Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 VII 29
1645 VII 29
Samstag
Sambstags, den 29. huius, hatt sich herr bischoff von
Oßnabrukh sambt dem propst von Landtsperg, cantzler Mehrfeldt bei unß
in herrn grafen quartier eingestellt
Vgl. APW [ III C 3,1 S. 256f. ]
, da dann folgendts Dr. Krebs, Chur-
rnaintzischer adiunctus, darzu kommen. Sein, herrn bischoffs, vortrag war
ein communication dessen, waß am vorigen tag bei verlauttetem einzug der
Churmaintzischen gsandten mit denn Franzosern verloffen, und folgenden
innhalts:
Nachdem alle anstalt gemacht gewesen, daß die Churmaintzischen gsandten
in beobachtung deß jüngst bei einzug des duca di Longavilla und folgendts
des conte Pineranda eingefüerten modi ex corpore collegii electoralis einbe-
glaittet werden solten, und dann wir, Kayserliche, unß uff beschehen anlan-
gen und angesehen, Ihr Kayserliche Maiestät daß haupt dises corporis wer,
unsere wagen auch entgegenzuschikhen erbotten, dessen sich dann die sampt-
liche gsandten der herren churfürsten zum fleissigsten bedankhten und nit
underlassen wurden, solches ihren gnädigsten herren anzerüemen, so hett
sich der Französische resident Romain bei ime angemeldt und im nammen
derselben gsandten vorbracht, daß sie vernommen hetten, waßmaassen die
Churmaintzischen gsandten disen abendt allhie ankommen solten. Und weil
inen dann in ihrer instruction bevohlen wer, denn churfürstlichen alle ehr zu
erweisen, so weren sie bedacht, ihre wagen auch entgegenzeschikhen, son-
derlich aber anietzt, weil der herr churfürst von Maintz decanus collegii sei.
Und ob man sich wol gegen inen entschuldigen lassen, das es solcher cour-
toisie nit bederffte, so müeßten sie doch ihrem bevelch nachkommen, und
werde man inen solches anderst nit dann wol auffnemmen. Ime hett herr
bischoff geanttworttet, das er sich vordrist diser ehrentbiettung gegen inen,
Französischen gsandten, bedankhen thet, es solte auch gehöriger ortten
bestermaassen angerüembt werden. Dieweil man aber beraits di commun
concerto sich verglichen, daß hinfüro dergleichen cerimonie von andern
gsandten unterlassen bleiben möchten, wie dann die exempla mit deß duca di
Longauilla und deß conte Pineranda einzug solches von selbst weisen theten,
so wolt er darfür gebetten haben; man werde seltzame discurs drüber ma-
chen . Und obschon die Kayserlichen sich auch erbotten, den Maintzischen
entgegenzeschikhen, so hetten iedoch die Französische darob kein conse-
quentz uff sich ze machen, dann die Kayserlichen representirten daß caput
und die churfürstlichen die membra, weren also eiusdem corporis. Und
wann ie die Franzosen dessentwegen eine jalousie fassen wolten, so wurden
man ehe selbige ersuechen, daß entgegenschikhen auch ze unterlassen, und
die Churmaintzischen lieber all’incognito hereinkommen. Es hette aber der
Romain nochmaln uff seiner meinung verharret, mit anzeig, daß die Franzö-
sischen gsandten ihr entgegenschikhen in keinem weeg, es geschehe der ein-
zug offendtlich oder heimblich, unterlassen würden. Darauff herr bischoff,
er müeßte dessentwegen sich mit seinen mitchurfürstlichen unterreden.
Und nach abferttigung deß Romains hab er den thumbpropst von Pa-
derborn zum herrn nuncio geschikht mit ersuechen, er wolt doch se-
hen , ob er die Franzosen hiervon divertirn köndten. Aber herr nuncius
hette geanttworttet, die Franzosen weren mutabiles und nichts bestän-
digs mit inen ze handlen, er köndt sich der sachen nichts weiters annemmen.
