Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 III 13
1648 III 13
Freitag
Freytags, den 13. huius, haben wir vordrist die Chur-
fürstlich Maintz-, Cöln-, Trier- und Bayerischen absonderlich vor unß
erfordert und inen referirt, waß gestern mit den Saxen Aldenburgischen
und Braunschweigischen vor- und nachmittag passirt, daß sie namblich
dasjenig, so zwischen inen und den Churbayerischen vorgangen, aller-
dings für ein verglichne sach halten, sonderlich wegen Hildeßheimb den
ex parte Cöln gesetzten vorbehalt, quod caetera in illa transactione compre-
hensa valida esse debeant, auß zweyen ursachen nit leiden wolten: 1. Daß die
Braunschweigischen sagten, sie wolten dißortts inen nit gantz Europam in
puncto executionis uff den halß ziehen, da etwan künfftiger zeit in ein- und
anderer dises vertrags halber entstehender differentz ex parte Hildeßheim der
gantze Westfalische craiß und mithien auch außwerttige ständt wider
Braunschweig underm pretext einiger contravention concitirt werden
möcht. 2. Cöln als bischof zu Hildeßheimb suchte unter disem reservat die
evangelische ständt dises bisthumbs mit einem simultaneo exercitio catho-
lici religionis in ihren kirchen zu beschwehren, so zwar im vertrag vorbehal-
ten , aber nunmehr dem verglichnen termino a quo de anno 1624 zuwider-
lauffen thet. Cöln solte sich mit denen 9 clöstern contentirn lassen, wa nit, so
wolten sie, Braunschweigische, auch diß revocirt haben, wüßten wol, daß es
die Schweden mit inen halten und nimmer drein willigen wolten. Sodann
wolten die protestierenden auch von dem Erfordtischen vertrag, als der zu
keinen cräfften kommen wer, nichts hören.
Nun hetten wir dise zwischen denn Churbayerischen und ermeldten prote-
stierenden vorgangne handlung mit fleiß erwogen, befinden selbige eins
theils mit dem vorigen instrumento, anders theils mit demjenigen, so von de-
nen sambtlichen catholischen unß pro ultimo gradu committirt worden,
gleichstimmend, in ettlich passibus auch mit eingerukhten newen clausulis
vermehrt. Stellten zwar an sein ortt, ob dise verhandlung nur vorschlagsweise
oder als verbündtlich fürgangen. Weiln aber inen, churfürstlichen, allerseits
bewußt, waß wir vor instruction hetten, so wurden wir gleichwol nit zuruk-
halten könden, sondern derselben gmäß einen außschlag geben müessen.
Begehrten also von inen zu vernemmen, waß sie vermeinten zu thuen sei.
Hierauff haben vordrist die beede Churmaintzische, Raigensperger und
Mele, sich entschuldigt, daß sie hiervon nichts gewußt, köndten auch we-
gen Erdfordt nit weichen, wisen ihre bevelch, so sie derentwegen noch im
monat Decembri von ihrem herrn empfangen hetten, vor. Die weren biß
dato nit revocirt worden. Pitten, wir wolten drauff verharren, wenigst sol-
chen pass prouisionaliter im auffsatz stehen ze lassen, biß sie von ihrem herrn
einen andern bevelch erlangten. Cöln, wolte zugleich von vorbedeüttem re-
servat nit weichen, köndts nicht verantwortten. Patt entlich, nur facultatem
ze reservirn, daß dem herrn bischoffen vorbehalten sein solten, an solchen
ortten, wa allein Lutherische kirchen weren, für sich, seine catholischen ambt-
leütte und etwan die underthanen, so zu der catholischen religion tretten,
aigne kirchen zu erbawen. Nos remonstrirten den Churmaintzischen, waß
deß herrn churfürsten gesandter bei Ihr Kayserlicher Maiestät noch jung-
stens wegen approbation alles dessen, so im vorigen mit herrn grafen von
Trautmansdorff veranlaaßten instrumento begriffen, angebracht, daher wir
unß die Erdfordtische sach, als wölche dergestalt hievor nie einkommen, nit
irren lassen köndten, dem Cölnischen aber, daß sein gnedigster herr sich mit
