Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 XII 27
1648 XII 27
Sonntag
Sontags, den 27. huius, seind der reichsräthen extra-
ordinarii deputati vor sambtlichen herrn Kayserlichen gsandten in herrn
grafens von Nassau quartir erschienen, fürbringend: Nachdem nunmehr der
cronen plenipotentiarii mit ihren ratificationibus gefaßt, hetten sie nit wollen
underlassen, bei unß anzemahnen, daß wir uff mittl und weeg bedacht sein
wolten, wie man fürderlichst zu der würklichen außwexlung gelangen und
also denn ständen der schwere kriegslast desto ehender ab dem halß kom-
men möchte.
Sonderlich aber, weil zu besorgen, die cronen möchten etwan
zum fürwortt anziehen, daß die restitutiones ex capite amnestiae et gravami-
num noch nit volnzogen, so wolten die stände gern von unß vernemmen,
durch waß mittl etwan solche restitutiones beschleünigt und den cronen
diser vorwandt benommen werden möcht. Drittens hette sich conte Ser-
vient lassen vernemmen, daß er auch die Spanische cession vordrist wurde
haben müessen, were der ständen begehren, wir wolten diselb, wa die vor-
handen , nit auffhalten oder doch alle mittl und weeg anwenden, daß die ehist
zue hendt gebracht und die stände derentwegen anderwerts mit schweren
assecurationibus nit angefochten würden. Sodann und zum 4. müeßte man
vernemmen, das wider denn gemachten fridenschluss hin und wider libelli
famosi, pasquilli und dergleichen unverantworttliche schrifften außgesprengt
und wol gar allhie offentlich verkaufft würden, allermaassen diser tagen
under dem namen ’Deß hauß Burgundt beschwerung‘ geschehen. Wann nun
hierdurch die allgemeine ruhe und wolstandt nit wenig betrüebt werden
möchte, also wer der ständen ebenmässig begehren, wir wolten solches
bestermaassen fürkommen helffen.
Respondimus: Sovil die extraditionem ratificationum anlangte, were denn
ständen bewußt, daß es an unß nit ermanglete, sondern wir alle stundt darzu
berait weren. Mit denn Schweden were vergangnen mitwochs die collatio-
nierung ihrer und unserer ratificationum vorgangen und alles der abredt
gmäß verferttigt befunden worden. Die Französischen hetten ihr ratification
zwar auch gestrigen tags mit der unserigen scontirn lassen, die wer aber
erstlich nit in gleicher formb wie die unsere außgeferttigt, daß proemium in-
strumenti außgelassen, der paragraphus finalis ’In quorum omnium‘ zwar ein-
gesetzt , aber zugleich die plenipotentiae angehenkht; und wölches daß aller
nachdenklichste, so wer in ipso instrumento der ordo titulorum invertirt und
dem Kayserlichen titul jeweils der Französische vorgesetzt, also daß wirs in
tali forma ohne verschimpffung der Kayserlichen auctoritet nit annemmen
köndten. Der Servient hette sich zwar erbotten, sein parola in scriptis ze ge-
ben , daß innerhalb bestimmender zeitt ein ander diploma, dem unserigen
gleich, solte eingebracht werden, wie er nit zweifelte, uff sein letstern, unserm
an ihne beschenen begehren nach an Königlichen hof gethanden bericht
nechster tagen ohnedaß einkommen würde. Wir hetten unß aber noch derzeit
nichts darauff erclären könden, sondern müeßten zusehen, waß weiter erfol-
gen würde. Es solten iedoch die stände beeden, den Franzosen und Schwe-
den , diser extradition halber auch ferner zusprechen und die nothurfft zu
erkennen geben. Bei dem 2. puncten hetten wir wol auch von denn Schwe-
den sonderlich vernommen, daß sie dergleichen fürwandt suechten. Unsers
erachtens aber wer es gar ein unerhebliche außflucht, dan es ja im instru-
mento den verstandt nit hab, wan dergleichen restitutiones nit so puntual-
mente vorgangen, als es ein oder ander theil wol verlangte, daß darumb die
extraditiones ratificationum verzögert werden solten, sondern vilmehr wer
eben darumb selbige zu befürdern nöthig, damit iedermeniglich der un-
gleiche wahn benommen wurde, als solten die cronen disen friden nit halten
wöllen, unter wölcher besorgnus wol mancher der restitution sich zu ver-
waigern anlaß nemmen thet. Und bei disem pass möchten wir inen nit ver-
halten , daß Ihr Kayserliche Maiestät mit jüngster post unß gnedigst com-
municirt , waß an diselb von denn ständen vor ein congratulationschreiben
einkommen und dabei für begehren angehenkht worden, demnach bevoh-
len , inen anzezeigen, daß solche congratulation Ihrer Maiestät zu gnedig-
stem dankhnemigem gefallen geraichte und, gleichwie sie nichts mehrers
wünschten etc. (ist alles ad longum nach laut Ihrer Maiestät bevelchs de 4.
