Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 IX 12

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1646 IX 12
Mittwoch

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14 Mittwochs] am Rande: Polnisch anbringen.
Mittwochs, den 12. huius, haben herr graff von
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Nassau und ich, weil herr obristhofmeister sich propter indispositionem
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valetudinis entschuldigt, einem Polanischen ministro namens Matthias a Cra-
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caw

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Matthias von Krockow (gest. 1675), Bruder von Joachim Ernst von Krockow, polnischer Resi-
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dent beim Friedenskongreß. Vgl. UuA I S. 513 Anm. 7.
, so sich mit einem offnen königlichen credential, an alle bei denn uni-
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versalfridenscongressibus anwesende gsandtschafften lauttend, angemeldt,
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audientz geben. Dessen anbringen ist uff nachfolgendem innhalt bestanden:
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Es hette sein gnedigster könig und herr (so er die Königliche Maiestät in
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Polen und Schweden nennete) wargenommen, daß die allhier und zu Oßna-
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brukh angestellte fridenstractaten nun ein geraume zeit gewehret und durch
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embsiges zuthuen deren dabei interessirter gsandten und pottschafften nun-
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mehr dahien gebracht, daß dieselben vermuettlich mit ehistem zum schluss
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kommen möchte, wie dann Sein Königliche Maiestät, wafern sie gleich
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andern darzu eingeladen worden, an ihrem mithilfflichen zuthuen und er-
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sprießlicher cooperation nichts wurden haben erwenden lassen. Nachdem
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sie aber deßwegen von niemanden begrüeßt worden und gleichwol ver-
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nommen , ob solte von denn Schwedischen plenipotentiarien in vorschlag
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kommen sein, daß inen das hertzogthumb Pommern anstatt ihrer satisfac-
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tion neben mehr andern vornemen stukhen deß reichs überlassen werden
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solten, da dann Sein Königliche Maiestät erachteten, daß solches darumb
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geschehen, damit der cron Schweden status desto mehrers versichert sei; es
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were aber an deme gelegen, daß zumahlen auch die cron Polen und andere
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benachbarten ihrer sicherheit dabei gnugsamb vergwißt bleiben, dann un-
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schwer zu erachten, da denn Schweden solchergestalt daß dominium maris
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Baltici, auch der hauptströmen deß Teutschlandts in handen solten gelassen

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werden, waß darauß mit hemmung der commercien, continuation unerträg-
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licher licenten und sonst in ander weg allen benachbarten für grosse ungle-
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genheit zu gewartten stüenden. Sein könig hielte demnach darfür, es wurde
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daß beste sein, daß man das hertzogthumb Pommern demjenigen restituirn
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thet, dem es von rechts wegen gebürte, wie er dann unß ersuecht haben
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wolte, unsere negociationes dahien ze richten, damit solches also geschehen
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und Sein Königliche Maiestät dißortts in beschliessung deß fridens nit
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umbgangen werden möchte.

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Respondimus mit stillschweigender übergehung, daß der könig nit zu disen
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tractaten eingeladen worden, es were nit one, daß, nachdem nun 3 gantzen
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jar allhier und zu Oßnabrukh in denn fridenshandlungen verzehrt, an seiten
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Ihr Kayserlicher Maiestät iederzeit dahien gesehen worden, daß ein univer-
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sal - und billicher friden möchte erhebt werden, durch wölchen alle ständt
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in Europa in ruhe und sicherheit bleiben köndten, derentwegen man auch
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nit underlassen hett, denn Schweden alle diejenige motivi, die ietzt von dem
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abgeordneten weren angeregt worden, gantz beweglich ze remonstrin, inen
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auch andere satisfactionsmittl an handt ze geben, es were aber alles biß daher
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vergebens und unverfenglich gewesen. Und dieweil dann Ihr Kayserlichet
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Maiestät der kriegslast einzig ob dem halß ligen thue, sie auch von mehrern
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theils reichständen und benachbarten potentaten hilfflos gelassen werden,
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also könde derselben nit verarget werden, wann sie gleichwol endtlich uff
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mittl gedächten, wie sie sich solcher schweren oblagen entbinden möchten.
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Im übrigen wüßten sie sich der guetten nachbarschafft mit der cron Polen,
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auch nahender verwandtschafft mit Ihr Königlicher Maiestät wol zu berich-
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ten , werden auch daher iederzeit ihr absehens haben, auff daß bei beschlies-
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sung deß fridens dieselb zugleich in gebüerende consideration gezogen
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und ihres Staats sicherheit vergwißt sein mögen. Wofern aber Ihr Kayser-
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licher Maiestät auch anderwerts mit würklicher hilff an handt gegangen wurde,
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so wurden sie sich auch darnach, uff den fahl die gegentheil zu keiner billicheit
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zu uermögen, anderwerts zu erclären wissen. Wir wolten iedoch diß alles
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auch Ihrer Kayserlichen Maiestät principalplenipotentiario, herrn grafen von
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Trautmansdorff, referirn; und würde ime, abgeordneten, freystehen, wofern
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er in eim oder andern, dises gschäfft betreffendt, waß mehrers anzebringen,
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solches seiner gelegenheit nach ze thuen, darüber er auch ieweils guettwillg
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solte vernommen und mit gebürender antwortt beschaiden werden.

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Ille, bedankhte sich diser erclärung und anerbiettens, wolte es seinem gne-
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digsten herrn referirn, hette vor dißmal keinen weitern bevelch, allein dahien
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ze laborirn, daß bei disen fridenstractaten die cron Polen in ihrer gebüeren-
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den sicherheit beobachtet werde. Dieses bestüende aber hauptsachlich in
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deme, daß das hertzogthumb Pommern dem, so es gehört, restituirt und
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daß reich solchergestalt nit dismembrirt wurde. Sein könig hielte darfür,
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daß, ein solches zu erhalten, kein besser mittel als die innerliche befridigung
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mit denn ständen im reich, dardurch alsdann auch mit denn frembden cronen
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desto leichter fortzekommen sein würde. Name darauff seinen abschiedt.

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