Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 XII 6
1646 XII 6
Donnerstag Bericht Buschmanns: Bei Trauttmansdorff hat
Longueville gestern stark wegen der schwedischen und hessischen Satisfak-
tion gedrängt und angesichts der hartnäckigen protestantischen Forderungen
auf Minden gefragt, ob man versichern könne, daß dort 1624 ein Katholik
Landesherr gewesen sei. Trauttmansdorff hat dargelegt, daß Herzog Chri-
stian nicht Landesherr, sondern Verwalter im Namen des Kapitels gewesen
sei. Vertraulich läßt Trauttmansdorff andeuten, da Magdeburg ohnehin an
die Protestanten falle, könne man Brandenburg die Anwartschaft darauf
schon jetzt unter der Bedingung geben, daß dafür Halberstadt später
wieder an die Katholiken komme und Brandenburg mit zur hessischen
Satisfaktion beitrage. W: Daß auf solchen fall, wan die stiffter den un-
catholischen dergestalt, wie mans ex parte Caesareanorum vorhab, einge-
händigt , auch das stifft Halberstatt zur gegensatisfaction Churbrandenburg
ubergeben werden soll, sie weitters illis praesuppositis factis keine difficul-
tet sehen, dabey aber gepetten haben wolten, weyln notori, daß ganz Pom-
mern ahn jährlichen intraden keine zweymal hundertthausend und also zur
helfft nicht gar 100 000 reichsthaler thue, hingegen aber der erzstifft Mag-
deburg bey 300 000 praeter extraordinarios reditus mache, und also der
underschied umb einen halben theyl gar zu groß, daß der herr graff dahin
mit möchte bedacht sein, wie dieser disproportion halber ihr stifft Verden
pro catholicis zu erhalten, und obs nit dahin zu pringen, daß Churbranden-
burg etwa noch ein ambt von den Vorpommerischen landen von 14 000
reichsthaler einkombsten ahn die cron Schweden gelaßen und dagegen Ver-
den in iezigem stand und bey seinem rechtmeßigen herrn verpleiben
möchte. In welchen vorschlag weder die Schweden, weyln das stifft ein
ganz geringes macht, noch auch Churbrandenburg, da ihme mit Magdeburg
alles ubervollig erstattet, sich viel wurden difficultiren konnen. – [...]
W bei d’Avaux. Dieser versichert, mit Osnabrück habe es keine Schwierig-
keiten , auch von Minden würden die Schweden abzubringen sein, wenn die
Ksl. nur fest blieben. Sagte dabey in vertrawen, daß ihm wol wissig, daß
die Schweden mit Vorpommern, Wißmar, Bremen und Verden sich würden
contentiren laßen und nur ihr tergiversiren dahin angesehen, ob noch ein
mehrers kondten heraußpringen, weyln sie dieserseiz solche facilitet und
timiditet verspuhren thetten. I. H. G. gaben zur andwort, soviel das
stifft Verden anlangen thett, konne er leicht erachten, wie schwer ihr die
vorhabende hingebung fallen thue, müsten die verandworttung bey Gott
und der posteritet allen denjenigen laßen, welche dazu cooperiren, ihres-
theyls wurden und konten darin in ewigkeit nicht willigen. Alß sie dem-
negst gefragt, ob dan ganz kein mittel, die stiffter, sonderlich Halberstatt
und Verden, zu salviren ubrig? Respondit: Churbrandenburg veruhr-
sach beym ganzen werck grose hindernus. Die Gesandten haben ihm Hal-
berstadt als zu geringen Ersatz für Vorpommern bezeichnet und auf Osna-
brück /Minden angespielt, was er abgelehnt hat. Gegen die Magdeburger Ex-
pektanz haben sie eingewandt, daß der Administrator noch lange leben könne,
er hat auf den Vorteil für das ganze Haus hingewiesen und, da Halberstadt
und Magdeburg als Entschädigung für Vorpommern zu viel seien, die Rück-
gabe Halberstadts an die Katholiken beim Anfall Magdeburgs vorgeschlagen,
worüber die Brandenburger, alß viel die euserlich minen geben, kein miß-
fallen bezeigt, und mochte also diß noch wol ein mittel sein, Halberstatt zu
salviren. I. H. G. ruhmbten den vorschlag und die gute intention hier-
bey , wünschend, daß ein gleichmeßiges mit Verden zu practiciren, und
thetten die anzeig, obs nit dahin zu richten, daß Churbrandenburg in an-
sehung des erzstiffts Magdeburg, welches wol eine 3fachige recompenz
gegen Vorpommern, der cron Schweden ein aequivalens in Pommern gege-
ben . Auf welches proposito der d’Avaux gemeldet, daß ihme dieses
nicht were beygefallen, vermaint, wan man auf diesen vorschlag das werck
behandlen konne, daß ratione Verden auch noch wol etwas zu erhalten.
Umb deßen befürderung I. H. G. ihnen d’Avaux hochlich gepetten.
D’Avaux: Servien besteht noch auf einer Entschädigung des Pfalzgrafen
mit einer Million. – Mitteilung der letzten Nachricht an die Bayern.
