Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IX 15
1646 IX 15
Samstag Katholische deputatio ad gravamina
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 357ff ] .
.
W bei Trauttmansdorff. Militärverhandlungen mit Melander und Blumen-
thal in Bonn. Empfehlung der Interessen von Bremen und V erden bei Wie-
deraufnahme der schwedischen Verhandlungen. Ratione des ersten seye
interesse catholicorum commune und ihro darzu zu redden desto mehrer
obgelegen, weyln Ihre Pabstliche Hayligkeit ihro alß viciniori episcopo
catholico die inspection uber die religions- und geistliche sachen alda ahn-
befohlen . Deß andern halber darumb, weyln selbiger stifft ihro immediat
zustendig. Bey ihme hetten I. H. G. ihre meinung underschiedtlich mahl
endeckt und der vorhabenden uberlasungh wegen des großen praeiuditii, so
der catholischen religion darauß zuwachsen thete, offtmahls contradicirt.
Warauf der graff von Trautmansdorff discursum interrumpendo gemel-
det , daß sie darahn gar woll theten, konte ihro auch von niemandten ubel
aufgenommen werden, so wenig er solches auch selbsten, wan er ahn ihrer
stat, underlaßen wurde. I. H. G. reassumirten ihre proposition, wie sie
nicht glauben könten, daß Ihre Kayserliche Maiestet auf einigerley weiß
dergestalt absolute procediren konne oder wolle. Auf welches der herr
graff von Trautmansdorff im vertrawen assecurirt, daß in hoc passu mit
den Schwedischen noch nichts geschlossen, sondern, soviel beide bemelte
stiffter anbetrifft, ad finem tractatuum verschoben und allein von ihme und
den Kayserlichen dieses gemelt, daß dieses sachen seyen, wovon man noch
reden muste, und daß sie keinen befelch hetten, deßhalber weiter mit
ihnnen kriegh zu fuhren. Alß nun I. H. G. darauf replicirt, daß also,
wie es scheine, res noch integra, und der herr graff von Trautmansdorff,
quod sic, geandtwortet, haben sie ihme umbstendiglich widderholet, was
vorgestern beym conte d’Avaux, alß sie ihme die revisiten gegeben, in dis-
cursu vorgefallen und derselbe sich erpotten habe. Welches der herr
graff von Trautmansdorff insoweith widdersprochen, daß darin, alß ob
von den Kayserlichen in hoc passu zu weit gangen, ihme unrecht geschehe.
Seinestheils werde er gern sehen, wan durch der Frantzosischen verspro-
chene interposition viel gutes gewurcket und die Schweden von den stiff-
teren gantz mochten divertirt werden. Er beforchte sich aber sehr, daß die
Schweden darauf gar zu hart bestehen dörfften. I. H. G.: Daß man
wenigstens das kleine stifft Verden alß in den Westvälischen craiß ohnedas
gehorig salviren mögt. Seit der Zeit Kurfürst Ernsts hat der konfessionell
vorher sehr gefährdete Kreis wieder durchweg katholische Fürsten erhal-
ten , wehre Ihrer Maiestet und dem reich woll zu bedencken, daß man die
coronas exteras, so mit den catholischen in diesem craiß nichts zu thun, her-
inziehen wolte. [...] Der stifft Verden, wie gemelt, sey klein, es muste aber
die conservation oder wenigst redemption mit einem stuck gelt müglichst
tentirt werden, maßen hiebevor zwischen dem Dänischen printzen und dem
Rantzaw geschehen seye. Trauttmansdorff: Daß deßwegen albereit
das euseriste versucht, die Schweden immer starck den stifft selbsten
behaubtet hetten. I. H. G.: Daß gleichwoll die nothurfft erforderen
wolle, dahin zu gedencken, wie quoquo modo auß den sachen zu kommen
und die stiffter pro religione catholica in priori forma conservirt werden
mögten. Der graff von Trautmansdorff versicherte nachmahln das
vorige mit begehren, I. H. G. dem mittel nachdencken möchten, und daß sie
ihrestheils gar gern cooperiren wolten. Dessen I. H. G. sich gar gern
erpotten. Dieses aber seye dabey woll zu beachten, daß die Frantzosen
wie auch der herr nuncius weith anders in gegenwart sein herrn gravens
von Trautmansdorff geredt und gleichsamb pro praesupposito gehalten
hetten, daß diese stiffter den Schweden verpleiben solten; also er es pro re
desperata halte, und I. H. G. sich nit viel darauff wurden zu verlaßen
haben. Nachdem aber nun das werckh zue Osnabrugk bewustermasen an-
gebunden , wolte ers noch ein 8 oder 10 tagh ansehen, underdessen sich der
erfolgh und ob zu einigem schluß hoffnung zeigen werde. Da es contrari
sich erweißen wurde, konte und wolte er sich dies ohrts langer nit auffhal-
ten . So aber I. H. G., und daß er durch sein weghreisen keine occasion
zum abrumpiren geben möchte, ihme mißrathen, sonderlich weiln mit den
Frantzosen so weit kommen und ein so guter staffel zum frieden gelegt
worden. Trauttmansdorff: Bestätigt, daß die Franzosen sich jetzt sehr
zufrieden zeigen; wegen der Gravamina will er heute den Kursächsischen
zusprechen, diejenigen, so vorerst vom hauß Sachsen dependiren, zu dispo-
niren , daß sie es mit den extremisten nicht halten mögten, und im übrigen
die katholische Erklärung auf die 22 Punkte erwarten.
