Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1649 I 24
1649 I 24
Sonntag
Sontags nachmittag hora quarta haben wir unß alle vier
zum Servient verfüegt und ime umbstendtlich vorgehalten: 1. Nachdem wir
von denn ständen vernommen, waßmaassen er von denselben wegen er-
mangleter Spanischer cession ein specialguarandie begehren thet und deren
auch ein clausulam retentionis über die waldtstätt sambt dem versprochenen
gelt eingerukht haben wolt, so wer unß dises begehren nit unbillich frembdt
vorkommen, dieweiln ime wol bewußt wer, daß anfangs die conditio extra-
dendae cessionis Hispanicae in deren den 13. Septembris anno 1646 mit denn
Französischen plenipotentiariis abgeredten satisfaction gar nit gedacht, son-
dern erst ein gantzes jar hernach von inen an unß gesuecht, auch dergestalt
admittirt worden, weil wir unß iederzeit erclärt hetten, daß wir ohne Spania
nit frid machen köndten, consequenter pro indubitato praesupponirt, daß uff
solchen fahl Ihr Konigliche Maiestät in Hispania solche cession zu ertheilen
gantz kein bedenkhen haben wurde, allermaassen sie beraits inter conditio-
nes pacis cum Gallia ineundae solches einkommen lassen. Dieweiln aber her-
nach durch sein, Servients, mit denn ständen gefüertte absonderliche hand-
lung Spania von dem Teütschen friden außgeschlossen und Seiner Maiestät
alle hilff durante praesenti cum Gallia bello abgeschlagen worden, so wer
daher erfolgt, daß dise conditio gleichsamb impossibilis gemacht worden,
und köndten wir nit ohne grundt argumentirn, daß, weil Frankreich wol
gewüßt, uff solchen fahl Spania sich nimmermehr ad cessionem praescrip-
tam nit vermögen lassen wurde, sie auch derselben hierdurch tacite re-
nuncirt ze haben geachtet werden könden; qui enim praecludit viam, qua
quo
minus conditio praestari possit, vel tacite conditioni renunciasse vel dolo
egisse, ut ne praestari possit, praesumendus est. Dessen aber ungehindert,
cum haec res sit facti in alienum arbitrium collati, so hetten Ihr Kayserliche
Maiestät daßjenig gethan, waß sie de iure zu thuen schuldig, namblich adhi-
buisse diligentiam omnem possibilem; hetten ihrem ambassador in Spania
per aignen currier alle bewegliche remonstrationes dem könig vorzehalten
uffgetragen. Unß wer zwar noch unbewußt, waß der könig Ihr Kayserlicher
Maiestät für antwortt ertheilt, aber vom Kayserlichen ambassador, herrn
marchese Caretto, hette ich, Volmar, schreiben vom 13. Decembris auß Ma-
drid , darinn er berichte, daß man am Spanischen hof noch derzeit der mei-
nung verbleibe, daß diser cession halber erst bei beschliessung deß fridens
zwischen beeden cronen Spania und Frankreich eine richtigkheit mueßte
getroffen werden. Demnach so seye die nit abgeschlagen, sondern nur diffe-
rirt , und consequenter hette Frankreich kein ursach, sich einiger retention
anzemaassen, sonderlich weil Spania ohnedaß noch kein ius in re, sondern
allein ad rem et quidem satis longinquum hetten. Am andern, weil es der cron
Frankreich nur umb die sicherheit ze thuen, so wer dieselbe erstlich ex gua-
randia generali gnugsamb versichert und darzu auch Ihr Maiestät sambt dero
hochloblichem hauß verbunden. Drittens wer die obligatio specialis, wöl-
che Ihr Kayserliche Maiestät, soweit es die handthabung der cron Frankreich
in besitzung dessen, waß ihren vigore instrumenti gebüert, antreffen thet,
nit improbirten, waß aber die clausulam retentionis anlangte, darzu köndten
sich Ihr Maiestät und dero hauß nit verbunden achten, weil es deroselben
unwissendt und hinderrukhs geschehen. Endtlich wer der cron Frankreich
auch vil nutzlicher, daß sie nach laut deß instrumenti dem hauß Osterreich
sein angebür restituirn thet, dan hierdurch wurde Frankreich vil besser in
seiner possession stabilirt als durch die retention, in betrachtung, wan Spania
sich einiger intrapresa uff das Elsaß anmaassen wolte, daß uff solchen fahl
Osterreich iederzeit sich interponirn und vil mehr die gfahr abhalten wurde,
als alle specialguarandia thuen köndte. Widrigenfahls aber, wann man meim
gnedigsten herrn also das seinig etiam ex pacto conuento debitum vorhalten
thet, so wer er gleichsamb vom friden außgeschlossen und wurde sich deß
glükhs anderwertts gebrauchen und anhenkhen müessen. Diser unserer re-
monstration aber ungeachtet blieb Servient uff seiner meinung und entschul-
digte sich, daß er extra fines mandati nit schreitten köndte. Es geschehe dise
retentio einzig und allein, die Spanischen desto mehr zu stringirn, daß sie
solche cession nit auffhalten thüend, wol wissend, sie die herrn ertzhertzogen
zu Ynsprukh dißortts nit wurden stekhen lassen. Er pretendirte, daß er nit
anderst gewußt, dann alles mit unserm vorwissen wer gehandlet worden.