denen 9 clöstern wol contentirn köndt, dan wan man dem vorigen instru-
mento nachgehen soll, so wurden die gar zurukhbleiben. Der Churtrierische
beschwerte sich auch sehr hoch ob disem modo procedendi. Ime wer von
denn Churbayerischen vorgeben worden, daß andere catholische allerdings
zefriden, er hette seinstheils vermerkht, daß ettlich praeiudicirliche clausulae
eingerukht, als 1. daß wortt ’sola obseruantia‘, wölches wegen seiner am-
biguitet inskünfftig denen catholischen zu merklich unstatten kommen köndt,
2. die clausul ’donec inter status plenius conuentum‘; also seye kein frid,
sondern, wann durante tractatu den protestierenden ein vortel zustehe, wer-
den sie hierdurch ein mehrers heraußzepressen nit underlassen. 3. Item die
clausul ’nisi supplicationibus suis aut aliorum intercessionibus tempus magis
laxum impetrent vel alio modo tuti sint‘ sei infiniti praeiudicii. 4. Für daß
wortt ’exercitium‘ hetten sie gesetzt ’cultum‘, so sonder zweifel uff disen griff
angesehen, daß sie vermeinten, hierdurch die heimbliche sectarios deß oneris
probandi exercitium priuatum et consequenter scientiam et patientiam do-
mini entheben und also der ketzerei ein freyen lauff machen möchten. Die
Churbayerischen entschuldigten sich, daß alles unverbündtlich, und köndten
dise erinnerungen durch unß, Kayserliche, alle noch wol erhandlet werden.
Schließlich vermeinten sie alle sambtlich, man solts in terminis, wie im
getrukhten instrumento versehen, bleiben lassen, allein wegen Hildeßheim
und Erdfort, wie obgemeldt, und dann bei dem versiculo ’Illi vero‘ und ver-
siculo ’Illi denique‘ die terminos der 5 und 3 jaren beisetzen.
Nach abtritt der churfürstlichen haben wir auch der überigen catholischen
ständen abgesandte für unß kommen lassen und inen allen verlauff referirt,
die seind aber darmit noch übler zefriden gewesen ausserhalb deß von Vor-
burg , so simpliciter bei dem, waß durch die Churbayerischen gehandlet, ver-
bliben . Pfaltz Newenburg beschwehrte sich wegen außlassung der wortten
’a suis catholicis superioribus,‘ ’longo usu,‘ ’sola obseruantia‘ wegen deß
hohen praeiudicii, so in derselben Pfaltz dem catholischen wesen entstehen
wurde. Sein herr hette sich resolvirt, in dergleichen nimmer ze consentirn,
sondern ehender sein bluett drüber zu vergissen. Cöln und Aach, wegen auff-
nemmung in die zünfften etc, köndten und wolten es nimmer mehr geschehen
lassen. Sagten insgmein, sie hetten denn Churbayerischen kein commission
auffgetragen, sondern alle handlung allein unß Kayserlichen vertrawt, sei ein
unlaidenlich werkh, daß ein standt dem andern solchergestalt vorgreiffen solt.
Unterdessen seind die Schweden herbeikommen, daß wir die stände erlassen
und der conferentz mit inen stattthuen müessen.
Als wir nun denselben vor-
gehalten , waß sich bei eim und andern für difficulteten eraigen und, daß man
demjenigen, waß hievor bei herrn grafen von Trautmansdorffs anwesenheit
in puncto autonomiae nachgehen solt, vorgeschlagen, haben sie gleich ge-
anttworttet , sie hielten daß, so die Churbayerischen und die Saxen Alden-
burgischen und Braunschweigischen miteinander abgehandlet, vor eine ver-
glichne sach, weren auch in keiner andern meinung hieher kommen, als
solche handlung gegeneinander ze conferirn und zu entlicher außferttigung
und subscription ze richten, hetten sich also keines newen disputats versehen
und köndten sich in kein andere formb einlassen, wolten auch nit daher-
kommen sein, wan sie gewußt, daß es nit allerdings darbei bleiben solt.
Liessend sich demnach ansehen, daß die unverrichter dingen wider hinweg
gehen wolten. Nos, wir befinden nothwendig sein, mit denn catholischen
weiter auß der sachen ze reden.
