Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1649 II 6
1649 II 6
Samstag
Sambstags, den 6. huius, vormittag seind in herrn gra-
fen von Nassau quartier vor unß, den sambtlichen Kayserlichen gesandten,
erschienen die deputati soliti und haben oberzehlte relation formaliter ange-
bracht , dabei weiters angehenkht, daß, nachdem mit dem Oxenstirn fast alle
seine einwürff disputando et discurrendo durchgangen, er sich erstlich
quoad ratificationes statuum erclärt, mit der ständen dessentwegen besche-
hem erbietten zefriden ze sein, id est, daß derjenigen ratificationes, wölche ad
subscribendum instrumentum deputirt, gelifert, die andere aber nach belie-
ben post commutationem eingebracht werden möchten. Am andern hette er
auch vermeldt, daß man disen convent nit ze dissolvirn, biß die evacuation
und exauctoration, auch waß sonst im instrumento pacis enthalten, richtig,
wölches die ständt ime ze promittirn erbotten, von unnöthen achtend, daß
dessentwegen einige schrifftliche convention verfaßt werden solte. 3. Wegen
der Brandenburgischen cession hetten dieselbe gsandten sich erbotten, mit
ime darvon ze handlen. 4. Wegen der Oßnabrukhischen capitulation hette
Langenbeckh angezeigt, daß man derenthalben die commutation nit hindern
solt, sondern daß immediate post dise sach abgehandlet werden müeßt.
5. Wegen der attestaten über Erfurdt und Minden hetten die interessati sich
erbotten, nochmaln coram nobis et Suecis solche erclärung ze thuen, daß dise
stätt bei allem dem, so im instrumento pacis enthalten, gelassen und darwi-
der nit gravirt werden solten. Und alß man in vorschlag gebracht, hierüber
mit denn Kayserlichen in praesentia deputatorum mundtliche conferentz ze
halten und zu sehen, wie diß alles stabilirt, auch darauffhien die commutation
effectuirt werden möchte, hett er, Oxenstirn, vorgewendt, daß er solches nit
thuen köndt, ehe dann er den pfaltzgrafen dessen avisirt und seine antwortt
erhalten.
Demnach so begehrten sie, deputati, wir wolten unbeschwehrt unser guett-
achten eröffnen, wie auß der sachen ze kommen, die commutation zu erhal-
ten und ob nit etwan die bedeütte conferentz nichtsdestweniger an handt
ze nemmen. Respondimus, wir müeßten mit befrembden vernemmen, daß
Oxenstirn nunmehr die sachen von sich auff den pfaltzgrafen schieben und
von demselben resolution erwartten wolte, wölches unß eine beschwerliche
und dem friden verhinderliche sach ze sein bedunkhte, dann wir hetten den
gantzen fridenstractat mit dem Oxenstirn und Salvio als königlich Schwedi-
schen plenipotentiariis gefüert und in crafft unserer gegeneinander außgewex-
leter vollmachten beschlossen. Daß nun aber anietzt die executio auff den
herrn pfaltzgrafen, mit deme nichts contrahirt noch gehandlet worden, ver-
wisen und alle ordre von ime erwarttet werden wolle, daß seye eine sach, so
den friden allerdings ungwiß und zweiffelhafftig machen thet. Daß wir nun
in solchem stand unß mit dem Oxenstirn in weitere conferentz einlassen
solten, daß wer unß bedenkhlich, dann wir nichts anders als langwühriges
disputat und redwexlung zu gewartten, da er doch bei seiner resolution ver-
bleiben und zu der commutation ohne bevelch deß pfaltzgrafen nit kommen,
benebens aber in allem ein offne handt zu behalten sich befleissen wurde,
wann es dem pfaltzgrafen nit gefile, wider vom seil ze springen und newe
difficulteten einzewenden. Waß demnach aber sonsten zu thuen, da er-
innerten wir unß deren im namen Kayserlicher Maiestät den 4. Januarii den
gesambten ständen gethander proposition, in wölcher vornemblich zwei
impedimenta enthalten, derentwegen die Schweden ad euacuationem et
exauctorationem (dan damals von der commutation noch kein quaestion
