Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 XI 14
1646 XI 14
Mittwoch Bericht Buschmanns: Sonntag waren Burk-
hardt /Varnbüler
unter einem privaten Vorwand bei ihm. Als er seine Be-
stürzung über die unmäßigen brandenburgischen Forderungen zeigte, die
weitere Forderungen dadurch geschädigter Stände nach sich ziehen würden,
hetten sie Württenbergische solche difficultet, alß welche sie ihnen nicht
weniger vorgebildet, hoch beklagt, besorgend, daß das friedensnegotium
dadurch nicht wenig dorffte remorirt werden. Weylen yedoch zu Chur-
brandenburg der St. Romain abgeschickt , so würde bey deßen wieder-
kunfft , wohin Ihre Churfürstliche Durchlaucht sich eigentlich erklehren
werden, zu vernehmen sein. Womit diesen punct abgebrochen und ad gra-
vamina religionis deflectirt, mit dieser erinnerung, daß catholischentheyls
dermaln mit ernst auch darzu gethan, damit ein ganzes auß dieser sach
möge gemacht werden. Worauff er canzler Buschmann geandtworttet
habe, daß er vernommen, waßgestalt die herrn protestirende iezo fast
mehrentheyls von Oßnabruck alhier angelangt und die ubrige auch bald
hernachfolgen würden, welches dan den catholischen billich hoffnung
machte, daß sie sich einer guten erklehrung zu Oßnabruck miteinander ver-
glichen , deren man gern gewerttig sein würde, wie dan auch auß den vori-
gen erbiethungen genugsamb ahm tag, daß die catholische nichts alß bil-
lichmeßige und bestendige vereinigung sucheten. Der Vahrenbiller
replicirt, daß der protestirender heruberraiß auß keinem verlaß under
ihnen geschehen, sondern ein yeder proprio motu in hoffnung hier iezo bey
versamblung allerseitz kriegender theyle legaten etwas gutes zu erfahren
und verrichten zu helffen. Belangend aber die erklehrung in puncto grava-
minum , wolte bald die ordnung ahn den herrn catholischen sein, alß welche
sich auf der protestirenden leztere noch nichts gewisses herausgelaßen, son-
dern blößlich auff das vorige bezogen hetten. Worauff er canzler per
iocum geandworttet habe, daß der heruberzug also casu und nicht commu-
nicato consilio sich begeben, werd pro omine zu halten sein, daß es nemb-
lich ex inspiratione Sancti Spiritus, wie man in iure canonico dergleichen
formam in electionibus pontificum et praelatorum finde, geschehen, wel-
chergestalt dan nichts gewissers, alß daß auch der erfolg werde gutt sein
müßen. Welcher theyl aber sonst iezo fur erst seine fernere erklehrung her-
außgeben solte, würde sich groß disputirens nicht bedorffen, zumaln der
Salvius selbst gestehe, daß solche sie protestirende nicht allein hetten albe-
raiz abgefast, sondern auch ihme zu dem end anvertrawet, selbige end-
weder den catholischen stenden oder den Kayserlichen gesandten außzu-
andwortten . Woruber beyde Wirttenbergische einander angesehen und
der Vahrenbiller vermeldet, daß zwarn ihm solches auch vorkommen,
kondte aber gewiß versichern, daß under den gesambten protestirenden zu
Oßnabruck einig conclusum nicht gemacht; was aber gemeltermaßen aufs
papier gepracht zu sein verlautte, müße nur von etlichen wenigen, die sich
deßen angemast, geschehen sein, und were diß eben dasjenige, worob die
ubrige sich nit unbillich zu beschweren; ob sie aber damit zufrieden sein
kondten, würde auf dem besichtigen, wans edirt, bestehen; underdeßen
aber wolte er verhoffen, es werde dieser endtwurff auß deren votis, die vor
diesem allezeit ad moderata gangen und darumb von andern verhofft wor-
den , gezogen sein. Autonomie. Buschmann: Daß sie doch mit diesem
punct die handlung ferner nicht, auch nicht wegen einigen temperamenti,
sich auffhalten wolten, dan darin einmal die catholische nicht weichen,
sondern lieber quamcumque aleam versuchen und ausstehen würden. Auff
welches er auß eußerlicher der Württenbergischen bezeigung soviel ange-
merckt , daß sie sich in hoc passu nicht hart zue wiedersetzen begerten.
