Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IV 11
1646 IV 11
Mittwoch W bei Volmar. Dieser berichtet: Die Spanier
sind bestürzt über die ihnen heute mitgeteilte Resolution wegen des Elsaß;
sie klagen, daß Kaiser und Reich sie deseriren woltten, ia wan man also
friden machen wollte, wurde ihnen aller lasst auf den halß geschoben.
W: Man verließe Spanien nicht, wan sie nur aber tractiren und den
frieden für sich und andere auch beförderen woltten. Volmar: Fran-
zösische Forderung auf Artois, Roussillon und Katalonien; nur Artois
gestehen die Spanier zu, wollen wegen des Restes aber die Verhandlungen
noch nicht abbrechen. Wegen Portugal werden die Franzosen wohl nichts
fordern, wenn sie sonst mit Spanien zum Abschluß kommen. Wegen
Schweden wiederholt Volmar die Informationen Trauttmansdorffs. Löben
hat sich wegen Pommern bei den Ksl. in Osnabrück beklagt und wunder-
liche argumenta gebraucht, doch stehen selbst die Protestanten nicht hinter
Brandenburg. Und hette der Braunschweigischer ihme Volmari in confi-
dentia vermeldet, alß wan sein herr und selbiges hauß lieber sähe, daß
durch Pomeren Brandenburg nicht so mechtig gemacht würde, dan er
dadurch desto mehr mittel den ganzen Ober- und Niedersachsischen craiß
mitt der Calvinischen religion zu erfüllen. Hette auch der Salvius gesagt, es
könne Brandenburg gar nicht schaden, dan der voriger churfürst den könig
in Schweden der erste ins reich geladen hette, worüber Markgraf Christian
Wilhelm
in Schweden verhandelt habe; und hette der ieziger curfirst kein
bedencken zu haben, sie auch zue contentiren; dafern er auch den consens
wenigst auf halb Pomeren nicht geben würde, woltten sie ganz Pomeren
behaltten und sehen, ob ers inen köntte nehmen. I. H. G.: Desto mehrer
were inen satisfaction zu geben mitt dem anderen theill von Pomeren,
damitt man die stiffter salvirte. Volmari: Waß Verden betreffe, ver-
hoffte er; mit Bremen stünde es dahin, und hörte gern, daß die Franzosen
sich soviell erpotten, wan sie sich nur auch mitt eiffer darumb annehmen
thetten. Sie die Kayserlichen würden mitt den Schweden einmalen weiter
nicht gehen, und würden sagen, daß der Kayser ohne consens der catholi-
schen nichts thuen köntte oder woltte. Unterdeßen würden die Franzosen
zeitt haben, ihrem erpieten zufolg, sie ad alias rationes zue disponiren, er
köntte aber dabey nicht verhaltten, daß die Schweden starck darauff trün-
gen , damitt die amnistia ad annum 1618 gesetzet würde, und wan auch
schon ad annum 1627 solche erhaltten würd, so würden doch I. H. G. 3
stiffter gefahr außstehen. Seine Gegenargumente will W auf Volmars
Wunsch schriftlich formulieren.
Contarini bei W. Ungeschick der Spanier, die mit Preisgabe Burgunds das
Elsaß hätten retten können, nun jenes wegen seiner isolierten Lage aber
zusätzlich verlieren werden. Bis Pfingsten hält Contarini den Frieden für
das Reich für möglich und fragt, wan die Spanier den Franzosen kein con-
tento geben, waß alßdan I. H. G. vermainten, daß das reich allein schließen
würd. W: Wie sie anders nicht wüsten, hetten die andere anwesende
gesandten commission, frieden im reich zu treffen und in außlendische
frembde händel sich nicht zu mischen, weniger solcher wegen das reich in
kriegsflamm stecken zu laßen. Solches seye, sagte der Venetus, der ver-
nunfft und pilligkeit gemeeß, hette sich auch seines theilß niemalß anders
können einbilden.
sind bestürzt über die ihnen heute mitgeteilte Resolution wegen des Elsaß;
sie klagen, daß Kaiser und Reich sie deseriren woltten, ia wan man also
friden machen wollte, wurde ihnen aller lasst auf den halß geschoben.
W: Man verließe Spanien nicht, wan sie nur aber tractiren und den
frieden für sich und andere auch beförderen woltten. Volmar: Fran-
zösische Forderung auf Artois, Roussillon und Katalonien; nur Artois
gestehen die Spanier zu, wollen wegen des Restes aber die Verhandlungen
noch nicht abbrechen. Wegen Portugal werden die Franzosen wohl nichts
fordern, wenn sie sonst mit Spanien zum Abschluß kommen. Wegen
Schweden wiederholt Volmar die Informationen Trauttmansdorffs. Löben
hat sich wegen Pommern bei den Ksl. in Osnabrück beklagt und wunder-
liche argumenta gebraucht, doch stehen selbst die Protestanten nicht hinter
Brandenburg. Und hette der Braunschweigischer ihme Volmari in confi-
dentia vermeldet, alß wan sein herr und selbiges hauß lieber sähe, daß
durch Pomeren Brandenburg nicht so mechtig gemacht würde, dan er
dadurch desto mehr mittel den ganzen Ober- und Niedersachsischen craiß
mitt der Calvinischen religion zu erfüllen. Hette auch der Salvius gesagt, es
könne Brandenburg gar nicht schaden, dan der voriger churfürst den könig
in Schweden der erste ins reich geladen hette, worüber Markgraf Christian
Wilhelm
bedencken zu haben, sie auch zue contentiren; dafern er auch den consens
wenigst auf halb Pomeren nicht geben würde, woltten sie ganz Pomeren
behaltten und sehen, ob ers inen köntte nehmen. I. H. G.: Desto mehrer
were inen satisfaction zu geben mitt dem anderen theill von Pomeren,
damitt man die stiffter salvirte. Volmari: Waß Verden betreffe, ver-
hoffte er; mit Bremen stünde es dahin, und hörte gern, daß die Franzosen
sich soviell erpotten, wan sie sich nur auch mitt eiffer darumb annehmen
thetten. Sie die Kayserlichen würden mitt den Schweden einmalen weiter
nicht gehen, und würden sagen, daß der Kayser ohne consens der catholi-
schen nichts thuen köntte oder woltte. Unterdeßen würden die Franzosen
zeitt haben, ihrem erpieten zufolg, sie ad alias rationes zue disponiren, er
köntte aber dabey nicht verhaltten, daß die Schweden starck darauff trün-
gen , damitt die amnistia ad annum 1618 gesetzet würde, und wan auch
schon ad annum 1627 solche erhaltten würd, so würden doch I. H. G. 3
stiffter gefahr außstehen. Seine Gegenargumente will W auf Volmars
Wunsch schriftlich formulieren.
Contarini bei W. Ungeschick der Spanier, die mit Preisgabe Burgunds das
Elsaß hätten retten können, nun jenes wegen seiner isolierten Lage aber
zusätzlich verlieren werden. Bis Pfingsten hält Contarini den Frieden für
das Reich für möglich und fragt, wan die Spanier den Franzosen kein con-
tento geben, waß alßdan I. H. G. vermainten, daß das reich allein schließen
würd. W: Wie sie anders nicht wüsten, hetten die andere anwesende
gesandten commission, frieden im reich zu treffen und in außlendische
frembde händel sich nicht zu mischen, weniger solcher wegen das reich in
kriegsflamm stecken zu laßen. Solches seye, sagte der Venetus, der ver-
nunfft und pilligkeit gemeeß, hette sich auch seines theilß niemalß anders
können einbilden.