Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 V 12
1646 V 12
Samstag Bayern bei W. Als sie auf Befehl des Kurfürsten
bei Trauttmansdorff die aiustirung des puncti satisfactionis mit den Fran-
zosischen urgirt, wurde ihnen bedeutet, der Kaiser könne auf Breisach nicht
verzichten. Longueville hat sich bei ihnen beklagt, daß die Ksl. den Schwe-
den und Protestanten entgegenkommen, obwohl die Franzosen sich erboten
haben, habita satisfactione den catholischen gegen der protestirenden zu-
mutthen zu assistiren; wenn Trauttmansdorff jetzt wieder nach Osnabrück
geht, werden sie nach Paris berichten, daß auf Frieden keine Hoffnung sei,
auch iezt bey deren zu Lengerich mit den Schweden bevorstehenden con-
ferenz pro imperio et religione, wie sie sonsten vorgehabt, nichts würden
gutes verrichten. Auf Zuspruch der Bayern haben sie lediglich den Bericht
nach Paris verschieben wollen und weiter angedeutet, die Katholiken soll-
ten die geplante Deputation an sie aufgeben, zumaln sie einige raison weder
von freund noch feinden mehr anhoren wolten. Angesichts dieser Gefahr
und der Unmöglichkeit, den Franzosen im Feld zu widerstehen, empfehlen
die Bayern, durch eine von Kurbayern angeregte Deputation Trauttmans-
dorff darzulegen, ob man umb einer vestung willen das ganze reich zu
trümmer gehen zu laßen, nicht zwarn, daß man dem hauß Osterreich
rathen wolt, das seinige hinzuegeben, sondern allein, wie hochst nottig seye,
das totum zu conserviren. Die Mainzer haben bereits zugestimmt. Dann
verlesen die Bayern ein Münchener Theologengutachten zu Ws Bedenken
über die Gravamina. Alß aber selbiges zimblich weitläuffig und von
villen bogen, und selbigen tag posttag geweßen, haben I. H. G. begert, daß
man die zeitt darmitt nicht möchte zubringen, sondern sie dieselbe dem-
negst mitt glegenheit und reiffen bedacht neben anderen anwesenden Chur-
colnischen durchgehen woltten. Die Churbayerische aber sich deßen
endschuldiget, und daß sie befehliget, solches zu verleßen und alßdan wie-
derumb mitt sich nacher hauß zu nehmen.
W bei den Franzosen. 1. Dank für die Bemühung wegen der Osnabrücker
Pfarreien; die dem nur zum schein beschehenen erbieten der Schweden
angefügten nachdenckliche conditiones zeigen, wie jene der catholischen
religion zum nachtheill procedirten und so geringe reflexion auf die cron
Franckreich mächten; Verhalten Gustafssons gegen den Dompropst. 2.
Nach Eroberung Höxters bedroht die schwedische Hauptarmee Wieden-
brück . Nachdem W vor anderthalb Jahren die Möglichkeit zur Rückerobe-
rung Vördens mit Rücksicht auf den Präliminarvertrag nicht genutzt hat,
werden hoffentlich jetzt auch die Franzosen eine Verletzung der über Stadt
und Stift Osnabrück getroffenen Bestimmungen nicht zulassen. Nebenst
deme were dießes zue consideriren, daß ein setzsamb ansehen gewinnen
woltte, einen alhie bei den friedenstractaten anwesenden geistlichen fürsten
auß der einigen noch in seinen landen inhabenden residenz zu verstoßen
und gar zu vertreiben. 3. Paderborn fällt zwar nicht unter den Präliminar-
vertrag , man bittet aber, daß der von Carolo Magno fundirter stifft Pader-
born den Casselischen ihrem begehren gemeeß itzo gleichsamb nit ein-
geraumbt und tradirt werde. Galli: Es were innen leid, das es mit den 2
Osnabrückischen pfarren alßo zugienge und verdreydet würde. Der
praeliminartractaten vesthalttung und adimplirung hette man nun viell-
falttig disputirt und behaubtet, und weyln die statt Wiedenbrugk zue dem
stifft Oßnabrugk gehörig, so hetten sie sich der sachen begerter maßen
anzunehmmen, wolttens auch trewlich thuen. Mitt der stadt Paderborn
hette es ein andere beschaffenheit, woltten gleichwohl selbigen stiffts und
statts rettung gern sehen, und wan innen mittel dazue an die hand gegeben,
würden sie sich deroselben bedienen. I. H. G. sagtten danck; und weyln