Uber laßt herr bischoff den conte d’Avaux durch einen edelmann eben-
mässig anlangen, daß man dise cerimoniam einstellen wolte, sed frustra. Und
weil er vermerkht, daß sie mit ihren gutschen uff dem platz halten und acht
geben liessen, wann sein, deß herrn bischoffs, abfahren thet, hett er bevohlen,
widerumb abzespannen, und entzwischen die Churmaintzischen avisirt, disen
abend nit herinzekommen, sondern unterweegs ze bleiben, biß man sich der
sachen vergleichen möcht. Wie beschehen. Es were aber baldt darauff der
Romain widerkommen und hett sich im namen ut supra beschwert, daß herr
bischoff wider hette abspannen lassen, wüßten nit, wie sie solches verstehen
solten. Wann man denn churfürstlichen dise ehr nit wolte anthun lassen,
köndte es noch wol andere disgusti caussirn, innuens, daß man sie vor keine
churfürstliche gsandten erkennen noch visitirn wurde. Und wann sie schon
all’incognito kommen wolten, so weren auff allen straaßen solche spia ge-
macht , daß es unmüglich sein wurde, und weren resolvirt, sobaldt sie rencon-
trirt , alsbaldt inen entgegenzefahren, sie in ihre Französische gutschen per
forza ze nemmen und also hereinzefüeren. Eben dergleichen anzeig und pro-
testa hatt er auch hernach bei denn Churbayerischen und Brandenburgischen
abgelegt.
Unterdessen weren beede mediatores zu dem duca di Longauilla gefahren,
dabei sich auch die andre beede Französische plenipotentiarii eingestellt.
Und nachdem dise wider hinweg, so were der conte d’Avaux erst abendts
umb 7 Uhr zu ime, herrn bischoffen, kommen, hette ime anfangs daß be-
schehen wideraußspannen starkh verwisen, sodann einen langen discurs
wider die Spanischen angefangen und inter caetera gesagt, sie, Franzosen,
wolten zeigen, wie man denn Kayser und die kurfürsten veneriren solte. Der
conte Pineranda geb auß, hette instruction, denn churfürstlichen das praedi-
cat excellentz wie auch den Teütschen fürsten altezza nit ze geben. Derselb
sei mit deme, waß Saavedra und Bruin eingangen, nit zefriden, sondern weil
er sehe, daß die Spanischen ihre angemaßte precedentz vor denn Franzosen
nit erhalten köndten, so understehe er, alles in confusion ze richten. Sie,
Franzosen, wolten einmahl ihren rango immediate nach dem Kayser haben,
es koste, waß es wölle. Wir, Kayserische, hetten den Pineranda, als wann er
der könig selbst wer, im bett ligendt visitirt, und zwar vor dem nuncio.
Nichtsdestweniger hett er unß noch kein reuisita geben, dises wer ein
offendtlicher affronto deß Kaysers. Dominus episcopus dicit se respondisse,
es solten doch die Franzosen nit so hoch drauff setzen, er hette die herein-
kunfft der Churmaintzischen guetter meinung suspendirn machen. Ime, d’
Avaux, wer bewußt, waß vor ein competentz zwischen den churfürsten
und Venedig wer, dißortts wolte man gern solche occasiones verhüetten.
D’Avaux: dises hette nichts zu bedeütten, Frankreich hette mit Venedig und
denn churfürsten kein competentz, halte sie beede vor seine guette freundt,
köndte umb der Spanier willen dennselben gebürende ehr zu erweisen nit
unterlassen. Herr bischoff köndte dem herrn nuncio wol sagen, daß der
angezogne verglich in der formb, wie mans ietzt außdeütten wolle, von inen,
Franzosen, nit gemeint gewesen. Sie hetten sich guettwillig deß entgegen-
schikhens von andern begeben. Wann ex parte Spanien der duca di Medina
komme, werde derselb auch kein anders pretendirn könden. Herr bischoff
sagt, hab es mit deme beschlossen, daß ers denn Churmaintzischen wolte zu
wissen machen.
