Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 I 20
1647 I 20
Sonntag Sontags, 20. huius, hatt conte d’Avaux Ihr Excellentz,
herrn obristhofmeister, nobis etiam praesentibus besuecht und nach abge-
legter salutation vermeldt, er wer auch kommen, unß parte zu geben, waß
er mit denn Churbrandenburgischen, auch folgendts denn Schweden
gehandlet. Gestern wer er und die Stadischen deputati bei denn Chur-
brandenburgischen gewesen und von inen ein categoricam zu wissen begehrt,
worauff ihres herrn entliche resolution beruhen thet, dann wa er daß nit
wüßte, so kondt und wolt er mit den Schweden ze handlen nichts über-
nemmen . Sie weren darauff mit denn Staden auff ein seiten getretten und
demnach ihr instruction eröffnet, allermaassen wir beraits wissen wurden.
Dieweil er dann darinnen gesehen, daß sie auff Minden und Oßnabrukh zih-
len theten, so hette er
wegen Oßnabrukh sich alsogleich stark opponirt und
so vil vermöcht, daß sie selbiges gleich durchgestrichen. Wegen Minden
vermeint er, wann wir unß ebenmässig darwider setzten, so würden sie
solches auch quittiern, gestalten er unß auch assistirn wolte. Mit Magdenburg
beschwerten sie sich wegen der beygesetzten conditionum. Wir solten unß
gegen inen semel pro semper erclären, waß wir thuen wolten, damit man
außm handel käme. Zu den Schweden wer er gleich hernach auch gangen
und bei inen biß umb 9 uhr nachts gebliben, aber noch kein satte resolution,
ob sie von Hinderpommern jenseits der Oder weichen wolten oder nit, her-
außbringen könden, sondern sie hetten sich benommen, biß uff heüt zu be-
denkhen , wie sie dann disen abendt zu ime kommen würden. Er müeßte
zwar dabei auch bekennen, wan es ie zu erhalten, daß inen gantz Pommern
verbleiben und dagegen dem churfürsten von Brandenburg ein gebürend
recompensa verschafft werden köndte, daß die cron Frankreich solches gern
sehen wurde. Dominus comes a Trautmansdorff respondit praemissa gratia-
rum actione, daß erstens den Schweden gantz Pommern, stante electoris
consensu pro parte, nit überlassen werden köndte, wie sich dann auch die
Staaden verlautten lassen, daß sie solches nimmer gestatten wurden. Sie
solten sich billich mit Vorpommern contentirn lassen. Waß aber die Chur-
brandenburgischen aequivalente anlang, da seyen die praetensiones gar zu
exorbitant. Auß der reichsmatricul befinde sich, daß gantz Pommern vor
einen römermonat höher nit dann pro 1208 gulden angeschlagen, wann nun
Hinderpommern dem churfürsten restituirt, so bleiben ime allein so vil landt
einzeraumen, deren anschlag sich uff 600 gulden ungevehr belauffen möcht.
Daran hab er vordrist daß bisthumb Camin pro 184 gulden + Halberstatt
pro 432 gulden = 616. Wann er nun Magdenburg darzu bekommen soll,
so im anschlag pro 1345 gulden, so hab er auß disem allein mehr als auß
gantz Pommern und consequenter diß zum überschutz. Conte d’Avaux nembt
dises argument vor raisonnabl an, vermeint doch, man werde wegen der
conditionum und Minden etwas mehrers thuen müessen. Aber wie dem
allem, weil es nunmehr mit disen tractaten zu endt lauffen wolt, so hett er
vordrist zu erinnern, daß man auch sich entschliessen soll, wie es mit der
Hessen Casselischen sach contra Darmbstatt ze halten, dann gleichwie sie,
Franzosen, in ihren mit unß geschlossnen tractaten bedingt, daß die ohne
vergleichung der Schwedischen satisfaction nit solten verbündtlich sein,
eben also werde es auch mit Hessen Casselischer satisfaction die meinung
haben, dann dise seyen auch ihre alliirte und köndten nit verlassen werden.
