Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 X 10
1646 X 10
Mittwoch Fürsten- und Städterat. – Trauttmansdorff zu
Buschmann: Die Franzosen haben den Ksl. vorgeschlagen, bis zum Ein-
treffen der Stockholmer Erklärung über die Satisfaktion mit den Schweden
die übrigen noch unerledigten Punkte vorzunehmen; die Ksl. haben abge-
lehnt , weil dann die Schweden hierbei weitere Anhänger zu gewinnen
suchen würden, um die Satisfaktion nach ihrem Willen durchsetzen zu
können. Wegen des Stillstandes soll Marcilly an Turenne und Brandt an
Wrangel geschickt werden; eine ähnliche Abordnung können die Ksl. nicht
verweigern, sehen aber nicht, wozu selbige [...] dienlich, dan der erzherzog
wie auch Churbayern selbsten dort zur stell, die wol wissen und uberlegen
werden konnen, ob ein armistitium einzugehen nuzlich sey. Er seinestheyls
kan ihn gar nit vorsehen laßen, daß darauß etwas werden konne, dann
zweifflsohn der feind seine quartier so weittlauffig würde abzeichnen
wollen, daß den unsrigen außer der Kayserlichen erblanden und dem her-
zogthumb Bayern nichts ubrig pleiben wurde, darauß aber anderst nichts
zu gewarten, alß daß wir unß selbsten ohn nuz consumirten, und alßdan
gleichwol in feindts gewalt zum frieden zu verstehen oder nicht sein
würde.
Buschmann bei Bergaigne, der den leidigen zustand des reichs hochlich be-
klagt , alß welches die einzige ursach, daß man ahn keinem orth mit den
tractaten zum schluß kommen konne, vorab aber wurden die Franzosen
dadurch mutthiger gemacht, die es sonsten auch in ihren tractaten mit
Spanien wol umb ein guts wolfeyler geben wurden. Die spanisch- staati-
schen Verhandlungen könnten abgeschlossen werden, wenn nicht die Fran-
zosen von den Schweden und die Staaten von den Franzosen abhingen;
einige wichtige Punkte wie die Religionsfrage und die westindische Schiff-
fahrt stehen noch aus. Die Staaten mehrheitlich für einen Frieden statt
eines Waffenstillstandes, was auch Spanien vorzieht, sofern wegen der
Religion eine im Gewissen zu verantwortende Lösung zu finden ist. Wegen
Katalonien und in allen anderen Punkten ein Ausweg möglich, wenn nur
den Franzosen der fried ernst. Der bißherige verlauff hab aber erwiesen,
daß sie eines nach dem andern nachgeben und, was gewilliget, fur eine ver-
glichene sach geachtet haben und doch ihrestheyls eine ungebundene hand
behalten wollen.
Buschmann: Die Franzosen haben den Ksl. vorgeschlagen, bis zum Ein-
treffen der Stockholmer Erklärung über die Satisfaktion mit den Schweden
die übrigen noch unerledigten Punkte vorzunehmen; die Ksl. haben abge-
lehnt , weil dann die Schweden hierbei weitere Anhänger zu gewinnen
suchen würden, um die Satisfaktion nach ihrem Willen durchsetzen zu
können. Wegen des Stillstandes soll Marcilly an Turenne und Brandt an
Wrangel geschickt werden; eine ähnliche Abordnung können die Ksl. nicht
verweigern, sehen aber nicht, wozu selbige [...] dienlich, dan der erzherzog
wie auch Churbayern selbsten dort zur stell, die wol wissen und uberlegen
werden konnen, ob ein armistitium einzugehen nuzlich sey. Er seinestheyls
kan ihn gar nit vorsehen laßen, daß darauß etwas werden konne, dann
zweifflsohn der feind seine quartier so weittlauffig würde abzeichnen
wollen, daß den unsrigen außer der Kayserlichen erblanden und dem her-
zogthumb Bayern nichts ubrig pleiben wurde, darauß aber anderst nichts
zu gewarten, alß daß wir unß selbsten ohn nuz consumirten, und alßdan
gleichwol in feindts gewalt zum frieden zu verstehen oder nicht sein
würde.
Buschmann bei Bergaigne, der den leidigen zustand des reichs hochlich be-
klagt , alß welches die einzige ursach, daß man ahn keinem orth mit den
tractaten zum schluß kommen konne, vorab aber wurden die Franzosen
dadurch mutthiger gemacht, die es sonsten auch in ihren tractaten mit
Spanien wol umb ein guts wolfeyler geben wurden. Die spanisch- staati-
schen Verhandlungen könnten abgeschlossen werden, wenn nicht die Fran-
zosen von den Schweden und die Staaten von den Franzosen abhingen;
einige wichtige Punkte wie die Religionsfrage und die westindische Schiff-
fahrt stehen noch aus. Die Staaten mehrheitlich für einen Frieden statt
eines Waffenstillstandes, was auch Spanien vorzieht, sofern wegen der
Religion eine im Gewissen zu verantwortende Lösung zu finden ist. Wegen
Katalonien und in allen anderen Punkten ein Ausweg möglich, wenn nur
den Franzosen der fried ernst. Der bißherige verlauff hab aber erwiesen,
daß sie eines nach dem andern nachgeben und, was gewilliget, fur eine ver-
glichene sach geachtet haben und doch ihrestheyls eine ungebundene hand
behalten wollen.