Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1649 V 4
1649 V 4
Dienstag
Dinstags, den 4. huius, berichten wir Ihr Kayserlicher
Maiestät, waßgestalt am vorgehenden donnerstag der Oxenstirn allherkom-
men , wir ine am folgenden tag visitirt und von ime nachfolgende postulata
vernommen: 1. Daß der punctus amnestiae et grauaminum volkomlich
müeßte exequirt sein, sonst werdt die evacuation et exauctoration nit ge-
schehen könden. 2. Das die satisfactionsgelter noch nit in den verordneten
legstätten beysamen, 3. ihrem generalissimo zu vorhabender reduction kein
fürschuss gethan werden wolte. 4. Daß die stände die bißher erlittne ver-
pflegungscösten von denn 2 millionen ze defalcirn sich vernemmen liessend.
5. Daß die attestata wegen der statt Erfurdt ime ertheilt werden, 6. der statt
Magdenburg die extension der viertl meil a termino der 77 ruetten wie auch
die proprietet der gaistlichen in solchem bezirkh gelegner güetter zu erthei-
len . 7. Die Oßnabrukhische capitulation richtig ze machen. 8. Daß die cron
Schweden in die Bayerische specialguarantie nit willigen köndt noch werde.
Waß wir damaln darauff geantworttet, hernach an die stände gebracht und
von dennselben für ein meinung empfangen [ 2548 ].
Eodem haben wir ine umb 10. uhr vormittag revisitirt und ime die gefaßte
resolution uff ein und andern puncten, und zwar ad 1., 2., 3. und 4., wie
geschlossen, vorgehalten, wegen der statt Erfurdt aber ime nochmaln zu ver-
stehen geben, daß wir dergleichen nit thuen noch einigen verweiß uffladen
köndten; weil iedoch die Churmaintzischen bewilligt, daß dem Erfordtischen
abgeordneten
ein extractus protocolli derjenigen erclärung, so sie vor unß,
denn Kayserlichen, wie auch dem Oxenstirn in praesentia statuum den 9.
Februarii diß jars gethan, zugestellt werden möchte, so wolten wir deme
statthuen. Wegen der Oßnabrukhischen capitulation haben wir remonstrirt,
daß dem herrn bischoff sehr ungüettlich geschehe, daß man keine probatio-
nes de statu exercitii religionis anni 1624 admittirn, sondern nur eine bausch-
handlung machen wolle; zum wenigsten sei man schuldig, die noch lebende
pastores catholicos, so anno 1624 in possessione gewesen, widerumb ein[zu]-
setzen qua tales; dann ob sie isto anno Lutherisch und nit catholisch docirt
haben, sei quaestio altioris indaginis, cum ipsi hoc negent, acta visitationis
et testes pro se habeant. Und dise restitutio sei dem modo arctiori exequendi
gmäß. Von denn übrigen, so anno 1624 zwar in possessione gwesen, aber
seither todts verfahren, werde sich hernach auch handlen lassen. Wegen der
Bayerischen specialguarantie haben wir dißmahls nichts vermeldt, weil wir
in voriger visita unser meinung eröffnet gehabt.
Auff dise unsere erclärung hatt er ad singula sich per longum discursum ver-
nemmen lassen, wie folgt: Quoad 1., es hetten die stände, soeben bei
unserer ankunft von ime gangen, fast gleichen innhalt vorgebracht, und
müeßte ers entlich wol dahiengestellt sein lassen, doch werde dessen auch bei
der Nürenbergischen convention gedacht werden müessen, damit man ge-
sichert sei, daß die execution dennjenigen ständen, so noch nit restituirt,
unfehlbarlich widerfahren möge, dann die protestierenden hetten ime gleich-
wol ein andere designation vorgewisen, warinn noch über die 30 restituendi
enthalten. Respondimus, Ihr Kayserliche Maiestät wurden derentwegen in
tractatu euacuationis et exauctorationis weiter nichts einkommen, sondern
einem ieden uff anrueffen daßjenig widerfahren lassen, waß ime crafft friden-
schluss gebüerte. Von einer newen designation hetten die protestierenden
auch unß erwöhnung gethan. Wir hettens aber noch nit gesehen. Wann es
solche restituendi seyen, so notorie unter die regulas instrumenti gehörig,
so habs kein strait, wann man aber unter solchem pretext sachen einmischen
wolte, so hieher nit gehörig, so könde man die restituentes nit verdenkhen,
wan sie sich darwidersetzen theten. Ad 2. ett 3. Er hette wol vermeint,
die stände solten kein bedenkhens haben, zu der vorgehabten reduc-
