Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 V 23

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1646 V 23
Mittwoch Mercurii, 23. huius, a meridie domini mediatores
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retulerunt nobis responsum plenipotentiariorum Gallorum, erzehlten dabei
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ad longum, daß sie ihr negociation also angestellt, daß wir in unserer mit
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inen, mediatorn, gehaltner conferentz unß mehr ob der halßstarrigkheit der
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Franzosen erclagt, als daß wir unß einiger newen vorschläg hetten ver-
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nemmen lassen, sonderlich aber inen zu erkennen geben, daß ihre ange-
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maaßte innbehaltung der vestung Preysach keinesweegs zu der cron Frank-
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reich mehrer sicherheit, sondern vilmehr zu immerwerendem streit und
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uneinigkheit zwischen dem Römischen reich und der cron Frankreich auß-
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schlagen , daher vil besser sein wurde, wann sie sich etwan uff andere und
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solche partiti, so vom hauß Osterreich mit guettem willen als mit unwillen
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zu erhalten weren, entschliessen theten, deren dann villeicht, wann sie nur
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wolten, nit ermanglen wurden etc. Die Französische plenipotentiarii weren
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uff solche gegen inen gefürtten discorsi hien zum drittenmahl auff ein

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saitten getretten und hetten sich ieweils zum höchsten contestirt, daß sie
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einmahl kein andern bevelch und instruction hetten, als uff innbehaltung
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der vestung Preysach zu verharren, und würden auch daßjenig, so weiters in
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vorschlag kommen möcht, nach dem königlichen hof referirn müessen.

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Endtlich aber wer es uff nachfolgende zween underschiedliche vorschläg
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kommen: Erstlich, daß man inen die vestung Preysach neben dem Undern
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und Obern Elsaß wie auch Suntgaw überlassen solt. Waß dann die vestungen
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Bennfelden, Zabern und Philipsburg anlangte, da möchte von disen noch
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fernere tractation zugelassen werden, und vermeinten die herrn mediatores,
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wann die hinterlassung Preysach biß auff deß königs aigne mundtbarkheit
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bestimbt, so wurde der sachen fast könden abgeholffen werden. Zum andern
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aber und wo unß diß nicht annemblich, so solte man die fortificationes zu
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Preysach wie auch selbige Reinbrukhen demolirn und noch darzu dem
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könig in Frankreich die beede walttstätt Lauffenberg und Reinfelden wie nit
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weniger Zabern, Bennfelden und Philipsburg überlassen, alles sambt dem
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Obern und dem Untern Elsaß und dem Suntgaw. Von denn conditionibus
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hetten sie, mediatores, sonders nichts wöllen vermelden noch vil weniger
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per hypothesin proponirn wollen, wann man entlich Preysach überlassen
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thet, waß alsdann von der cron Frankreich quoad dictas conditiones ze hoffen
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sein könde, sondern vor daß bessere gehalten, hiervon gentzlich zu schwei-
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gen und unß vordrist die angeregte beede vorschläg ze referirn, damit wir
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unß darüber bedenkhen und entschliessen möchten. Allein wer der Pfaltzi-
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schen sach meldung geschehen, und hetten sich die Franzosen erbotten,
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sobaldt sie über unsere erclärung sich mit unß würden vereinigt haben, daß
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sie alsdann die unß diser sach halb proponirte conditiones solenniter appro-
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birn , auch, daß es also der königlichen maiestät in Frankreich meinung wer,
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nit allein denn Schwedischen plenipotentiariis, sondern auch gesambten
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reichsständen offentlich proponirn wolten. Die mediatores erinnerten unß
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auch, weil die Franzosen noch immerzu sich auff die von denn Chur-
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bayerischen gsandten inen gemachte speranza referirn theten, wir wolten
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nit unterlassen, noch heut diselbe anzesprechen und zu ermahnen, wann
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gleich bei heuttiger ordinari waß anders von ihrem herrn einkommen thet,
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daß sie doch damit innhalten und dise vorstehende action nit turbirn wolten.
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Wir haben inen diser negociation, die sie dexterrime gefüert hetten, zum
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höchsten bedankht und erbiettig gemacht, denn sachen nachzudenkhen und
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unß morndrigen tags widerumb zu erclären.

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So hab auch ich, Volmar, ex commissione domini comitis de Trautmansdorff
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mich alsbaldt zu denn Churbayerischen verfüegt und inen von disem ver-
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lauff parte gegeben, auch im vertrawen eröffnet, waß hierunder daß rath-
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samste sein und wölchergestalt alles zur richtigkheit gebracht werden könde.
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Dessen sie wol content und umb die communication hoch gedankht,
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zumaln versprochen haben, dise intention bestermassen ze secondirn helffen.
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Als ich auch inen gesagt, welchergestalt die Franzosen sich auff sie beziehen
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theten, haben sie sich entschuldigt, daß selbige ihre anzeig unglaich auß-

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deütten theten.

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1 Sie] am Rande: Churbayerische sagen, die Franzosischen wegen Preysach dehortirt ze
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haben, bekennen aber, daß sie inen gesagt, wasmaassen ihr churfürst derenthalben
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ein aignen currier ad Caesarem geschikt.
Sie hetten nit unterlassen, inen, Franzosen, wie sie es auch
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von ihrem herrn bevelcht gewesen, alle bewegliche rationes ze remonstrirn,
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warumb man nit einwilligen köndt, daß Preysach in der cron Frankreich
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handen bleiben solt, gleichwol aber dabei auch vermeldet, das der herr
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churfürst nit underlassen hett, ein aignen currier zu Ihr Kayserlichen Maie-
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stät ze schikhen, selbige auch ze pitten, daß sie alle müglichste mittel zu be-
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fürderung der fridenstractaten ergreiffen wolten. Hetten sich aber niemaln
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benommen, Ihr Maiestät ze forzirn ad consensum.

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