gewesen) nit hetten fürgehen wollen, als erstlich die restitutio ex capite
amnestiae et grauaminum, zum andern die beraitschafft der 18 thonnen
goldts par und 12 tonnen in assignationibus. Nun wer dem ersten per literas
ad Caesarem scriptas abgeholffen, hette sich auch Oxenstirn sowol gegen
unß als gegen denn ständen erclärt, daß ers dabei lassen köndt. Daß ander
hetten die stände selbst durch schreiben an herrn pfaltzgrafen und gestern
durch ihre declaration beim Oxenstirn richtig gemacht. Also wer noch der
dritte in der Kayserlichen proposition bedeütte casus übrig, wann namblich
die Schweden nach kundtbarer richtigkheit deß versprochnen gelts und
erleütterung der restitution ex amnestia et grauaminibus doch nit zu volliger
zuhaltung dessen, so inen obgelegen, und sonderlich ad euacuationem et
exauctorationem gelangen wolten, waß alsdann für media zu ergreiffen. In
disem standt sei man augenscheinlich begriffen, und bedunkhe unß, daß man
sich lenger mit vergeblicher disputaten nit auffhalten, sondern ad rem ipsam
schreitten solte. Unß wolte zwar noch derzeit in namen Kayserlicher Maie-
stät einige vorschlag ze thuen bedenklich fallen, wann aber die stände vor-
drist der sachen nachgedenkhen und eintweder in pleno darvon handlen oder
durch ein engere deputation ihre gedankhen unß eröffnen theten, so wurden
wir auch nit ermanglen, inen nach der sachen nothurfft an handt ze gehen.
Das best und einig mittel würde sein, daß die stände mit Ihr Kayserlicher
Maiestät und dise mit denn ständen recht zusamensetzen thüend, damit man
alsdann den cronen recht under augen gehen und sie zu genembhaltung und
volnziehung dessen, waß im friden begriffen, stringirn köndt. Wir zweifelten
auch nit, wann man recht zur sachen thuen wolte, es wurden sich noch vil
ehrliche Teütsche soldaten under dem gegentheil finden, wölche uff ver-
nemmung dergleichen hinderheltigkheit sich eines andern besinnen und ihr
vatterlandt nit also zugrundt wurden gehen lassen wollen, etc.
Die deputati haben sich uff dise unsere antwortt lang bedacht und entlich
kein andere erclarung vorgebracht als: 1. Sie wolten darfürhalten, es
solte die bedeütte conferentz nit allerdings ohne effect sein, und weil man
doch auch von solchen materiis nach deß pfaltzgrafen einfolgender erclä-
rung wurde handlen muessen, also betten sie, wir woltens nit allerdings auß-
schlagen . Stellten zu unserm belieben, ob etwan durch das Churmaintzische
directorium dem Oxenstirn apertur gethan werden möchte, wans ime be-
liebte , solche conferentz mit unß anzetretten, oder ob wirs per nostros secre-
tarios suechen und nochmaln umb benennung eines termini ad commutan-
dum bei ime anmahnen lassen wolten. 2. Waß dann hauptsachlich in omnem
euentum vor eine resolution zu ergreiffen, weil es res altioris indaginis, wol-
ten sie mit ehistem in den reichsräthen darvon deliberirn und, waß für ein
conclusum gefaßt, unß hinderbringen, mit pitt, wir wolten underdessen
dem werkh auch mehrers nachdenkhen. Hierauff haben wir nit rathsamb
gehalten, unß der conferentz ferner zu verwaigern, sonderlich weil wir ver-
merkht , daß es ein underbawte sach von denn protestierenden sei, als wölche
noch immerzu uff mehrer sicherheit der restitutionum ex capite amnestiae et
grauaminum ihr absehen richten thuend. Demnach haben wir unß erclärt,
solcher conferentz stattzethuen, und möchte das Churmaintzische directo-
rium dem Oxenstirn von unser erclärung nachricht zukommen lassen; wenn
er alsdann sich bei unß drumb anmelden wurde, so wolten wir sehen, waß
man guetts wurde außrichten könden.
Auff den abendt laßt das Churmaintzische directorium anzeigen, daß Oxen-
stirn sich der conferentz uff den montag erbotten und den punctum euacua-
tionis et exauctorationis mit unß erledigen wolte.