tion einige gelter herzuschiessen, weil es aber nit sein woll, so müeßte
man die volker gleichwol liegen lassen, biß man sich der evacuation und
exauctoration werde verglichen haben; da alsdann die stände per commissa-
rios circulorum die satisfactionsgelter dem vertrösten nach an end und ortt,
wa es der generalissimus bestimmen thue, erstatten werden, so werdts der
soldatesca desto lieber sein. Ad 4. Die stände hetten ime zwar auch
dergleichen andeüttung gethan, weil aber gleichwol im guettachten, so die
stande unß übergeben, vermeldet worden, ob solte die Schwedische solda-
tesca dreifache bezahlung erhebt haben, und underschiedliche discurs auß-
gesprengt werden, daß man inskünfftig einige defalcation vornemmen
wurde, so hette er ursach, uff mehrer sicherheit zu tringen; und wurde diß
auch ein punct sein, so in denn Nürenbergischen tractat wurde einlauf-
fen müessen. Ad 5. hatt er nochmaln vermeint, man solt ime darmit
willfahrt haben, weil es aber nit sein wollen, ist er mit dem extractu proto-
colli zefriden gewesen. Ad 6. Der statt Magdenburg praetension hatt er
lang verfochten. Weil wir aber darauff bestanden, daß wir es zu Ihr Kayser-
licher Maiestät decision gestellt sein lassen müßten, und gleichwol sein Inter-
pretation , wann er die dem Magdenburgischen abgesandten prout petitur er-
theilen wolte, deroselben gehorsambst ze referirn benommen, hatt er es auch
dabei bewenden lassen. Ad 7. Wegen der Oßnabrukhischen capitulation
wandte er anfangs vor, man solte daß bisthumb in dem standt ratione
religionis lassen, wie es ietzo ist, weil dem herrn bischoff nunmehr daß
bisthumb Regenspurg angefallen
, also deß andern nit bederffte, doch könd-
ten ime nichtsdestweniger die renten drauß gefolgt werden. Sed respondi-
mus , daß dem fridenschluss außtruklich zuwider, auch der herr bischoff bona
conscientia darin nit willigen köndte. Ille, so lass man wenigst die predican-
ten bei ihren ietzhabenden parochiis ad dies vitae. Nos, diß sei auch wider
den fridenschluss. Wann sie billich halten, daß die vertribne predicanten
eiectis catholicis an ortten, wa sie anno 1624 gewesen sollen, restituirt wer-
den , wie bei Pfaltz Sultzbach geschehen, da über die 80 catholische priester
seyen außgeiagt worden, so sei auch billich, daß man im bisthumb Oßna-
brukh die vertribne catholische restituir. Ille, waß dann für ein mittel.
Respondimus, kein anders, dann daß vordrist diejenige pastores catholici, so
anno 1624 im bisthumb praebendirt gewesen und noch im leben seyen, ex
regula arctioris modi exequendi inspecta nuda possessione facti restituirt
werden; deren möchten etwan in 12 oder 13 sein, von übrigen, so nit mehr
im leben seind vel de quorum statu dubitatur, köndte hernach auch ge-
handlet werden. Endtlich nach vilen hinc inde gewexleten reden sagte er,
müeßte der sachen weiters nachgedenkhen und mit Dr. Langenbeck hierauß
reden. Von der Bayerischen specialguarantie hatt er selbst angefangen, daß
die ständt ine derentwegen angeredt, denen er aber gesagt, waß der Chur-
bayerische abgesandt eben diser ursach willen bei ime angebracht, hingegen
er darauff geantworttet, daß die cron Schweden sich hierzu nit verstehen
könden, sondern der herr churfürst solte sich mit der generalguarantie con-
tentirn . Und obzwar der Bayerische replicirt, daß sein herr die Underpfaltz
nit ehender wurde abtretten, es hetten dann deß herrn pfaltzgrafen Carl Lud-
wigs gebrüder ebensowol als derselb renuncirt, so vermein doch er, Oxen-
stiern , daß, wann pfaltzgraf Carl Ludwig daßjenig, waß ime crafftinstrumenti
obgelegen, prestirt haben werde, man ime die possession nit abschlagen oder
auffhalten könde.
Eodem dinstags, 4. huius, ad Caesarem, wölchergestalt den herrn mediatori-
bus die Kayserlichen dankschreiben zugestellt [ 2549 a ].
Eodem an duca di Amalfi communicatio relationis ad Caesarem [ 2549 b ].
Eodem dinstags a Caesare recepisse de 16. Aprilis auff unsere relationes de 2.
eiusdem und daß Ihr Maiestät wegen der Oßnabrukhischen capitulation
dero generalitet zu denn Nürenbergischen tractaten recommendirt [ 2549 c ].
