Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 VI 9

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1646 VI 9
Samstag Sambstags an hertzog Carl zu Lothringen communi-
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cation , waß seinetwegen gehandlet worden [ 1260 ].

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Eodem an duca Savelli [ 1261 ].

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Eodem haben wir beeden herrn, graf Cratzen, auch herrn von Eltz, als
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Trierer thumbcapitularen Ihr Kayserlicher Maiestät an den churfürsten und
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thumbcapitul darselbst abgangne schreiben, die mit Frankreich vorgehende
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obligationes und newe fortificationes betreffendt, eingelifert und, waß Ihr
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Maiestät bevelch außweisete, eroffnet, quod mandatum apud acta vide [ 1262 ].

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17 Sambstags] am Rande: Ad Venetum per Caesareanos super Gallorum declarationes
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in puncto satisfactionis.
Sambstags, 9. huius, haben herr graf von Nassau und ich, Volmar, zu voln-
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ziehung vorgestrigen tags mit Ihr Excellentz, herrn obristhofmeistern, ge-
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faßten schluss unß zu dem Venetianischen ambassador, weil der podagras
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halber nit außgehen könden und derentwegen herr nuncius apostolicus bei
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ime sich eingefunden, verfüegt und unser anbringen auff folgende puncten
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gesetzt:

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Bei S. 663,9 dahiengestellt] ist ein nicht foliierter Zettel in kleinerem Format mit einem
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Entwurf dieses Vortrages eingelegt:

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Proponendum dominis mediatoribus: 1. Facta domini nuncii die mercurii relatione
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visum quidem primo aspectu posse cum Gallis ad colloquium deveniri, sed re maturius
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examinata deprehensum negotium nondum ita maturatum esse, ut hoc cum magno
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fructu fieri posset, satiusque iudicatum denuo mentem nostram mediatoribus explicare,
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ut penitus, quid de Gallia sperandum esset, explorarent. 2. Ante omnia autem nolle nos
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scripturam mutilare, nam Gallos antehac simili nostra facilitate abusos. Remaneat in
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manu mediatorum, qui communicent, quantum iudicabunt expedire. 3. Quod Galli
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dicant lit. A non decere, ut sese declarent, signum nobis certissimum esse nihil nobis
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sperandum ex iis, ob quae Gallis tanta fiat oblatio, imo necessitatem incumbituram Cae-
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sari gravis belli ob religionem Gallis interim ociose spectantibus. Fundamentum hoc
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esse nostrae oblationis; itaque declarent se Galli saltem ad mediatores maneatque talis
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declaratio in illorum pectore. 4. Caesarem inconsultis statibus lit. C, D et L nec explicite
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nec implicite consentire posse, quod capitulationi suae adversetur; offerunt se Caesare-
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ani , si velint, proposituros hoc statibus. 5. Status Neoburgi cum moeniis et fossis omni-
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no , ut ante bellum erat, relinqui debet nec admittent aliud Caesareani. 6. Quod ad eos
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articulos attinet, quos Galli mediatorum pectori creditos volunt, Caesareani quidem non
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repugnant, quin ita fiat, sed hoc modo, ut nimirum isti articuli in praesentia partium
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concordentur, ab ipsis mediatoribus in chartam notentur et sic ex utriusque partis con-
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fessione in manibus mediatorum remaneant. 7. Quod ad debita Alsatiae ac recompensa-
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tionem archiduci Ferdinando dandam attinet, Caesareani prioribus inhaerent et nihil
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remittere possunt. 8. Quod ad 500 000 Bavaro solvendos attinet, debitum hoc a Caesare
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Ferdinando II. provenit et remitti duci Wurtembergae non debet. 9. Ad literas Q, R, S
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similiter a postulatione sua desistere nec volunt nec possunt, cum prima sit in ipsa
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iustitia fundata, duae reliquae ad pacis universalis compositionem necessariae. 10. De
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subsidio contra Turcam tempore suspicionis persistunt Caesareani in 200 000 thaleris
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annuis. Si bellum oriatur, pro 10 000 militum in stipendium menstruum solvantur
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milleni centeni. Ad haec si se Galli propius et affirmative declaraverint, Caesareani col-
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loquium libenter admittent.

[p. 647] [scan. 695]


