Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 II 13
1647 II 13
Mittwoch Mittwochs, den 13. huius, nachmittag umb 2 uhr ist
der Salvius zu mir kommen mit vermelden, er und sein collega hetten sich in
unserm auffsatz ersehen, befinden aber auß folgenden ursachen sehr bedenkh-
lich und ihrerseits unverantworttlich, sich darauffconclusiue einzelassen: Erst-
lich setzten wir pro conditione, daß sie auff die beede stiffter Oßnabrukh und
Minden gegen der bestimbten geltsumma und bewilligten zollserhöhung
renuncirn und selbige wider abtretten solten. Daß were nun bei inen turpis
et inhonesta conditio, dann sie wurden darüber von denn evangelischen
angesehen und beschreyt werden, als hetten sie der armen evangelischen
underthanen religion- und gwissensfreyheit verkaufft. Es weren von denn-
selben solche lamentabiles literae an die königin in Schweden geschriben
worden, daß sie auß erbarmbdnus darüber geweint und inen gemessne ordre
zukommen, in deren restitution keinesweegs einzewilligen, sondern selbige zu
handen der evangelischen zu behalten. Also köndten sie nit wider ihre ordre
thuen. Mit abermahliger inuectiua contra dominum episcopum Osnabrugen-
sem , dabei neben anderm anhenkhend, daß eben gestern ettlich seiner diener
bei der kirchen, warinn die evangelischen in der mittagpredig beisamen und
in gsang begriffen gewesen, vorbeigangen und, als sie deß gsang vernommen,
offentlich gesagt, habt nur ein kleins geduldt, diß geblör würdt baldt abge-
schafft werden. Dises hette die nechst daselbst stehende hauptwacht gehördt,
und wer darauff der burgermeister zu inen kommen, gar uff die knie fallend
gebetten, man wolte sie doch dem Frantz Wilhelm (ita nominabat episcopum)
nit mehr in die hände lifern. Wiewol ich nun hierwider allerhandt hieroben
mehrmaln gebrauchte motiui angezogen, auch gesagt, wann es allein umb
deß herrn bischofs person ze thuen wer, so hette Sein Fürstliche Gnaden sich
heut gegen herrn grafen von Trautmansdorff erbotten, gar ze resignirn, allein
daß denn capitulis ein andren catholischen bischoff zu erwehlen frei gelassen
würde, so ist doch Salvius uff seiner resolution verblieben, daß inen als
dienern auß ihrer instruction ze weichen nit gebür, und köndte einmal dise
condition von inen nit eingangen werden. Conte d’Avaux hette zwar auch
stark deßwegen in sie gesetzt und zu verstehen gegeben, daß dises werkh
ein schisma unter beeden cronen causirn wurde, sie hetten geanttworttet,
müeßtens an ihrem ortt geschehen lassen, die cron Frankreich aber hette
dessen kein ursach, dann in ihrer pündtnus außtruklich begriffen, daß alles
in den standt gericht werden solt, warinn es anno 1618 gewesen, in wölchem
jar dise beede stiffter in der evangelischen handen waren, ergo soll mans
dennselben hinwider überlassen. Der religion halber begehrten sie nichts
ze endern, sondern in dem standt ze lassen, wie es anno 1624 gewesen, wie-
wol die cron Schweden disen terminum ihrestheils nit angenommen noch
sich dessen gegen der cron Frankreich begeben, waß obangezogne pündtnus
außweisen thet. Die evangelischen reichstände hetten zwar selbigen placi-
tirt , aber conditionate und mit vorbehalt, daß auch die antegrauati restituirt
werden sollen, und wan man ie wider versehen uff diser condition verharren
solte, so müeßten sie solches erst nach Stokholm gelangen lassen.
Daß ander, darab sie sich beschwehrt befinden, wer die angehenkhte clau-
sula wegen der Pfaltzischen sach. Mit deren hett es eben auch diejenige
beschaffenheit wie mit denn stifftern, daß sie one verletzung der cron Schwe-
den reputation drein nit willigen köndten. Diser punct gehöre zu der amnisti.