Unterdessen und weil dises also zwischen denn Franzosen und ime negocirt
worden, hetten sie 3 gutschen hinaußgeschikht, so die Churmaintzischen
unterweegs angetroffen und sie solenniter begrüeßt, auch angezeigt, wann er
disen abendt oder morgens in Münster einziehen thet, daß sie ine accompag-
nirn werden.
Nun hette er, herr bischoff, nit unterlassen, über dise begegnus mit denn
Churbayerischen und Brandenburgischen ze communicirn, und were fast da-
hien gezihlt worden, daß man zwar nochmaln zu denn Franzosen schikhen
und inen anzeigen lassen solte, weil sie beraits zu denn Maintzischen hinauß-
geschikht , wolte man es darfürhalten, als wann sie selbige würklich herein-
beglaittet hetten, mit pitt, sie wolten sich weiter nit bemuehen, auch mit
erbietten, solches ebenmässig inskünfftig gegen den ihrigen also ze halten.
Wann sie aber nachmaln darmit nit wolten zefriden sein, so solt mans recht in
Gottes namen gehen lassen und sie, die churfürstlichen, ihr entgegenschikhen
ins werkh richten. Wolten dann die Franzosen auch schikhen, so köndt mans
nit verwehren. Im übrigen stüendts zu unß, Kayserlichen, waß wir thuen wol-
ten . Zwar were auch in quaestionem kommen, ob nit auch zum Venetia-
nischen pottschaffter ze schikhen wer. Dises alles hetten sie unß vertraulicher
meinung communicirn und unser guettachten darüber pitten wollen.
Wir haben im abstandt vermerkht, daß es nit zu uerhindern noch rath-
samb , sich dessen ansehen ze lassen. Seyend aber im zweifl gestanden,
waß unserseits ze thun, haben iedoch auß folgenden ursachen nit vorstendig
ze sein befunden, daß wir unß der entgegenschikhung im geringsten verwai-
gern solten. Dann erstlich were denn churfürstlichen bewußt, daß wir von
Kayserlicher Maiestät bevelch hetten, solches ze thuen. Zum andern, nach-
dem sie diß argument gebraucht, daß wir im namen Ihr Maiestät daß caput,
sie aber nomine electorum die membra, also sambtlich ein corpus repraesen-
tirten , daher auch ex mutua relatione sich eraignen wolt, daß zugleich von
unß solche verehrung nit ze difficultirn, so wurde es daß ansehen haben,
wann wir darzu nit verstehen theten, als were unß solche coniunction zu-
wider , und möchte dessentwegen zu mehrern separationibus anlaaß geben.
Zum dritten, obschon erscheine, als wann dise churfürstlichen es vor dißmal
nit hoch achteten, sondern allerdings zu unserer willchur gestellt sein
liessend, so seye doch kein zweifel, daß sie hernach unter sich selbst diese
discurs füeren werden, es were solche unterlassung bei unß eintweder ex con-
temptu oder ex respectu erfolgt; dises umb der Spanischen willen und inen
damit ze gratificirn, jenes aber, daß wir unß zu hoch sein gedunkhten und
dasienig, was Ihr Kayserliche Maiestät selbst inen beraits gegönnet hetten,
per indirectum widerumb zurukhziehen begehrten. Dergleichen impressio-
nes aber bei inen, churfürstlichen, einwurtzlen ze lassen, würde Ihr Kayser-
licher Maiestät zu höchsten unstatten sowol inskünfftig als bei disen
fridenshandlungen außschlagen. Zum 4., so würde sich gar übel reimen,
wann die Franzosen bei diser einbeglaittung den raigen füeren und von denn
Kayserischen niemandts vorhanden sein solte. Der gemeine mann wuerde es
also auffnemmen, als wann der Kayser die churfürsten denn Franzosen ver-
lassen , verschenkht oder verkaufft hette. Man mueßte in solchen aüsserli-
chen ceremonien vornemblich auff den gemeinen rueff sehen und sich dahien
befleissen, daß der auff Ihr Kayserlicher Maiestät seitten schlagen möge.