Maiestät, waßgestalt am vorgehenden donnerstag der Oxenstirn allherkom-
men , wir ine am folgenden tag visitirt und von ime nachfolgende postulata
vernommen: 1. Daß der punctus amnestiae et grauaminum volkomlich
müeßte exequirt sein, sonst werdt die evacuation et exauctoration nit ge-
schehen könden. 2. Das die satisfactionsgelter noch nit in den verordneten
legstätten beysamen, 3. ihrem generalissimo zu vorhabender reduction kein
fürschuss gethan werden wolte. 4. Daß die stände die bißher erlittne ver-
pflegungscösten von denn 2 millionen ze defalcirn sich vernemmen liessend.
5. Daß die attestata wegen der statt Erfurdt ime ertheilt werden, 6. der statt
Magdenburg die extension der viertl meil a termino der 77 ruetten wie auch
die proprietet der gaistlichen in solchem bezirkh gelegner güetter zu erthei-
len . 7. Die Oßnabrukhische capitulation richtig ze machen. 8. Daß die cron
Schweden in die Bayerische specialguarantie nit willigen köndt noch werde.
Waß wir damaln darauff geantworttet, hernach an die stände gebracht und
von dennselben für ein meinung empfangen [ 2548 ].
Eodem haben wir ine umb 10. uhr vormittag revisitirt und ime die gefaßte
resolution uff ein und andern puncten, und zwar ad 1., 2., 3. und 4., wie
geschlossen, vorgehalten, wegen der statt Erfurdt aber ime nochmaln zu ver-
stehen geben, daß wir dergleichen nit thuen noch einigen verweiß uffladen
köndten; weil iedoch die Churmaintzischen bewilligt, daß dem Erfordtischen
abgeordneten
denn Kayserlichen, wie auch dem Oxenstirn in praesentia statuum den 9.
Februarii diß jars gethan, zugestellt werden möchte, so wolten wir deme
statthuen. Wegen der Oßnabrukhischen capitulation haben wir remonstrirt,
daß dem herrn bischoff sehr ungüettlich geschehe, daß man keine probatio-
nes de statu exercitii religionis anni 1624 admittirn, sondern nur eine bausch-
handlung machen wolle; zum wenigsten sei man schuldig, die noch lebende
pastores catholicos, so anno 1624 in possessione gewesen, widerumb ein[zu]-
setzen qua tales; dann ob sie isto anno Lutherisch und nit catholisch docirt
haben, sei quaestio altioris indaginis, cum ipsi hoc negent, acta visitationis
et testes pro se habeant. Und dise restitutio sei dem modo arctiori exequendi
gmäß. Von denn übrigen, so anno 1624 zwar in possessione gwesen, aber
seither todts verfahren, werde sich hernach auch handlen lassen. Wegen der
Bayerischen specialguarantie haben wir dißmahls nichts vermeldt, weil wir
in voriger visita unser meinung eröffnet gehabt.
Auff dise unsere erclärung hatt er ad singula sich per longum discursum ver-
nemmen lassen, wie folgt: Quoad 1., es hetten die stände, soeben bei
unserer ankunft von ime gangen, fast gleichen innhalt vorgebracht, und
müeßte ers entlich wol dahiengestellt sein lassen, doch werde dessen auch bei
der Nürenbergischen convention gedacht werden müessen, damit man ge-
sichert sei, daß die execution dennjenigen ständen, so noch nit restituirt,
unfehlbarlich widerfahren möge, dann die protestierenden hetten ime gleich-
wol ein andere designation vorgewisen, warinn noch über die 30 restituendi
enthalten. Respondimus, Ihr Kayserliche Maiestät wurden derentwegen in
tractatu euacuationis et exauctorationis weiter nichts einkommen, sondern
einem ieden uff anrueffen daßjenig widerfahren lassen, waß ime crafft friden-
schluss gebüerte. Von einer newen designation hetten die protestierenden
auch unß erwöhnung gethan. Wir hettens aber noch nit gesehen. Wann es
solche restituendi seyen, so notorie unter die regulas instrumenti gehörig,
so habs kein strait, wann man aber unter solchem pretext sachen einmischen
wolte, so hieher nit gehörig, so könde man die restituentes nit verdenkhen,
wan sie sich darwidersetzen theten. Ad 2. ett 3. Er hette wol vermeint,
die stände solten kein bedenkhens haben, zu der vorgehabten reduc-
tion einige gelter herzuschiessen, weil es aber nit sein woll, so müeßte