Sie stellten dahien, waß wir dißortts mit denn Franzosen capitulirt hetten.
Inen aber wer dergleichen nachzegeben nit gemeint. Conte d’Avaux selbst
wer der meinung, der herr churfürst in Bayern solte kein difficultet machen,
einen theil der Obern Pfaltz vor die Pfaltzischen cadets zurukhzelassen. Er,
Salvius, hette zwar kein bevelch, sich in etwas außzelassen, hielte aber, diß
wer der bequemiste weeg, auß der sach ze kommen, daß namblich die Ober-
pfaltz halb bei Bayern zu verbleiben, der ander halbe theil aber an die Pfaltzi-
sche erben ze restituirn. Der octauus electoratus möchte gleichwol mit seiner
maass admittirt werden. Quaesiui, obs dann im übrigen wegen dises octaui
electoratus kein difficultet haben, sondern die praeeminentz, regaliae, officia
allerdings bei Bayern bleiben solten. Respondit, es müeßte hierinnen der sa-
chen mit einer alternatiua geholffen werden, also daß Bayern ad dies vitae
priorem locum, nach dessen absterben pfaltzgraf Carl Ludwig und also fortan
ie ein hauß umb daß ander solchen vor- und nachsitz haben solten. Darauff
sagte ich, beede dise vorschläg seind impracticabiles, darzu sich herr chur-
fürst in Bayern keinesweegs verstehen noch auch Ihr Kayserliche Maiestät
dessentwegen waß entgeltnus über sich nemmen werden. Salvius beschließt
dise disputation mit pitt, man wolt dise beede conditiones aussetzen, so
köndte im übrigen der punctus satisfactionis beschlossen und alsdann zu
denn übrigen handlungen fortgeschritten werden, wie sich dann die pro-
testierenden hoch verlangten, daß der punctus grauaminum auch erörttert
werden möcht. Sie, Schweden, aber wollten gern mit der satisfaction vor-
drist an ein ortt kommen. Sonst seyen sie zefriden, daß der minuta die
clausula ’si pax sequatur‘ etc. angehenkht, waß auch dißortts miteinander
verglichen, interimsweise unterschriben werde. Hierauff hatt er die minutam
durchgangen und bei dem § ’Pro hac alienatione‘ etc. referirt, wie hoch sich
die Braunschweigischen opponirten, daß sie, Schweden, schier selbst nit
wüßten, wie der sachen ze thuen. Respondi, unserseits werde man sich ein-
mal dises einströwen nichts irren lassen. Wann man alle opponenten hören
wolt, so wurde man wol in ewigkheit zu keinem friden kommen. Es stüende
an deme, ob die cron Schweden sich dißortts Ihrer Kayserlichen Maiestät
opponirn wolt oder nit. Respondit, sie hetten ermeldten Braunschweigi-
schen daß oppositum gnugsamb gehalten, und weil unser resolution dahien
gesetzt, so lassen sie es auch dabei bewenden und begehren sich deren nit
zu widersetzen. Also mög diser § bleiben, wie gesetzt.
Bei dem § ’Secundo Imperator‘ sagte Salvius, sie köndten Newcloster nit
außlassen, es stüende aber dahien, daß sie deßwegen selbst mit dem hertzo-
gen zu Mechelburg, gleich wie mit Brandenburg beschehen, a part tractirn
und sich deß consens mit ime vergleichen wurden. Zweifelten auch nit,
selben zu erhalten, wann allein an statt Ratzenburg daß bistumb Oßnabrukh
gesetzt würde. Ihr, der Schweden, intention wer, auff diser stifft beeden häu-
sern Mechelburg und Braunschweig ein alternatiuam einzefüeren gleich wie
mit Ratzenburg, und verhofften, hierdurch beede häuser zu begüettigen, daß
Mechelburg wegen Wißmar, Braunschweig aber wegen Magdenburg und
Halberstatt
In Magdeburg war Ende 1646 Ernst August von Braunschweig-Lüneburg (1629–1698) zum
Koadjutor gewählt worden, in Halberstadt hatten Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg
(1625–1679) und Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633–1714) als Inhaber von
Kanonikaten Aussichten bei einer künftigen Wahl.