sie Französische der Schweden practiquen zue nachtheill der catholischen
religion bei den Oßnabruckischen vorgemelten 2 pfarren gnugsamb sähen,
würden sie sich hierin sorgfalttig und eifferig bezaigen. Die statt und stifft
Paderborn aber anbelangend, weren verscheidene rationes, deren man sich
zue deßen erhalttung a parte Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zue Colln
etc. alß bischoven daselbsten bey innen zu gebrauchen. Quoad media aber,
die Schwedische von ihrem vorhaben zue divertiren, muste man andere
rationes nehmmen. Comte d’Avaux: Das thumbcapitul zue Paderborn
hette ab antiquo propter reliquias Sancti Liborii episcopi Cemonanensis
eine ewigwehrende confraternitet cum ecclesia Cemonanensi . Ihres theilß
woltten sie gern helffen, wan man nur pro moderno rerum statu die ad-
aequata media vorschlagen thette. I. H. G.: Bevor sie de mediis istis
redeten, köntten sie unvermeldet nit laßen, wie daß die statt Paderborn vor
dießem haeresi inficyrt; Unterwerfung durch Bischof Dietrich , Einführung
der Jesuiten, Bestellung Kurfürst Ferdinands zum Koadjutor gegen den
Widerstand von Braunschweig und Hessen-Kassel, völlige Katholisierung.
Soltte es nun zue dem a Suecis et Casselensibus intendirten regimine wieder
kommen, so würde die religio cum studiis et clero abermaln ganz zerfal-
len . Comte de Servient: Sie apprehendirten ihres theilß woll das inter-
esse religionis et studiorum, weren erbietig zu helffen, wan media dazue
ahn die hand gegeben. W: Am besten schicken die Franzosen an die
schwedischen Generale mit der Vorstellung, da sonst der Erzherzog mit der
ksl. Hauptarmee folgen würde, sei besser Paderborn zue evacuiren und in
neutralitet zu setzen. Es würden nebenst dießem die herrn Französische ad
permovendos Suecos auch wohl einige rationes finden und sich zue
amplectirung dießer sachen umb so viell damehr selbst animiren, weiln sie
nunmehr wüsten, daß die Casselische ungeschewt den stifft Paderborn zu
behaltten praetendirten, solches aber ihr der Franzosischen intention und
confoederation zumaln zuwieder, derowegen dan dienlich zu praevenyren,
daß die Casselische von den Schwedischen nicht wieder eingesetzt wür-
den . Plenipotentiarii Gallici: Das vorgeschlagenes medium evacuationis
gienge inen nit übell ein, sie woltten den sachen gern nachdencken und alle
guete officia thuen, man müßte aber auch das werck bey der Kayserlichen
seiten dahin richten, daß deßwegen keine hinderung geschähe. W: Will
deshalb sofort an Melander schreiben; berichtigt die schwedische Meinung,
daß die Stadt sich mangels Pulver schnell ergeben müsse, gibt aber die
Schwäche der Besatzung zu. Nochmaliges Hilfserbieten der Franzo-
sen . Alß aber I. H. G. nachgehends angefangen, das commune nego-
cium pacis innen zue recommendiren, mitt dem vermelden, sie hofften, daß
mitt einem gueten friedenschluß durch der herrn Frantzosischen pleni-
potentiarien wollvermögende cooperation man bald erfrewet werden
sollte. Haben sie ingesambt angefangen zue contestiren, daß es ahn
innen nit ermanglete, und sich über die Kayserliche hoch beschwert, daß sie
bey der von der cron Franckreich praetendirter satisfaction, unangesehen
sie so viell fallen laßen, mitt innen dergestaldt umbgiengen, daß es mehrers
das ansehen hette, auch mitt vergebung ertz- und stiffter die Schwedische
von ihnen zue separiren, alß die sache zue dem catholischen wesen högst-
dienlichen schluß zu befördern. Ohne Brysach überlaßung seye einmahl
kein fried zu hoffen, sie hetten solches den Kayserlichen gnugsamb gesagtt,
und soltte man sie für die größeste betrieger und lügener haltten, wan es
anders gehen würde. Die cron Franckreich hette nit ursach, sich hierinn
soviell zu bemühen, weiln sie die vestung Breysach in ihrer gewaldt und
durch göttlichen beistand noch mehrer glück der wapffen zue hoffen het-
ten , alß innen von dem friedensschluß für nützbarkeitt zuwachßen mögtte.
