Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 I 18
1648 I 18
Samstag
Sambstags, 18. huius, schikhten die Schweden, weil sie
vernemmen, daß die protestierenden vor unß beschaiden, und nit zweifelten,
wir würden vordrist gern mit denselben reden wollen, also wolten sie von
unß vernemmen, ob wir noch vor- oder nachmittag der conferentz mit inen
erwartten wolten, sonsten aber wer herr Salvius erbiettig, zu mir, Volmarn,
ze kommen und mit mir allein den punctum satisfactionis vollendts zu agiu-
stirn . Wir haben inen aber entbietten lassen, daß weil die zeit zu kurtz, den
protestierenden die stundt absagen ze lassen, so ersuechten wir sie, unß nit in
unguettem auffzenemmen, daß wir inen nit alsogleich auffwartten köndten.
Und obzwar ich, Volmar, mich deß herrn Salvii absonderlicher conferentz
gar gern bequemen wolt, so wurde mir doch vil lieber sein, daß solche con-
ferentz in beisein herrn grafens von Lamberg und herrn Crane geschehe, als
wolche dißortts aigentlich die Kayserlichen plenipotentiarii, ich aber nur
persona accessoria wer. Wann es im also beliebte, umb 2 uhr zu unß zu
kommen, wolten wir seiner sambtlich erwartten.
Eodem instanti seind die protestierenden per deputationem vor unß erschie-
nen , als Saxen Aldenburg, Weimar, Braunschweig, Württenberg, Mecklen-
burg , Wedderawische grafen, statt Lübeckh, Lindau
, wölchen wir, waß mit
den Schweden gestern und vorgestern verloffen, vorgehalten und dabei
remonstrirt, daß wir in disen ordinem praeposterum, als wölcher unserer in-
struction schnurstrakhs zuwider, zumaln ad tranquillitatem imperii wenig
dienstlich, nit einwilligen köndten noch würden, sondern erinnerten sie,
protestierende, waß sie unß uff unser erste proposition für antwortt ertheilt,
casu quo mit denn Schweden nit fortzekommen, das alsdann sie, protestie-
rende , selbst zur sachen greiffen wolten und damaln allein unß ersuecht, daß
wir die conferentzen noch wie vor immediate mit denn Schweden vornem-
men wolten. Daß hetten wir gethan, inen erstens der catholischen beschweh-
rungen und temperamenta super amnestia, nachgehendts super grauaminibus
und dann entlich uber alle restirte acticulos instrumenti hinaußgeben, in
hoffnung, es solte darauff von eim articulo zum andern waß bestendigs ab-
gehandlet werden. Daß wer aber nit geschehen, sondern in puncto amnestiae
der mehrer theil, in puncto grauaminum aber alles auff die protestierenden
remittirt, gleichwol in puncto satisfactionis unsers ortts dahien gesetzt wor-
den , daß wir darin nit ein jota zu endern begehrten, wann nur sie auch ihres-
theils dabei bleiben und ihre newerungen außlassen wurden. In puncto
aequivalentiarum weren die sachen ebenmässig so weit kommen, daß derent-
wegen kein hindernus deß fridens zu befahren. Anietzt wolte man unß in der
Marpurgischen succession, Casselischen satisfaction und bezahlung der
militiae solche resolutiones abtringen, darinn wir nit willigen köndten, hier-
durch aber daß commune interesse statuum ins stekhen bringen. Demnach
wer es nunmehr an der zeit, daß die protestierenden die articulos amnestiae
et grauaminum in deliberation nemmen und sich darüber gegen unß imme-
diate oder, wo sie anderst nit wolten, durch die Schweden erclären theten,
damit wir alsdann nach gestaltsamen daßjenig, waß unserer instruction ge-
mäß , weiter vorzenemmen wüßten. Wir sehen wol, daß man ex parte der bee-
den cronen mit obvermeldten puncten die sachen wider, wie zu Münster be-
schehen , stringirn wolte, biß sie glegenheit erlangten, die waaffen widerumb
in nechster campagna spilen ze lassen. Sie möchten sich aber versichert hal-
ten , daß sie ebenmässig Ihre Kayserliche Maiestät und die catholischen nit
ohne waaffen finden werden. Also hetten sie, protestierende, desto mehr
ursach, mit ihren erclärungen über obgemeldte beede hauptarticul länger nit
auffzehalten.
