Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 I 26
1647 I 26
Samstag
Sambstags, 26. huius, haben Ihr Excellentz (weil unter-
schiedliche verwahrungen einkommen, daß der conte d’Avaux heimblich
negocirn thet, denn Churbrandenburgischen ein und ander furstenthumb
in Schlesien zu erpracticirn) me Volmaro praesente Dr. Buschmann und
Dr. Krebß, Churcölnische und Churbayerische räthe, zu sich erfordert
und inen vorgehalten: Inen sei anvor bewußt, worauff es mit denn tractaten
zwischen den Schweden und Churbrandenburg bestüende, die Schweden
hetten sich nunmehr erclärt, die von inen gesetzte alternativam anzenemmen,
iedoch mit zimblich schweren conditionibus, darüber nun die Churbranden-
burgischen sich zu erclären im werkh. Verhoffendtlich werde man drauß
kommen. So es nun mit disen beeden richtig, so were man mit der recom-
pensa gegen Brandenburg auch so weit heraußgangen, daß der herr chur-
fürst darab sich zu difficultirn kein ursach. Nach disem stüende es mit per-
mutation deß ertzbisthumbs Bremen in statum ecclesiasticum an. Da wer
ein medius terminus proponirt. Wa der zu erhalten, so würde es sein richtig-
kheit auch haben, wa nit, so müeßte man gleichwol die Schweden darmit
verfahren lassen, wie sie wolten. Mit der statt Bremen hett es zwar auch
difficultet, aber weil Ihr Kayserliche Maiestät einmal selbige in statum imme-
dietatis gesetzt, die statt auch ihren anhang anderwerts hab, so werden die
Schweden sich endtlich wol accommodirn müessen. Wegen Mechelburg
hette der Saluius von einem condominio meldung gethan. Daher zu ver-
muetten , sie, Schweden, werden dißortts auch nit so precise uff ihren
postulatis verharren, sondern den hertzogen certis conditionibus ad con-
dominium admittirn. Waß also dises satisfactionsweesen als den haupt-
puncten anlangte, seye zu verhoffen, daß man darmit zum ende gelangen
werde. Es seye zwar nit ohne, daß die Churbrandenburgischen auch auff die
stifft Minden setzen und anstatt Oßnabrukh ein terram aequivalentem, so
sie pro usufructu intermedio, biß Magdenburg vacirte, zu geniessen haben
möchten, begehren theten. Es wer aber die inen uff Halberstatt und Magden-
burg anerbottne satisfaction also bastant, daß sie ein mehrers zu suechen nit
ursach hetten. Jedoch und da sie auff ihrer praetension ratione aequivalentis
pro usufructu intermedio verharren und dagegen die stifft Minden preten-
dirn , auch hieran die fridenserhebung sich stossen solte, so wolten Ihr Ex-
cellentz hiermit die erinnerung gethan haben, daß man keine gedankhen
machen soll, daß Ihr Kayserliche Maiestät zu behauptung diser stifft Minden
etwas auß ihren erblanden und etwan ein oder ander fürstenthumb auß Schle-
sien zurukhlassen würden, allermaassen verlautten wolle, daß dergleichen
propositiones hin und wider geschehen theten. Dann einmal werden Ihr Maie-
stät sich hierzu keinesweegs vermögen lassen, sondern vil ehender in sothane
interimsverenderung besagter stifft Minden einwilligen, köndten es auch mit
besserm gwissen und wenigerem schaden der catholischen religion thuen, dan
Minden wurde man in dem statu religionis lassen müessen, wie es anno 1624
gewesen, und käme vacante archiepiscopatu Magdeburgensi wider herumb.