Es betaurte ihnen der catholischen, daß sie bey dem krieg so viell leiden,
das hauß Österreich hette den krieg mitt der catholischen, sonderlich der
geistlichen güett und bluet zue seinem privat nütz geführt, und iez
bezahleten sie ihre feind noch darzue mitt stifft und geistlichen güetteren,
derentwegen sie dan den frieden, wan man ihnen nur recht begegnete, gern
beförderen woltten. Das Teutsche hauß Österreich ehrten sie und begerten
mitt demselben in guete verstendtnuß zu tretten, ohne daß sie eine Sepa-
ration von Spanien dabey intendirten. Wegen der Spanischen consilien
keme alles mißtrawen und unheill, und weiln die catholische stendte im
reich sich deren auch theilhafftig gemacht, musten sie auch iezo leiden. Sie
soltten Ihrer Kayserlichen Majestät und dero plenipotentiariis anders ein-
rahten , so würde man bald zum frieden kommen können, durch den iezigen
weg, welchen die Kayserliche eingiengen, würde es zue großer weiterung
gerahten. Wenn Trauttmansdorff jetzt nach Osnabrück geht, ohne mit
ihnen weiterzuverhandeln, werden sie berichten, daß auf den frieden keine
rechnung mehr zu machen, sondern die armeen schleunigst avanciren und
würcklich zur Operation kommen laßen soltten. I. H. G.: Man müßte nit
alles so übell bey den tractaten außdeuten. Bemühungen Bayerns und Kölns
um die Verständigung mit Frankreich; es were itzo keine zeitt, alß
geschwind abzubrechen, wie sie dan ihres theilß gern daran sein woltten,
daß der herr graff von Trautmansdorff mitt ihnen vor seiner abraiß noch
weiters handlen mögtte. Franzosen: Haben ihre wollbefuegte displicenz
den Mediatoren angedeutet, wollen auf deren Bitten aber noch acht Tage
warten. Würden inzwischen die Ksl. mehr zuruck- alß vor sich gehen,
müsse Frankreich sich des glücks der waffen bedienen, were inen auch nicht
verandtworttlich, sich dergestaldt wißentlich herumblaiten zu laßen. Die
catholische hetten sie ersucht, sich in puncto gravaminum der religion-
sachen anzunehmmen, es verdürben aber solches die Kayserliche selbsten
mitt der bezeigter facilitet, daß sie auch gleichsamb in odium Gallorum den
uncatholischen mehr offerirten und einraumbten, alß von ihnen pro medio
aliquo compositionis wollmeinentlich vorgeschlagen. So sind die Ksl.,
nachdem Servien die Überlassung der geistlichen Güter auf 70 oder 80
Jahre begrenzen wollte, auf 100 Jahre gegangen. Mitt dem erzstifft Bremen
und Verden hetten es ihnen die Schwedische selbsten vorgeruckt, warumb
sie innen hierin zuwieder sein woltten, da sie doch eine solche contradiction
bey den Kayserlichen nicht verspürten. Welches sie weiter exaggerirt, und
endtlich damitt, daß den catholischen nit zu helffen, weiln sie sich den
Spanischen consiliis so gar ergeben. I. H. G.: Man hette sich keinen
Spanischen consiliis ergeben, sie würden dieserseits die aufrichtigkeitt gnug-
samb vermerckt haben und vor allem dahero auff der catholischen religion
conservation bedacht sein. Es beschwerten sie Franzosische zwarn über die
Kayserliche und inculpirten dabey die catholische stendte, sie woltten aber
etwas zurugk gedencken, waß ihre confoederation mitt den Hessen für ein
nachdencken bey den catholischen verursachte. Danach soll die katholische
Religion in den besetzten Gebieten im Stand von 1618 erhalten bleiben,
Hessen aber die besetzten Orte und Kontributionen behalten, auch wenn
der katholische Landesherr sich mit Frankreich verbündet. Angesichts der
Verfolgung von Geistlichen im Erzstift Köln zu ermessen, wie die con-
foederation den betrangtten catholischen stendten zue gemüth gehen
köntte, da das versprechen pro catholicis die Hessen nit hielten, und hin-
gegen , was den catholischen zuwieder, a parte Gallorum dannoch zue deren
undertruckung manutenirt würde. Galli: Sie erinnerten sich eben so
eigentlich nit dießer den catholischen zue nachtheill gereichender clausulen