Zum 5. were unß bewußt, waß vor sonderbare confidentz Ihr Kayserliche
Maiestät auff den herrn churfürsten von Maintz setzen theten, und daher wol
zu verhüetten, daß Sein Churfürstliche Gnaden unserthalb nit disgustirt
werde, wölches leichtlich sein köndte, wann wir bei sothaner beschaffenheit
dise ceremoniam unterlassen theten.
His ita inter nos ponderatis haben wir folgendts herrn bischoffen in antt-
wortt angezeigt, daß unß zwar lieb geweßt wer, wann dise difficulteten
hetten verbleiben mögen, dieweil aber wol zu erachten, die Franzosen wer-
den uff ihrer meinung verharren, so sehen wir zugleich kein ander mittel, als
daß man es recht gehen lasse und der einzug der herren Churmaintzischen,
wie angeordnet, offentlich beschehe. Wir bleiben auch unserstheils erbiettig,
unsere wagen zugleich mit hinaußzeschikhen, dann waß die Franzosen umb
ihres privatinteresse willen, daß habend wir mit besserem fundament wegen
deren zwischen Ihr Kayserlicher Maiestät und dem churfürstlichen collegio
unzertrenlichen connexitet willen ze thun. Dabei wir auch ex praedictis con-
siderationibus , waß zu gewinnung mehrern favors dienstlich sein mögen,
einzefüeren nit underlassen haben. Nach disem hatt herr bischoff auch mit
wenigem angedeüttet, daß d’Avaux gegen ime auch, waß die mediatores bei
inen deß Lengerichischen conclusi halber angebracht hetten, verlautten lassen;
und wol so vil zu verspüeren gewesen, daß die Franzosen zugleich wenig lust
darzu hetten und sonderlich sich dessen scheüheten, daß die ständen ihre con-
sultationes mit denn Kayserischen zu vergleichen haben solten.
Daß aber dises colloquium inter episcopum et d’Avaux nit nur auff solchen
terminis gebliben, sondern in weit andere substantialia eingeloffen, pin ich
eodem die hora septima pommeridiana per A. C. (abbatem Carleni comitis
Egmondani mandatarium) confidentissime berichtet worden. Namblich
dises gespräch hette in 4 stundt lang geweret, und wer vom herrn bischof-
fen gar starkh in d’Avaux gesetzt worden, daß der punctus armistitii, neu-
tralitatis et protectionis möchte in effect gebracht werden. Und were endtlich
daß appuntamento zwischen inen dahien gesetzt worden, Frankreich solte
Churbayern bei der Pfaltz und der chur manteniren, hingegen wolte sich
Bayern mit aller seiner macht verpflichtet haben, daß der cron Frankreich
Preisach sambt dem gantzen obern und untern Elsaß in handen bleiben soll,
sie auch dabei contra quemvis manteniren helffen.
Eodem sabbato, ut dictum, abendts umb 6 uhr seind mehrbedeütte Chur-
maintzische einzogen in beglaittung 17 carotschen. Herr bischoff von Oßna-
brukh zog sambt den Bayerischen und Brandenburgischen principalgesand-
ten selbst in persona hinauß mit 3 gutschen, namb den graf Cratzen, Chur-
maintzischen principalgesandten, sambt den andern churfürstlichen zu sich
in sein carotschen. Darauff die Kayserlichen, folgendts die Französischen
und hernach die churfürstlichen gefahren. Von herrn nuncio, Spanien,
Venedig war niemandt da. Als man zur porten kommen, hatt sich auch einer
wegen Savoya mit einer carotschen angemeldt, seine complimenti verricht,
aber gleich sich auff ein seiten gemacht und ist in der ordnung nit mit
eingefahren. Nach dem abstandt haben die Churmaintzischen per unum ex
suis sich diser cortesia gegen unß bedankhen lassen.