huius außgefüret worden). Demnach so wüßten wir nit, waß dessentwegen
weiter für particularexpedientia zu ergreiffen, sondern halten darfür, im fahl
in bedeütten beeden punctis einige execution noch ermanglete, daß Ihre
Kayserliche Maiestät uff erfolgend ansuechen deß beschwehrten theils sowol
nach innhalt gemeiner reichsconstitutionum als der auffgerichten fridens-
articul die ferner gebür schleünigst vorzenemmen nit underlassen würden,
daß also gar nit vonnöthen sein wurde, derentwegen der cronen armaden
lenger uff denn ständen ligenzelassen. Doch wafern die stände etwan
andere mittl vorzuschlagen wüßten, so weren wir erbiettig, mit inen darüber
in ferner conferentz einzetretten oder nach gestalten sachen an Ihr Maiestät
die nothurfft gehorsambst ze referirn. Waß zum 3. die Spanische cession
betreffen thet, da hetten Ihre Maiestät diser und anderer, die fridensexecution
betreffender sachen halb ein aignen currier in Spanien abgeschikht, der wer
noch nit zurukhkommen. So hette auch der Spanische plenipotentiarius, herr
Bruin, noch kein antwortt auff seine nach geschlossnem friden an Spanischen
hof gethande relationes, wer aber deren stündtlich gewärttig. Waß wir in-
mittelst zu mehrer befürderung wurden thuen könden, wolten wir unsers
ortts nit underlassen. Ad quartum vernemmen wir nit gern, daß dergleichen
fürgehen soll, wüßten vor dißmal der sachen anderst nit ze helffen, als daß
wir ein schrifftliche warnung anschlagen liessen, das iedermeniglich sich der-
gleichen außzesprengen und zu verkauffen bei willkurlicher straaf enthalten
solte. Und hiemit haben wir dem Churmaintzischen cantzler auch daß
Kayserliche antworttschreiben in originali zugestellt. Illi nemmen dise ant-
wortt zu dankh an, erbietten sich bei der cronen plenipotentiariis zugleich
allen fleiß anzewenden, damit die extradition ihren fortgang gewunne,
hören daß mancament der Französischen ratification nit gern, verhoffen, es
werde hiernechst verbessert werden.
Waß aber die restitutiones ex capite amnestiae et gravaminum anlangte, da
vermeinten theils der ständen ein mittl ze sein, daß man eine gewisse specifi-
cation der restituendorum et restituentium auffsetzen und durch ein auß-
schreiben dennselben einen gwissen termin bestimmen solt cum annexa
conditione, wölcher nit parirte, daß alsdann wider ine ex capite fractae pacis
procedirt werden solle. Da unß nun solch mittel beliebte, wolten sie es
alsbaldt in die reichsräthe proponirn. Nos, unserstheils köndten wir wol
geschehen lassen, daß ein designation der restituendorum et restituentium
von allen interessirten verfaßt wurde, waß aber daß andere anlangte, da geben
die reichsconstitutiones und der fridenschluss seinen gewaißten weeg, waß
ze thuen, und were diß nunmehr an Ihr Kayserliche Maiestät als das ober-
haupt ze lassen, und würde unsers erachtens sich nit gebüren, daß derglei-
chen executionsmandata under der ständt namen außgehen solten. Ita
dimissi.
Eodem sontags seind wir beim Saluio zu gast gewesen. Die tafel stüende der
zwerchlange nach under einem kleinen baldachino, an dessen rukhwandt der
königin auß Schweden bildtnus angehefftet war, in mitte der tafel sasse herr
graf von Nassau, zu dessen rechter seitten herr graf von Lamberg, an disem
ich, Volmar, und an mir herr Crane, an der linckhen deß herrn grafen von
Nassau sasse der Französische gsandt, conte Servient, anime graf Oxenstirn
und an disem her Salvius. Gegenüber und ausser dem baldachino sasse in
medio tabulae der Churmaintzische gsandt Dr. Raigensperg, an ime Dr.