Waß aber die autonomi in denn erblanden anlangen thet, weil wir vernem-
men , daß wegen der clausul de reseruata intercessione etc. mit unserm
auffsatz nit zefriden, so stellten wir inen nachfolgende form zu: ’Et quoniam
de maiori religionis libertate in huiusmodi haereditariis domus Austriacae
regnis et prouinciis concedenda in praesenti tractatu varie actum, nihil tamen
ob denegationem nomine Caesareae maiestatis factam conueniri potuit,
Augustanae confessionis ordines sibi reseruarunt facultatem intercedendi
ulterius apud suam maiestatem in proximis comitiis.‘ Deßgleichen solten
die wortt ’principi libero et absoluto‘ außbleiben. Sodann, weil unß bei
jüngster post schreiben von Ihr Maiestät einkommen, innhalts, daß wir
deroselben concession wegen der dreyen kirchen wol im instrumento ein-
setzen möchten, so haben wir solches zugleich mit nachstehenden wortten
verfassen wollen: ’Praeterea cum sua Caesarea maiestas durantibus hisce
tractatibus ad instantiam domini electoris Saxoniae declarauerit, quod facta
pace ultra praecedentem concessionem pro iis, qui in ducatu Silesiae Au-
gustanae confessioni addicti sunt, tres ecclesias, unam extra moenia ciui-
tatis Jauariensis, alteram extra moenia ciuitatis Glogauiae et tertiam ex-
tra moenia ciuitatis Schweinitz locis commodis mandato suae maiesta-
tis ipsis demonstrandis ipsorumque propriis sumtibus aedificandi facul-
tatem concedere velit, placuit hoc idem huic quoque transactioni inserere‘.
Sie, Schweden, möchten sich hierüber bedenkhen, under der zeit wir mit den
catholischen handleten.
Ita digressi sumus ad catholicos, wölche nach langer deliberation unß entlich
angezeigt, per maiora geschlossen ze haben, daß, wann es ie anderst nit sein
köndte, darzu wir dann unsern fleiß anwenden sollen, wir auff denn zwi-
schen dem Churbayerischen und Saxen Aldenburg und Braunschweig zu
papyr gebrachten vorschlag schliessen möchten, doch mit folgenden cau-
telis : 1. daß die im Trierischen voto angezogne passus außgelassen, 2. wegen
Erfordt zum wenigsten in subscriptione von denn Churmaintzischen ein
clausula reseruatoria, das dem herrn churfürsten seine iura unbenommen sein
solten, beygesetzt werden mög, 3. daß wegen der Hildeßheimischen reser-
vaten noch ein versuech gethan werde.
Reuersi ad Suecos, als wir mit allem fleiß dise conditiones gehandlet, haben
wir so vil erhalten, daß sie erstlich zu dem wortt ’obseruantia‘ dißmals die
wortt ’sola conniuentia‘ beyrukhen lassen, 2. die clausula ’donec inter sta-
tus ‘ etc. außgestrichen, 3. deßgleichen die wortt ’nisi suis supplicationibus‘ et
’alio modo tuti‘ zwar auch außgelassen, aber an deren statt dise haben
wollen ’pacto aut priuilegio tuti‘, wölche iedoch nach langem gezänkh
auch quittirt worden. 4. Daß wortt ’cultum‘ haben sie, zwar ungern,
auch nachgeben und das wortt ’exercitium‘ reponirt. 5. Wegen Hildeß-
heimb seind sie bei voriger negatiua verharret. 6. Wegen Erfort hetten sich
die Saxen Aldenburgischen benommen, mit denen Churmaintzischen selbst
ze reden. Die erblande betreffend, haben sie wegen reservirter intercession
nachstehenden auffsatz herfürgeben: ’Pluribus hac vice determinari non
potuit, quo iure proceres et subditi regnorum et prouinciarum Caesareae
maiestatis et domus Austriacae gaudere debeant, Suedicis et protestantium
imperii legatis pristinae libertatis restitutionem urgentibus, Caesareis autem
praetendentibus defectum mandati. Ne tamen vel eorum praetensionibus
ullum adferretur praeiudicium vel imperium hac sola de caussa bellorum
calamitatibus diutius affligeretur, regia maiestas Sueciae et electores, princi-
pes ac status protestantes rem in integro relinquunt, donec in proximis comi-
tiis aut, ubi alias id commodum fuerit, Caesaream maiestatem ipsam eo
nomine decenter compellare poterint‘. Nachdem wir aber unß disem hoch-
praeiudicirlichen auffsatz auff das allerhefftigst widersetzt und rund erclärt,
daß wir ehender alle darvonziehen als darein willigen wolten, seind sie mit
eim andern, dem unserigen fast gleichen concept heraußkommen, und ist da-
rauff dise formula verglichen worden: ’Et cum de maiori religionis libertate
et exercitio in supradictis et reliquis Caesareae maiestatis et domus
Austriacae regnis et prouinciis concedendo in praesenti tractatu varie actum
nec tamen contradicentibus plenipotentiariis Caesareis conueniri potuerit,
regia Sueciae maiestas et Augustanae confessionis ordines sibi reseruant
facultatem eo nomine interueniendi et intercedendi ulterius apud suam Cae-
saream maiestatem in proximis comitiis vel alias‘.
