Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 I 24
1647 I 24
Donnerstag
Jovis, 24. huius, ist herr Salvius bei Ihrer Excellentz,
herrn obristhofmeister, erschienen in mein, Volmars, beysein. Brachte vor,
unß were bewußt, waßgestalten zu Münster zwischen ime, denn Franzosen
und unß were verglichen worden, daß dem herrn churfürsten von Branden-
burg solte die option gelassen werden, eintweder 1 200 000 reichsthaler anze-
nemmen und der cron Schweden Vorpommern sambt Stettin, Gartz und
Wollin ze überlassen oder dise drei plätz zu Hinderpommern zu behalten
und daß dargegen solche 1 200 000 reichsthaler der cron Schweden neben
überlassung Vorpommern bezahlt werden solte. Da dann er sich benommen,
deßwegen sich mit seinem collega ze unterreden, zumaln darfür gehalten,
daß solche optio der cron Schweden vorbehalten bleiben solte. Nun hetten
sie baldt darauff bevelch auß Schweden bekommen, von gantz Pommern nit
ze weichen, iedoch, wann res nit mehr integra, sich uff ein propositionem
alternatiuam ze resolvirn, allermassen folgendts beschehen, dessentwegen
denn herrn Franzosen zugeschriben und darauff von unß an den herrn chur-
fürsten zu Brandenburg geschikht, auch von ime ein solche resolution ein-
gebracht worden wer, so sie anderst nit dann pro pura negatiua halten
köndten. Wie sie dann sich hierauff erstens gegen mir, Volmarn, und dann
hernach gegen Seiner Excellentz selbst dahien erclärt, daß sie uff gantz
Pommern mit unß schliessen wolten. Wölches auch von unß angenommen
und diß alles an ihre gnedigste königin als eine geschlossene sach were
referirt worden. Nun hetten sich hiezwischen der herr Französische legatus,
conte d’Avaux, wie auch die Staadischen deputati der sachen angenommen
und vermeint, es solte deß herrn churfürsten entzwischen eingelangter
consens angenommen und Hinderpommern ime restituirt werden. Alldie-
weil sie, Schweden, aber dessen bedenkhens tragen theten, sondern befüegt
zu sein vermeinten, gantz Pommern an sich zu behalten, so wer er kommen,
von unß zu vernemmen, waß wir entlich gedachtem herrn churfürsten zu
seiner recompens verfolgen ze lassen gedächten, damit sie desto satsamere
resolution fassen möchten.
Herr obristhofmeister antworttet nechst recapitulation, daß die sachen
erzehltermaassen sich verloffen hetten: Es müeßte aber auff hinzuge-
setzt werden, daß die intimation nit allein im namen der Kayserlichen
dem hern churfürsten beschehen, sondern auch im namen der Franzö-
sischen gsandten und gleichwol disem kein abschlägige antwortt wer er-
theilt , sondern die sachen nur zum bedacht gezogen worden. Deßgleichen
werde die in deren dem von Plettenberg gegebner abferttigung eingerukhte
clausula nit pro pura negatiua ze halten sein, sondern iuxta tenorem ante-
cedentium et subsequentium noch wol pro conditionali außgedeüttet werden
mögen. Alldieweil dann darauffhien der vertröstete consensus noch in
werender tractation und ehe es zwischen unß und den Schweden zu einigem
schluß gerathen mögen, eingelangt, auch die cron Frankreich und die
Generalstaaden für den herrn churfürsten stüenden, also wurde die cron
Schweden vil besser thuen, wann sie es auch dabei bewenden liesse und nit
so gar auff dem summo rigore verharreten. Dann leicht zu erachten, wann
wir, Kayserliche, schon uff gantz Pommern handlen wolten, daß rebus sic
stantibus die reichstände nit darein consentirn würden. Neben deme sei es
ja ein unbillich und unfreundtlich ding, daß ein so vornemer churfürst allein
umb ettlich wenig tag solle verkürtzt werden. Der cron Schweden soll billich
mehr dran glegen sein, daß sie mit guettem willen und freüdt der inter-
essirten ständen ihre satisfaction erhalte, als daß sie mit solchem rigor
gleich im ersten antritt alle benachbarte zu feinden machen thue. Die re-
compens deß churfürsten aber betreffendt, da bleib es dabei, daß man ime
zu demjenigen theil, so ime die cron Schweden an Hinderpommern restituirn
soll, sambt dem bisthumb Camin daß bisthumb Halberstatt und die anwart-
schafft uff Magdenburg ze überlassen erbiettig verbleib. Salvius sagt, dise
ricompensa sei nit allein umb solchen theil, sondern auch umb gantz Pom-
mern übergnugsamb, und daher hette die cron Schweden desto mehr ursach,
uff gantz Pommern zu verharren, doch wolt er unser resolution mit seim
collega, dem Oxenstirn, conferirn. Wise damit ein landtcarta vor zu beschei-
nen , wann sie gleich bei der proponirten alternatiua verbleiben theten, so
wurde doch die Oder nit der terminus utriusque imperii sein könden, son-
dern noch diejenige landtgüetter, so jenseit der Oder gelegen, aber zu Stettin
und Gartz gehorig weren, darzu behalten werden müessen. Ihr Excellentz
erinnerten ine, daß er doch hievor selbst die Oder zum termino vorge-
schlagen . Er leugnets nits, sagte aber, es were im consilio zu Stockholm ein
anders geschlossen und inen per expressum eingebunden, also köndten sie
darvon nit weichen; und behielte es bei seiner seelen seeligkheit. Solchem
nach vermeinte er, man solte dem hertzog von Mechelburg pro recompensa
Oßnabrukh oder Minden geben. Sed utrumque categorice negatum.