Illi habita deliberatione respondent, es wer inen laid, daß die tractatus so gar
nit fortwolten, hetten von anfang nicht liebers gewünscht, dann daß man der
reichständen gmeine interessi vor allem andern erledigt, allermaassen es auch
die cron Schweden selbst bewilligt und der anfang also gemacht worden; und
da dem also nachgangen, so solten die übrige sachen wol lengst und vil
leichter erörttert worden sein, weil man aber hernach zu Münster ein ander
modum vorgenommen, sie auch solches nit wenden könden, hetten sie es
müessen geschehen lassen. Nunmehr aber weren sie bedacht, den punctum
amnestiae et grauaminum biß nechstkommenden montag hauptsächlich
ze deliberirn und sich alsdann gegen unß zu erclären. Petten dabei, wir wol-
ten entzwischen auch unsere ultimata eröffnen, wölches daß gantze werkh
merklich facilitirn wurde. Replicauimus, sie theten gar recht, daß sie nun-
mehr zu bedeütter deliberation ze schreitten vorhabens, als wir sie dann
nochmaln darumben ersuecht haben wolten. Waß aber unsere ultimata an-
langte , da wüßten wir unß derzeit nichts anders, als waß allberait geschehen,
vernemmen ze lassen. Dann daß wir unß im namen Ihr Kayserlicher Maiestät
etwas pro ultimo erclären und hernach erst darüber ferner disputirn lassen
solten, daß wurde dero reputation nit gemäß sein, es sei unß also daran
gelegen, daß wir vordrist ihre erclärung vernemmen möchten. Ita dimissi.
Nachmittag schikhen die Schweden wider, lassen die conferentz widerumb
absagen mit vermelden, hieltens fast vor unnöthig, sondern wolten unß
noch disen abendt den punctum satisfactionis coronae Sueciae zustellen
lassen. Versehen sich, es würde vordrist bei deme, waß zu Münster beraits in
puncto satisfactione Casselanae
puncto satisfactionis Cassellanae
verglichen, bleiben, waß aber die successi-
onem Marpurgicam anlangte, bei deme gelassen werden, waß mit dem
Darmbstattischen gesandten zu Cassel unlangst verglichen worden, deß-
gleichen wurden wir unß wegen Meklenburg uff ein mehrers, als im proiect
begriffen, erclären. Und weil eben gleich die protestierenden ad deliberan-
dum de amnestia et grauaminibus zusamengetretten, solten auch wir unsers-
theils mit denn interessirten quoad praetensiones Cassellanas entzwischen
reden, deßgleichen die aequivalentias mit den Churbrandenburgischen und
Braunschweigischen richtig machen.
Eodem ad vesperam haben sie ihren fernern auffsatz in puncto satisfactionis
herrn grafen von Lamberg einlifern lassen mit nochmahliger andeüttung,
daß wir auch die aequipollentias et satisfactionem Cassellanam wolten richtig
machen, an deren erörtterung der fridenschluss nit wenig hafften thue.
Responsum, mit denn aequipollentiis werde es nit vil difficulteten haben, die
Casselische satisfaction betreffend, wan die vorhergehende puncten erörttert,
werde man auch disen vornemmen und wol vergleichen könden.
vernemmen, daß die protestierenden vor unß beschaiden, und nit zweifelten,
wir würden vordrist gern mit denselben reden wollen, also wolten sie von
unß vernemmen, ob wir noch vor- oder nachmittag der conferentz mit inen
erwartten wolten, sonsten aber wer herr Salvius erbiettig, zu mir, Volmarn,
ze kommen und mit mir allein den punctum satisfactionis vollendts zu agiu-
stirn . Wir haben inen aber entbietten lassen, daß weil die zeit zu kurtz, den
protestierenden die stundt absagen ze lassen, so ersuechten wir sie, unß nit in
unguettem auffzenemmen, daß wir inen nit alsogleich auffwartten köndten.
Und obzwar ich, Volmar, mich deß herrn Salvii absonderlicher conferentz
gar gern bequemen wolt, so wurde mir doch vil lieber sein, daß solche con-
ferentz in beisein herrn grafens von Lamberg und herrn Crane geschehe, als
wolche dißortts aigentlich die Kayserlichen plenipotentiarii, ich aber nur
persona accessoria wer. Wann es im also beliebte, umb 2 uhr zu unß zu
kommen, wolten wir seiner sambtlich erwartten.