Aber waß man in Schlesien hinweggeb, daß wer gantz catholisch gemacht
und köndte one krieg nit mehr zurukhgebracht werden. Geschehe also dise
alienation cum praesentissimo damno catholicae religionis et coronae Bohe-
miae , ohne deren consens es auch nit ze effectuirn wer. Es hetten Ihr Maiestät
umb fridens willen allberait mehr vergeben, als keines fursten im reich landt
und leütt sich erstrekhen möchten. Sie hetten die Ober- und Underlaußnitz,
daß Ober- und Unterelsaß, Preisach, Suntgaw und 7 ämbter in Hungarn
abgetretten, werden ihren ein mehrers nit zumuetten, sondern ehender alles
auffstossen lassen. Ersuechten demnach beede churfürstliche räth, sie wolten
es in acht nemmen und ihres ortts ebenmässig uff solchen principiis ver-
harren und, wa etwan deme zuwider waß proponirt und uff die baan ge-
bracht werden solte, sich darwider außtruklich setzen, auch im geringsten
sich keines beyfalls vermerkhen lassen. Dann Ihr Excellentz hetten biß dato
noch mit gegenremonstrationibus ingehalten, wann man aber mit andern
intentionibus fürbrechen und Ihr Kayserlicher Maiestät erblande ferners an-
greiffen solt, so würden Ihr Excellentz auch lenger nit innhalten, sondern
uff mittel und weeg sich zu entschliessen unvergessen bleiben, ihrem aller-
gnedigsten herrn seine erblande zu salvirn und sich dißortts keinen andern
respect irren ze lassen. Man möchte für anhäng suechen, waß man wolte, es
werden Ihr Kayserliche Maiestät die mittel auch nit manglen und, weil eben
ietzt ein Türkischer chiaus bei hof ankommen, ehender dem Türken den
pass geben und sich seiner assistentz gebrauchen, als sich dergestalt umb das
ihrig bringen ze lassen.
Hierauff fienge Buschman an ze contestirn, daß ime von dergleichen con-
siliis nichts bewußt, auch dergleichen ze tractirn nit bevohlen wer. Krebß
respondirte per obliquuum, es were doch die sach nit in solchen ter-
minis , sondern die dem herrn churfürsten von Brandenburg offerirte
recompensa an sich selbst übrig genug, auch, wie Salvius bekendt, in der
reichsmatricul umb 100 gulden höher als Pommern aestimirt. Ihr Ex-
cellentz sagten, sie wüßten wol, daß solche imaginationes vom herrn
bischoff von Oßnabrukh selbst herkömen, dann er hette vor disem aigner
person Ihr Excellentz gesagt, die stiffter würden leicht ze salvirn sein, wann
Ihr Kayserliche Maiestät ein theil auß Schlesien zurukhlassen wolten. Also
wer unschwer ze muettmaassen, daß er anietzt solche vorschläg auch pro-
ponirn oder wenigst fomentirn liesse. Ego subieci, ebenmässig hette Ihr
Kayserlicher Maiestät der Mandl außtruklich unters gesicht sagen derffen,
wan Ihr Maiestät auch mit einem theil an Schlesien den friden befürdern
köndt, daß sie solches nit ein stundt auffhalten und difficultirn solten. Krebs,
dise red wer zwar vom Mandl gebraucht worden, es hett aber nit eben den
verstandt gehabt, daß Ihr Maiestät ihr erblandt weiters angreiffen solten,
sondern wann der frid allein daran sich stossen solt. Replicabat herr obrist-
hofmeister , ja wie wurde es Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht gefallen,
wann man deren zumuetten thet, daß sie umb fridens willen den theil von
Oberbayern biß an die Isar zuruklassen solt? Man müeßt dißortts zusamen-
halten und kein theil den andern vergeben.
Krebs referirt weiter, daß er mit dem d’Avaux wegen der Pfältzischen sach
geredt, verspürte wol, daß sie wanken wolten, dann er ime gesagt, daß duca
di Longavilla darauff tringe, man solte dem catholisch gemachten pfaltzgra-
fen
ein theil von der Obern Pfaltz lassen, also daß zwar der beste theil Bayern
verbleibe. Deßgleichen hett er ime zugesprochen, casu quo mit denn Schwe-
den und protestierenden kein billicher friden zu erheben, daß die cron Frank-
reich sich erclären möcht, sich von dennselben ze separirn, allermassen sie,
Franzosen, sich dessen hievor gegen unß, Kayserliche, hetten per expressum
vernemmen lassen. Es hette aber duca di Longavilla diser tagen dem herrn
von Haaßlang geanttworttet, daß zwar dergleichen etwas vorgangen und der
conte d’Avaux daß maul zu weit auffgethan hetten, es wer aber hiebei noch vil
zu bedenkhen, und köndte man sich hauptsachlich so leicht nit resolvirn.