Waß den pass wegen der dreyen kirchen in Schlesien anlangt, da haben sie
die meldung deß herrn churfürsten in Saxen nit leiden wollen, sodann be-
gehrt , dise concession nit ad tempus futurum, sondern praesens ze richten,
item daß wortt ’subditis‘ einzusetzen. Die zwen vorgehnde haben wir
bewilligt, daß dritte aber, weil es in resolutione Caesaris nit begriffen, recu-
sirt . Die verba resolutionis weren auch indefinita und gehen simpliciter ad
eos, qui Augustanae confessioni addicti sunt, also auff gmeine underthanen
sowol als hohem standts personen. Weiter haben sie dißmals nit movirt, son-
dern unß veranlaaßt, daß wir den gantzen punctum autonomiae auff daß, so
anietzt abgehandlet, mundirn und inen noch vor morgens angehender con-
ferentz zukommen lassen solten. Alsdann weren sie erbiettig, alles dahien
ze richten, daß es bei unserer zusamenkunfft möchte unterschrieben wer-
den . Haec ut acta catholicis per nos indicata fuere.
fürstlich Maintz-, Cöln-, Trier- und Bayerischen absonderlich vor unß
erfordert und inen referirt, waß gestern mit den Saxen Aldenburgischen
und Braunschweigischen vor- und nachmittag passirt, daß sie namblich
dasjenig, so zwischen inen und den Churbayerischen vorgangen, aller-
dings für ein verglichne sach halten, sonderlich wegen Hildeßheimb den
ex parte Cöln gesetzten vorbehalt, quod caetera in illa transactione compre-
hensa valida esse debeant, auß zweyen ursachen nit leiden wolten: 1. Daß die
Braunschweigischen sagten, sie wolten dißortts inen nit gantz Europam in
puncto executionis uff den halß ziehen, da etwan künfftiger zeit in ein- und
anderer dises vertrags halber entstehender differentz ex parte Hildeßheim der
gantze Westfalische craiß und mithien auch außwerttige ständt wider
Braunschweig underm pretext einiger contravention concitirt werden
möcht. 2. Cöln als bischof zu Hildeßheimb suchte unter disem reservat die
evangelische ständt dises bisthumbs mit einem simultaneo exercitio catho-
lici religionis in ihren kirchen zu beschwehren, so zwar im vertrag vorbehal-
ten , aber nunmehr dem verglichnen termino a quo de anno 1624 zuwider-
lauffen thet. Cöln solte sich mit denen 9 clöstern contentirn lassen, wa nit, so
wolten sie, Braunschweigische, auch diß revocirt haben, wüßten wol, daß es
die Schweden mit inen halten und nimmer drein willigen wolten. Sodann
wolten die protestierenden auch von dem Erfordtischen vertrag, als der zu
keinen cräfften kommen wer, nichts hören.