bey der Hessischen confoederation, man hette aber dergleichen vor dießem
beim königlichen hoff woll vorkommen können. I. H. G.: Es weren
deswegen noch bey lebzeitten des vorigen königs, wie der cardinal Grimaldi
damaln gewesener nuncius apostolicus gnugsamb bezeugen köntte, die
sachen offters vorgebracht, man hette aber kein gehör geben und die catho-
lische gleichsamb von sich getrieben. Nunmehr hette die cron Franckreich
große ursach den Hessen, indeme sie ganze stiffter von den catho-
lischen begerten, weiln solches außtrucklich gegen die confoederation,
nit allein ihnen anders zuzusprechen, sondern sich auch anders
ipso facto in favorem catholicorum zu bezaigen. Galli: Der Hessi-
schen begeren approbirten sie nit, man soltte die Kayserliche disponiren,
daß sie mitt Franckreich in puncto satisfactionis den vor dießem veran-
laßten schluß machten und sich nit alßo von den Spanischen ministris ver-
laiten ließen. Terranova fordert in Wien, der Kaiser solle keine Konzes-
sionen ohne die Spanier machen. Spanien will sich mit der Begründung, es
habe die oberinspection über das Elsass mitt, und wegen der Bedeutung für
die Verbindung zwischen Italien und den Niederlanden die Zession des
Elsaß auf die eigene Satisfaktionsleistung mitanrechnen lassen. Solche
Äußerungen veranlassen Frankreich, um so mehr auf Breisach zu be-
stehen . I. H. G.: Man hette unter den catholischen potentaten fried und
eingkeit zu wunschen und Gott darumb zu pitten. Ihre intention were nit,
der Spanischen interesse zue divertiren, sie müsten alß ein bischof wegen
der catholischen religion conservation ihr offters beschehene erinnerung
und ansuchen wiederholen und sonderlich die erhalttung der stadt Pader-
born , wavon das bißthumb dependirte, recommendiren. Galli: Sie
woltten auf ein schreiben und abordnung deßwegen bedacht sein und
dasjenig getrewlich thuen, was sie thuen köntten, dem stifft und stadt
Paderborn zum besten.
bei Trauttmansdorff die aiustirung des puncti satisfactionis mit den Fran-
zosischen urgirt, wurde ihnen bedeutet, der Kaiser könne auf Breisach nicht
verzichten. Longueville hat sich bei ihnen beklagt, daß die Ksl. den Schwe-
den und Protestanten entgegenkommen, obwohl die Franzosen sich erboten
haben, habita satisfactione den catholischen gegen der protestirenden zu-
mutthen zu assistiren; wenn Trauttmansdorff jetzt wieder nach Osnabrück
geht, werden sie nach Paris berichten, daß auf Frieden keine Hoffnung sei,
auch iezt bey deren zu Lengerich mit den Schweden bevorstehenden con-
ferenz pro imperio et religione, wie sie sonsten vorgehabt, nichts würden
gutes verrichten. Auf Zuspruch der Bayern haben sie lediglich den Bericht
nach Paris verschieben wollen und weiter angedeutet, die Katholiken soll-
ten die geplante Deputation an sie aufgeben, zumaln sie einige raison weder
von freund noch feinden mehr anhoren wolten. Angesichts dieser Gefahr
und der Unmöglichkeit, den Franzosen im Feld zu widerstehen, empfehlen
die Bayern, durch eine von Kurbayern angeregte Deputation Trauttmans-
dorff darzulegen, ob man umb einer vestung willen das ganze reich zu
trümmer gehen zu laßen, nicht zwarn, daß man dem hauß Osterreich
rathen wolt, das seinige hinzuegeben, sondern allein, wie hochst nottig seye,
das totum zu conserviren. Die Mainzer haben bereits zugestimmt. Dann
verlesen die Bayern ein Münchener Theologengutachten zu Ws Bedenken
über die Gravamina. Alß aber selbiges zimblich weitläuffig und von
villen bogen, und selbigen tag posttag geweßen, haben I. H. G. begert, daß
man die zeitt darmitt nicht möchte zubringen, sondern sie dieselbe dem-
negst mitt glegenheit und reiffen bedacht neben anderen anwesenden Chur-
colnischen durchgehen woltten. Die Churbayerische aber sich deßen
endschuldiget, und daß sie befehliget, solches zu verleßen und alßdan wie-
derumb mitt sich nacher hauß zu nehmen.