Letzlich hetten auch der Wirttenbergischen closter, alß warumb es den-
selben meistens zu thun gescheinet, meldung gehabt und gar hoch befremb-
det , daß dasjenige, was zu Regenspurg und Franckfurt bey den reichs- und
deputationtägen allschon abgehandlet, erst iezt wieder in zweiffel wolte ge-
zogen werden. Und er Buschman geandworttet, was zu Regenspurg
und Franckfurt abgehandlet, ließe er ahn seinen orth gestelt, sie würden
aber wenigst auch diß gestehen müßen, daß solches seine gewisse reciprocas
praestationes in sich begriffen, zudem so were daselbst nur von auffhebung
des nebenreceßes de exclusis ab amnistia Pragensi die red gewesen, nun
wisse man aber, daß der Prager fried quoad bona ecclesiastica nur auf 40
jahr, davon beynahe schon 12 verflossen, gerichtet, iezo aber gingen die
protestirende in ihren vorschlägen und anbegehrungen viel weitter, und
müste dahero nohtwendig diese clostersach pro tali materia, davon noch zu
reden sein wolte, mit gehalten werden.
Bericht Buschmanns: Mitteilung Volmars über das Gespräch der Ksl. mit
den Kursächsischen (vgl. APW III C 2,1 S. 732ff).
Vertrauliche Mitteilung der protestantischen, dem reich hochst praeiudicir-
lichen Interzession für Brandenburg bei den Schweden
Anlage (protestantische Interzession in Osnabrück): fehlt; gemeint vielleicht Deputation
an die Schweden 1646 VII 29, vgl. J. G. Meiern III S. 85ff.
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hardt /Varnbüler
stürzung über die unmäßigen brandenburgischen Forderungen zeigte, die
weitere Forderungen dadurch geschädigter Stände nach sich ziehen würden,
hetten sie Württenbergische solche difficultet, alß welche sie ihnen nicht
weniger vorgebildet, hoch beklagt, besorgend, daß das friedensnegotium
dadurch nicht wenig dorffte remorirt werden. Weylen yedoch zu Chur-
brandenburg der St. Romain abgeschickt , so würde bey deßen wieder-
kunfft , wohin Ihre Churfürstliche Durchlaucht sich eigentlich erklehren
werden, zu vernehmen sein. Womit diesen punct abgebrochen und ad gra-
vamina religionis deflectirt, mit dieser erinnerung, daß catholischentheyls
dermaln mit ernst auch darzu gethan, damit ein ganzes auß dieser sach
möge gemacht werden. Worauff er canzler Buschmann geandtworttet
habe, daß er vernommen, waßgestalt die herrn protestirende iezo fast
mehrentheyls von Oßnabruck alhier angelangt und die ubrige auch bald
hernachfolgen würden, welches dan den catholischen billich hoffnung
machte, daß sie sich einer guten erklehrung zu Oßnabruck miteinander ver-
glichen , deren man gern gewerttig sein würde, wie dan auch auß den vori-
gen erbiethungen genugsamb ahm tag, daß die catholische nichts alß bil-
lichmeßige und bestendige vereinigung sucheten. Der Vahrenbiller
replicirt, daß der protestirender heruberraiß auß keinem verlaß under
ihnen geschehen, sondern ein yeder proprio motu in hoffnung hier iezo bey
versamblung allerseitz kriegender theyle legaten etwas gutes zu erfahren
und verrichten zu helffen. Belangend aber die erklehrung in puncto grava-
minum , wolte bald die ordnung ahn den herrn catholischen sein, alß welche
sich auf der protestirenden leztere noch nichts gewisses herausgelaßen, son-
dern blößlich auff das vorige bezogen hetten. Worauff er canzler per