Krebs, Churbayerischer, an disem Wesembeckh, Churbrandenburgischer
abgesandten, correspondendo lateri dextro Caesareanorum. Auff der rechten
seitten deß Reigensperg sasse herr thumbpropst von Paderborn, herr von
Rekh Churcölnischer, Dr. Scherer Churtrierischer und Dr. Leüber Chur-
saxischer abgesandte correspondendo lateri sinistrae Caesareanorum, in
extremitatibus tabulae ad latus dextrum der Französische resident La Cour,
ad sinistrum der Schwedische resident Berenclou.
ordinarii deputati vor sambtlichen herrn Kayserlichen gsandten in herrn
grafens von Nassau quartir erschienen, fürbringend: Nachdem nunmehr der
cronen plenipotentiarii mit ihren ratificationibus gefaßt, hetten sie nit wollen
underlassen, bei unß anzemahnen, daß wir uff mittl und weeg bedacht sein
wolten, wie man fürderlichst zu der würklichen außwexlung gelangen und
also denn ständen der schwere kriegslast desto ehender ab dem halß kom-
men möchte.
zum fürwortt anziehen, daß die restitutiones ex capite amnestiae et gravami-
num noch nit volnzogen, so wolten die stände gern von unß vernemmen,
durch waß mittl etwan solche restitutiones beschleünigt und den cronen
diser vorwandt benommen werden möcht. Drittens hette sich conte Ser-
vient lassen vernemmen, daß er auch die Spanische cession vordrist wurde
haben müessen, were der ständen begehren, wir wolten diselb, wa die vor-
handen , nit auffhalten oder doch alle mittl und weeg anwenden, daß die ehist
zue hendt gebracht und die stände derentwegen anderwerts mit schweren
assecurationibus nit angefochten würden. Sodann und zum 4. müeßte man
vernemmen, das wider denn gemachten fridenschluss hin und wider libelli
famosi, pasquilli und dergleichen unverantworttliche schrifften außgesprengt
und wol gar allhie offentlich verkaufft würden, allermaassen diser tagen
under dem namen ’Deß hauß Burgundt beschwerung‘ geschehen. Wann nun
hierdurch die allgemeine ruhe und wolstandt nit wenig betrüebt werden
möchte, also wer der ständen ebenmässig begehren, wir wolten solches
bestermaassen fürkommen helffen.
Respondimus: Sovil die extraditionem ratificationum anlangte, were denn
ständen bewußt, daß es an unß nit ermanglete, sondern wir alle stundt darzu
berait weren. Mit denn Schweden were vergangnen mitwochs die collatio-
nierung ihrer und unserer ratificationum vorgangen und alles der abredt
gmäß verferttigt befunden worden. Die Französischen hetten ihr ratification
zwar auch gestrigen tags mit der unserigen scontirn lassen, die wer aber
erstlich nit in gleicher formb wie die unsere außgeferttigt, daß proemium in-
strumenti außgelassen, der paragraphus finalis ’In quorum omnium‘ zwar ein-
gesetzt , aber zugleich die plenipotentiae angehenkht; und wölches daß aller
nachdenklichste, so wer in ipso instrumento der ordo titulorum invertirt und
dem Kayserlichen titul jeweils der Französische vorgesetzt, also daß wirs in
tali forma ohne verschimpffung der Kayserlichen auctoritet nit annemmen
köndten. Der Servient hette sich zwar erbotten, sein parola in scriptis ze ge-
ben , daß innerhalb bestimmender zeitt ein ander diploma, dem unserigen
gleich, solte eingebracht werden, wie er nit zweifelte, uff sein letstern, unserm
an ihne beschenen begehren nach an Königlichen hof gethanden bericht
nechster tagen ohnedaß einkommen würde. Wir hetten unß aber noch derzeit
nichts darauff erclären könden, sondern müeßten zusehen, waß weiter erfol-
gen würde. Es solten iedoch die stände beeden, den Franzosen und Schwe-
den , diser extradition halber auch ferner zusprechen und die nothurfft zu
erkennen geben. Bei dem 2. puncten hetten wir wol auch von denn Schwe-
den sonderlich vernommen, daß sie dergleichen fürwandt suechten. Unsers
erachtens aber wer es gar ein unerhebliche außflucht, dan es ja im instru-
mento den verstandt nit hab, wan dergleichen restitutiones nit so puntual-
mente vorgangen, als es ein oder ander theil wol verlangte, daß darumb die
extraditiones ratificationum verzögert werden solten, sondern vilmehr wer
eben darumb selbige zu befürdern nöthig, damit iedermeniglich der un-
gleiche wahn benommen wurde, als solten die cronen disen friden nit halten
wöllen, unter wölcher besorgnus wol mancher der restitution sich zu ver-
waigern anlaß nemmen thet. Und bei disem pass möchten wir inen nit ver-
halten , daß Ihr Kayserliche Maiestät mit jüngster post unß gnedigst com-
municirt , waß an diselb von denn ständen vor ein congratulationschreiben
einkommen und dabei für begehren angehenkht worden, demnach bevoh-
len , inen anzezeigen, daß solche congratulation Ihrer Maiestät zu gnedig-
stem dankhnemigem gefallen geraichte und, gleichwie sie nichts mehrers
wünschten etc. (ist alles ad longum nach laut Ihrer Maiestät bevelchs de 4.
