Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 V 30

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Mittwoch

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5–6 W – Thorn [...]] am Rande: ad Bavarum omittantur
W bei Chigi. Antwort Kurkölns wegen St. Gereon

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und Thorn. [...]. Chigi: Auf das Angebot Breisachs haben die Franzosen
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erklärt: 1. Daß sie Zabern fallen ließen, wan nur einen paß haben konden.
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2. Benfeld demolyrt werden solt. 3. Mit satisfaction der Osterreichischen
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erben wolten nit nur den koniglichen stam, sondern auch totam familiam
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Borbonicam comprehendirt haben. 4. Hetten sich wegen des Pfalzischen
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wesens pro Churbayern absolute pro affirmativa erklehrt. 5. Von restitution
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Lottringen wolten nichts horen, gleich dan der herzog ihres vernehmens un-
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lengst selbst von sich geschrieben, da er in diese tractaten nit solte wollten
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eingeschloßen werden, ihm nur solches zeitlich zu sagen, alßdan er schon
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mittel finden würde, mit den Franzosen selbst sich zu vergleichen, und seye
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also unvonnötthen, hiermit sich auffzuhalten. 6. Beharreten auf Philipspurg
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starck, dagegen ihn zwarn remonstration gemacht, die Franzosen aber
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replicirt hetten, was man derentwegen zu thun vermain, da es von
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Churtryer alß bischoffen zu Speyer ihn in handen zu laßen selbst offerirt
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habe, also er nuncius besorg, daß es hiermit noch grose difficultet haben
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mochte, dabey er in confidentia gemeldet, wan die Franzosen ye davon nit
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zu pringen, liesen die Kayserliche sich verlautthen, dagegen Erenbreitstein
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nomine Caesaris besezt zu halten, da alßdan eines gegen das ander desto
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beßer sich mochte compensiren und auffheben laßen. 7. Hohenwiel solte
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geschleifft, und 8. Lindaw von Kayserlichen in besazung gehalten werden.
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9. Hetten sich quoad gravamina und die religionssachen nur generaliter
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offerirt, weil man mit ihnen noch nicht verglichen, doch hoff er ein beßers,
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wan allein der her graff von Trautmanstorff noch etwas verpleiben thett,
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damit nit durch sein wegraisen das werck de novo in stecken geriethe.
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Dabey er nuncius ihnen vermeldt hab, wan sie ihren eiffer zur religion be-
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zeigen wolten, warumbs nicht auch mit den 30 in Wirttenberg gelegenen
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clostern und stiffter geschehe, sie aber geandworttet, daß solches die Kay-
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serliche vorerst musten auf die bahn pringen, benebens, wan ihnen Philips-
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purg gelaßen, kondten sie selbige closter wie auch die religion in der Under-
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pfalz desto beßer helffen manuteniren.

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W bei den Bayern. Gespräch mit Chigi. Bayern: Was fur ein contrasto sie
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wegen Philipspurg mit den Franzosen vorgestern gehabt, indeme sie ihnen
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vorgehalten, daß ihr begierd zum frieden darauß, daß sie alle tag newe und
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newe sachen herfurbrächten, gar nicht erscheinen wolle, daruber es aller-
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hand starcke disputa gegeneinander abgeben, zulezt gleichwohl also ge-
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schieden , daß sie hoffnung, das werck sich noch zur richtigkeit werde prin-
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gen laßen.

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1 Marcilly ] am Rande: folg hern dhombprobsten auffsatz
Marcilly bei W. Bericht über seine Bemühungen wegen Neutralität der
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Stifter Münster und Osnabrück gemäß dem Präliminarvertrag und wegen
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Evakuation Paderborns. Die Schweden verstehen die Bestimmung des Prä-
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liminarvertrages
, daß in civitatem et cognominem diocoesin nemo plus iuris
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et facti usurpare debeat quam antea habuerit, dahin, daß, wie sie vor
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schliesung der praeliminartractaten das ius armorum facto ipso in dem
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stifft Osnabrug und Munster fortzusetzen gehabt, ihnnen ietzo auch alsol-
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ches annoch verpliebe und durch die allegirte clausul nit benommen wehre,
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und wans je anders solte verstanden werden, so hetten die Kayserliche,
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indeme sie anschläg auff Coßfelt und sonsten bey wehrender dieser zeit ge-
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macht , directe darwidder gehandtlet. Hierauf hette er Marsilly ihnnen remon-
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strirt , daß der angezogener paragraphus nit muste dergestalt von ihnnen
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interpretirt und disputirt werden, dan er sonsten vergeblich darbey gesetzt,
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zudeme wurde die stadt Osnabrug ebensowenig frey sein, dan die Kayser-
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liche zuvor ebensowoll ius armorum und recuperandi gehabt haben. Mit
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diesen und dergleichen motiven hette er ihnnen dieß werck dergestalt zu
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gemut gefuhrt, daß sie gegen dem stifft Osnabrug nichts tentiren wurden.
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Aussicht auf die nachträgliche Evakuation von Paderborn nur bei gleich-
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zeitiger
Neutralisierung der benachbarten ksl. Garnison Wiedenbrück; die
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Sache hängt vor allem von den Hessen ab, die Sicherheiten für ihre Kontri-
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butionen
suchen. Nachrichten über die Eroberung Stadtbergens.

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Beratung mit den Paderborner Kapitularen

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Mit Marcilly waren 1646 V 29 der Paderborner Domdechant Caspar Philipp von Kette-
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ler (gest. 1676) und der Domherr Johann Wilhelm von Gertzengen. Sintzig (gest. 1664)
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gekommen.
. Beschluß, die Franzosen um
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Hilfe zu ersuchen.

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