Oßnabrukh sambt dem propst von Landtsperg, cantzler Mehrfeldt bei unß
in herrn grafen quartier eingestellt
Vgl. APW [ III C 3,1 S. 256f. ]
rnaintzischer adiunctus, darzu kommen. Sein, herrn bischoffs, vortrag war
ein communication dessen, waß am vorigen tag bei verlauttetem einzug der
Churmaintzischen gsandten mit denn Franzosern verloffen, und folgenden
innhalts:
Nachdem alle anstalt gemacht gewesen, daß die Churmaintzischen gsandten
in beobachtung deß jüngst bei einzug des duca di Longavilla und folgendts
des conte Pineranda eingefüerten modi ex corpore collegii electoralis einbe-
glaittet werden solten, und dann wir, Kayserliche, unß uff beschehen anlan-
gen und angesehen, Ihr Kayserliche Maiestät daß haupt dises corporis wer,
unsere wagen auch entgegenzuschikhen erbotten, dessen sich dann die sampt-
liche gsandten der herren churfürsten zum fleissigsten bedankhten und nit
underlassen wurden, solches ihren gnädigsten herren anzerüemen, so hett
sich der Französische resident Romain bei ime angemeldt und im nammen
derselben gsandten vorbracht, daß sie vernommen hetten, waßmaassen die
Churmaintzischen gsandten disen abendt allhie ankommen solten. Und weil
inen dann in ihrer instruction bevohlen wer, denn churfürstlichen alle ehr zu
erweisen, so weren sie bedacht, ihre wagen auch entgegenzeschikhen, son-
derlich aber anietzt, weil der herr churfürst von Maintz decanus collegii sei.
Und ob man sich wol gegen inen entschuldigen lassen, das es solcher cour-
toisie nit bederffte, so müeßten sie doch ihrem bevelch nachkommen, und
werde man inen solches anderst nit dann wol auffnemmen. Ime hett herr
bischoff geanttworttet, das er sich vordrist diser ehrentbiettung gegen inen,
Französischen gsandten, bedankhen thet, es solte auch gehöriger ortten
bestermaassen angerüembt werden. Dieweil man aber beraits di commun
concerto sich verglichen, daß hinfüro dergleichen cerimonie von andern
gsandten unterlassen bleiben möchten, wie dann die exempla mit deß duca di
Longauilla und deß conte Pineranda einzug solches von selbst weisen theten,
so wolt er darfür gebetten haben; man werde seltzame discurs drüber ma-
chen . Und obschon die Kayserlichen sich auch erbotten, den Maintzischen
entgegenzeschikhen, so hetten iedoch die Französische darob kein conse-
quentz uff sich ze machen, dann die Kayserlichen representirten daß caput
und die churfürstlichen die membra, weren also eiusdem corporis. Und
wann ie die Franzosen dessentwegen eine jalousie fassen wolten, so wurden
man ehe selbige ersuechen, daß entgegenschikhen auch ze unterlassen, und
die Churmaintzischen lieber all’incognito hereinkommen. Es hette aber der
Romain nochmaln uff seiner meinung verharret, mit anzeig, daß die Franzö-
sischen gsandten ihr entgegenschikhen in keinem weeg, es geschehe der ein-
zug offendtlich oder heimblich, unterlassen würden. Darauff herr bischoff,
er müeßte dessentwegen sich mit seinen mitchurfürstlichen unterreden.
Und nach abferttigung deß Romains hab er den thumbpropst von Pa-
derborn zum herrn nuncio geschikht mit ersuechen, er wolt doch se-
hen , ob er die Franzosen hiervon divertirn köndten. Aber herr nuncius
hette geanttworttet, die Franzosen weren mutabiles und nichts bestän-
digs mit inen ze handlen, er köndt sich der sachen nichts weiters annemmen.