W bei Volmar, der wegen Bremen und Verden versichert, daß die Kayser-
liche gar woll zufrieden, wan die stiffter könten salvirt werden, jedoch,
daß man versichert sein muste, daß hingegen von den Kayßerlichen erb-
landen weiters nichts praetendirt werden möchte. Circa gravamina hetten
ihme die Frantzosen gesteren und sonderlich der Servient gesagt, weiln ex
parte Catholicorum de anno 1627 ad 1624 und hingegen die protestirende
ab anno 1618 ad 1621 gewichen, seye billig, daß die catholische noch
weiter zu den anderen herabgiengen und die uncatholische auch mit hinzu-
giengen , solchenfalß man auch balt zusammenkommen könte. Deme er
Volmar geandtwortet, daß es die meinung gar nit habe. Sie Kayserliche
hetten zwar zu der sachen befurderung annum 1624 vorgeschlagen, solches
aber von den catholischen nicht placidirt, weniger approbirt, sondern es
noch woll grose difficulteten abgeben und gar viel sein wurden, dieses von
ihnnen zu erhalten. – [...].
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 357ff ] .
W bei Trauttmansdorff. Militärverhandlungen mit Melander und Blumen-
thal in Bonn. Empfehlung der Interessen von Bremen und V erden bei Wie-
deraufnahme der schwedischen Verhandlungen. Ratione des ersten seye
interesse catholicorum commune und ihro darzu zu redden desto mehrer
obgelegen, weyln Ihre Pabstliche Hayligkeit ihro alß viciniori episcopo
catholico die inspection uber die religions- und geistliche sachen alda ahn-
befohlen . Deß andern halber darumb, weyln selbiger stifft ihro immediat
zustendig. Bey ihme hetten I. H. G. ihre meinung underschiedtlich mahl
endeckt und der vorhabenden uberlasungh wegen des großen praeiuditii, so
der catholischen religion darauß zuwachsen thete, offtmahls contradicirt.
Warauf der graff von Trautmansdorff discursum interrumpendo gemel-
det , daß sie darahn gar woll theten, konte ihro auch von niemandten ubel
aufgenommen werden, so wenig er solches auch selbsten, wan er ahn ihrer
stat, underlaßen wurde. I. H. G. reassumirten ihre proposition, wie sie
nicht glauben könten, daß Ihre Kayserliche Maiestet auf einigerley weiß
dergestalt absolute procediren konne oder wolle. Auf welches der herr
graff von Trautmansdorff im vertrawen assecurirt, daß in hoc passu mit
den Schwedischen noch nichts geschlossen, sondern, soviel beide bemelte
stiffter anbetrifft, ad finem tractatuum verschoben und allein von ihme und
den Kayserlichen dieses gemelt, daß dieses sachen seyen, wovon man noch
reden muste, und daß sie keinen befelch hetten, deßhalber weiter mit
ihnnen kriegh zu fuhren. Alß nun I. H. G. darauf replicirt, daß also,
wie es scheine, res noch integra, und der herr graff von Trautmansdorff,
quod sic, geandtwortet, haben sie ihme umbstendiglich widderholet, was
vorgestern beym conte d’Avaux, alß sie ihme die revisiten gegeben, in dis-
cursu vorgefallen und derselbe sich erpotten habe. Welches der herr
graff von Trautmansdorff insoweith widdersprochen, daß darin, alß ob
von den Kayserlichen in hoc passu zu weit gangen, ihme unrecht geschehe.