sich weiter nit opponirn solten. Man solle gleichwol bedenkhen,
daß dem hauß Braunschweig von unß gleichsamb 4 ohrfeygen (erat formale)
versetzt wurden: 1. mit Magdenburg, 2. mit Halberstatt, da inen alle spes, auß
innhabenden canonicatibus dermaln ad episcopatum ze kommen, benommen
werde, 3. mit Ratzenburg, 4. mit vorsetzung der cron Schweden vor Braun-
schweig uff reichstägen. Daher inen, Schweden, obgelegen sein woll, dennsel-
ben gleichwol widerumb etwas recompens zu verschaffen. Waß sie aber mit
Minden vorhetten, hatt er nit vermeldt, jedoch allem ansehen nach werden sie
damit den Gustavi recompensirn wollen. Bei disem paragrapho seind sie der
wortten ’cum ducibus Mecklenburgensibus simultanea inuestitura tenendum‘
zefriden. Daß wortt ’iure iurando‘ difficultirten sie noch. Bei dem § ’Pro eo
vero‘ etc. verendern sie daß wortt ’gratificatur‘ mit dem wortt ’decedit‘. Bei
dem § ’De caetero‘ admittunt voculam ’et protectione‘. Bei dem § ’Tertio Im-
perator ‘ wollen sie vordrist die praefecturam Witzhausen nit quittirn, erbiet-
ten sich, die religion in ihrem standt ze lassen, wie die anno 1624 gewesen. Bei
dem § ’Ciuitati vero Bremensi‘ werden die correcturae admittirt, allein soll zu
dem wortt ’usu‘ das adiectiuum ’longo‘ gesetzt werden. Vermeinen zwar, die
particulae ’competens‘ und ’legitime‘ sollen bleiben. Bei dem § ’Concedit ei‘
etc. machen sie etwas difficultet wegen determination der zollstaigerung, ver-
meinen , solte inen freygelassen werden, seind auch mit der jaracht ad 10 annos
nit allerdings zefriden. Und meldet Salvius hiebei, Oxenstirn beharre deß gelts
halber noch uff 1 000 000 thalern, wer Kayserlicher Maiestät vil reputirlicher,
als 600 000 ze geben. Respondi, die größte reputation wer, inen nichts ze ge-
ben , unserstheils bleib es bei den 600 000 thalern dergestalt, die 400 000 an
kunfftigen reichsanlagen abzekürtzen, die 200 000 thaler aber uff weiß und
maaß, wie man sich anietzt vergleichen werde, par zu erstatten. Salvius repli-
cirte nichts weiters. Ad § ’Vicissim regina‘ würdt daß wortt ’iuramentum
fidelitatis‘ beliebt.
Inmittelst und dieweil ich also mit dem Salvio beschäfftigt, seyend Dr.
Buschmann und Dr. Krebs bei Ihr Excellentz gewesen und haben deroselben
referiert, waß sie bei conte d’Avaux in puncto begehrter assistentz super
grauaminibus und dann in specie wegen beeder bistumb Oßnabrukh und
Minden vor resolution erhalten, so dahien gehet, daß er sich darumb eüsse-
rist annemmen wolte und hoffte, Oßnabrukh werde zu erhalten sein. Bei diser
occasion hatt Dr. Krebs Ihr Excellentz referirt, daß von Ihrer Churfürstli-
chen Durchlaucht abermaln ganz ernstlicher bevelch einkommen, wafern nit
alsbaldt der friden geschlossen werden köndt, daß er sich widerumb nach
Münster begeben und neben seinem mitgesandten bei denn Franzosen die
particularaccommodation tractirn und außrichten solten. Dominus comes
respondit, ihr sehet, daß ich kein stundt noch augenblikh versaume und alle
difficulteten nur eures herrn und der catholischen stiffter wegen entspringen,
daher Sein Churfürstliche Durchlaucht gantz keine ursach haben, derglei-
chen separation, dardurch sie und ihr hauß nothwendig zu grundt gehen
müessten, zu ergreiffen. Daß sollt ihr aber wissen, die stundt, ihr solche ab-
sonderliche accommodation ze tractirn anfangt, werde ich alsbaldt mit denn
Schweden zugleich a part schliessen und auff restitution der Pfaltz und chur,
auch waß dißortts mehr von inen desiderirt werden möcht, handlen. Ihr
mögend solches auch Seiner Churfürstlichen Durchlaucht schreiben und
euch darnach richten.
