Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 IV 11

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1648 IV 11
Samstag

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8 Sabbato] am Rande: Fernere handlung cum Suecis super residuis postulatis Cassellanis.
Sabbato sancto a meridie kamen die Schweden zu
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unß, wünschten unß erstlich fröliche osterfeyrtag und dann, wann unß
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beliebte, in materiis tractatuum fortzefahren, weren sie darzu genaigt und
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vermeinten, daß noch ettlich puncten in der Hessen Casselischen satisfaction
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abzehandlen, als de priuilegio primogeniturae, 2. pacti successorii cum domo
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Hanouica confirmatione, 3. pactique successorii inter Saxonicam, Brandebur-
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gicam et Hassicam domum cum omissione versiculi ’eo modo, quo a priori-
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bus Imperatoribus confirmata sunt‘, 4. transactionis Hessen Cassel cum
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Waldeckh

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Die Grafschaft Waldeck war seit 1438 hessisches Lehen. Über den Umfang der Rechte Hessens
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war es zu Prozessen gekommen. Im Hauptvergleich 1635 IV 11/21 hatte Kassel sich mit Waldeck
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geeinigt, doch war Darmstadt dieser Regelung bisher nicht endgültig beigetreten.
, 5. de priuilegio maiorennitatis.

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Re paulisper inter nos disputata illi ad Cassellanos secesserunt, nos Darm-
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stadinos ad nos vocauimus. Wir erclärten unß demnach ad singula, ut sequi-
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tur : Waß daß privilegium primogeniturae anlangte, da hetten wir von denn
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Darmbstattischen so vil berichts, daß derselben lini selbiges alberait anno
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1606 introducirt, von Kayser Rudolff II., sodann Matthia, Ferdinand II. und
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III. confirmirt, bei der Casselischen lini wer gleiches priuilegium herrn landt-
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grafen Wilhelm anno 1628 vigore transactionis anno praecedente cum
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Darmstadino initae ertheilt worden

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Nachdem im Vergleich über die Marburger Erbschaft 1627 (vgl. oben S. 485 Anm. 1) eine
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Primogeniturordnung für jeweils die Kasseler und Darmstädter Linie vorgesehen worden war,
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erteilte der Kaiser 1628 das entsprechende Privileg für Hessen-Kassel (Druck: J. J. Moser ,
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Staatsrecht 13 S. 143f.). Die Berufung hierauf war für Darmstadt wichtig, da die von Kassel
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versuchte Begründung auf das Testament Landgf. Philipps I. einen Vorrang der älteren Kasseler
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Linie hätte bedeuten können.
. Hierauff sehen wir kein bedenkhens,
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daß Ihr Kayserliche Maiestät solches nit de nouo confirmirn würden, mög
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also sein verbleibens darbei haben. Ad 2. haben sie, Schwedische, vor-
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gewendt , daß der Chursäxische abgesandt drein verwilligt cum clausula
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’saluo iure domini electoris‘. Wir haben aber replicirt, daß dergleichen von
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ime unß nit angebracht, sondern iederzeit diser Hanawischen confirmation
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schrifft- und mündtlich contracidirt worden. Es habe aber wenig bedenkhens,

[p. 1042] [scan. 270]


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er gebe es nach oder nit, so könden wir doch Ihr Maiestät zu diser confir-
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mation nit obligirn, cum nondum constet, qualis sit ista conuentio, son-
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dern es müeßte Ihr Maiestät dißortts allerdings ein freye handt gelassen sein.
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Ad 3. die erbverbrüderung zwischen den dreyen chur- und furstlichen heu-
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sern betreffend, hette man sich iederzeit der confirmation, iedoch anderst nit
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dann more consueto, erbotten, darbei es noch verbleibe, dann obzwar wegen
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einverleibung deß hauß Brandenburg noch kein confirmation vorgangen, so
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bleibe es doch dabei, daß Ihr Kayserliche Maiestät bei confirmation dersel-
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ben den alten stylum behalten und keine newe clausulas, als soweit die der
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vorigen observantz gmäß, admittirn werden. Sonsten hette der Saxen Alden-
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burgische begehrt, daß diser confirmation nit bei der Casselischen satisfac-
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tion , sondern bei denn iuribus statuum gedacht werden solte, dessen wir
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zefriden. Ad 4., wegen Waldekh wolte Darmbstatt sein ius per expressum
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vorbehalten haben, seitemaln die transaction allein mit Cassel vorgangen,
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mit Darmbstatt aber nichts gehandlet worden, daher wir Sein Fürstliche
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Gnaden auch nichts obligirn köndten. Im übrigen aber liessens wir bei dem,
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waß zwischen Cassel und Waldekh gehandlet, verbleiben. Ad 5., es wer
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hievor herrn landtgraf Wilhelm diß priuilegium ertheilt worden. Ihr Kay-
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serliche Maiestät werdens auch dessen herrn sohn nit abschlagen. Weil es
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aber ein reseruatum Caesaris, so köndten wir dißortts nichts in capitulation
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kommen lassen. Sueci his auditis sagten, es hetten sich die Casselischen be-
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nommen , der sachen mehrers nachzedenkhen wie zugleich durch ein aus-
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schuss der protestierenden mit denn catholischen reden ze lassen.

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Allermaassen sich von denn catholischen die Churmaintz-, Cöln-, Trier-,
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Baye- und Bambergischen bei unß eingestellt und der protestierenden diser
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puncten halber an sie gelangte beschwerungen vorgetragen und, ob sie wol
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nit wüßten, waß es darmit vor eine bewandtnus, auch unß nichts zuzemuet-
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ten begehrten, so wider unser instruction lauffen thet, jedoch gebetten, wir
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[möchten]

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Wohl wegen Seitenwechsels ausgefallen.
uff einig expediens gedenkhen, wie auß der sachen ze kommen.
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Wir haben inen alle beschaffenheit, wessen wir unß allberait gegen den Schwe-
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den erclärt hetten, angezeigt und gnugsamb zu erkennen geben, daß wir ie
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salua Caesaris auctoritate nit weiter gehen köndten, darbei sie es auch be-
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wenden lassen.

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Reuersi ad Suecos haben wir inen erzehlt, waß mit denn catholischen passirt
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und daß wir dabei entlich bleiben müeßten, köndten auch ja nit sehen, waß
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die fraw landtgräfin derentwegen weiter von unß suechen köndte. Sie seind
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darauff wider abgetretten und hernach angezeigt, daß sich die Casselischen
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wol einer andern erclärung versehen, doch bekendten, daß darumb der krieg
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weiter nit ze continuirn, wie auch Waldekh sich mit dem mit Cassel gemachten
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vertrag begnüegen lassen müeßt und wegen Darmbstatt unß nichts zumuetten
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köndt. Doch haben die Schweden dißortts nichts schließlichs abreden wollen,
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sondern alles biß zu reassumption der Marpurgischen succession verschoben.

[p. 1043] [scan. 271]


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Et ita nihil actum, sondern sagt Oxenstirn, es weren die stände in Aprillen
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gefürt worden. Erat enim primus dies mensis secundum veterem stylum.

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