Seinestheils werde er gern sehen, wan durch der Frantzosischen verspro-
chene interposition viel gutes gewurcket und die Schweden von den stiff-
teren gantz mochten divertirt werden. Er beforchte sich aber sehr, daß die
Schweden darauf gar zu hart bestehen dörfften. I. H. G.: Daß man
wenigstens das kleine stifft Verden alß in den Westvälischen craiß ohnedas
gehorig salviren mögt. Seit der Zeit Kurfürst Ernsts hat der konfessionell
vorher sehr gefährdete Kreis wieder durchweg katholische Fürsten erhal-
ten , wehre Ihrer Maiestet und dem reich woll zu bedencken, daß man die
coronas exteras, so mit den catholischen in diesem craiß nichts zu thun, her-
inziehen wolte. [...] Der stifft Verden, wie gemelt, sey klein, es muste aber
die conservation oder wenigst redemption mit einem stuck gelt müglichst
tentirt werden, maßen hiebevor zwischen dem Dänischen printzen und dem
Rantzaw geschehen seye. Trauttmansdorff: Daß deßwegen albereit
das euseriste versucht, die Schweden immer starck den stifft selbsten
behaubtet hetten. I. H. G.: Daß gleichwoll die nothurfft erforderen
wolle, dahin zu gedencken, wie quoquo modo auß den sachen zu kommen
und die stiffter pro religione catholica in priori forma conservirt werden
mögten. Der graff von Trautmansdorff versicherte nachmahln das
vorige mit begehren, I. H. G. dem mittel nachdencken möchten, und daß sie
ihrestheils gar gern cooperiren wolten. Dessen I. H. G. sich gar gern
erpotten. Dieses aber seye dabey woll zu beachten, daß die Frantzosen
wie auch der herr nuncius weith anders in gegenwart sein herrn gravens
von Trautmansdorff geredt und gleichsamb pro praesupposito gehalten
hetten, daß diese stiffter den Schweden verpleiben solten; also er es pro re
desperata halte, und I. H. G. sich nit viel darauff wurden zu verlaßen
haben. Nachdem aber nun das werckh zue Osnabrugk bewustermasen an-
gebunden , wolte ers noch ein 8 oder 10 tagh ansehen, underdessen sich der
erfolgh und ob zu einigem schluß hoffnung zeigen werde. Da es contrari
sich erweißen wurde, konte und wolte er sich dies ohrts langer nit auffhal-
ten . So aber I. H. G., und daß er durch sein weghreisen keine occasion
zum abrumpiren geben möchte, ihme mißrathen, sonderlich weiln mit den
Frantzosen so weit kommen und ein so guter staffel zum frieden gelegt
worden. Trauttmansdorff: Bestätigt, daß die Franzosen sich jetzt sehr
zufrieden zeigen; wegen der Gravamina will er heute den Kursächsischen
zusprechen, diejenigen, so vorerst vom hauß Sachsen dependiren, zu dispo-
niren , daß sie es mit den extremisten nicht halten mögten, und im übrigen
die katholische Erklärung auf die 22 Punkte erwarten.
W bei Volmar, der wegen Bremen und Verden versichert, daß die Kayser-
liche gar woll zufrieden, wan die stiffter könten salvirt werden, jedoch,
daß man versichert sein muste, daß hingegen von den Kayßerlichen erb-
landen weiters nichts praetendirt werden möchte. Circa gravamina hetten
ihme die Frantzosen gesteren und sonderlich der Servient gesagt, weiln ex
parte Catholicorum de anno 1627 ad 1624 und hingegen die protestirende
ab anno 1618 ad 1621 gewichen, seye billig, daß die catholische noch
weiter zu den anderen herabgiengen und die uncatholische auch mit hinzu-
giengen , solchenfalß man auch balt zusammenkommen könte. Deme er
Volmar geandtwortet, daß es die meinung gar nit habe. Sie Kayserliche
hetten zwar zu der sachen befurderung annum 1624 vorgeschlagen, solches
aber von den catholischen nicht placidirt, weniger approbirt, sondern es
noch woll grose difficulteten abgeben und gar viel sein wurden, dieses von
ihnnen zu erhalten. – [...].