W bei den Franzosen. 1. Dank für die Bemühung wegen der Osnabrücker
Pfarreien; die dem nur zum schein beschehenen erbieten der Schweden
angefügten nachdenckliche conditiones zeigen, wie jene der catholischen
religion zum nachtheill procedirten und so geringe reflexion auf die cron
Franckreich mächten; Verhalten Gustafssons gegen den Dompropst. 2.
Nach Eroberung Höxters bedroht die schwedische Hauptarmee Wieden-
brück . Nachdem W vor anderthalb Jahren die Möglichkeit zur Rückerobe-
rung Vördens mit Rücksicht auf den Präliminarvertrag nicht genutzt hat,
werden hoffentlich jetzt auch die Franzosen eine Verletzung der über Stadt
und Stift Osnabrück getroffenen Bestimmungen nicht zulassen. Nebenst
deme were dießes zue consideriren, daß ein setzsamb ansehen gewinnen
woltte, einen alhie bei den friedenstractaten anwesenden geistlichen fürsten
auß der einigen noch in seinen landen inhabenden residenz zu verstoßen
und gar zu vertreiben. 3. Paderborn fällt zwar nicht unter den Präliminar-
vertrag , man bittet aber, daß der von Carolo Magno fundirter stifft Pader-
born den Casselischen ihrem begehren gemeeß itzo gleichsamb nit ein-
geraumbt und tradirt werde. Galli: Es were innen leid, das es mit den 2
Osnabrückischen pfarren alßo zugienge und verdreydet würde. Der
praeliminartractaten vesthalttung und adimplirung hette man nun viell-
falttig disputirt und behaubtet, und weyln die statt Wiedenbrugk zue dem
stifft Oßnabrugk gehörig, so hetten sie sich der sachen begerter maßen
anzunehmmen, wolttens auch trewlich thuen. Mitt der stadt Paderborn
hette es ein andere beschaffenheit, woltten gleichwohl selbigen stiffts und
statts rettung gern sehen, und wan innen mittel dazue an die hand gegeben,
würden sie sich deroselben bedienen. I. H. G. sagtten danck; und weyln
sie Französische der Schweden practiquen zue nachtheill der catholischen
religion bei den Oßnabruckischen vorgemelten 2 pfarren gnugsamb sähen,
würden sie sich hierin sorgfalttig und eifferig bezaigen. Die statt und stifft
Paderborn aber anbelangend, weren verscheidene rationes, deren man sich
zue deßen erhalttung a parte Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zue Colln
etc. alß bischoven daselbsten bey innen zu gebrauchen. Quoad media aber,
die Schwedische von ihrem vorhaben zue divertiren, muste man andere
rationes nehmmen. Comte d’Avaux: Das thumbcapitul zue Paderborn
hette ab antiquo propter reliquias Sancti Liborii episcopi Cemonanensis
eine ewigwehrende confraternitet cum ecclesia Cemonanensi . Ihres theilß
woltten sie gern helffen, wan man nur pro moderno rerum statu die ad-
aequata media vorschlagen thette. I. H. G.: Bevor sie de mediis istis
redeten, köntten sie unvermeldet nit laßen, wie daß die statt Paderborn vor
dießem haeresi inficyrt; Unterwerfung durch Bischof Dietrich , Einführung
der Jesuiten, Bestellung Kurfürst Ferdinands zum Koadjutor gegen den
Widerstand von Braunschweig und Hessen-Kassel, völlige Katholisierung.