Endtlich kam er auff die Pfaltzische sach und patte, man solte sich hierinn
waß schleünigers erzeigen. Der herr churfürst von Bayern wolte allein glat
außgehen, es wer ja billich, das er auch waß nachlassen thet. Seine geforderte
milliones weren in hoher geldtwehrung auffgerechnet, man köndte mit einer
million reichsthaler zehen bezahlen. Herr obristhofmeister replicabat, es wer
von disem werkh nit zu reden, sondern alles ein verglichen sach. Die cron
Frankreich selbst hett ime manutenentz versprochen. Darauff antworttet
Salvius, ja es sollt wol mit denn Franzosen so richtig nit sein, es hab doch
duca di Longavilla denn Hollendern versprochen, wann sie den krieg contra
Spania continuirten, so wer Frankreich erbiettig, die Pfaltzischen erben ad
dignitatem et prouincias volkomlich ze restituirn. Ihr Excellentz hingegen, diß
lasse man an sein ortt gestellt sein, unserseits aber bleib es dabei, daß man
darvon nit weichen werde. Hiemit namb er sein abschied und sagte, daß er
ietzund zum conte d’Avaux gehen werde. Im heraußgehen, als ich ine zur
gutschen beglaittet, sagt er, ich muess bekennen, Ihr Excellentz gehen rundt
und mit sattem fundament hindurch, daß man wissen mag, waran man ist.
herrn obristhofmeister, erschienen in mein, Volmars, beysein. Brachte vor,
unß were bewußt, waßgestalten zu Münster zwischen ime, denn Franzosen
und unß were verglichen worden, daß dem herrn churfürsten von Branden-
burg solte die option gelassen werden, eintweder 1 200 000 reichsthaler anze-
nemmen und der cron Schweden Vorpommern sambt Stettin, Gartz und
Wollin ze überlassen oder dise drei plätz zu Hinderpommern zu behalten
und daß dargegen solche 1 200 000 reichsthaler der cron Schweden neben
überlassung Vorpommern bezahlt werden solte. Da dann er sich benommen,
deßwegen sich mit seinem collega ze unterreden, zumaln darfür gehalten,
daß solche optio der cron Schweden vorbehalten bleiben solte. Nun hetten
sie baldt darauff bevelch auß Schweden bekommen, von gantz Pommern nit
ze weichen, iedoch, wann res nit mehr integra, sich uff ein propositionem
alternatiuam ze resolvirn, allermassen folgendts beschehen, dessentwegen
denn herrn Franzosen zugeschriben und darauff von unß an den herrn chur-
fürsten zu Brandenburg geschikht, auch von ime ein solche resolution ein-
gebracht worden wer, so sie anderst nit dann pro pura negatiua halten
köndten. Wie sie dann sich hierauff erstens gegen mir, Volmarn, und dann
hernach gegen Seiner Excellentz selbst dahien erclärt, daß sie uff gantz
Pommern mit unß schliessen wolten. Wölches auch von unß angenommen
und diß alles an ihre gnedigste königin als eine geschlossene sach were
referirt worden. Nun hetten sich hiezwischen der herr Französische legatus,
conte d’Avaux, wie auch die Staadischen deputati der sachen angenommen
und vermeint, es solte deß herrn churfürsten entzwischen eingelangter
consens angenommen und Hinderpommern ime restituirt werden. Alldie-
weil sie, Schweden, aber dessen bedenkhens tragen theten, sondern befüegt
zu sein vermeinten, gantz Pommern an sich zu behalten, so wer er kommen,
von unß zu vernemmen, waß wir entlich gedachtem herrn churfürsten zu
seiner recompens verfolgen ze lassen gedächten, damit sie desto satsamere
resolution fassen möchten.