Nun hetten wir dise zwischen denn Churbayerischen und ermeldten prote-
stierenden vorgangne handlung mit fleiß erwogen, befinden selbige eins
theils mit dem vorigen instrumento, anders theils mit demjenigen, so von de-
nen sambtlichen catholischen unß pro ultimo gradu committirt worden,
gleichstimmend, in ettlich passibus auch mit eingerukhten newen clausulis
vermehrt. Stellten zwar an sein ortt, ob dise verhandlung nur vorschlagsweise
oder als verbündtlich fürgangen. Weiln aber inen, churfürstlichen, allerseits
bewußt, waß wir vor instruction hetten, so wurden wir gleichwol nit zuruk-
halten könden, sondern derselben gmäß einen außschlag geben müessen.
Begehrten also von inen zu vernemmen, waß sie vermeinten zu thuen sei.
Hierauff haben vordrist die beede Churmaintzische, Raigensperger und
Mele, sich entschuldigt, daß sie hiervon nichts gewußt, köndten auch we-
gen Erdfordt nit weichen, wisen ihre bevelch, so sie derentwegen noch im
monat Decembri von ihrem herrn empfangen hetten, vor. Die weren biß
dato nit revocirt worden. Pitten, wir wolten drauff verharren, wenigst sol-
chen pass prouisionaliter im auffsatz stehen ze lassen, biß sie von ihrem herrn
einen andern bevelch erlangten. Cöln, wolte zugleich von vorbedeüttem re-
servat nit weichen, köndts nicht verantwortten. Patt entlich, nur facultatem
ze reservirn, daß dem herrn bischoffen vorbehalten sein solten, an solchen
ortten, wa allein Lutherische kirchen weren, für sich, seine catholischen ambt-
leütte und etwan die underthanen, so zu der catholischen religion tretten,
aigne kirchen zu erbawen. Nos remonstrirten den Churmaintzischen, waß
deß herrn churfürsten gesandter bei Ihr Kayserlicher Maiestät noch jung-
stens wegen approbation alles dessen, so im vorigen mit herrn grafen von
Trautmansdorff veranlaaßten instrumento begriffen, angebracht, daher wir
unß die Erdfordtische sach, als wölche dergestalt hievor nie einkommen, nit
irren lassen köndten, dem Cölnischen aber, daß sein gnedigster herr sich mit
denen 9 clöstern wol contentirn köndt, dan wan man dem vorigen instru-
mento nachgehen soll, so wurden die gar zurukhbleiben. Der Churtrierische
beschwerte sich auch sehr hoch ob disem modo procedendi. Ime wer von
denn Churbayerischen vorgeben worden, daß andere catholische allerdings
zefriden, er hette seinstheils vermerkht, daß ettlich praeiudicirliche clausulae
eingerukht, als 1. daß wortt ’sola obseruantia‘, wölches wegen seiner am-
biguitet inskünfftig denen catholischen zu merklich unstatten kommen köndt,
2. die clausul ’donec inter status plenius conuentum‘; also seye kein frid,
sondern, wann durante tractatu den protestierenden ein vortel zustehe, wer-
den sie hierdurch ein mehrers heraußzepressen nit underlassen. 3. Item die
clausul ’nisi supplicationibus suis aut aliorum intercessionibus tempus magis
laxum impetrent vel alio modo tuti sint‘ sei infiniti praeiudicii. 4. Für daß
wortt ’exercitium‘ hetten sie gesetzt ’cultum‘, so sonder zweifel uff disen griff
angesehen, daß sie vermeinten, hierdurch die heimbliche sectarios deß oneris
probandi exercitium priuatum et consequenter scientiam et patientiam do-
mini entheben und also der ketzerei ein freyen lauff machen möchten. Die
Churbayerischen entschuldigten sich, daß alles unverbündtlich, und köndten
dise erinnerungen durch unß, Kayserliche, alle noch wol erhandlet werden.
Schließlich vermeinten sie alle sambtlich, man solts in terminis, wie im
getrukhten instrumento versehen, bleiben lassen, allein wegen Hildeßheim
und Erdfort, wie obgemeldt, und dann bei dem versiculo ’Illi vero‘ und ver-
siculo ’Illi denique‘ die terminos der 5 und 3 jaren beisetzen.