Nachdem ich nun folgendts Ihr Excellentz relation gethan, waß Salvius mit
mir gehandlet, und darauff dann Dr. Buschmann wie auch Dr. Krebßen,
warauff es mit angeregten beeden conditionibus erwinden thet, anzezeigen
und ihr erclärung darüber zu vernemmen nöthig erachtet worden, ist Dr.
Buschman selbst zu mir kommen mit vermelden, daßjenig, waß wegen
Oßnabrukh und Minden vorlauffen thue, beraits vom conte d’Avaux ver-
nommen ze haben, auß dessen rath herr bischoff zefriden sei, daß man dise
conditionem in puncto satisfactionis ad tractatum grauaminum aussetze.
Dann d’Avaux sage, die cron Frankreich sei obligirt, denn Schweden zur
satisfaction zu verhelffen, wann aber diser punct richtig, so köndte er desto
freyer im übrigen sich der sach annemmen. Dr. Krebßen hab ich alsbaldt
erfordert und ime die difficultet mit der Pfaltzischen sach vorgehalten, daß
namblich, wann dise nit vom puncto satisfactionis separirt, der bruch schon
gemacht wer. Weil aber dise clausula uff sein instantz hineingesetzt, so wolt
mans one sein vorwissen nit heraußthuen. Begehrte also sein erclärung. Und
weil er sich nit ze resolvirn gewußt, so hab ich ine zum conte d’Avaux
gewisen, sich bei demselben raths zu erholen.
der Salvius zu mir kommen mit vermelden, er und sein collega hetten sich in
unserm auffsatz ersehen, befinden aber auß folgenden ursachen sehr bedenkh-
lich und ihrerseits unverantworttlich, sich darauffconclusiue einzelassen: Erst-
lich setzten wir pro conditione, daß sie auff die beede stiffter Oßnabrukh und
Minden gegen der bestimbten geltsumma und bewilligten zollserhöhung
renuncirn und selbige wider abtretten solten. Daß were nun bei inen turpis
et inhonesta conditio, dann sie wurden darüber von denn evangelischen
angesehen und beschreyt werden, als hetten sie der armen evangelischen
underthanen religion- und gwissensfreyheit verkaufft. Es weren von denn-
selben solche lamentabiles literae an die königin in Schweden geschriben
worden, daß sie auß erbarmbdnus darüber geweint und inen gemessne ordre
zukommen, in deren restitution keinesweegs einzewilligen, sondern selbige zu
handen der evangelischen zu behalten. Also köndten sie nit wider ihre ordre
thuen. Mit abermahliger inuectiua contra dominum episcopum Osnabrugen-
sem , dabei neben anderm anhenkhend, daß eben gestern ettlich seiner diener
bei der kirchen, warinn die evangelischen in der mittagpredig beisamen und
in gsang begriffen gewesen, vorbeigangen und, als sie deß gsang vernommen,
offentlich gesagt, habt nur ein kleins geduldt, diß geblör würdt baldt abge-
schafft werden. Dises hette die nechst daselbst stehende hauptwacht gehördt,
und wer darauff der burgermeister zu inen kommen, gar uff die knie fallend
gebetten, man wolte sie doch dem Frantz Wilhelm (ita nominabat episcopum)
nit mehr in die hände lifern. Wiewol ich nun hierwider allerhandt hieroben
mehrmaln gebrauchte motiui angezogen, auch gesagt, wann es allein umb
deß herrn bischofs person ze thuen wer, so hette Sein Fürstliche Gnaden sich
heut gegen herrn grafen von Trautmansdorff erbotten, gar ze resignirn, allein
daß denn capitulis ein andren catholischen bischoff zu erwehlen frei gelassen
würde, so ist doch Salvius uff seiner resolution verblieben, daß inen als
dienern auß ihrer instruction ze weichen nit gebür, und köndte einmal dise
condition von inen nit eingangen werden. Conte d’Avaux hette zwar auch
stark deßwegen in sie gesetzt und zu verstehen gegeben, daß dises werkh
ein schisma unter beeden cronen causirn wurde, sie hetten geanttworttet,
müeßtens an ihrem ortt geschehen lassen, die cron Frankreich aber hette
dessen kein ursach, dann in ihrer pündtnus außtruklich begriffen, daß alles