Uber laßt herr bischoff den conte d’Avaux durch einen edelmann eben-
mässig anlangen, daß man dise cerimoniam einstellen wolte, sed frustra. Und
weil er vermerkht, daß sie mit ihren gutschen uff dem platz halten und acht
geben liessen, wann sein, deß herrn bischoffs, abfahren thet, hett er bevohlen,
widerumb abzespannen, und entzwischen die Churmaintzischen avisirt, disen
abend nit herinzekommen, sondern unterweegs ze bleiben, biß man sich der
sachen vergleichen möcht. Wie beschehen. Es were aber baldt darauff der
Romain widerkommen und hett sich im namen ut supra beschwert, daß herr
bischoff wider hette abspannen lassen, wüßten nit, wie sie solches verstehen
solten. Wann man denn churfürstlichen dise ehr nit wolte anthun lassen,
köndte es noch wol andere disgusti caussirn, innuens, daß man sie vor keine
churfürstliche gsandten erkennen noch visitirn wurde. Und wann sie schon
all’incognito kommen wolten, so weren auff allen straaßen solche spia ge-
macht , daß es unmüglich sein wurde, und weren resolvirt, sobaldt sie rencon-
trirt , alsbaldt inen entgegenzefahren, sie in ihre Französische gutschen per
forza ze nemmen und also hereinzefüeren. Eben dergleichen anzeig und pro-
testa hatt er auch hernach bei denn Churbayerischen und Brandenburgischen
abgelegt.
Unterdessen weren beede mediatores zu dem duca di Longauilla gefahren,
dabei sich auch die andre beede Französische plenipotentiarii eingestellt.
Und nachdem dise wider hinweg, so were der conte d’Avaux erst abendts
umb 7 Uhr zu ime, herrn bischoffen, kommen, hette ime anfangs daß be-
schehen wideraußspannen starkh verwisen, sodann einen langen discurs
wider die Spanischen angefangen und inter caetera gesagt, sie, Franzosen,
wolten zeigen, wie man denn Kayser und die kurfürsten veneriren solte. Der
conte Pineranda geb auß, hette instruction, denn churfürstlichen das praedi-
cat excellentz wie auch den Teütschen fürsten altezza nit ze geben. Derselb
sei mit deme, waß Saavedra und Bruin eingangen, nit zefriden, sondern weil
er sehe, daß die Spanischen ihre angemaßte precedentz vor denn Franzosen
nit erhalten köndten, so understehe er, alles in confusion ze richten. Sie,
Franzosen, wolten einmahl ihren rango immediate nach dem Kayser haben,
es koste, waß es wölle. Wir, Kayserische, hetten den Pineranda, als wann er
der könig selbst wer, im bett ligendt visitirt, und zwar vor dem nuncio.
Nichtsdestweniger hett er unß noch kein reuisita geben, dises wer ein
offendtlicher affronto deß Kaysers. Dominus episcopus dicit se respondisse,
es solten doch die Franzosen nit so hoch drauff setzen, er hette die herein-
kunfft der Churmaintzischen guetter meinung suspendirn machen. Ime, d’
Avaux, wer bewußt, waß vor ein competentz zwischen den churfürsten
und Venedig wer, dißortts wolte man gern solche occasiones verhüetten.
D’Avaux: dises hette nichts zu bedeütten, Frankreich hette mit Venedig und
denn churfürsten kein competentz, halte sie beede vor seine guette freundt,
köndte umb der Spanier willen dennselben gebürende ehr zu erweisen nit
unterlassen. Herr bischoff köndte dem herrn nuncio wol sagen, daß der
angezogne verglich in der formb, wie mans ietzt außdeütten wolle, von inen,
Franzosen, nit gemeint gewesen. Sie hetten sich guettwillig deß entgegen-
schikhens von andern begeben. Wann ex parte Spanien der duca di Medina
komme, werde derselb auch kein anders pretendirn könden. Herr bischoff
sagt, hab es mit deme beschlossen, daß ers denn Churmaintzischen wolte zu
wissen machen.