nen , als Saxen Aldenburg, Weimar, Braunschweig, Württenberg, Mecklen-
burg , Wedderawische grafen, statt Lübeckh, Lindau
den Schweden gestern und vorgestern verloffen, vorgehalten und dabei
remonstrirt, daß wir in disen ordinem praeposterum, als wölcher unserer in-
struction schnurstrakhs zuwider, zumaln ad tranquillitatem imperii wenig
dienstlich, nit einwilligen köndten noch würden, sondern erinnerten sie,
protestierende, waß sie unß uff unser erste proposition für antwortt ertheilt,
casu quo mit denn Schweden nit fortzekommen, das alsdann sie, protestie-
rende , selbst zur sachen greiffen wolten und damaln allein unß ersuecht, daß
wir die conferentzen noch wie vor immediate mit denn Schweden vornem-
men wolten. Daß hetten wir gethan, inen erstens der catholischen beschweh-
rungen und temperamenta super amnestia, nachgehendts super grauaminibus
und dann entlich uber alle restirte acticulos instrumenti hinaußgeben, in
hoffnung, es solte darauff von eim articulo zum andern waß bestendigs ab-
gehandlet werden. Daß wer aber nit geschehen, sondern in puncto amnestiae
der mehrer theil, in puncto grauaminum aber alles auff die protestierenden
remittirt, gleichwol in puncto satisfactionis unsers ortts dahien gesetzt wor-
den , daß wir darin nit ein jota zu endern begehrten, wann nur sie auch ihres-
theils dabei bleiben und ihre newerungen außlassen wurden. In puncto
aequivalentiarum weren die sachen ebenmässig so weit kommen, daß derent-
wegen kein hindernus deß fridens zu befahren. Anietzt wolte man unß in der
Marpurgischen succession, Casselischen satisfaction und bezahlung der
militiae solche resolutiones abtringen, darinn wir nit willigen köndten, hier-
durch aber daß commune interesse statuum ins stekhen bringen. Demnach
wer es nunmehr an der zeit, daß die protestierenden die articulos amnestiae
et grauaminum in deliberation nemmen und sich darüber gegen unß imme-
diate oder, wo sie anderst nit wolten, durch die Schweden erclären theten,
damit wir alsdann nach gestaltsamen daßjenig, waß unserer instruction ge-
mäß , weiter vorzenemmen wüßten. Wir sehen wol, daß man ex parte der bee-
den cronen mit obvermeldten puncten die sachen wider, wie zu Münster be-
schehen , stringirn wolte, biß sie glegenheit erlangten, die waaffen widerumb
in nechster campagna spilen ze lassen. Sie möchten sich aber versichert hal-
ten , daß sie ebenmässig Ihre Kayserliche Maiestät und die catholischen nit
ohne waaffen finden werden. Also hetten sie, protestierende, desto mehr
ursach, mit ihren erclärungen über obgemeldte beede hauptarticul länger nit
auffzehalten.
Illi habita deliberatione respondent, es wer inen laid, daß die tractatus so gar
nit fortwolten, hetten von anfang nicht liebers gewünscht, dann daß man der
reichständen gmeine interessi vor allem andern erledigt, allermaassen es auch
die cron Schweden selbst bewilligt und der anfang also gemacht worden; und
da dem also nachgangen, so solten die übrige sachen wol lengst und vil
leichter erörttert worden sein, weil man aber hernach zu Münster ein ander
modum vorgenommen, sie auch solches nit wenden könden, hetten sie es
müessen geschehen lassen. Nunmehr aber weren sie bedacht, den punctum
amnestiae et grauaminum biß nechstkommenden montag hauptsächlich
ze deliberirn und sich alsdann gegen unß zu erclären. Petten dabei, wir wol-
ten entzwischen auch unsere ultimata eröffnen, wölches daß gantze werkh
merklich facilitirn wurde. Replicauimus, sie theten gar recht, daß sie nun-
mehr zu bedeütter deliberation ze schreitten vorhabens, als wir sie dann
nochmaln darumben ersuecht haben wolten. Waß aber unsere ultimata an-
langte , da wüßten wir unß derzeit nichts anders, als waß allberait geschehen,
vernemmen ze lassen. Dann daß wir unß im namen Ihr Kayserlicher Maiestät
etwas pro ultimo erclären und hernach erst darüber ferner disputirn lassen
solten, daß wurde dero reputation nit gemäß sein, es sei unß also daran
gelegen, daß wir vordrist ihre erclärung vernemmen möchten. Ita dimissi.
absagen mit vermelden, hieltens fast vor unnöthig, sondern wolten unß
noch disen abendt den punctum satisfactionis coronae Sueciae zustellen
lassen. Versehen sich, es würde vordrist bei deme, waß zu Münster beraits in
onem Marpurgicam anlangte, bei deme gelassen werden, waß mit dem
Darmbstattischen gesandten zu Cassel unlangst verglichen worden, deß-
gleichen wurden wir unß wegen Meklenburg uff ein mehrers, als im proiect
begriffen, erclären. Und weil eben gleich die protestierenden ad deliberan-
dum de amnestia et grauaminibus zusamengetretten, solten auch wir unsers-
theils mit denn interessirten quoad praetensiones Cassellanas entzwischen
reden, deßgleichen die aequivalentias mit den Churbrandenburgischen und
Braunschweigischen richtig machen.
Eodem ad vesperam haben sie ihren fernern auffsatz in puncto satisfactionis
herrn grafen von Lamberg einlifern lassen mit nochmahliger andeüttung,
daß wir auch die aequipollentias et satisfactionem Cassellanam wolten richtig
machen, an deren erörtterung der fridenschluss nit wenig hafften thue.
Responsum, mit denn aequipollentiis werde es nit vil difficulteten haben, die
Casselische satisfaction betreffend, wan die vorhergehende puncten erörttert,
werde man auch disen vornemmen und wol vergleichen könden.