Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 VIII 13
1646 VIII 13
Montag Buschmann bei Vulteius. Bitte um einen Paß
nach Paderborn, wo er an den Verhandlungen über Aufteilung der Ran-
zionsgelder teilnehmen soll. Vulteius: Stellt die Gewährung durch die
Landgräfin in Aussicht. Negst dießem hatt der Vulteius von sich selbsten
de negocio pacificationis zu reden angefangen und sonderlich die Hessische
satisfaction berührt, wobey er sich dan sehr befrembdet, daß mitt inen
Hessischen so gar nit tractirt würde. Auff welches der canzler replicirt,
daß kein beßerer modus ineundae pacis, alß einem jeden das seinige wieder
zu geben, und wuste er auch sonsten nicht, warzue dieße hochgerühmbte
und urgirte amnistia nütz sein woltte, wan man einem oder andern theill
für seinen erlittenen schaden satisfaction und erstattung thun woltt. Und
würde mans auch schwerlich eins werden können, welches dem andern her-
außzugeben schuldig; zumaln ein jeder das seinig gelitten und keiner die
schuldt zum kriegh uhrsachen geben zu haben auf sich werde sitzen laßen
wollen. Der Vulteius hatt hiernach weitläuffig erholet, wie die landt-
graffinn zue Hessen zum krieg gepracht, warunder er dan die Marpurgi-
sche sach und herrn landtgraffens Jörgen procedeuren gar hefftig exagge-
rirt , folgends die conclusion setzen wollen, daß die fraw landtgräffin nicht
pari iure cum reliquis statibus censirt werden köntte, zumahln sie in weith
anderer postur alß die übrige stendt sich befinde, auch ein mehrers dabey
auff-, auch ihre gantze zeittliche wollfahrt in gefahr gesetzet, derowegen
billich, daß sie nunmehr auch eine satisfaction dagegen suchen. Und ob-
wohln man dafür haltten möchte, daß wan mitt den frembden cronen ein
gantzes gemacht, sie die Hessen von selbsten woll zum creutz kriechen wür-
den , so hetten sie sich doch bey den coronis alßo meritirt gemacht, daß sie
von denselben verlaßen zu werden nicht hoffen köntten, und wan solches
auch schon geschehen soltte, so hetten sie doch solche fäste plätze in ihren
handen, daß man noch woll mitt innen werde sprechen müeßen, wie sie dan
dieselbige umb nichts nicht wieder würden wollen abtretten.
Chigi bei W. Meldent, daß die sachen dergestaldt schläfferig bey allen trac-
taten itzo hergiengen, auch ganz keine hoffnung, daß vor geendigter cam-
pagnia , oder biß im feldt sich waß begeben mögte, etwas zuverläßiges
werde tractirt werden. Und hatt man nun dieße 2 ganzer jahr nacheinander
gnugsamb erfahren, daß die Franzosen und Schweden, wan sie praepara-
toria zum krieg gemacht und subsidia bekommen, ahn den frieden nit ge-
dacht , weniger denselben im geringsten befördert, alßo man nun ietzt in
Septembri und Octobri sehen würde, ob sie zue den tractaten etwas mehrer
thuen und schließen würden, wiedrigenfalß zum frieden gantz keine hoff-
nung , sondern das absehen abermaln auff eine campagnia gerichtet seye.
nach Paderborn, wo er an den Verhandlungen über Aufteilung der Ran-
zionsgelder teilnehmen soll. Vulteius: Stellt die Gewährung durch die
Landgräfin in Aussicht. Negst dießem hatt der Vulteius von sich selbsten
de negocio pacificationis zu reden angefangen und sonderlich die Hessische
satisfaction berührt, wobey er sich dan sehr befrembdet, daß mitt inen
Hessischen so gar nit tractirt würde. Auff welches der canzler replicirt,
daß kein beßerer modus ineundae pacis, alß einem jeden das seinige wieder
zu geben, und wuste er auch sonsten nicht, warzue dieße hochgerühmbte
und urgirte amnistia nütz sein woltte, wan man einem oder andern theill
für seinen erlittenen schaden satisfaction und erstattung thun woltt. Und
würde mans auch schwerlich eins werden können, welches dem andern her-
außzugeben schuldig; zumaln ein jeder das seinig gelitten und keiner die
schuldt zum kriegh uhrsachen geben zu haben auf sich werde sitzen laßen
wollen. Der Vulteius hatt hiernach weitläuffig erholet, wie die landt-
graffinn zue Hessen zum krieg gepracht, warunder er dan die Marpurgi-
sche sach und herrn landtgraffens Jörgen procedeuren gar hefftig exagge-
rirt , folgends die conclusion setzen wollen, daß die fraw landtgräffin nicht
pari iure cum reliquis statibus censirt werden köntte, zumahln sie in weith
anderer postur alß die übrige stendt sich befinde, auch ein mehrers dabey
auff-, auch ihre gantze zeittliche wollfahrt in gefahr gesetzet, derowegen
billich, daß sie nunmehr auch eine satisfaction dagegen suchen. Und ob-
wohln man dafür haltten möchte, daß wan mitt den frembden cronen ein
gantzes gemacht, sie die Hessen von selbsten woll zum creutz kriechen wür-
den , so hetten sie sich doch bey den coronis alßo meritirt gemacht, daß sie
von denselben verlaßen zu werden nicht hoffen köntten, und wan solches
auch schon geschehen soltte, so hetten sie doch solche fäste plätze in ihren
handen, daß man noch woll mitt innen werde sprechen müeßen, wie sie dan
dieselbige umb nichts nicht wieder würden wollen abtretten.
Chigi bei W. Meldent, daß die sachen dergestaldt schläfferig bey allen trac-
taten itzo hergiengen, auch ganz keine hoffnung, daß vor geendigter cam-
pagnia , oder biß im feldt sich waß begeben mögte, etwas zuverläßiges
werde tractirt werden. Und hatt man nun dieße 2 ganzer jahr nacheinander
gnugsamb erfahren, daß die Franzosen und Schweden, wan sie praepara-
toria zum krieg gemacht und subsidia bekommen, ahn den frieden nit ge-
dacht , weniger denselben im geringsten befördert, alßo man nun ietzt in
Septembri und Octobri sehen würde, ob sie zue den tractaten etwas mehrer
thuen und schließen würden, wiedrigenfalß zum frieden gantz keine hoff-
nung , sondern das absehen abermaln auff eine campagnia gerichtet seye.