Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 XI 8

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1647 XI 8
Freitag

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5 Freytags] am Rande: Ultima admonitio ad catholicos pro deputatione.
Freytags, 8. huius, haben herr graf von Nassau und ich
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die sambtliche catholicos, da zwar Maintz und Bayern wegen leibsindisposi-
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tion nit erschienen, widerumb vor unß erfordert und inen vorgehalten: Sie
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wüßten sich zu berichten, waß wir inen vom 30. Octobris in crafft damaln
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eingelangten Kayserlichen bevelchs und dann bei vollendung deren darauff
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angestellter conferentzen in conformitet nachgefolgter newer Kayserlicher
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resolution gantz umbständtlich vorgehalten und sonderlich dahien ermahnt,
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das sie zu reassumption der Oßnabrukhischen tractaten ohne lengern an-
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standt ein deputation verordnen wolten, mit deren zuziehung die Kayser-
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lichen solche reassumption zu werkh setzen und dermaln ein ende an disen
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handel machen köndten, mit andeüttung, waß Ihr Kayserliche Maiestät uff
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verbleibung dessen anderwerts vorzenemmen benöthigt sein wurden. Nun
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weren wir zwar in hoffnung gestanden, es solte disem unserm erinnern statt
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und platz gegeben worden sein, so müeßten wir aber vernemmen, daß man
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die sach noch lenger einstellen und sich theils uff erwarttung weitern
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bevelchs, theils uff abwesenheit ettlicher interessirter ständen entschuldigen,
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inmittels aber vermeinen thet, daß mit denn haupthandlungen so lang zu-
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gewarttet werden solte. Wann aber uff solche weiß dem werkh nit geholf-
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fen , sondern einmahl nit geringe gfahr in verzug erscheinen wölle, indeme
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bewußt, daß die armaden zimblich nahend uff einander gehen und man nit
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versichert sein könde, daß nit etwan ein ungleicher casus sich zutragen
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möchte, da dan ein ieder bei sich zu ermessen, waß schwere consequentz
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darauff zu gewartten wer, als hetten wir nit umbgehen könden noch sollen,
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sie abermaln gantz beweglich zu erinnern, auff daß sie ungehindert angezog-
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ner bedenkhen eintweder zu der begehrten collegialdeputation fürschreitten
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oder doch wenigst diejenige, so bei disem schweren kriegswesen am me-
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histen auffzesetzen und auch uff einen ungluklichen fahl am mehisten zu ver-
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lieren hetten, sich unverlengt zu Oßnabrukh bei der Kayserlichen gsandt-
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schafft einfinden wolten. Dann wo diß nit geschehen solt, so köndte man
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sich einmal nit lenger mehr auffhalten, sondern müeßte dahien trachten, wie
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man die handlung zum außtrag fürdern köndt.

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Habita deliberatione respondent per cancellarium Treuirensem

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Johann Anethan.
: Sie theten
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sich gegen Ihr Kayserliche Maiestät der tragenden hohen vorsorg allerunder-
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thänigst bedankhen, und ob sie wol gern mit der deputation also gleich will-
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fahren wolten, so legen inen doch die von unß widerholte bedenkhen so tieff
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im weeg, daß sie sich vor dißmal keines andern entschliessen köndten. Ver-

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hofften aber, von ihren herrn principaln noch nechtsinstehende wochen reso-
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lution zu erhalten, und weren erbiettig, alsdann der deputation halber so ehist
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müglich zu vergleichen. Inmittelst köndte mit den Schweden die Hessen
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Casselische satisfaction wie auch, waß der Kayserlichen erblanden halber
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übrig, vor handts genommen werden. Neben deme fiel inen auch etwas
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beschwerlich, daß auß unsern propositionibus zu vermerkhen, ob wolten Ihr
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Kayserliche Maiestät absolute den ständen vorgreiffen, wölches gleichwol
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nit herkommen, ehe dann von denn ständen die submission guettes willens
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erfolgt. Pitten also nochmaln, man wolle sie nit übereilen. Responsum, man
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wolte dieserseits gern zuwartten, wan nit die eingelangte Kayserliche
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bevelch so ernstlich die uneinstellige fortsetzung anschaffen theten, und wer-
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den Ihr Kayserliche Maiestät selbst von der Churfürstlichen Durchlaucht in
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Bayern so instendig angetriben, daß man lengern zuwarttens nit zu verant-
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wortten wisse. Die Casselische satisfaction sei zwar ein unverglichner punct
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und werde man diserseits wie anvor, also auch anietzt allen müglichen fleiß
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anwenden, aber eben diser punct woll ohne beysein der Churcölnischen
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räthen nit tractirt sein. Der religion halber in denn Kayserlichen erblanden
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bedorffte es keines weitern tractierens, dann Ihr Maiestät bleiben bei ihrer
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gefaßten resolution. Man seye sonst diserseits nit gemeint, alles pleno sacco
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hinaußzewerffen, sondern mit fürsichtigkheit zu gehen und sonderlich in
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dennjenigen puncten, so noch unverglichen und die von Ihr Maiestät selbst
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für zu nachteilig angezogen worden, allen müglichen fleiß anzewenden, daß
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ein moderation erhalten werden mög. Man solle nur allerseits zur sachen
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thuen. Dann uff solche weiß, wann man nur stetigs contradicirn, protestirn
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und das werkh auffschieben wolte, werde man zu keinen ende, sondern nur
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wie lenger ie mehr in unglegenheit kommen. Illi repetunt priora, erbietten
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sich aber, sovil an inen gelegen sein könde, die sachen zu befürdern.

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Hierauf hatt der Oßnabrukhische official

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Johann Bischoping.
sich a part bei unß angemeldt und
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protestirt, daß sein meinung in namen Churcöln nit sei, das man die Casse-
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lische satisfaction ohne beiwesen der Churcölnischen deputaten vornemmen
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solt. Wir haben ime das conclusum catholicorum und daß diser pass auß-
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truklich darinn begriffen wer, vorgewisen.

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Eodem 8. huius von Oßnabrukh communication eines antworttschreibens
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Chursaxen an Vrangel, seinen abzug auß Böheimb betreffendt, darinn der
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Schwedischen gsandten zu Oßnabrukh gebrauchte tergiversation vorge-
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rukht würdt [ 1873 ].

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