Responsum, es wer daß best, der parteyen selbst und ihren erbverbrüederten
vergleichung zu erwartten, gestalten sie darzu erbiettig und, wie man ver-
nemme , im werkh begriffen seyen. Aber er, d’Avaux, war damit nit content,
sondern sagte, man wurde der sachen besser nachsehen müessen, dann uff
solche particularvergleichung kein hoffnung ze machen. Man solte wenigst
von denn parteyen ein schrifftliche declaration vernemmen, worauff sie die
verglaichung ze richten gedächten, so köndte hernach gesehen werden, wor-
auff man endtlich disen vergleich zu fuessen haben werde. Wir haben unß
erbotten, die Hessen Darmbstettischen zu erfordern. Ille wolt mit denn Cas-
selischen handlen.
Letstlich kam er auch uff die Spanische sach und setzte den casum, wann
dise beede cronen gegeneinander in krieg erwachßen theten, daß Ihr Kayser-
liche Maiestät sich verobligirn solt, der cron Spanien kein hilff ze laisten.
Herr obristhofmeister, waß daß reich anlangte, da köndten Ihr Maiestät
sine consensu statuum nichts thuen, waß aber Ihr Maiestät als ein fürsten
von Österreich anlangte und respectu deren erblanden, da müeßte anderst
von der sachen geredt werden. Ad haec d’Avaux nihil respondit et collo-
quium soluit addens, die provintz Geldern hette deren von denn Staaden
mit denn Spanischen gemachten pacification sich starkh opponirt und noch.
Es hetten sich auch die Staaden insgmein verbunden, daß die zu keinem
effect kommen solt, biß Frankreich auch contentirt wer, und derfften die
Spanischen sich nit einbilden, daß die Staaden in ewigkheit sich von Frank-
reich separirn wurden.
Nach seinem abschied ist herr graf von Wittgenstain wider erfordert worden,
dessen discurs und wessen er sich sowol in puncto satisfactionis Suecicae als
recompensae sui domini erclärt, weil ich nit dabei gewesen, videatur in rela-
tione ad Caesarem et adiuncto protocollo per Cranium, apud acta mea in
copiis [ 1604 ].
Eodem a Caesare recepisse an grafen von Nassaw und mich de Preßburg,
4. Januarii anno 1647, ad relationes de 18. et 21. Decembris 1646 [ 1605 ].
herrn obristhofmeister, nobis etiam praesentibus besuecht und nach abge-
legter salutation vermeldt, er wer auch kommen, unß parte zu geben, waß
er mit denn Churbrandenburgischen, auch folgendts denn Schweden
gehandlet. Gestern wer er und die Stadischen deputati bei denn Chur-
brandenburgischen gewesen und von inen ein categoricam zu wissen begehrt,
worauff ihres herrn entliche resolution beruhen thet, dann wa er daß nit
wüßte, so kondt und wolt er mit den Schweden ze handlen nichts über-
nemmen . Sie weren darauff mit denn Staden auff ein seiten getretten und
demnach ihr instruction eröffnet, allermaassen wir beraits wissen wurden.
Dieweil er dann darinnen gesehen, daß sie auff Minden und Oßnabrukh zih-
len theten, so hette er
so vil vermöcht, daß sie selbiges gleich durchgestrichen. Wegen Minden
vermeint er, wann wir unß ebenmässig darwider setzten, so würden sie
solches auch quittiern, gestalten er unß auch assistirn wolte. Mit Magdenburg
beschwerten sie sich wegen der beygesetzten conditionum. Wir solten unß
gegen inen semel pro semper erclären, waß wir thuen wolten, damit man
außm handel käme. Zu den Schweden wer er gleich hernach auch gangen
und bei inen biß umb 9 uhr nachts gebliben, aber noch kein satte resolution,
ob sie von Hinderpommern jenseits der Oder weichen wolten oder nit, her-
außbringen könden, sondern sie hetten sich benommen, biß uff heüt zu be-
denkhen , wie sie dann disen abendt zu ime kommen würden. Er müeßte
zwar dabei auch bekennen, wan es ie zu erhalten, daß inen gantz Pommern
verbleiben und dagegen dem churfürsten von Brandenburg ein gebürend
recompensa verschafft werden köndte, daß die cron Frankreich solches gern
sehen wurde. Dominus comes a Trautmansdorff respondit praemissa gratia-
rum actione, daß erstens den Schweden gantz Pommern, stante electoris
consensu pro parte, nit überlassen werden köndte, wie sich dann auch die
Staaden verlautten lassen, daß sie solches nimmer gestatten wurden. Sie
solten sich billich mit Vorpommern contentirn lassen. Waß aber die Chur-
brandenburgischen aequivalente anlang, da seyen die praetensiones gar zu
exorbitant. Auß der reichsmatricul befinde sich, daß gantz Pommern vor
einen römermonat höher nit dann pro 1208 gulden angeschlagen, wann nun
Hinderpommern dem churfürsten restituirt, so bleiben ime allein so vil landt
einzeraumen, deren anschlag sich uff 600 gulden ungevehr belauffen möcht.