Unterdessen und weil dises also zwischen denn Franzosen und ime negocirt
worden, hetten sie 3 gutschen hinaußgeschikht, so die Churmaintzischen
unterweegs angetroffen und sie solenniter begrüeßt, auch angezeigt, wann er
disen abendt oder morgens in Münster einziehen thet, daß sie ine accompag-
nirn werden.
Nun hette er, herr bischoff, nit unterlassen, über dise begegnus mit denn
Churbayerischen und Brandenburgischen ze communicirn, und were fast da-
hien gezihlt worden, daß man zwar nochmaln zu denn Franzosen schikhen
und inen anzeigen lassen solte, weil sie beraits zu denn Maintzischen hinauß-
geschikht , wolte man es darfürhalten, als wann sie selbige würklich herein-
beglaittet hetten, mit pitt, sie wolten sich weiter nit bemuehen, auch mit
erbietten, solches ebenmässig inskünfftig gegen den ihrigen also ze halten.
Wann sie aber nachmaln darmit nit wolten zefriden sein, so solt mans recht in
Gottes namen gehen lassen und sie, die churfürstlichen, ihr entgegenschikhen
ins werkh richten. Wolten dann die Franzosen auch schikhen, so köndt mans
nit verwehren. Im übrigen stüendts zu unß, Kayserlichen, waß wir thuen wol-
ten . Zwar were auch in quaestionem kommen, ob nit auch zum Venetia-
nischen pottschaffter ze schikhen wer. Dises alles hetten sie unß vertraulicher
meinung communicirn und unser guettachten darüber pitten wollen.
Wir haben im abstandt vermerkht, daß es nit zu uerhindern noch rath-
samb , sich dessen ansehen ze lassen. Seyend aber im zweifl gestanden,
waß unserseits ze thun, haben iedoch auß folgenden ursachen nit vorstendig
ze sein befunden, daß wir unß der entgegenschikhung im geringsten verwai-
gern solten. Dann erstlich were denn churfürstlichen bewußt, daß wir von
Kayserlicher Maiestät bevelch hetten, solches ze thuen. Zum andern, nach-
dem sie diß argument gebraucht, daß wir im namen Ihr Maiestät daß caput,
sie aber nomine electorum die membra, also sambtlich ein corpus repraesen-
tirten , daher auch ex mutua relatione sich eraignen wolt, daß zugleich von
unß solche verehrung nit ze difficultirn, so wurde es daß ansehen haben,
wann wir darzu nit verstehen theten, als were unß solche coniunction zu-
wider , und möchte dessentwegen zu mehrern separationibus anlaaß geben.
Zum dritten, obschon erscheine, als wann dise churfürstlichen es vor dißmal
nit hoch achteten, sondern allerdings zu unserer willchur gestellt sein
liessend, so seye doch kein zweifel, daß sie hernach unter sich selbst diese
discurs füeren werden, es were solche unterlassung bei unß eintweder ex con-
temptu oder ex respectu erfolgt; dises umb der Spanischen willen und inen
damit ze gratificirn, jenes aber, daß wir unß zu hoch sein gedunkhten und
dasienig, was Ihr Kayserliche Maiestät selbst inen beraits gegönnet hetten,
per indirectum widerumb zurukhziehen begehrten. Dergleichen impressio-
nes aber bei inen, churfürstlichen, einwurtzlen ze lassen, würde Ihr Kayser-
licher Maiestät zu höchsten unstatten sowol inskünfftig als bei disen
fridenshandlungen außschlagen. Zum 4., so würde sich gar übel reimen,
wann die Franzosen bei diser einbeglaittung den raigen füeren und von denn
Kayserischen niemandts vorhanden sein solte. Der gemeine mann wuerde es
also auffnemmen, als wann der Kayser die churfürsten denn Franzosen ver-
lassen , verschenkht oder verkaufft hette. Man mueßte in solchen aüsserli-
chen ceremonien vornemblich auff den gemeinen rueff sehen und sich dahien
befleissen, daß der auff Ihr Kayserlicher Maiestät seitten schlagen möge.