in den standt gericht werden solt, warinn es anno 1618 gewesen, in wölchem
jar dise beede stiffter in der evangelischen handen waren, ergo soll mans
dennselben hinwider überlassen. Der religion halber begehrten sie nichts
ze endern, sondern in dem standt ze lassen, wie es anno 1624 gewesen, wie-
wol die cron Schweden disen terminum ihrestheils nit angenommen noch
sich dessen gegen der cron Frankreich begeben, waß obangezogne pündtnus
außweisen thet. Die evangelischen reichstände hetten zwar selbigen placi-
tirt , aber conditionate und mit vorbehalt, daß auch die antegrauati restituirt
werden sollen, und wan man ie wider versehen uff diser condition verharren
solte, so müeßten sie solches erst nach Stokholm gelangen lassen.
Daß ander, darab sie sich beschwehrt befinden, wer die angehenkhte clau-
sula wegen der Pfaltzischen sach. Mit deren hett es eben auch diejenige
beschaffenheit wie mit denn stifftern, daß sie one verletzung der cron Schwe-
den reputation drein nit willigen köndten. Diser punct gehöre zu der amnisti.
Sie stellten dahien, waß wir dißortts mit denn Franzosen capitulirt hetten.
Inen aber wer dergleichen nachzegeben nit gemeint. Conte d’Avaux selbst
wer der meinung, der herr churfürst in Bayern solte kein difficultet machen,
einen theil der Obern Pfaltz vor die Pfaltzischen cadets zurukhzelassen. Er,
Salvius, hette zwar kein bevelch, sich in etwas außzelassen, hielte aber, diß
wer der bequemiste weeg, auß der sach ze kommen, daß namblich die Ober-
pfaltz halb bei Bayern zu verbleiben, der ander halbe theil aber an die Pfaltzi-
sche erben ze restituirn. Der octauus electoratus möchte gleichwol mit seiner
maass admittirt werden. Quaesiui, obs dann im übrigen wegen dises octaui
electoratus kein difficultet haben, sondern die praeeminentz, regaliae, officia
allerdings bei Bayern bleiben solten. Respondit, es müeßte hierinnen der sa-
chen mit einer alternatiua geholffen werden, also daß Bayern ad dies vitae
priorem locum, nach dessen absterben pfaltzgraf Carl Ludwig und also fortan
ie ein hauß umb daß ander solchen vor- und nachsitz haben solten. Darauff
sagte ich, beede dise vorschläg seind impracticabiles, darzu sich herr chur-
fürst in Bayern keinesweegs verstehen noch auch Ihr Kayserliche Maiestät
dessentwegen waß entgeltnus über sich nemmen werden. Salvius beschließt
dise disputation mit pitt, man wolt dise beede conditiones aussetzen, so
köndte im übrigen der punctus satisfactionis beschlossen und alsdann zu
denn übrigen handlungen fortgeschritten werden, wie sich dann die pro-
testierenden hoch verlangten, daß der punctus grauaminum auch erörttert
werden möcht. Sie, Schweden, aber wollten gern mit der satisfaction vor-
drist an ein ortt kommen. Sonst seyen sie zefriden, daß der minuta die
clausula ’si pax sequatur‘ etc. angehenkht, waß auch dißortts miteinander
verglichen, interimsweise unterschriben werde. Hierauff hatt er die minutam
durchgangen und bei dem § ’Pro hac alienatione‘ etc. referirt, wie hoch sich
die Braunschweigischen opponirten, daß sie, Schweden, schier selbst nit
wüßten, wie der sachen ze thuen. Respondi, unserseits werde man sich ein-
mal dises einströwen nichts irren lassen. Wann man alle opponenten hören
wolt, so wurde man wol in ewigkheit zu keinem friden kommen. Es stüende
an deme, ob die cron Schweden sich dißortts Ihrer Kayserlichen Maiestät
opponirn wolt oder nit. Respondit, sie hetten ermeldten Braunschweigi-
schen daß oppositum gnugsamb gehalten, und weil unser resolution dahien
gesetzt, so lassen sie es auch dabei bewenden und begehren sich deren nit
zu widersetzen. Also mög diser § bleiben, wie gesetzt.