Herr obristhofmeister antworttet nechst recapitulation, daß die sachen
erzehltermaassen sich verloffen hetten: Es müeßte aber auff hinzuge-
setzt werden, daß die intimation nit allein im namen der Kayserlichen
dem hern churfürsten beschehen, sondern auch im namen der Franzö-
sischen gsandten und gleichwol disem kein abschlägige antwortt wer er-
theilt , sondern die sachen nur zum bedacht gezogen worden. Deßgleichen
werde die in deren dem von Plettenberg gegebner abferttigung eingerukhte
clausula nit pro pura negatiua ze halten sein, sondern iuxta tenorem ante-
cedentium et subsequentium noch wol pro conditionali außgedeüttet werden
mögen. Alldieweil dann darauffhien der vertröstete consensus noch in
werender tractation und ehe es zwischen unß und den Schweden zu einigem
schluß gerathen mögen, eingelangt, auch die cron Frankreich und die
Generalstaaden für den herrn churfürsten stüenden, also wurde die cron
Schweden vil besser thuen, wann sie es auch dabei bewenden liesse und nit
so gar auff dem summo rigore verharreten. Dann leicht zu erachten, wann
wir, Kayserliche, schon uff gantz Pommern handlen wolten, daß rebus sic
stantibus die reichstände nit darein consentirn würden. Neben deme sei es
ja ein unbillich und unfreundtlich ding, daß ein so vornemer churfürst allein
umb ettlich wenig tag solle verkürtzt werden. Der cron Schweden soll billich
mehr dran glegen sein, daß sie mit guettem willen und freüdt der inter-
essirten ständen ihre satisfaction erhalte, als daß sie mit solchem rigor
gleich im ersten antritt alle benachbarte zu feinden machen thue. Die re-
compens deß churfürsten aber betreffendt, da bleib es dabei, daß man ime
zu demjenigen theil, so ime die cron Schweden an Hinderpommern restituirn
soll, sambt dem bisthumb Camin daß bisthumb Halberstatt und die anwart-
schafft uff Magdenburg ze überlassen erbiettig verbleib. Salvius sagt, dise
ricompensa sei nit allein umb solchen theil, sondern auch umb gantz Pom-
mern übergnugsamb, und daher hette die cron Schweden desto mehr ursach,
uff gantz Pommern zu verharren, doch wolt er unser resolution mit seim
collega, dem Oxenstirn, conferirn. Wise damit ein landtcarta vor zu beschei-
nen , wann sie gleich bei der proponirten alternatiua verbleiben theten, so
wurde doch die Oder nit der terminus utriusque imperii sein könden, son-
dern noch diejenige landtgüetter, so jenseit der Oder gelegen, aber zu Stettin
und Gartz gehorig weren, darzu behalten werden müessen. Ihr Excellentz
erinnerten ine, daß er doch hievor selbst die Oder zum termino vorge-
schlagen . Er leugnets nits, sagte aber, es were im consilio zu Stockholm ein
anders geschlossen und inen per expressum eingebunden, also köndten sie
darvon nit weichen; und behielte es bei seiner seelen seeligkheit. Solchem
nach vermeinte er, man solte dem hertzog von Mechelburg pro recompensa
Oßnabrukh oder Minden geben. Sed utrumque categorice negatum.
Endtlich kam er auff die Pfaltzische sach und patte, man solte sich hierinn
waß schleünigers erzeigen. Der herr churfürst von Bayern wolte allein glat
außgehen, es wer ja billich, das er auch waß nachlassen thet. Seine geforderte
milliones weren in hoher geldtwehrung auffgerechnet, man köndte mit einer
million reichsthaler zehen bezahlen. Herr obristhofmeister replicabat, es wer
von disem werkh nit zu reden, sondern alles ein verglichen sach. Die cron
Frankreich selbst hett ime manutenentz versprochen. Darauff antworttet
Salvius, ja es sollt wol mit denn Franzosen so richtig nit sein, es hab doch
duca di Longavilla denn Hollendern versprochen, wann sie den krieg contra
Spania continuirten, so wer Frankreich erbiettig, die Pfaltzischen erben ad
dignitatem et prouincias volkomlich ze restituirn. Ihr Excellentz hingegen, diß
lasse man an sein ortt gestellt sein, unserseits aber bleib es dabei, daß man
darvon nit weichen werde. Hiemit namb er sein abschied und sagte, daß er
ietzund zum conte d’Avaux gehen werde. Im heraußgehen, als ich ine zur
gutschen beglaittet, sagt er, ich muess bekennen, Ihr Excellentz gehen rundt
und mit sattem fundament hindurch, daß man wissen mag, waran man ist.