Soltte es nun zue dem a Suecis et Casselensibus intendirten regimine wieder
kommen, so würde die religio cum studiis et clero abermaln ganz zerfal-
len . Comte de Servient: Sie apprehendirten ihres theilß woll das inter-
esse religionis et studiorum, weren erbietig zu helffen, wan media dazue
ahn die hand gegeben. W: Am besten schicken die Franzosen an die
schwedischen Generale mit der Vorstellung, da sonst der Erzherzog mit der
ksl. Hauptarmee folgen würde, sei besser Paderborn zue evacuiren und in
neutralitet zu setzen. Es würden nebenst dießem die herrn Französische ad
permovendos Suecos auch wohl einige rationes finden und sich zue
amplectirung dießer sachen umb so viell damehr selbst animiren, weiln sie
nunmehr wüsten, daß die Casselische ungeschewt den stifft Paderborn zu
behaltten praetendirten, solches aber ihr der Franzosischen intention und
confoederation zumaln zuwieder, derowegen dan dienlich zu praevenyren,
daß die Casselische von den Schwedischen nicht wieder eingesetzt wür-
den . Plenipotentiarii Gallici: Das vorgeschlagenes medium evacuationis
gienge inen nit übell ein, sie woltten den sachen gern nachdencken und alle
guete officia thuen, man müßte aber auch das werck bey der Kayserlichen
seiten dahin richten, daß deßwegen keine hinderung geschähe. W: Will
deshalb sofort an Melander schreiben; berichtigt die schwedische Meinung,
daß die Stadt sich mangels Pulver schnell ergeben müsse, gibt aber die
Schwäche der Besatzung zu. Nochmaliges Hilfserbieten der Franzo-
sen . Alß aber I. H. G. nachgehends angefangen, das commune nego-
cium pacis innen zue recommendiren, mitt dem vermelden, sie hofften, daß
mitt einem gueten friedenschluß durch der herrn Frantzosischen pleni-
potentiarien wollvermögende cooperation man bald erfrewet werden
sollte. Haben sie ingesambt angefangen zue contestiren, daß es ahn
innen nit ermanglete, und sich über die Kayserliche hoch beschwert, daß sie
bey der von der cron Franckreich praetendirter satisfaction, unangesehen
sie so viell fallen laßen, mitt innen dergestaldt umbgiengen, daß es mehrers
das ansehen hette, auch mitt vergebung ertz- und stiffter die Schwedische
von ihnen zue separiren, alß die sache zue dem catholischen wesen högst-
dienlichen schluß zu befördern. Ohne Brysach überlaßung seye einmahl
kein fried zu hoffen, sie hetten solches den Kayserlichen gnugsamb gesagtt,
und soltte man sie für die größeste betrieger und lügener haltten, wan es
anders gehen würde. Die cron Franckreich hette nit ursach, sich hierinn
soviell zu bemühen, weiln sie die vestung Breysach in ihrer gewaldt und
durch göttlichen beistand noch mehrer glück der wapffen zue hoffen het-
ten , alß innen von dem friedensschluß für nützbarkeitt zuwachßen mögtte.
Es betaurte ihnen der catholischen, daß sie bey dem krieg so viell leiden,
das hauß Österreich hette den krieg mitt der catholischen, sonderlich der
geistlichen güett und bluet zue seinem privat nütz geführt, und iez
bezahleten sie ihre feind noch darzue mitt stifft und geistlichen güetteren,
derentwegen sie dan den frieden, wan man ihnen nur recht begegnete, gern
beförderen woltten. Das Teutsche hauß Österreich ehrten sie und begerten
mitt demselben in guete verstendtnuß zu tretten, ohne daß sie eine Sepa-
ration von Spanien dabey intendirten. Wegen der Spanischen consilien
keme alles mißtrawen und unheill, und weiln die catholische stendte im
reich sich deren auch theilhafftig gemacht, musten sie auch iezo leiden. Sie
soltten Ihrer Kayserlichen Majestät und dero plenipotentiariis anders ein-
rahten , so würde man bald zum frieden kommen können, durch den iezigen
weg, welchen die Kayserliche eingiengen, würde es zue großer weiterung
gerahten. Wenn Trauttmansdorff jetzt nach Osnabrück geht, ohne mit
ihnen weiterzuverhandeln, werden sie berichten, daß auf den frieden keine
rechnung mehr zu machen, sondern die armeen schleunigst avanciren und
würcklich zur Operation kommen laßen soltten. I. H. G.: Man müßte nit
alles so übell bey den tractaten außdeuten. Bemühungen Bayerns und Kölns
um die Verständigung mit Frankreich; es were itzo keine zeitt, alß
geschwind abzubrechen, wie sie dan ihres theilß gern daran sein woltten,
daß der herr graff von Trautmansdorff mitt ihnen vor seiner abraiß noch