Wolches wir ime gnugsamb widerlegt und remonstrirt, daß wir solchem
beginnen publice contradicirt und von denn standen auch die erclärung
erhalten hetten, daß sie der sachen in außferttigung der guarandie remedirn
und dem herrn ertzhertzogen alles praeiudicium fürkommen wolten. Sed
perstitit in sententia, quod nihil mutare possit, sei doch erbiettig, sobaldt die
cessio vorhanden sein werde, daß alsdann die restitutio et solutio dem instru-
mento gmäß erfolgen solle. Und die warheit zu bekennen, so köndte er kein
groß facit auff der ständen specialguarandie machen, dann es wer doch nichts
anders, als waß in effectu in der generalguarandie begriffen, daß mehist sei
ime an der realcaution gelegen.
Weil wir dann gesehen, daß nichts anders außzerichten, haben wir von disem
puncto abgebrochen und pro secundo für augen gestellt, waß grosse ungle-
genheiten wegen der beharrlichen einlägerungen der Französischen armada
uff denn reichsständen zuwider dem instrumento erfolgen thet, und begehrt,
daß er solches abschaffen und daran sein wolte, daß selbige vom reich ab-
gefüert werden möcht. Usus est duplici excusatione: 1. Er hette in puncto
satisfactionis Suedicae militiae in die außtheilung der craiß quoad praeiudi-
cium der Französischen armada niemaln consentirt, sondern stetigs den stän-
den remonstrirt, daß, sovil deren quartir und underhalt anlangte biß zur exe-
cution deß fridens, er nichts nachgeben köndt. 2. Köme der mangel vor-
nemblich daher, daß man die euacuationem et exauctorationem quoad mo-
dum et ordinem an die generaliteten verwisen, bei wölchen doch nichts ver-
richtet worden, und dises werkh vil besser und ringer allhier hette accordirt
werden könden, als er vermeine, doch noch wurde geschehen müeßen. Er
wolte iedoch nit underlassen, dem Turrena derentwegen zuzeschreiben, wer
ime selbst leid, daß der so lang diserortten hette ligen bleiben müessen, da
man seine truppen doch anietzt besser in Frankreich brauchen köndte.
Schließlich hatt er begehrt, man solte ante actum commutationis noch die in-
strumenta gegeneinander collazionirn lassen, quod condictum.
zum Servient verfüegt und ime umbstendtlich vorgehalten: 1. Nachdem wir
von denn ständen vernommen, waßmaassen er von denselben wegen er-
mangleter Spanischer cession ein specialguarandie begehren thet und deren
auch ein clausulam retentionis über die waldtstätt sambt dem versprochenen
gelt eingerukht haben wolt, so wer unß dises begehren nit unbillich frembdt
vorkommen, dieweiln ime wol bewußt wer, daß anfangs die conditio extra-
dendae cessionis Hispanicae in deren den 13. Septembris anno 1646 mit denn
Französischen plenipotentiariis abgeredten satisfaction gar nit gedacht, son-
dern erst ein gantzes jar hernach von inen an unß gesuecht, auch dergestalt
admittirt worden, weil wir unß iederzeit erclärt hetten, daß wir ohne Spania
nit frid machen köndten, consequenter pro indubitato praesupponirt, daß uff
solchen fahl Ihr Konigliche Maiestät in Hispania solche cession zu ertheilen
gantz kein bedenkhen haben wurde, allermaassen sie beraits inter conditio-
nes pacis cum Gallia ineundae solches einkommen lassen. Dieweiln aber her-
nach durch sein, Servients, mit denn ständen gefüertte absonderliche hand-
lung Spania von dem Teütschen friden außgeschlossen und Seiner Maiestät
alle hilff durante praesenti cum Gallia bello abgeschlagen worden, so wer
daher erfolgt, daß dise conditio gleichsamb impossibilis gemacht worden,
und köndten wir nit ohne grundt argumentirn, daß, weil Frankreich wol
gewüßt, uff solchen fahl Spania sich nimmermehr ad cessionem praescrip-
tam nit vermögen lassen wurde, sie auch derselben hierdurch tacite re-
nuncirt ze haben geachtet werden könden; qui enim praecludit viam,
minus conditio praestari possit, vel tacite conditioni renunciasse vel dolo
egisse, ut ne praestari possit, praesumendus est. Dessen aber ungehindert,
cum haec res sit facti in alienum arbitrium collati, so hetten Ihr Kayserliche
Maiestät daßjenig gethan, waß sie de iure zu thuen schuldig, namblich adhi-
buisse diligentiam omnem possibilem; hetten ihrem ambassador in Spania
per aignen currier alle bewegliche remonstrationes dem könig vorzehalten
uffgetragen. Unß wer zwar noch unbewußt, waß der könig Ihr Kayserlicher
Maiestät für antwortt ertheilt, aber vom Kayserlichen ambassador, herrn
marchese Caretto, hette ich, Volmar, schreiben vom 13. Decembris auß Ma-