Nach abtritt der churfürstlichen haben wir auch der überigen catholischen
ständen abgesandte für unß kommen lassen und inen allen verlauff referirt,
burg , so simpliciter bei dem, waß durch die Churbayerischen gehandlet, ver-
bliben . Pfaltz Newenburg beschwehrte sich wegen außlassung der wortten
’a suis catholicis superioribus,‘ ’longo usu,‘ ’sola obseruantia‘ wegen deß
hohen praeiudicii, so in derselben Pfaltz dem catholischen wesen entstehen
wurde. Sein herr hette sich resolvirt, in dergleichen nimmer ze consentirn,
sondern ehender sein bluett drüber zu vergissen. Cöln und Aach, wegen auff-
nemmung in die zünfften etc, köndten und wolten es nimmer mehr geschehen
lassen. Sagten insgmein, sie hetten denn Churbayerischen kein commission
auffgetragen, sondern alle handlung allein unß Kayserlichen vertrawt, sei ein
unlaidenlich werkh, daß ein standt dem andern solchergestalt vorgreiffen solt.
Unterdessen seind die Schweden herbeikommen, daß wir die stände erlassen
und der conferentz mit inen stattthuen müessen.
gehalten , waß sich bei eim und andern für difficulteten eraigen und, daß man
demjenigen, waß hievor bei herrn grafen von Trautmansdorffs anwesenheit
in puncto autonomiae nachgehen solt, vorgeschlagen, haben sie gleich ge-
anttworttet , sie hielten daß, so die Churbayerischen und die Saxen Alden-
burgischen und Braunschweigischen miteinander abgehandlet, vor eine ver-
glichne sach, weren auch in keiner andern meinung hieher kommen, als
solche handlung gegeneinander ze conferirn und zu entlicher außferttigung
und subscription ze richten, hetten sich also keines newen disputats versehen
und köndten sich in kein andere formb einlassen, wolten auch nit daher-
kommen sein, wan sie gewußt, daß es nit allerdings darbei bleiben solt.
Liessend sich demnach ansehen, daß die unverrichter dingen wider hinweg
gehen wolten. Nos, wir befinden nothwendig sein, mit denn catholischen
weiter auß der sachen ze reden.
Waß aber die autonomi in denn erblanden anlangen thet, weil wir vernem-
men , daß wegen der clausul de reseruata intercessione etc. mit unserm
auffsatz nit zefriden, so stellten wir inen nachfolgende form zu: ’Et quoniam
de maiori religionis libertate in huiusmodi haereditariis domus Austriacae
regnis et prouinciis concedenda in praesenti tractatu varie actum, nihil tamen
ob denegationem nomine Caesareae maiestatis factam conueniri potuit,
Augustanae confessionis ordines sibi reseruarunt facultatem intercedendi
ulterius apud suam maiestatem in proximis comitiis.‘ Deßgleichen solten
die wortt ’principi libero et absoluto‘ außbleiben. Sodann, weil unß bei
jüngster post schreiben von Ihr Maiestät einkommen, innhalts, daß wir
deroselben concession wegen der dreyen kirchen wol im instrumento ein-
setzen möchten, so haben wir solches zugleich mit nachstehenden wortten
verfassen wollen: ’Praeterea cum sua Caesarea maiestas durantibus hisce
tractatibus ad instantiam domini electoris Saxoniae declarauerit, quod facta
pace ultra praecedentem concessionem pro iis, qui in ducatu Silesiae Au-
gustanae confessioni addicti sunt, tres ecclesias, unam extra moenia ciui-
tatis Jauariensis, alteram extra moenia ciuitatis Glogauiae et tertiam ex-
tra moenia ciuitatis Schweinitz locis commodis mandato suae maiesta-
tis ipsis demonstrandis ipsorumque propriis sumtibus aedificandi facul-
tatem concedere velit, placuit hoc idem huic quoque transactioni inserere‘.
Sie, Schweden, möchten sich hierüber bedenkhen, under der zeit wir mit den
catholischen handleten.