Bei dem § ’Secundo Imperator‘ sagte Salvius, sie köndten Newcloster nit
außlassen, es stüende aber dahien, daß sie deßwegen selbst mit dem hertzo-
gen zu Mechelburg, gleich wie mit Brandenburg beschehen, a part tractirn
und sich deß consens mit ime vergleichen wurden. Zweifelten auch nit,
selben zu erhalten, wann allein an statt Ratzenburg daß bistumb Oßnabrukh
gesetzt würde. Ihr, der Schweden, intention wer, auff diser stifft beeden häu-
sern Mechelburg und Braunschweig ein alternatiuam einzefüeren gleich wie
mit Ratzenburg, und verhofften, hierdurch beede häuser zu begüettigen, daß
Mechelburg wegen Wißmar, Braunschweig aber wegen Magdenburg und
Halberstatt
In Magdeburg war Ende 1646 Ernst August von Braunschweig-Lüneburg (1629–1698) zum
Koadjutor gewählt worden, in Halberstadt hatten Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg
(1625–1679) und Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633–1714) als Inhaber von
Kanonikaten Aussichten bei einer künftigen Wahl.
daß dem hauß Braunschweig von unß gleichsamb 4 ohrfeygen (erat formale)
versetzt wurden: 1. mit Magdenburg, 2. mit Halberstatt, da inen alle spes, auß
innhabenden canonicatibus dermaln ad episcopatum ze kommen, benommen
werde, 3. mit Ratzenburg, 4. mit vorsetzung der cron Schweden vor Braun-
schweig uff reichstägen. Daher inen, Schweden, obgelegen sein woll, dennsel-
ben gleichwol widerumb etwas recompens zu verschaffen. Waß sie aber mit
Minden vorhetten, hatt er nit vermeldt, jedoch allem ansehen nach werden sie
damit den Gustavi recompensirn wollen. Bei disem paragrapho seind sie der
wortten ’cum ducibus Mecklenburgensibus simultanea inuestitura tenendum‘
zefriden. Daß wortt ’iure iurando‘ difficultirten sie noch. Bei dem § ’Pro eo
vero‘ etc. verendern sie daß wortt ’gratificatur‘ mit dem wortt ’decedit‘. Bei
dem § ’De caetero‘ admittunt voculam ’et protectione‘. Bei dem § ’Tertio Im-
perator ‘ wollen sie vordrist die praefecturam Witzhausen nit quittirn, erbiet-
ten sich, die religion in ihrem standt ze lassen, wie die anno 1624 gewesen. Bei
dem § ’Ciuitati vero Bremensi‘ werden die correcturae admittirt, allein soll zu
dem wortt ’usu‘ das adiectiuum ’longo‘ gesetzt werden. Vermeinen zwar, die
particulae ’competens‘ und ’legitime‘ sollen bleiben. Bei dem § ’Concedit ei‘
etc. machen sie etwas difficultet wegen determination der zollstaigerung, ver-
meinen , solte inen freygelassen werden, seind auch mit der jaracht ad 10 annos
nit allerdings zefriden. Und meldet Salvius hiebei, Oxenstirn beharre deß gelts
halber noch uff 1 000 000 thalern, wer Kayserlicher Maiestät vil reputirlicher,
als 600 000 ze geben. Respondi, die größte reputation wer, inen nichts ze ge-
ben , unserstheils bleib es bei den 600 000 thalern dergestalt, die 400 000 an
kunfftigen reichsanlagen abzekürtzen, die 200 000 thaler aber uff weiß und
maaß, wie man sich anietzt vergleichen werde, par zu erstatten. Salvius repli-
cirte nichts weiters. Ad § ’Vicissim regina‘ würdt daß wortt ’iuramentum
fidelitatis‘ beliebt.