Diß alles referirn wir eodem ad Caesarem mit beysetzung, das Oxenstirn sich
vernemmen lassen, sie wurden ihre infanteria nit abdankhen, sondern in ihr
aigne landt verlegen und die reütterei der cron Frankreich uberlassen [ 2405 ].
fen von Nassau quartier vor unß, den sambtlichen Kayserlichen gesandten,
erschienen die deputati soliti und haben oberzehlte relation formaliter ange-
bracht , dabei weiters angehenkht, daß, nachdem mit dem Oxenstirn fast alle
seine einwürff disputando et discurrendo durchgangen, er sich erstlich
quoad ratificationes statuum erclärt, mit der ständen dessentwegen besche-
hem erbietten zefriden ze sein, id est, daß derjenigen ratificationes, wölche ad
subscribendum instrumentum deputirt, gelifert, die andere aber nach belie-
ben post commutationem eingebracht werden möchten. Am andern hette er
auch vermeldt, daß man disen convent nit ze dissolvirn, biß die evacuation
und exauctoration, auch waß sonst im instrumento pacis enthalten, richtig,
wölches die ständt ime ze promittirn erbotten, von unnöthen achtend, daß
dessentwegen einige schrifftliche convention verfaßt werden solte. 3. Wegen
der Brandenburgischen cession hetten dieselbe gsandten sich erbotten, mit
ime darvon ze handlen. 4. Wegen der Oßnabrukhischen capitulation hette
Langenbeckh angezeigt, daß man derenthalben die commutation nit hindern
solt, sondern daß immediate post dise sach abgehandlet werden müeßt.
5. Wegen der attestaten über Erfurdt und Minden hetten die interessati sich
erbotten, nochmaln coram nobis et Suecis solche erclärung ze thuen, daß dise
stätt bei allem dem, so im instrumento pacis enthalten, gelassen und darwi-
der nit gravirt werden solten. Und alß man in vorschlag gebracht, hierüber
mit denn Kayserlichen in praesentia deputatorum mundtliche conferentz ze
halten und zu sehen, wie diß alles stabilirt, auch darauffhien die commutation
effectuirt werden möchte, hett er, Oxenstirn, vorgewendt, daß er solches nit
thuen köndt, ehe dann er den pfaltzgrafen dessen avisirt und seine antwortt
erhalten.
Demnach so begehrten sie, deputati, wir wolten unbeschwehrt unser guett-
achten eröffnen, wie auß der sachen ze kommen, die commutation zu erhal-
ten und ob nit etwan die bedeütte conferentz nichtsdestweniger an handt
ze nemmen. Respondimus, wir müeßten mit befrembden vernemmen, daß
Oxenstirn nunmehr die sachen von sich auff den pfaltzgrafen schieben und
von demselben resolution erwartten wolte, wölches unß eine beschwerliche
und dem friden verhinderliche sach ze sein bedunkhte, dann wir hetten den
gantzen fridenstractat mit dem Oxenstirn und Salvio als königlich Schwedi-
schen plenipotentiariis gefüert und in crafft unserer gegeneinander außgewex-
leter vollmachten beschlossen. Daß nun aber anietzt die executio auff den
herrn pfaltzgrafen, mit deme nichts contrahirt noch gehandlet worden, ver-
wisen und alle ordre von ime erwarttet werden wolle, daß seye eine sach, so
den friden allerdings ungwiß und zweiffelhafftig machen thet. Daß wir nun
in solchem stand unß mit dem Oxenstirn in weitere conferentz einlassen
solten, daß wer unß bedenkhlich, dann wir nichts anders als langwühriges
disputat und redwexlung zu gewartten, da er doch bei seiner resolution ver-
bleiben und zu der commutation ohne bevelch deß pfaltzgrafen nit kommen,
benebens aber in allem ein offne handt zu behalten sich befleissen wurde,
wann es dem pfaltzgrafen nit gefile, wider vom seil ze springen und newe
difficulteten einzewenden. Waß demnach aber sonsten zu thuen, da er-
innerten wir unß deren im namen Kayserlicher Maiestät den 4. Januarii den
gesambten ständen gethander proposition, in wölcher vornemblich zwei
impedimenta enthalten, derentwegen die Schweden ad euacuationem et
exauctorationem (dan damals von der commutation noch kein quaestion
gewesen) nit hetten fürgehen wollen, als erstlich die restitutio ex capite