Ita digressi sumus ad catholicos, wölche nach langer deliberation unß entlich
angezeigt, per maiora geschlossen ze haben, daß, wann es ie anderst nit sein
köndte, darzu wir dann unsern fleiß anwenden sollen, wir auff denn zwi-
schen dem Churbayerischen und Saxen Aldenburg und Braunschweig zu
papyr gebrachten vorschlag schliessen möchten, doch mit folgenden cau-
telis : 1. daß die im Trierischen voto angezogne passus außgelassen, 2. wegen
Erfordt zum wenigsten in subscriptione von denn Churmaintzischen ein
clausula reseruatoria, das dem herrn churfürsten seine iura unbenommen sein
solten, beygesetzt werden mög, 3. daß wegen der Hildeßheimischen reser-
vaten noch ein versuech gethan werde.
Reuersi ad Suecos, als wir mit allem fleiß dise conditiones gehandlet, haben
wir so vil erhalten, daß sie erstlich zu dem wortt ’obseruantia‘ dißmals die
wortt ’sola conniuentia‘ beyrukhen lassen, 2. die clausula ’donec inter sta-
tus ‘ etc. außgestrichen, 3. deßgleichen die wortt ’nisi suis supplicationibus‘ et
’alio modo tuti‘ zwar auch außgelassen, aber an deren statt dise haben
wollen ’pacto aut priuilegio tuti‘, wölche iedoch nach langem gezänkh
auch quittirt worden. 4. Daß wortt ’cultum‘ haben sie, zwar ungern,
auch nachgeben und das wortt ’exercitium‘ reponirt. 5. Wegen Hildeß-
heimb seind sie bei voriger negatiua verharret. 6. Wegen Erfort hetten sich
die Saxen Aldenburgischen benommen, mit denen Churmaintzischen selbst
ze reden. Die erblande betreffend, haben sie wegen reservirter intercession
nachstehenden auffsatz herfürgeben: ’Pluribus hac vice determinari non
potuit, quo iure proceres et subditi regnorum et prouinciarum Caesareae
maiestatis et domus Austriacae gaudere debeant, Suedicis et protestantium
imperii legatis pristinae libertatis restitutionem urgentibus, Caesareis autem
praetendentibus defectum mandati. Ne tamen vel eorum praetensionibus
ullum adferretur praeiudicium vel imperium hac sola de caussa bellorum
calamitatibus diutius affligeretur, regia maiestas Sueciae et electores, princi-
pes ac status protestantes rem in integro relinquunt, donec in proximis comi-
tiis aut, ubi alias id commodum fuerit, Caesaream maiestatem ipsam eo
nomine decenter compellare poterint‘. Nachdem wir aber unß disem hoch-
praeiudicirlichen auffsatz auff das allerhefftigst widersetzt und rund erclärt,
daß wir ehender alle darvonziehen als darein willigen wolten, seind sie mit
eim andern, dem unserigen fast gleichen concept heraußkommen, und ist da-
rauff dise formula verglichen worden: ’Et cum de maiori religionis libertate
et exercitio in supradictis et reliquis Caesareae maiestatis et domus
Austriacae regnis et prouinciis concedendo in praesenti tractatu varie actum
nec tamen contradicentibus plenipotentiariis Caesareis conueniri potuerit,
regia Sueciae maiestas et Augustanae confessionis ordines sibi reseruant
facultatem eo nomine interueniendi et intercedendi ulterius apud suam Cae-
saream maiestatem in proximis comitiis vel alias‘.
Waß den pass wegen der dreyen kirchen in Schlesien anlangt, da haben sie
die meldung deß herrn churfürsten in Saxen nit leiden wollen, sodann be-
gehrt , dise concession nit ad tempus futurum, sondern praesens ze richten,
item daß wortt ’subditis‘ einzusetzen. Die zwen vorgehnde haben wir
bewilligt, daß dritte aber, weil es in resolutione Caesaris nit begriffen, recu-
sirt . Die verba resolutionis weren auch indefinita und gehen simpliciter ad
eos, qui Augustanae confessioni addicti sunt, also auff gmeine underthanen
sowol als hohem standts personen. Weiter haben sie dißmals nit movirt, son-
dern unß veranlaaßt, daß wir den gantzen punctum autonomiae auff daß, so
anietzt abgehandlet, mundirn und inen noch vor morgens angehender con-
ferentz zukommen lassen solten. Alsdann weren sie erbiettig, alles dahien
ze richten, daß es bei unserer zusamenkunfft möchte unterschrieben wer-
den . Haec ut acta catholicis per nos indicata fuere.