsreligionsrecht; Beeinträchtigung des Ergebnisses durch kurbayeri-
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sche Gesandte. Militaria. Notwendigkeit weiterer Kriegführung. Keine Regelung betreffend
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Aachen im Friedensvertrag. Baldige Abreise d’Avaux’. Verhinderung des spanisch- niederlän-
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dischen Friedens durch Frankreich? Altesse-Titel für Longueville. Tod Christians IV. von
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Dänemark; Verhalten seines Nachfolgers unklar.

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Seither meinem nechstvorgehenden haben wir mit den Schweden und
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protestierenden den articulum de gravaminibus dermalen völlig ver-
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glichen , dabei dann wegen der statt Augspurg so vil erhalten, daß denn
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catholischen die maiora noch im gehaimen und kleinen rath verbleiben

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Zu den Verhandlungen über die Parität in den schwäbischen Reichsstädten vgl. Nr. 46.
.
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Es hette meins erachtens auch noch wol weiter gebracht werden könden,
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wann die Bayerischen praeposterationes nit weren zu befahren gewesen.
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Volmar hat Nachricht von einem Erfolg Lamboys über Geyso in Geseke

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Die Nachricht war falsch, die hessen-kasselischen Truppen hatten erfolgreich ausbrechen
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können (vgl. [ Nr. 46 Anm. 11 ] ).
.
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Man ist zwar anietzt mit hiesigen tractaten in guettem standt, aber ich pitt
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Euer Exzellenz gehorsamblich, man wolle sich nit darauff verlassen, son-
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dern alle müglicheit auff fortsetzung der waaffen anwenden, auch dorvon
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nit ablassen, biß der frid gentzlich bevestet ist, denn einmal weder trew
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noch glauben bei denn feinden ze finden.

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Mit Aach seind wir nun gottlob wider hindurch, und bleibt dise unbilli-
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che pretension auß dem instrument gentzlich außgemustert. Die Calvi-
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nisten , sonderlich Frombholdt, befinden sich merklich dorüber bestürtzt
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und geben die mehist schuldt den Lutheranern selbst .

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Conte d’Avaux ist gentzlich resolvirt, sobaldt der Hollendische frid rati-
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ficirt

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Der span.-ndl. Frieden war 1648 I 30 in Münster geschlossen worden (vgl. [ Nr. 12 Anm. 3 ] ).
, von Münster auch abzereisen. Es understehen aber die Franzosen,
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mit ihrer newen proposition deß arbitramenti zwischen inen und Spania
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auff die Generalstaden solche ratification newerdingen ze stekhen und uff
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ettlich monat hinder sich ze treiben

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Zur frz. Forderung nach einer Übertragung der Vermittlerrolle bei den span.-frz. Friedens-
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verhandlungen an die Gst. vgl. auch [ Nr. 39. ]
, da ich doch nit glauben will, daß
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inen die boss

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Bosse entspricht Posse (vgl. Grimm II, 261ff.).
angehen soll. Dem duca di Longavilla hatt nun der nuncius

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Bagni zu Pariß

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Niccolò Guidi di Bagno (oder Bagni), marchese di Montebello (1584–1663); 1644 Nuntius
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in Paris (
DHGE VI, 219; Karttunen , 247; Gauchat , 33, 99, 312; Lutz , 31–34).
den titul d’altezza auch geben, contradicente oratore
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Veneto

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Giovanni Battista Nani (1616–1678); 1644–1648 Botschafter Venedigs in Paris ( ABI I 690,
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259–272, 300–303; II 410, 189f.; Kybal / Incisa , 121f.).
.

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Daß der konig in Dennemark den 26. Februari [!] todts verfahren

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Kg. Christian IV. von Dänemark, Hg. von Schleswig und Holstein (1577–1648); 1588 Kg.
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( DBA II 225, 94–96; SBA A-53, 113–318; Gade ; Lockhart ). – Er war jedoch erst 1648
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II 28/III 9 verstorben.
, ist
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allhier nunmehr kundtbar. Ob der new angehende successor

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Gemeint ist der Sohn Kg. Christians IV., Hg. Friedrich II. von Schleswig und Holstein
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(1609–1670); seit 1611 Koadjutor und Adm. verschiedener Hst.e, namentlich 1623–1648
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Adm. von Verden, 1624 Koadjutor von Halberstadt, 1634–1648 Adm. des Est.s Bremen,
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1648 Kg. (Friedrich III.) von Dänemark ( DBA II 405, 167; III 265, 313; 266, 41; Lorenz ,
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14f., 24; Mager , 90f.; Croxton / Tischer , 95f.).
lang still
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sitzen und sich wegen Bremen ze rechen unterstehen werde, stehet zu
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erwartten

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Nachdem das Est. Bremen im dänisch-schwed. Krieg 1643–1645 durch schwed. Truppen
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besetzt worden war, war 1645 VIII 13/23 im Frieden von Brömsebro (Text: ST V.2, 595–
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626; Druck einer lat. ÜS: Meiern I, 632 –649) die bremische Frage ausgeklammert und auf
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gesonderte Verhandlungen nach Stockholm verwiesen worden. Da dies ohne Ergebnis ge-
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blieben war, mußte auf dem WFK eine Entscheidung über das Est. fallen (vgl. Lorenz ,
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39–66). In Art. X,7 IPO wurde das Est. Bremen als weltliches Reichslehen an die schwed.
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Krone abgetreten.
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