D’Avaux hette es dißmals auch schlechterdingen übergangen und vermeldt,
es würde sich diser frag nit bederffen, sondern der fride mit denn Schweden
und protestierenden noch wol zu erheben sein. Ita dimissi.
schiedliche verwahrungen einkommen, daß der conte d’Avaux heimblich
negocirn thet, denn Churbrandenburgischen ein und ander furstenthumb
in Schlesien zu erpracticirn) me Volmaro praesente Dr. Buschmann und
Dr. Krebß, Churcölnische und Churbayerische räthe, zu sich erfordert
und inen vorgehalten: Inen sei anvor bewußt, worauff es mit denn tractaten
zwischen den Schweden und Churbrandenburg bestüende, die Schweden
hetten sich nunmehr erclärt, die von inen gesetzte alternativam anzenemmen,
iedoch mit zimblich schweren conditionibus, darüber nun die Churbranden-
burgischen sich zu erclären im werkh. Verhoffendtlich werde man drauß
kommen. So es nun mit disen beeden richtig, so were man mit der recom-
pensa gegen Brandenburg auch so weit heraußgangen, daß der herr chur-
fürst darab sich zu difficultirn kein ursach. Nach disem stüende es mit per-
mutation deß ertzbisthumbs Bremen in statum ecclesiasticum an. Da wer
ein medius terminus proponirt. Wa der zu erhalten, so würde es sein richtig-
kheit auch haben, wa nit, so müeßte man gleichwol die Schweden darmit
verfahren lassen, wie sie wolten. Mit der statt Bremen hett es zwar auch
difficultet, aber weil Ihr Kayserliche Maiestät einmal selbige in statum imme-
dietatis gesetzt, die statt auch ihren anhang anderwerts hab, so werden die
Schweden sich endtlich wol accommodirn müessen. Wegen Mechelburg
hette der Saluius von einem condominio meldung gethan. Daher zu ver-
muetten , sie, Schweden, werden dißortts auch nit so precise uff ihren
postulatis verharren, sondern den hertzogen certis conditionibus ad con-
dominium admittirn. Waß also dises satisfactionsweesen als den haupt-
puncten anlangte, seye zu verhoffen, daß man darmit zum ende gelangen
werde. Es seye zwar nit ohne, daß die Churbrandenburgischen auch auff die
stifft Minden setzen und anstatt Oßnabrukh ein terram aequivalentem, so
sie pro usufructu intermedio, biß Magdenburg vacirte, zu geniessen haben
möchten, begehren theten. Es wer aber die inen uff Halberstatt und Magden-
burg anerbottne satisfaction also bastant, daß sie ein mehrers zu suechen nit
ursach hetten. Jedoch und da sie auff ihrer praetension ratione aequivalentis
pro usufructu intermedio verharren und dagegen die stifft Minden preten-
dirn , auch hieran die fridenserhebung sich stossen solte, so wolten Ihr Ex-
cellentz hiermit die erinnerung gethan haben, daß man keine gedankhen
machen soll, daß Ihr Kayserliche Maiestät zu behauptung diser stifft Minden
etwas auß ihren erblanden und etwan ein oder ander fürstenthumb auß Schle-
sien zurukhlassen würden, allermaassen verlautten wolle, daß dergleichen
propositiones hin und wider geschehen theten. Dann einmal werden Ihr Maie-
stät sich hierzu keinesweegs vermögen lassen, sondern vil ehender in sothane
interimsverenderung besagter stifft Minden einwilligen, köndten es auch mit
besserm gwissen und wenigerem schaden der catholischen religion thuen, dan
Minden wurde man in dem statu religionis lassen müessen, wie es anno 1624
gewesen, und käme vacante archiepiscopatu Magdeburgensi wider herumb.
