Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 XI 18

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1645 XI 18
Samstag Sambstags, den 18. huius, haben wir dem Chur-
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maintzischen adiuncto

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Dr. Johann Adam Krebs.
ein extract auß dem Kayserlichen schreiben vom
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3. huius communicirt wegen Ihr Kayserlicher Maiestät gnembhaltung, das
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die ständt eingewilligt, die responsiones immediate denn cronen ze überge-
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ben , mit ersuechen, solches auch andern ze communicirn. Dabei er von unß
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zu vernemmen begehrt, waß unser meinung sein möcht in puncto admitten-
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dorum , damit er etwan seine proposition darnach incaminirn oder mit andern
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davon communicirn köndte. Respondimus, wir geben den ständen kein
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maaß noch ordnung, wessen sie sich resolvirn wolten, daß müeßt man aber
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praesupponirn, das Ihr Maiestät nit gern sehen würden, daß man zu einiger
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ruptur solte ursach geben. Stüende also dahien, was die stände vor eine reso-
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lution fassen theten und warbei man zu verharren gedächte, alsdann wurden
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wir unß nomine Caesaris schon zu erclären wissen. Benebens haben wir ime
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communicirt, was unsere collegae unß von Oßnabrukh vom 16. huius in hac
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materia geschriben.

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36 Nach] am Rande: Churbrandenburgische fordern Jägerndorff.
Nach dessen abferttigung ist herr graf von Wittgenstein erschienen, meldet
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erstens seines gnedigsten herrn churfürstens gnedigsten gruß, sodann were
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bekandt, waßgestalten Seiner Churfürstlichen Durchlaucht nach dero herrn

[p. 474] [scan. 522]


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vettern und bruder

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Mgf. Johann Georg von Brandenburg (1577–1624), Hg. in Schlesien zu Jägerndorf 1606, hatte
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im böhmischen Krieg gegen den Kaiser gekämpft und war 1622 in die Acht erklärt worden. Der
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Kaiser hatte daraufhin Jägerndorf 1623 an Fst. Karl von Liechtenstein (1569–1627) gegeben,
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dessen Sohn Karl Eusebius (1611–1648) es gegenwärtig besaß.
absterben daß fürstenthumb Jägerndorff in Slesien zu-
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und angefallen, darzu sie aber biß dato nit hetten gelangen mogen. Verhoff-
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ten , Ihr Kayserliche Maiestät werden sie darvon lenger abzehalten nit ge-
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meint sein. Hette demnach nit underlassen, auch bei unß deßwegen erinne-
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rung ze thuen. Es möchte zwar etwas difficultet wegen der ietzigen innhaber
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vorfallen, deme köndte aber verhoffentlich wol remedirt werden. Respon-
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dimus gratias agendo pro salutatione, wir köndten nit verhalten, daß unß von
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diser sachen in unsern instructionibus nichts anbevohlen wer, daher unß
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dises anlangen etwas befrembdtlich vorkommen thet, köndten zwar nit
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underlassen, Ihr Kayserliche Maiestät dises anbringens gehorsamblich zu
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berichten, hielten aber darfür, Ihr Maiestät werden der meinung sein, es
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gehördte dise sach nit zu denen allhiesigen congressibus und möchten Ihr
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Churfürstliche Durchlaucht ihre nothurfft selbst bei Ihr Maiestät immediate
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anbringen lassen. Ille, sein gnedigster herr hette vermeint, es wer ein sach, so in
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dise congress auch einlauffen thet, und darumben dessen zu gedenkhen nit
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unterlassen wollen, damit man nicht sagen möcht, er hette dabei waß ver-
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absaumbt , wurde sonst sonder zweifl bei Ihr Kayserlicher Maiestät selbst
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einzekommen unvergessen bleiben.

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Nos liessens dahiengestellt sein. Per occasionem erzehlte er, das der duca de
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Longavilla nochmaln gar starkh in ine gesetzt einzewilligen, daß denn
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Schweden Pommern verbleiben möcht, mit versprechen, das beede cronen
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die waaffen nit niderlegen würden, biß der herr churfürst hingegen sein con-
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tento empfangen. Er hette aber geanttworttet, dises stüende noch bei denn
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göttern, und köndte sein herr kein ungwiß vor ein gwisses annemmen noch
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eim andern, daß seinig derentwegen zurukhzelassen, zumuetten. Der Salvius
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hette zugleich vermeldet, als ob Ihr Kayserliche Maiestät schon zuvor der
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cron Schweden Vorderpommern offerirt, iedoch dabei gesetzt, daß er nit
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gern gehördt, das die Franzosen dessen so starkhe mahnung gegen denn
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Brandenburgischen gethan, dann von inen, Schweden, wer es nur discurs-
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weiß gemeldet worden und köndten sich noch nichts hauptsachlichs erclä-
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ren , dann sie müeßten erst in hoc puncto satisfactionis resolution auß Schwe-
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den erwartten. Nos, wegen Vorderpommern, wüßten hiervon kein sondere
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particulariteten, achten wol, das dazumahl solche conditiones obhanden ge-
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wesen , die vor dißmaln nit mehr ze practicirn.