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Erstlich haben wir angezeigt, als herr nuncius am vergangnen mittwoch
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herrn obristhofmeistern relation gethan, wessen sich die Französischen pleni-
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potentiarii über unser nacherclärung vernemmen lassen, so weren wir zwar
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anfangs genaigt gewesen, alsogleich zu einer mundtlichen conferentz mit
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inen fürzeschreitten. Als wir aber hernach in bessern nachdenkhen befunden,
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daß dises geschäfft noch so weit nit maturirt, das durch ein solche conferentz
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einiger fruchtbarlicher außgang ze hoffen sein könden, so hetten wir vor ein
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nothurfft befunden, vordrist inen, herrn mediatorn, unsere bedenkhen zu
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eröffnen, damit sie darüber die Franzosen ferners besprechen köndten. So-
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dann und vor allen dingen, obwol die Franzosen begehrten, daß unsere
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erclärungsschrifft in ettlichen passibus gestimblet werden solte, so köndten
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wir unß iedoch darzu nit verstehen, sondern liessend dieselbe allerdings in
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dem standt, wie sie verfaßt, verbleiben, dann ja nichts deroselben beigesetzt,
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wölches die nothuerfft nit erfordern und so sich nit mit der offenbaren
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warheit conformirn thet. Wir hetten in unserer ersten oblation den Franzö-
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sischen plenipotentiariis mit dergleichen begehren auch gratificirt, aber
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nichts anders darmit gewunnen, als daß sie bei ihren conferentzen unß ver-
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schreyet , wir hetten vil nebenconditiones angehenkht, so sie aber alle ver-
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worffen , und Ihr Kayserliche Maiestät damit verhaßt ze machen understanden.
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Wolten sie die schrifft, wie die verfaßt, nit annemmen, so soll die in handen
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der mediatorn verbleiben, wölchen wir anheimbdgeben theten, waß sie denn
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Franzosen drauß communicirn wolten. Daß aber drittens sie, Franzosen,
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sich nichts erclären wolten, waß man sich gegen inen zu versehen, casu quo
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die Schweden und protestierenden zu keinen billichen fridensmittlen ze brin-
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gen , daß were unß ein clares zeichen, daß man von inen nichts zu gewartten,
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wessentwegen man inen so stattliche satisfaction in handen ze lassen sich
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erclärt, sondern es werde Ihr Kayserlicher Maiestät ein schwerer religions-
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krieg uff dem halß gelassen werden und die Franzosen dessen otiosi spec-
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tatores sein wollen. Weil aber eben diß zu wissen daß fundamentum nostrae
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intentionis sei, so sollen sie sich wenigst gegen denn herrn mediatorn
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erclären und inen solches in gehaimbd vertrawen. Waß dann zum 4. die
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sovranitet deß Römischen reichs über die Elsassischen reichständt, auch
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überlassung der veste Philipsburg anlangte, da köndten Ihr Kayserliche
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Maiestät weder directe noch indirecte, weder implicite noch explicite incon-
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sultis statibus drein willigen, seitemaln solches deroselben Kayserlichen
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wahlcapitulation entgegenlauffen thet. Man bleibe aber deß erbiettens, wann
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sie wolten, dises begehren denn reichsständen ze proponirn. Fünfftens, die

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statt Newenburg betreffendt, müeßte die einmahl in dem standt restituirt
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werden und bleiben, wie sie vor anfang diß kriegs gewesen, und köndte [man]
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in außfüllung der alten stattgräben keinesweegs consentirn. Sechstens, waß
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diejenige articulos anlangte, deren bewilligung die Franzosen der mediatorn
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glauben vertrawet haben wolten, dessen weren wir zwar, iedoch dergestalt
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zefriden, daß namblich solche articuli in praesentia partium verglichen,
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durch sie, mediatores, verfaßt und also ex utriusque partis confessione in der
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mediatorn handen verbleiben sollen. Sibendens, die schulden uff den Vorder-
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osterreichischen landen wie auch die herren ertzhertzog Ferdinand Carl
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erstattete recompens betreffend, bleiben wir allerdings uff unser letstern
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erclärung und könden nichts darvon weichen. Betreffend zum 8. die 500 000
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gulden uff der herrschafft Heidenheim

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Vgl. R. Philippe S. 20f.
hette es damit dise bewandtnus,
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daß dises ein von Ihr Churfürstlicher Durchlaucht weylandt Kayser Ferdi-
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nand II. par gelihen gelt und uff Haidenhein geschlagen wer, also billich,
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daß Württemberg solches bezahlte, wann er anderst die herrschafft wider
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haben wolte. Neuntens köndten wir auch von deme nit weichen, waß wegen
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der Hessen Casselischen pretension, wegen pacification mit Spanien und
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Lothringen in unserer declaration gesetzt worden, dann daß erste wer in
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ipsa iustitia fundirt, daß andere aber gehördte einmal ad pacem universalem,
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so die gegentheil so vilfaltig angerüembt; der köndte auch nit bestehen,
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wofern Lothringen außgeschlossen und mit Spania kein fridt gemacht
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werden solte. Letstens die subsidia contra Turcam betreffend, bleiben wir
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dabei, daß tempore suspicionis deß Jahres 200 000 thaler und zu einfallendem
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offnen krieg für die anerbottne 10 000 mann monatlich 100 000 thaler bezahlt
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werden, dann Ihrer Maiestät mit dem volkh nit gedient. Der determination
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halber ad triennium würde es so vil bedenkhens nit haben. Wann nun die
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Franzosen sich hierauff waß nähenders würden erclärt haben und affirmative
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heraußgangen sein, so werden wir unß zu ferner appuntierung ein mundt-
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liche conferentz nit lassen entgegen sein.

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Die herrn mediatores haben sich benommen, hierunder mit inen ferner ze
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handlen. Ist dabei nichts sonders discurrirt worden, allein das der Venetia-
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nische ambassador die newe pretensiones gar für unbillich gehalten, deß-
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gleichen den Franzosen unrecht geben, daß sie dem ertzherzog einige
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schulden zu bezahlen ufftrechen solten. Hingegen aber hatt er vermeint,
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Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern köndten die 500 000 gulden pacis
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caussa wol auch nachlassen.

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Eodem sambstags schreibt herr graf von Trautmansdorff, bei herrn nuncio
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einwendung ze thuen, daß er mit concession sessionis et voti gegen denn
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protestierenden, wie er begehrt, nit wurde innhalten könden, weil sie beraits,
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daß es von denn catholischen bewilligt, nachricht hetten. Item das die Fran-
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zosen den protestierenden nostram declarationem penultimam in puncto
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satisfactionis ad dictaturam communicirt, derentwegen wirs allhie auch dem
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Churmaintzischen directorio eadem fine zustellen möchten [ 1263 ].

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