amnestiae et grauaminum, zum andern die beraitschafft der 18 thonnen
goldts par und 12 tonnen in assignationibus. Nun wer dem ersten per literas
ad Caesarem scriptas abgeholffen, hette sich auch Oxenstirn sowol gegen
unß als gegen denn ständen erclärt, daß ers dabei lassen köndt. Daß ander
hetten die stände selbst durch schreiben an herrn pfaltzgrafen und gestern
durch ihre declaration beim Oxenstirn richtig gemacht. Also wer noch der
dritte in der Kayserlichen proposition bedeütte casus übrig, wann namblich
die Schweden nach kundtbarer richtigkheit deß versprochnen gelts und
erleütterung der restitution ex amnestia et grauaminibus doch nit zu volliger
zuhaltung dessen, so inen obgelegen, und sonderlich ad euacuationem et
exauctorationem gelangen wolten, waß alsdann für media zu ergreiffen. In
disem standt sei man augenscheinlich begriffen, und bedunkhe unß, daß man
sich lenger mit vergeblicher disputaten nit auffhalten, sondern ad rem ipsam
schreitten solte. Unß wolte zwar noch derzeit in namen Kayserlicher Maie-
stät einige vorschlag ze thuen bedenklich fallen, wann aber die stände vor-
drist der sachen nachgedenkhen und eintweder in pleno darvon handlen oder
durch ein engere deputation ihre gedankhen unß eröffnen theten, so wurden
wir auch nit ermanglen, inen nach der sachen nothurfft an handt ze gehen.
Das best und einig mittel würde sein, daß die stände mit Ihr Kayserlicher
Maiestät und dise mit denn ständen recht zusamensetzen thüend, damit man
alsdann den cronen recht under augen gehen und sie zu genembhaltung und
volnziehung dessen, waß im friden begriffen, stringirn köndt. Wir zweifelten
auch nit, wann man recht zur sachen thuen wolte, es wurden sich noch vil
ehrliche Teütsche soldaten under dem gegentheil finden, wölche uff ver-
nemmung dergleichen hinderheltigkheit sich eines andern besinnen und ihr
vatterlandt nit also zugrundt wurden gehen lassen wollen, etc.
Die deputati haben sich uff dise unsere antwortt lang bedacht und entlich
kein andere erclarung vorgebracht als: 1. Sie wolten darfürhalten, es
solte die bedeütte conferentz nit allerdings ohne effect sein, und weil man
doch auch von solchen materiis nach deß pfaltzgrafen einfolgender erclä-
rung wurde handlen muessen, also betten sie, wir woltens nit allerdings auß-
schlagen . Stellten zu unserm belieben, ob etwan durch das Churmaintzische
directorium dem Oxenstirn apertur gethan werden möchte, wans ime be-
liebte , solche conferentz mit unß anzetretten, oder ob wirs per nostros secre-
tarios suechen und nochmaln umb benennung eines termini ad commutan-
dum bei ime anmahnen lassen wolten. 2. Waß dann hauptsachlich in omnem
euentum vor eine resolution zu ergreiffen, weil es res altioris indaginis, wol-
ten sie mit ehistem in den reichsräthen darvon deliberirn und, waß für ein
conclusum gefaßt, unß hinderbringen, mit pitt, wir wolten underdessen
dem werkh auch mehrers nachdenkhen. Hierauff haben wir nit rathsamb
gehalten, unß der conferentz ferner zu verwaigern, sonderlich weil wir ver-
merkht , daß es ein underbawte sach von denn protestierenden sei, als wölche
noch immerzu uff mehrer sicherheit der restitutionum ex capite amnestiae et
grauaminum ihr absehen richten thuend. Demnach haben wir unß erclärt,
solcher conferentz stattzethuen, und möchte das Churmaintzische directo-
rium dem Oxenstirn von unser erclärung nachricht zukommen lassen; wenn
er alsdann sich bei unß drumb anmelden wurde, so wolten wir sehen, waß
man guetts wurde außrichten könden.
Auff den abendt laßt das Churmaintzische directorium anzeigen, daß Oxen-
stirn sich der conferentz uff den montag erbotten und den punctum euacua-
tionis et exauctorationis mit unß erledigen wolte.
Diß alles referirn wir eodem ad Caesarem mit beysetzung, das Oxenstirn sich
vernemmen lassen, sie wurden ihre infanteria nit abdankhen, sondern in ihr
aigne landt verlegen und die reütterei der cron Frankreich uberlassen [ 2405 ].