man die volker gleichwol liegen lassen, biß man sich der evacuation und
exauctoration werde verglichen haben; da alsdann die stände per commissa-
rios circulorum die satisfactionsgelter dem vertrösten nach an end und ortt,
wa es der generalissimus bestimmen thue, erstatten werden, so werdts der
soldatesca desto lieber sein. Ad 4. Die stände hetten ime zwar auch
dergleichen andeüttung gethan, weil aber gleichwol im guettachten, so die
stande unß übergeben, vermeldet worden, ob solte die Schwedische solda-
tesca dreifache bezahlung erhebt haben, und underschiedliche discurs auß-
gesprengt werden, daß man inskünfftig einige defalcation vornemmen
wurde, so hette er ursach, uff mehrer sicherheit zu tringen; und wurde diß
auch ein punct sein, so in denn Nürenbergischen tractat wurde einlauf-
fen müessen. Ad 5. hatt er nochmaln vermeint, man solt ime darmit
willfahrt haben, weil es aber nit sein wollen, ist er mit dem extractu proto-
colli zefriden gewesen. Ad 6. Der statt Magdenburg praetension hatt er
lang verfochten. Weil wir aber darauff bestanden, daß wir es zu Ihr Kayser-
licher Maiestät decision gestellt sein lassen müßten, und gleichwol sein Inter-
pretation , wann er die dem Magdenburgischen abgesandten prout petitur er-
theilen wolte, deroselben gehorsambst ze referirn benommen, hatt er es auch
dabei bewenden lassen. Ad 7. Wegen der Oßnabrukhischen capitulation
wandte er anfangs vor, man solte daß bisthumb in dem standt ratione
religionis lassen, wie es ietzo ist, weil dem herrn bischoff nunmehr daß
bisthumb Regenspurg angefallen
ten ime nichtsdestweniger die renten drauß gefolgt werden. Sed respondi-
mus , daß dem fridenschluss außtruklich zuwider, auch der herr bischoff bona
conscientia darin nit willigen köndte. Ille, so lass man wenigst die predican-
ten bei ihren ietzhabenden parochiis ad dies vitae. Nos, diß sei auch wider
den fridenschluss. Wann sie billich halten, daß die vertribne predicanten
eiectis catholicis an ortten, wa sie anno 1624 gewesen sollen, restituirt wer-
den , wie bei Pfaltz Sultzbach geschehen, da über die 80 catholische priester
seyen außgeiagt worden, so sei auch billich, daß man im bisthumb Oßna-
brukh die vertribne catholische restituir. Ille, waß dann für ein mittel.
Respondimus, kein anders, dann daß vordrist diejenige pastores catholici, so
anno 1624 im bisthumb praebendirt gewesen und noch im leben seyen, ex
regula arctioris modi exequendi inspecta nuda possessione facti restituirt
werden; deren möchten etwan in 12 oder 13 sein, von übrigen, so nit mehr
im leben seind vel de quorum statu dubitatur, köndte hernach auch ge-
handlet werden. Endtlich nach vilen hinc inde gewexleten reden sagte er,
müeßte der sachen weiters nachgedenkhen und mit Dr. Langenbeck hierauß
reden. Von der Bayerischen specialguarantie hatt er selbst angefangen, daß
die ständt ine derentwegen angeredt, denen er aber gesagt, waß der Chur-
bayerische abgesandt eben diser ursach willen bei ime angebracht, hingegen
er darauff geantworttet, daß die cron Schweden sich hierzu nit verstehen
könden, sondern der herr churfürst solte sich mit der generalguarantie con-
tentirn . Und obzwar der Bayerische replicirt, daß sein herr die Underpfaltz
nit ehender wurde abtretten, es hetten dann deß herrn pfaltzgrafen Carl Lud-
wigs gebrüder ebensowol als derselb renuncirt, so vermein doch er, Oxen-
stiern , daß, wann pfaltzgraf Carl Ludwig daßjenig, waß ime crafftinstrumenti
obgelegen, prestirt haben werde, man ime die possession nit abschlagen oder
auffhalten könde.
Eodem dinstags, 4. huius, ad Caesarem, wölchergestalt den herrn mediatori-
bus die Kayserlichen dankschreiben zugestellt [ 2549 a ].
Eodem an duca di Amalfi communicatio relationis ad Caesarem [ 2549 b ].
Eodem dinstags a Caesare recepisse de 16. Aprilis auff unsere relationes de 2.
eiusdem und daß Ihr Maiestät wegen der Oßnabrukhischen capitulation
dero generalitet zu denn Nürenbergischen tractaten recommendirt [ 2549 c ].