huius außgefüret worden). Demnach so wüßten wir nit, waß dessentwegen
weiter für particularexpedientia zu ergreiffen, sondern halten darfür, im fahl
in bedeütten beeden punctis einige execution noch ermanglete, daß Ihre
Kayserliche Maiestät uff erfolgend ansuechen deß beschwehrten theils sowol
nach innhalt gemeiner reichsconstitutionum als der auffgerichten fridens-
articul die ferner gebür schleünigst vorzenemmen nit underlassen würden,
daß also gar nit vonnöthen sein wurde, derentwegen der cronen armaden
lenger uff denn ständen ligenzelassen. Doch wafern die stände etwan
andere mittl vorzuschlagen wüßten, so weren wir erbiettig, mit inen darüber
in ferner conferentz einzetretten oder nach gestalten sachen an Ihr Maiestät
die nothurfft gehorsambst ze referirn. Waß zum 3. die Spanische cession
betreffen thet, da hetten Ihre Maiestät diser und anderer, die fridensexecution
betreffender sachen halb ein aignen currier in Spanien abgeschikht, der wer
noch nit zurukhkommen. So hette auch der Spanische plenipotentiarius, herr
Bruin, noch kein antwortt auff seine nach geschlossnem friden an Spanischen
hof gethande relationes, wer aber deren stündtlich gewärttig. Waß wir in-
mittelst zu mehrer befürderung wurden thuen könden, wolten wir unsers
ortts nit underlassen. Ad quartum vernemmen wir nit gern, daß dergleichen
fürgehen soll, wüßten vor dißmal der sachen anderst nit ze helffen, als daß
wir ein schrifftliche warnung anschlagen liessen, das iedermeniglich sich der-
gleichen außzesprengen und zu verkauffen bei willkurlicher straaf enthalten
solte. Und hiemit haben wir dem Churmaintzischen cantzler auch daß
Kayserliche antworttschreiben in originali zugestellt. Illi nemmen dise ant-
wortt zu dankh an, erbietten sich bei der cronen plenipotentiariis zugleich
allen fleiß anzewenden, damit die extradition ihren fortgang gewunne,
hören daß mancament der Französischen ratification nit gern, verhoffen, es
werde hiernechst verbessert werden.
vermeinten theils der ständen ein mittl ze sein, daß man eine gewisse specifi-
cation der restituendorum et restituentium auffsetzen und durch ein auß-
schreiben dennselben einen gwissen termin bestimmen solt cum annexa
conditione, wölcher nit parirte, daß alsdann wider ine ex capite fractae pacis
procedirt werden solle. Da unß nun solch mittel beliebte, wolten sie es
alsbaldt in die reichsräthe proponirn. Nos, unserstheils köndten wir wol
geschehen lassen, daß ein designation der restituendorum et restituentium
von allen interessirten verfaßt wurde, waß aber daß andere anlangte, da geben
die reichsconstitutiones und der fridenschluss seinen gewaißten weeg, waß
ze thuen, und were diß nunmehr an Ihr Kayserliche Maiestät als das ober-
haupt ze lassen, und würde unsers erachtens sich nit gebüren, daß derglei-
chen executionsmandata under der ständt namen außgehen solten. Ita
dimissi.
Eodem sontags seind wir beim Saluio zu gast gewesen. Die tafel stüende der
zwerchlange nach under einem kleinen baldachino, an dessen rukhwandt der
königin auß Schweden bildtnus angehefftet war, in mitte der tafel sasse herr
graf von Nassau, zu dessen rechter seitten herr graf von Lamberg, an disem
ich, Volmar, und an mir herr Crane, an der linckhen deß herrn grafen von
Nassau sasse der Französische gsandt, conte Servient, anime graf Oxenstirn
und an disem her Salvius. Gegenüber und ausser dem baldachino sasse in
medio tabulae der Churmaintzische gsandt Dr. Raigensperg, an ime Dr.
Krebs, Churbayerischer, an disem Wesembeckh, Churbrandenburgischer
abgesandten, correspondendo lateri dextro Caesareanorum. Auff der rechten
seitten deß Reigensperg sasse herr thumbpropst von Paderborn, herr von
Rekh Churcölnischer, Dr. Scherer Churtrierischer und Dr. Leüber Chur-
saxischer abgesandte correspondendo lateri sinistrae Caesareanorum, in
extremitatibus tabulae ad latus dextrum der Französische resident La Cour,
ad sinistrum der Schwedische resident Berenclou.