weiters handlen mögtte. Franzosen: Haben ihre wollbefuegte displicenz
den Mediatoren angedeutet, wollen auf deren Bitten aber noch acht Tage
warten. Würden inzwischen die Ksl. mehr zuruck- alß vor sich gehen,
müsse Frankreich sich des glücks der waffen bedienen, were inen auch nicht
verandtworttlich, sich dergestaldt wißentlich herumblaiten zu laßen. Die
catholische hetten sie ersucht, sich in puncto gravaminum der religion-
sachen anzunehmmen, es verdürben aber solches die Kayserliche selbsten
mitt der bezeigter facilitet, daß sie auch gleichsamb in odium Gallorum den
uncatholischen mehr offerirten und einraumbten, alß von ihnen pro medio
aliquo compositionis wollmeinentlich vorgeschlagen. So sind die Ksl.,
nachdem Servien die Überlassung der geistlichen Güter auf 70 oder 80
Jahre begrenzen wollte, auf 100 Jahre gegangen. Mitt dem erzstifft Bremen
und Verden hetten es ihnen die Schwedische selbsten vorgeruckt, warumb
sie innen hierin zuwieder sein woltten, da sie doch eine solche contradiction
bey den Kayserlichen nicht verspürten. Welches sie weiter exaggerirt, und
endtlich damitt, daß den catholischen nit zu helffen, weiln sie sich den
Spanischen consiliis so gar ergeben. I. H. G.: Man hette sich keinen
Spanischen consiliis ergeben, sie würden dieserseits die aufrichtigkeitt gnug-
samb vermerckt haben und vor allem dahero auff der catholischen religion
conservation bedacht sein. Es beschwerten sie Franzosische zwarn über die
Kayserliche und inculpirten dabey die catholische stendte, sie woltten aber
etwas zurugk gedencken, waß ihre confoederation mitt den Hessen für ein
nachdencken bey den catholischen verursachte. Danach soll die katholische
Religion in den besetzten Gebieten im Stand von 1618 erhalten bleiben,
Hessen aber die besetzten Orte und Kontributionen behalten, auch wenn
der katholische Landesherr sich mit Frankreich verbündet. Angesichts der
Verfolgung von Geistlichen im Erzstift Köln zu ermessen, wie die con-
foederation den betrangtten catholischen stendten zue gemüth gehen
köntte, da das versprechen pro catholicis die Hessen nit hielten, und hin-
gegen , was den catholischen zuwieder, a parte Gallorum dannoch zue deren
undertruckung manutenirt würde. Galli: Sie erinnerten sich eben so
eigentlich nit dießer den catholischen zue nachtheill gereichender clausulen
bey der Hessischen confoederation, man hette aber dergleichen vor dießem
beim königlichen hoff woll vorkommen können. I. H. G.: Es weren
deswegen noch bey lebzeitten des vorigen königs, wie der cardinal Grimaldi
damaln gewesener nuncius apostolicus gnugsamb bezeugen köntte, die
sachen offters vorgebracht, man hette aber kein gehör geben und die catho-
lische gleichsamb von sich getrieben. Nunmehr hette die cron Franckreich
große ursach den Hessen, indeme sie ganze stiffter von den catho-
lischen begerten, weiln solches außtrucklich gegen die confoederation,
nit allein ihnen anders zuzusprechen, sondern sich auch anders
ipso facto in favorem catholicorum zu bezaigen. Galli: Der Hessi-
schen begeren approbirten sie nit, man soltte die Kayserliche disponiren,
daß sie mitt Franckreich in puncto satisfactionis den vor dießem veran-
laßten schluß machten und sich nit alßo von den Spanischen ministris ver-
laiten ließen. Terranova fordert in Wien, der Kaiser solle keine Konzes-
sionen ohne die Spanier machen. Spanien will sich mit der Begründung, es
habe die oberinspection über das Elsass mitt, und wegen der Bedeutung für
die Verbindung zwischen Italien und den Niederlanden die Zession des
Elsaß auf die eigene Satisfaktionsleistung mitanrechnen lassen. Solche
Äußerungen veranlassen Frankreich, um so mehr auf Breisach zu be-
stehen . I. H. G.: Man hette unter den catholischen potentaten fried und
eingkeit zu wunschen und Gott darumb zu pitten. Ihre intention were nit,
der Spanischen interesse zue divertiren, sie müsten alß ein bischof wegen
der catholischen religion conservation ihr offters beschehene erinnerung
und ansuchen wiederholen und sonderlich die erhalttung der stadt Pader-
born , wavon das bißthumb dependirte, recommendiren. Galli: Sie
woltten auf ein schreiben und abordnung deßwegen bedacht sein und
dasjenig getrewlich thuen, was sie thuen köntten, dem stifft und stadt
Paderborn zum besten.