Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1649 IV 10

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1649 IV 10
Samstag

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11 Sambstags] am Rande: Dr. Krebs will haben ex mandato sui domini, daß die Kayser-
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lichen der ständen eingewilligte specialguarantie wegen der Obern Pfaltz underschrei-
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ben sollen, quod negatum. Et infra [ S. 1258 ].
Sambstags, den 10. huius, vormittag hatt der Chur-
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bayerische abgesandt Dr. Krebß bei herrn grafen von Nassau angebracht,
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daß er von seim gnedigsten herrn nochmaln gantz ernstlichen bevelchen emp-
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fangen , daran ze sein, daß die specialguarantie noch vor dissolution dises
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convents möchte underschriben werden. Dieweil dann herr graf von Lam-
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berg biß montag abzeraisen vorhabens, graf Oxenstirn auch heüt oder mor-
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gen hieherkommen wurde, also und damit derselb desto weniger bedenkhens
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ze machen ursach, wolte er unß ersuecht haben, daß wir unser subscription
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weiter nit difficultirn, sondern mit deren ertheilung andern ein guett exem-
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pel vorfüeren wolten, gestalten er nit zweifelte, wir wurden dessen allberait
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von Ihr Kayserlicher Maiestät bevelcht sein. Und wa auch schon kein special-
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bevelch vorhanden, so versehen sich Seine Churfürstliche Durchlaucht, wir
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wurden in genere so vil instruction haben, in allem, waß zu befürderung
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deroselben interesse bei dem Pfaltzischen wesen dienlich, unserseits ze co-
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operirn . Nos: Es were zwar nit ohne, daß wir von Ihr Kayserlicher Maiestät
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diser guarantie halber instruction empfangen, es erzeigten sich aber hiebei
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nit geringe difficulteten, derentwegen Ihr Maiestät solche specialguarantie
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lieber vermitten sehen wolten. Und obwol conte Servient sein subscription
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bei dem La Court in deposito hinderlassen, so werdts doch derselbe anderst nit
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heraußgeben, als wann Oxenstiern auch underschreiben thue. Nun hette der
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nit allein gleich anfangs darwider bedenkhens gemacht, sondern auch seit-
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hero darzu nit verstanden. Wir köndten unß auch kein andere rechnung
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machen, dann daß er uff solcher verwaigerung nochmaln verharren, auch
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dessen vom herrn pfaltzgrafen, dem Schwedischen generalissimo, an den er
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von der königin in Schweden in politicis gewisen, also bevelcht sein, oder

[p. 1250] [scan. 478]


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zum wenigsten, weil der anietzt successor regni declarirt worden

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Auf dem schwedischen Reichstag im Frühjahr 1649 hatte die Königin gegen starke Opposition
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der Stände und besonders des Reichskanzlers Oxenstierna die Wahl Karl Gustavs zum Thron-
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folger für den Fall ihrer Kinderlosigkeit durchgesetzt.
, so werde
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Oxenstirn nichts thuen wollen, so demselben und seinem hauß zu verdruss
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und künfftigem nachtel geraichen möchte. Solten wir nun rebus sic stantibus
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underschreiben, so köndte wol geschehen, daß die Schweden solches pro
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contrauentione pacis außdeütten und ein action an Ihr Kayserliche Maiestät
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suechen oder wol noch beschwerlichere consequentias erwekhen derfften.
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Wafern aber die sach mit denn cronen und den ständten sambtlich richtig
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und derentwegen weiter nichts zu befahren, so wurde es auch unsers ortts
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kein weiter difficultet haben. Dr. Krebs war mit diser antwortt übel zefriden,
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sagte, Ihr Churfürstliche Durchlaucht würden es über allen maassen hoch
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empfinden und nichts guetts darauß entspringen, daß gantze fridenswerkh
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wurde sich dardurch stekhen, patt nochmaln, wir wolten ime willfahren.
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Nos, wir hetten kein andern bevelch und köndten auß den terminis unserer
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instruction nit schreitten, vil weniger unß dahien weisen lassen, daß unser
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subscription auch dem Oxenstirn ursachen geben wurde, ze underschreiben,
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dann wir dessen nit versichert; und wa er es nit thete, so wer alsdann die sach
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vulnerirt und wurde alle ungleiche nachfolg nur uff Ihr Kayserliche Maiestät
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fallen. Ille, sein gnedigster herr wurde entlich contento haben mit dem, waß
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die Kayserlichen, Französischen und der standt gesandten unterschriben,
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wann es schon der Oxenstirn nit thuen wolte. Nos, diß sei auch ein ungwisses
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ding, und werden die übrige hoc casu ihre subscription auch wider zurukh-
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ziehen . Der frid werde sich nit stekhen deficiente hac speciali guarantia, weil
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dises extra terminos instrumenti. Wann man beim instrumento bleib, so hab
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es seine richtigkheit, wir seyen auff ein mehrers nit instruirt. Er gieng also
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voller cholera darvon.

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26 Baldt] am Rande: Dr. Krebs beclagt sich hierüber apud alios.
Baldt darauff hatt er sich zu den chur- und furstlich Saxischen gesandten ver-
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füegt , dennselben grosse clag wider unß vorgebracht, als wann der frid oder
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dessen völlige execution nur durch unß gehindert wurde, und sie darzu
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gebracht, daß Dr. Leüber alsobaldt einen zettl an das Churmaintzische direc-
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torium geschriben, mit begehren, die deputatos extraordinarios zusamen-
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zefordern und bei unß audientz begehren ze lassen, derentwegen unß beweg-
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lich zuzesprechen haben.

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