Daran hab er vordrist daß bisthumb Camin pro 184 gulden + Halberstatt
pro 432 gulden = 616. Wann er nun Magdenburg darzu bekommen soll,
so im anschlag pro 1345 gulden, so hab er auß disem allein mehr als auß
gantz Pommern und consequenter diß zum überschutz. Conte d’Avaux nembt
dises argument vor raisonnabl an, vermeint doch, man werde wegen der
conditionum und Minden etwas mehrers thuen müessen. Aber wie dem
allem, weil es nunmehr mit disen tractaten zu endt lauffen wolt, so hett er
vordrist zu erinnern, daß man auch sich entschliessen soll, wie es mit der
Hessen Casselischen sach contra Darmbstatt ze halten, dann gleichwie sie,
Franzosen, in ihren mit unß geschlossnen tractaten bedingt, daß die ohne
vergleichung der Schwedischen satisfaction nit solten verbündtlich sein,
eben also werde es auch mit Hessen Casselischer satisfaction die meinung
haben, dann dise seyen auch ihre alliirte und köndten nit verlassen werden.
Responsum, es wer daß best, der parteyen selbst und ihren erbverbrüederten
vergleichung zu erwartten, gestalten sie darzu erbiettig und, wie man ver-
nemme , im werkh begriffen seyen. Aber er, d’Avaux, war damit nit content,
sondern sagte, man wurde der sachen besser nachsehen müessen, dann uff
solche particularvergleichung kein hoffnung ze machen. Man solte wenigst
von denn parteyen ein schrifftliche declaration vernemmen, worauff sie die
verglaichung ze richten gedächten, so köndte hernach gesehen werden, wor-
auff man endtlich disen vergleich zu fuessen haben werde. Wir haben unß
erbotten, die Hessen Darmbstettischen zu erfordern. Ille wolt mit denn Cas-
selischen handlen.
Letstlich kam er auch uff die Spanische sach und setzte den casum, wann
dise beede cronen gegeneinander in krieg erwachßen theten, daß Ihr Kayser-
liche Maiestät sich verobligirn solt, der cron Spanien kein hilff ze laisten.
Herr obristhofmeister, waß daß reich anlangte, da köndten Ihr Maiestät
sine consensu statuum nichts thuen, waß aber Ihr Maiestät als ein fürsten
von Österreich anlangte und respectu deren erblanden, da müeßte anderst
von der sachen geredt werden. Ad haec d’Avaux nihil respondit et collo-
quium soluit addens, die provintz Geldern hette deren von denn Staaden
mit denn Spanischen gemachten pacification sich starkh opponirt und noch.
Es hetten sich auch die Staaden insgmein verbunden, daß die zu keinem
effect kommen solt, biß Frankreich auch contentirt wer, und derfften die
Spanischen sich nit einbilden, daß die Staaden in ewigkheit sich von Frank-
reich separirn wurden.
Nach seinem abschied ist herr graf von Wittgenstain wider erfordert worden,
dessen discurs und wessen er sich sowol in puncto satisfactionis Suecicae als
recompensae sui domini erclärt, weil ich nit dabei gewesen, videatur in rela-
tione ad Caesarem et adiuncto protocollo per Cranium, apud acta mea in
copiis [ 1604 ].
Eodem a Caesare recepisse an grafen von Nassaw und mich de Preßburg,
4. Januarii anno 1647, ad relationes de 18. et 21. Decembris 1646 [ 1605 ].