Inmittelst und dieweil ich also mit dem Salvio beschäfftigt, seyend Dr.
Buschmann und Dr. Krebs bei Ihr Excellentz gewesen und haben deroselben
referiert, waß sie bei conte d’Avaux in puncto begehrter assistentz super
grauaminibus und dann in specie wegen beeder bistumb Oßnabrukh und
Minden vor resolution erhalten, so dahien gehet, daß er sich darumb eüsse-
rist annemmen wolte und hoffte, Oßnabrukh werde zu erhalten sein. Bei diser
occasion hatt Dr. Krebs Ihr Excellentz referirt, daß von Ihrer Churfürstli-
chen Durchlaucht abermaln ganz ernstlicher bevelch einkommen, wafern nit
alsbaldt der friden geschlossen werden köndt, daß er sich widerumb nach
Münster begeben und neben seinem mitgesandten bei denn Franzosen die
particularaccommodation tractirn und außrichten solten. Dominus comes
respondit, ihr sehet, daß ich kein stundt noch augenblikh versaume und alle
difficulteten nur eures herrn und der catholischen stiffter wegen entspringen,
daher Sein Churfürstliche Durchlaucht gantz keine ursach haben, derglei-
chen separation, dardurch sie und ihr hauß nothwendig zu grundt gehen
müessten, zu ergreiffen. Daß sollt ihr aber wissen, die stundt, ihr solche ab-
sonderliche accommodation ze tractirn anfangt, werde ich alsbaldt mit denn
Schweden zugleich a part schliessen und auff restitution der Pfaltz und chur,
auch waß dißortts mehr von inen desiderirt werden möcht, handlen. Ihr
mögend solches auch Seiner Churfürstlichen Durchlaucht schreiben und
euch darnach richten.
Nachdem ich nun folgendts Ihr Excellentz relation gethan, waß Salvius mit
mir gehandlet, und darauff dann Dr. Buschmann wie auch Dr. Krebßen,
warauff es mit angeregten beeden conditionibus erwinden thet, anzezeigen
und ihr erclärung darüber zu vernemmen nöthig erachtet worden, ist Dr.
Buschman selbst zu mir kommen mit vermelden, daßjenig, waß wegen
Oßnabrukh und Minden vorlauffen thue, beraits vom conte d’Avaux ver-
nommen ze haben, auß dessen rath herr bischoff zefriden sei, daß man dise
conditionem in puncto satisfactionis ad tractatum grauaminum aussetze.
Dann d’Avaux sage, die cron Frankreich sei obligirt, denn Schweden zur
satisfaction zu verhelffen, wann aber diser punct richtig, so köndte er desto
freyer im übrigen sich der sach annemmen. Dr. Krebßen hab ich alsbaldt
erfordert und ime die difficultet mit der Pfaltzischen sach vorgehalten, daß
namblich, wann dise nit vom puncto satisfactionis separirt, der bruch schon
gemacht wer. Weil aber dise clausula uff sein instantz hineingesetzt, so wolt
mans one sein vorwissen nit heraußthuen. Begehrte also sein erclärung. Und
weil er sich nit ze resolvirn gewußt, so hab ich ine zum conte d’Avaux
gewisen, sich bei demselben raths zu erholen.