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35 Eodem] am Rande: Colloquium cum mediatoribus.
Eodem gegen abendt haben wir die herren mediatores besucht, inen vordrist
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deß herren ertzhertzogen Leopoldt Wilhelms bevelch gmäß vom 24. Augusti
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und 24. Octobris, apud acta [ 909 ], die im bisthumb Straßburg vom commen-

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danten zu Bennfelden

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Kommandant zu Benfeld war der schwedische Oberst Friedrich Moser von Filseck (freundliche
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Auskunft von Herrn Dr. G. Lorenz ).
und ettlich andern begegnende einträg wider die ca-
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tholische religion vorgebracht und ersuecht, solche denn Franzosen vor-
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zetragen , auff daß sie mit dem Salvio die abstellung als einer sach, so mit dem
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statu belli nichts ze thuen und doch auch crafft deß mit Schweden getroffnen
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capitulati unverendert sein solte, negocirn wolten. Deßwegen auch herrn
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nuncio ein memorial zugestellt, und ist von ime erbietten geschehen, der
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sachen nachzesetzen. Sodann haben wir auch per occasionem nachgefragt,
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wessen sich die Franzosen über unser vorig anbringen vernemmen lassen. Da
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sie, mediatores, in genere anzeigt, sie hetten sich benommen, bei deß Salvii
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anwesenheit ihre replicas zu vergleichen, und weren erbiettig, selbige unver-
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lengt heraußzegeben, doch müeßte der punctus admissionis alsdann auch
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richtig sein und super salvis conductibus pro mediatis ein ferner erclärung,
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es bei dem veto [!] sensu der praeliminarien bewenden ze lassen, gegeben wer-
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den .

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14 Und] am Rande: De satisfactione coronarum.
Und sagte der Venetus, vom Salvio vernommen ze haben, daß die cron
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Schweden einmal Pommern und die Franzosen daß Elsaß pro satisfactione
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begehren würden. Die protestirende weren deß mehrerntheils zufriden.
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Brandenburg machte darwider instantias, man werde aber schon auch mittel
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finden, ine zu behandlen, der Kayser köndte ime schon waß anders geben.
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Waß Bayern anlangte, derffte er auff die 13 million sich nit spitzen. Der
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Kayser noch das reich sei ime darfür kein guett wortt schuldig, die müeßt er
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wol fallen lassen, mit der chur möchts noch zu einer alternativ oder ad
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octavum numerum kommen.

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Die protestirende würden morndrigen oder montags ihre deputatos mit
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ihrem gefaßten guettachten ad responsiones Caesaris sambt ihren gravamini-
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bus allher schikhen. Darinn weren drey hauptpuncten begriffen: 1. De reli-
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gione , da sie ein uti possidetis über innhabende gaistliche güetter in perpe-
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tuum sambt admission ad sessionem et votum im reich, 2. de iustitia, da sie vier
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parlamenta, als 1. Kayserlichen reichshofrat, 2. cammergericht zu Speyr, 3. eins
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im Ober- und Nidersaxischen craiß, 4. im Westfalischen craiß, haben wolen.
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3. De politicis, dabei sie confirmationem ligae Anseaticae praetendirten.

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31 Dise] am Rande: De admissione exclusorum tandem conventum.
Dise letztere anzeig hab ich alsbaldt dem Churmaintzischen directori per
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schedulam notificirt und zu bedenkhen gestellt, ob bei solcher bewandtnus
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rathsamb sein werde, sich in puncto admissionis weiter in consultation ein-
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zelassen . Dann solte man ad affirmativam schliessen und hernach die pro-
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testantes sich nit mehr zum revers verstehen wollen, so wer es denn catholi-
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schen sehr schimpfflich und propter consequentiam schädlich. So were auch,
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in eventum die protestirende schon den revers einwilligten, kein hoffnung
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eines nutzens, dann weil das parere schon gefaßt, wurden alle protestantes ihre
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vota drauff richten und also collegialiter solchen schluss nochmaln behaupten.

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