Zum 5. were unß bewußt, waß vor sonderbare confidentz Ihr Kayserliche
Maiestät auff den herrn churfürsten von Maintz setzen theten, und daher wol
zu verhüetten, daß Sein Churfürstliche Gnaden unserthalb nit disgustirt
werde, wölches leichtlich sein köndte, wann wir bei sothaner beschaffenheit
dise ceremoniam unterlassen theten.
His ita inter nos ponderatis haben wir folgendts herrn bischoffen in antt-
wortt angezeigt, daß unß zwar lieb geweßt wer, wann dise difficulteten
hetten verbleiben mögen, dieweil aber wol zu erachten, die Franzosen wer-
den uff ihrer meinung verharren, so sehen wir zugleich kein ander mittel, als
daß man es recht gehen lasse und der einzug der herren Churmaintzischen,
wie angeordnet, offentlich beschehe. Wir bleiben auch unserstheils erbiettig,
unsere wagen zugleich mit hinaußzeschikhen, dann waß die Franzosen umb
ihres privatinteresse willen, daß habend wir mit besserem fundament wegen
deren zwischen Ihr Kayserlicher Maiestät und dem churfürstlichen collegio
unzertrenlichen connexitet willen ze thun. Dabei wir auch ex praedictis con-
siderationibus , waß zu gewinnung mehrern favors dienstlich sein mögen,
einzefüeren nit underlassen haben. Nach disem hatt herr bischoff auch mit
wenigem angedeüttet, daß d’Avaux gegen ime auch, waß die mediatores bei
inen deß Lengerichischen conclusi halber angebracht hetten, verlautten lassen;
und wol so vil zu verspüeren gewesen, daß die Franzosen zugleich wenig lust
darzu hetten und sonderlich sich dessen scheüheten, daß die ständen ihre con-
sultationes mit denn Kayserischen zu vergleichen haben solten.
Daß aber dises colloquium inter episcopum et d’Avaux nit nur auff solchen
terminis gebliben, sondern in weit andere substantialia eingeloffen, pin ich
eodem die hora septima pommeridiana per A. C. (abbatem Carleni comitis
Egmondani mandatarium) confidentissime berichtet worden. Namblich
dises gespräch hette in 4 stundt lang geweret, und wer vom herrn bischof-
fen gar starkh in d’Avaux gesetzt worden, daß der punctus armistitii, neu-
tralitatis et protectionis möchte in effect gebracht werden. Und were endtlich
daß appuntamento zwischen inen dahien gesetzt worden, Frankreich solte
Churbayern bei der Pfaltz und der chur manteniren, hingegen wolte sich
Bayern mit aller seiner macht verpflichtet haben, daß der cron Frankreich
Preisach sambt dem gantzen obern und untern Elsaß in handen bleiben soll,
sie auch dabei contra quemvis manteniren helffen.
Eodem sabbato, ut dictum, abendts umb 6 uhr seind mehrbedeütte Chur-
maintzische einzogen in beglaittung 17 carotschen. Herr bischoff von Oßna-
brukh zog sambt den Bayerischen und Brandenburgischen principalgesand-
ten selbst in persona hinauß mit 3 gutschen, namb den graf Cratzen, Chur-
maintzischen principalgesandten, sambt den andern churfürstlichen zu sich
in sein carotschen. Darauff die Kayserlichen, folgendts die Französischen
und hernach die churfürstlichen gefahren. Von herrn nuncio, Spanien,
Venedig war niemandt da. Als man zur porten kommen, hatt sich auch einer
wegen Savoya mit einer carotschen angemeldt, seine complimenti verricht,
aber gleich sich auff ein seiten gemacht und ist in der ordnung nit mit
eingefahren. Nach dem abstandt haben die Churmaintzischen per unum ex
suis sich diser cortesia gegen unß bedankhen lassen.