Longueville gestern stark wegen der schwedischen und hessischen Satisfak-
tion gedrängt und angesichts der hartnäckigen protestantischen Forderungen
auf Minden gefragt, ob man versichern könne, daß dort 1624 ein Katholik
Landesherr gewesen sei. Trauttmansdorff hat dargelegt, daß Herzog Chri-
stian nicht Landesherr, sondern Verwalter im Namen des Kapitels gewesen
sei. Vertraulich läßt Trauttmansdorff andeuten, da Magdeburg ohnehin an
die Protestanten falle, könne man Brandenburg die Anwartschaft darauf
schon jetzt unter der Bedingung geben, daß dafür Halberstadt später
wieder an die Katholiken komme und Brandenburg mit zur hessischen
Satisfaktion beitrage. W: Daß auf solchen fall, wan die stiffter den un-
catholischen dergestalt, wie mans ex parte Caesareanorum vorhab, einge-
händigt , auch das stifft Halberstatt zur gegensatisfaction Churbrandenburg
ubergeben werden soll, sie weitters illis praesuppositis factis keine difficul-
tet sehen, dabey aber gepetten haben wolten, weyln notori, daß ganz Pom-
mern ahn jährlichen intraden keine zweymal hundertthausend und also zur
helfft nicht gar 100 000 reichsthaler thue, hingegen aber der erzstifft Mag-
deburg bey 300 000 praeter extraordinarios reditus mache, und also der
underschied umb einen halben theyl gar zu groß, daß der herr graff dahin
mit möchte bedacht sein, wie dieser disproportion halber ihr stifft Verden
pro catholicis zu erhalten, und obs nit dahin zu pringen, daß Churbranden-
burg etwa noch ein ambt von den Vorpommerischen landen von 14 000
reichsthaler einkombsten ahn die cron Schweden gelaßen und dagegen Ver-
den in iezigem stand und bey seinem rechtmeßigen herrn verpleiben
möchte. In welchen vorschlag weder die Schweden, weyln das stifft ein
ganz geringes macht, noch auch Churbrandenburg, da ihme mit Magdeburg
alles ubervollig erstattet, sich viel wurden difficultiren konnen. – [...]
W bei d’Avaux. Dieser versichert, mit Osnabrück habe es keine Schwierig-
keiten , auch von Minden würden die Schweden abzubringen sein, wenn die
Ksl. nur fest blieben. Sagte dabey in vertrawen, daß ihm wol wissig, daß
die Schweden mit Vorpommern, Wißmar, Bremen und Verden sich würden
contentiren laßen und nur ihr tergiversiren dahin angesehen, ob noch ein
mehrers kondten heraußpringen, weyln sie dieserseiz solche facilitet und
timiditet verspuhren thetten. I. H. G. gaben zur andwort, soviel das
stifft Verden anlangen thett, konne er leicht erachten, wie schwer ihr die
vorhabende hingebung fallen thue, müsten die verandworttung bey Gott
und der posteritet allen denjenigen laßen, welche dazu cooperiren, ihres-
theyls wurden und konten darin in ewigkeit nicht willigen. Alß sie dem-
negst gefragt, ob dan ganz kein mittel, die stiffter, sonderlich Halberstatt
und Verden, zu salviren ubrig? Respondit: Churbrandenburg veruhr-
sach beym ganzen werck grose hindernus. Die Gesandten haben ihm Hal-
berstadt als zu geringen Ersatz für Vorpommern bezeichnet und auf Osna-
brück /Minden angespielt, was er abgelehnt hat. Gegen die Magdeburger Ex-
pektanz haben sie eingewandt, daß der Administrator noch lange leben könne,
er hat auf den Vorteil für das ganze Haus hingewiesen und, da Halberstadt
und Magdeburg als Entschädigung für Vorpommern zu viel seien, die Rück-
gabe Halberstadts an die Katholiken beim Anfall Magdeburgs vorgeschlagen,
worüber die Brandenburger, alß viel die euserlich minen geben, kein miß-
fallen bezeigt, und mochte also diß noch wol ein mittel sein, Halberstatt zu
salviren. I. H. G. ruhmbten den vorschlag und die gute intention hier-
bey , wünschend, daß ein gleichmeßiges mit Verden zu practiciren, und
thetten die anzeig, obs nit dahin zu richten, daß Churbrandenburg in an-
sehung des erzstiffts Magdeburg, welches wol eine 3fachige recompenz
gegen Vorpommern, der cron Schweden ein aequivalens in Pommern gege-
ben . Auf welches proposito der d’Avaux gemeldet, daß ihme dieses
nicht were beygefallen, vermaint, wan man auf diesen vorschlag das werck
behandlen konne, daß ratione Verden auch noch wol etwas zu erhalten.
Umb deßen befürderung I. H. G. ihnen d’Avaux hochlich gepetten.
D’Avaux: Servien besteht noch auf einer Entschädigung des Pfalzgrafen
mit einer Million. – Mitteilung der letzten Nachricht an die Bayern.