Aber waß man in Schlesien hinweggeb, daß wer gantz catholisch gemacht
und köndte one krieg nit mehr zurukhgebracht werden. Geschehe also dise
alienation cum praesentissimo damno catholicae religionis et coronae Bohe-
miae , ohne deren consens es auch nit ze effectuirn wer. Es hetten Ihr Maiestät
umb fridens willen allberait mehr vergeben, als keines fursten im reich landt
und leütt sich erstrekhen möchten. Sie hetten die Ober- und Underlaußnitz,
daß Ober- und Unterelsaß, Preisach, Suntgaw und 7 ämbter in Hungarn
abgetretten, werden ihren ein mehrers nit zumuetten, sondern ehender alles
auffstossen lassen. Ersuechten demnach beede churfürstliche räth, sie wolten
es in acht nemmen und ihres ortts ebenmässig uff solchen principiis ver-
harren und, wa etwan deme zuwider waß proponirt und uff die baan ge-
bracht werden solte, sich darwider außtruklich setzen, auch im geringsten
sich keines beyfalls vermerkhen lassen. Dann Ihr Excellentz hetten biß dato
noch mit gegenremonstrationibus ingehalten, wann man aber mit andern
intentionibus fürbrechen und Ihr Kayserlicher Maiestät erblande ferners an-
greiffen solt, so würden Ihr Excellentz auch lenger nit innhalten, sondern
uff mittel und weeg sich zu entschliessen unvergessen bleiben, ihrem aller-
gnedigsten herrn seine erblande zu salvirn und sich dißortts keinen andern
respect irren ze lassen. Man möchte für anhäng suechen, waß man wolte, es
werden Ihr Kayserliche Maiestät die mittel auch nit manglen und, weil eben
ietzt ein Türkischer chiaus bei hof ankommen, ehender dem Türken den
pass geben und sich seiner assistentz gebrauchen, als sich dergestalt umb das
ihrig bringen ze lassen.
Hierauff fienge Buschman an ze contestirn, daß ime von dergleichen con-
siliis nichts bewußt, auch dergleichen ze tractirn nit bevohlen wer. Krebß
respondirte per obliquuum, es were doch die sach nit in solchen ter-
minis , sondern die dem herrn churfürsten von Brandenburg offerirte
recompensa an sich selbst übrig genug, auch, wie Salvius bekendt, in der
reichsmatricul umb 100 gulden höher als Pommern aestimirt. Ihr Ex-
cellentz sagten, sie wüßten wol, daß solche imaginationes vom herrn
bischoff von Oßnabrukh selbst herkömen, dann er hette vor disem aigner
person Ihr Excellentz gesagt, die stiffter würden leicht ze salvirn sein, wann
Ihr Kayserliche Maiestät ein theil auß Schlesien zurukhlassen wolten. Also
wer unschwer ze muettmaassen, daß er anietzt solche vorschläg auch pro-
ponirn oder wenigst fomentirn liesse. Ego subieci, ebenmässig hette Ihr
Kayserlicher Maiestät der Mandl außtruklich unters gesicht sagen derffen,
wan Ihr Maiestät auch mit einem theil an Schlesien den friden befürdern
köndt, daß sie solches nit ein stundt auffhalten und difficultirn solten. Krebs,
dise red wer zwar vom Mandl gebraucht worden, es hett aber nit eben den
verstandt gehabt, daß Ihr Maiestät ihr erblandt weiters angreiffen solten,
sondern wann der frid allein daran sich stossen solt. Replicabat herr obrist-
hofmeister , ja wie wurde es Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht gefallen,
wann man deren zumuetten thet, daß sie umb fridens willen den theil von
Oberbayern biß an die Isar zuruklassen solt? Man müeßt dißortts zusamen-
halten und kein theil den andern vergeben.
Krebs referirt weiter, daß er mit dem d’Avaux wegen der Pfältzischen sach
geredt, verspürte wol, daß sie wanken wolten, dann er ime gesagt, daß duca
di Longavilla darauff tringe, man solte dem catholisch gemachten pfaltzgra-
fen
verbleibe. Deßgleichen hett er ime zugesprochen, casu quo mit denn Schwe-
den und protestierenden kein billicher friden zu erheben, daß die cron Frank-
reich sich erclären möcht, sich von dennselben ze separirn, allermassen sie,
Franzosen, sich dessen hievor gegen unß, Kayserliche, hetten per expressum
vernemmen lassen. Es hette aber duca di Longavilla diser tagen dem herrn
von Haaßlang geanttworttet, daß zwar dergleichen etwas vorgangen und der
conte d’Avaux daß maul zu weit auffgethan hetten, es wer aber hiebei noch vil
zu bedenkhen, und köndte man sich hauptsachlich so leicht nit resolvirn.
D’Avaux hette es dißmals auch schlechterdingen übergangen und vermeldt,
es würde sich diser frag nit bederffen, sondern der fride mit denn Schweden
und protestierenden noch wol zu erheben sein. Ita dimissi.