iocum geandworttet habe, daß der heruberzug also casu und nicht commu-
nicato consilio sich begeben, werd pro omine zu halten sein, daß es nemb-
lich ex inspiratione Sancti Spiritus, wie man in iure canonico dergleichen
formam in electionibus pontificum et praelatorum finde, geschehen, wel-
chergestalt dan nichts gewissers, alß daß auch der erfolg werde gutt sein
müßen. Welcher theyl aber sonst iezo fur erst seine fernere erklehrung her-
außgeben solte, würde sich groß disputirens nicht bedorffen, zumaln der
Salvius selbst gestehe, daß solche sie protestirende nicht allein hetten albe-
raiz abgefast, sondern auch ihme zu dem end anvertrawet, selbige end-
weder den catholischen stenden oder den Kayserlichen gesandten außzu-
andwortten . Woruber beyde Wirttenbergische einander angesehen und
der Vahrenbiller vermeldet, daß zwarn ihm solches auch vorkommen,
kondte aber gewiß versichern, daß under den gesambten protestirenden zu
Oßnabruck einig conclusum nicht gemacht; was aber gemeltermaßen aufs
papier gepracht zu sein verlautte, müße nur von etlichen wenigen, die sich
deßen angemast, geschehen sein, und were diß eben dasjenige, worob die
ubrige sich nit unbillich zu beschweren; ob sie aber damit zufrieden sein
kondten, würde auf dem besichtigen, wans edirt, bestehen; underdeßen
aber wolte er verhoffen, es werde dieser endtwurff auß deren votis, die vor
diesem allezeit ad moderata gangen und darumb von andern verhofft wor-
den , gezogen sein. Autonomie. Buschmann: Daß sie doch mit diesem
punct die handlung ferner nicht, auch nicht wegen einigen temperamenti,
sich auffhalten wolten, dan darin einmal die catholische nicht weichen,
sondern lieber quamcumque aleam versuchen und ausstehen würden. Auff
welches er auß eußerlicher der Württenbergischen bezeigung soviel ange-
merckt , daß sie sich in hoc passu nicht hart zue wiedersetzen begerten.
Letzlich hetten auch der Wirttenbergischen closter, alß warumb es den-
selben meistens zu thun gescheinet, meldung gehabt und gar hoch befremb-
det , daß dasjenige, was zu Regenspurg und Franckfurt bey den reichs- und
deputationtägen allschon abgehandlet, erst iezt wieder in zweiffel wolte ge-
zogen werden. Und er Buschman geandworttet, was zu Regenspurg
und Franckfurt abgehandlet, ließe er ahn seinen orth gestelt, sie würden
aber wenigst auch diß gestehen müßen, daß solches seine gewisse reciprocas
praestationes in sich begriffen, zudem so were daselbst nur von auffhebung
des nebenreceßes de exclusis ab amnistia Pragensi die red gewesen, nun
wisse man aber, daß der Prager fried quoad bona ecclesiastica nur auf 40
jahr, davon beynahe schon 12 verflossen, gerichtet, iezo aber gingen die
protestirende in ihren vorschlägen und anbegehrungen viel weitter, und
müste dahero nohtwendig diese clostersach pro tali materia, davon noch zu
reden sein wolte, mit gehalten werden.
Bericht Buschmanns: Mitteilung Volmars über das Gespräch der Ksl. mit
den Kursächsischen (vgl. APW III C 2,1 S. 732ff).
Vertrauliche Mitteilung der protestantischen, dem reich hochst praeiudicir-
lichen Interzession für Brandenburg bei den Schweden
Anlage (protestantische Interzession in Osnabrück): fehlt; gemeint vielleicht Deputation
an die Schweden 1646 VII 29, vgl. J. G. Meiern III S. 85ff.