drid , darinn er berichte, daß man am Spanischen hof noch derzeit der mei-
nung verbleibe, daß diser cession halber erst bei beschliessung deß fridens
zwischen beeden cronen Spania und Frankreich eine richtigkheit mueßte
getroffen werden. Demnach so seye die nit abgeschlagen, sondern nur diffe-
rirt , und consequenter hette Frankreich kein ursach, sich einiger retention
anzemaassen, sonderlich weil Spania ohnedaß noch kein ius in re, sondern
allein ad rem et quidem satis longinquum hetten. Am andern, weil es der cron
Frankreich nur umb die sicherheit ze thuen, so wer dieselbe erstlich ex gua-
randia generali gnugsamb versichert und darzu auch Ihr Maiestät sambt dero
hochloblichem hauß verbunden. Drittens wer die obligatio specialis, wöl-
che Ihr Kayserliche Maiestät, soweit es die handthabung der cron Frankreich
in besitzung dessen, waß ihren vigore instrumenti gebüert, antreffen thet,
nit improbirten, waß aber die clausulam retentionis anlangte, darzu köndten
sich Ihr Maiestät und dero hauß nit verbunden achten, weil es deroselben
unwissendt und hinderrukhs geschehen. Endtlich wer der cron Frankreich
auch vil nutzlicher, daß sie nach laut deß instrumenti dem hauß Osterreich
sein angebür restituirn thet, dan hierdurch wurde Frankreich vil besser in
seiner possession stabilirt als durch die retention, in betrachtung, wan Spania
sich einiger intrapresa uff das Elsaß anmaassen wolte, daß uff solchen fahl
Osterreich iederzeit sich interponirn und vil mehr die gfahr abhalten wurde,
als alle specialguarandia thuen köndte. Widrigenfahls aber, wann man meim
gnedigsten herrn also das seinig etiam ex pacto conuento debitum vorhalten
thet, so wer er gleichsamb vom friden außgeschlossen und wurde sich deß
glükhs anderwertts gebrauchen und anhenkhen müessen. Diser unserer re-
monstration aber ungeachtet blieb Servient uff seiner meinung und entschul-
digte sich, daß er extra fines mandati nit schreitten köndte. Es geschehe dise
retentio einzig und allein, die Spanischen desto mehr zu stringirn, daß sie
solche cession nit auffhalten thüend, wol wissend, sie die herrn ertzhertzogen
zu Ynsprukh dißortts nit wurden stekhen lassen. Er pretendirte, daß er nit
anderst gewußt, dann alles mit unserm vorwissen wer gehandlet worden.
Wolches wir ime gnugsamb widerlegt und remonstrirt, daß wir solchem
beginnen publice contradicirt und von denn standen auch die erclärung
erhalten hetten, daß sie der sachen in außferttigung der guarandie remedirn
und dem herrn ertzhertzogen alles praeiudicium fürkommen wolten. Sed
perstitit in sententia, quod nihil mutare possit, sei doch erbiettig, sobaldt die
cessio vorhanden sein werde, daß alsdann die restitutio et solutio dem instru-
mento gmäß erfolgen solle. Und die warheit zu bekennen, so köndte er kein
groß facit auff der ständen specialguarandie machen, dann es wer doch nichts
anders, als waß in effectu in der generalguarandie begriffen, daß mehist sei
ime an der realcaution gelegen.
Weil wir dann gesehen, daß nichts anders außzerichten, haben wir von disem
puncto abgebrochen und pro secundo für augen gestellt, waß grosse ungle-
genheiten wegen der beharrlichen einlägerungen der Französischen armada
uff denn reichsständen zuwider dem instrumento erfolgen thet, und begehrt,
daß er solches abschaffen und daran sein wolte, daß selbige vom reich ab-
gefüert werden möcht. Usus est duplici excusatione: 1. Er hette in puncto
satisfactionis Suedicae militiae in die außtheilung der craiß quoad praeiudi-
cium der Französischen armada niemaln consentirt, sondern stetigs den stän-
den remonstrirt, daß, sovil deren quartir und underhalt anlangte biß zur exe-
cution deß fridens, er nichts nachgeben köndt. 2. Köme der mangel vor-
nemblich daher, daß man die euacuationem et exauctorationem quoad mo-
dum et ordinem an die generaliteten verwisen, bei wölchen doch nichts ver-
richtet worden, und dises werkh vil besser und ringer allhier hette accordirt
werden könden, als er vermeine, doch noch wurde geschehen müeßen. Er
wolte iedoch nit underlassen, dem Turrena derentwegen zuzeschreiben, wer
ime selbst leid, daß der so lang diserortten hette ligen bleiben müessen, da
man seine truppen doch anietzt besser in Frankreich brauchen köndte.
Schließlich hatt er begehrt, man solte ante actum commutationis noch die in-
strumenta gegeneinander collazionirn lassen, quod condictum.