Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 III 12
1646 III 12
Montag Konferenz der katholischen Stände
. – W bei
Chigi. Nachricht über die Media, die Chigi per deputatos zugestellt werden
sollen; von einem vornehmen gesandten sei in discursu vorgeschlagen wor-
den , den Protestanten die eingezogene stiffter auf ewig zue laßen und den
ubrigen rest dadurch zu versichern. Woruber der herr nuncius ganz
ereiffert replicirt, er wolle in ewigkeit nit verhoffen, daß ein auffrichtig
catholischer solches rathen, weniger eingehen werde. Will mit Trauttmans-
dorff , daß ia solche principia nicht gerathen, weniger eingefolgt werden
möchten, ernstlich reden. W: Beschwerden wegen Gehrde, Wallenhorst
und der Geistlichen im Erzstift ohne Erfolg. Auch Chigi klagt, daß in
negotiis religionis von ihnen Franzosen zwarn viel versprochen, aber in
effectu biß dato nichts praestirt würde. [...] Lütticher Angelegenhei-
ten . Chigi: Der Domherr Bocholtz hat ihm berichtet, Longueville und
d’Avaux hätten seine Bitten, die geächteten Lütticher nicht zu unter-
stützen , entgegenkommend aufgenommen, Servien opponiere sich. Zu Ws
Bericht, ein französischer Agent arbeite in Lüttich der von Kurfürst Ferdi-
nand geplanten Koadjutorwahl entgegen, erwähnt Chigi, er habe deshalb
mit Servien gesprochen; dieser widersetze sich der Wahl Franz von Loth-
ringens
Von einer Lütticher Koadjutorie des Kölner Domdechanten Franz von Lothringen war
1640 vor der Kölner Koadjutorwahl die Rede gewesen; seit Lothringen aber in Köln
selbst als Kandidat aufgetreten war (vgl. oben [S. 123 Anm. 1] ), gingen auch für Lüttich
die bayerischen Bestrebungen auf den Kölner Koadjutor Max Heinrich.
und habe auf den Einwurf, es werde wohl eher ein bayerischer
Prinz vorgeschlagen, geantwortet: questo è un altro, ohne Widerstand zu
erkennen zu geben. Klage, daß mit den Verhandlungen alles dergestalt
langsamb und wanckelbar hergehe. Wan man gleich einmal gute hoffnung
zu den tractaten schöpffen kond, kämen doch under der hand sachen und
solche mutationes intentionum vor, daß darauf nichts zue bawen, und
forchte er, das, wan den Franzosen schon alles, waß sie begern, concedirt
wurde, dannoch der fried nit erfolgen, sondern andere effugia et dilationes
gesucht wurden werden. Der spanische Vorschlag eines Vermittlungsange-
botes der Königin von Frankreich wird von Servien als Schachzug zur
Unterdrückung der französischen Forderungen betrachtet; zu befürchten,
daß er in Paris entsprechend behandelt wird, obwohl er zuerst gesprächs-
weise von Mazarin gegenüber dem Nuntius geäußert worden sein soll. Was
die Teutsche sachen anlangen thette, sehe er nit, wie annoch fortzukommen,
sonderlich weylen sowol die Franzosen und Schweden alß die stende under
sich nicht ahn einem seyl ziehen. Allem ansehen nach dörffte es noch wol
ein langes weeßen abgeben, und die Franzosen dieser campagna gewißlich
außwartten wollen, zumaln der duc de Longeville erst gegen die Pfingsten
seine gemahlin anherokommen zu laßen willens.
W mit Reck bei Trauttmansdorff. Auf Drängen wegen der Satisfaktion
äußert dieser: Ohne die Antwort der Osnabrücker Stände, die heute
darüber beraten, kondte hier nicht wol verfahren werden. Auch Bayern
drängt, doch muß er auf die Erklärung der hiesigen Stände die Antwort des
Kaisers abwarten. Dieser würde ehender mit Spanien einer gewissen satis-
faction, außer dem Elsaß, sich vergleichen. [...] W: Vorschlag Longue-
villes einer Entschädigung mit Mailand statt des Elsaß. Trauttmans-
dorff : Daß solches gar zu viel sein wolt [...]. An die frühere Aussage
erinnert, daß noch vor Ostern geschlossen werden könne, bleibt er dabei, da
vermutlich die in den nächsten Tagen aus Stockholm, Paris, Den Haag und
Wien erwarteten Antworten nicht alle abschlägig sein würden. W: Auf
solche manier wurden sich die gravamina nicht laßen schlichten, wo nit von
den uncatholischen andere media vorgeschlagen, und sich bescheidenlicher,
allermaßen sie ihn herrn graffen vertröstet, vernehmen ließen. Ahn catholi-
scher seitthen underlaße man nichts, sondern habe man in Gottes nahmen
heut, zu bezeigung der begierd und lieb zum frieden, die media geschloßen,
welche ihme grafen zur außhendigung per deputatos eingereicht werden
solten, mit anhangender ersuchung, den protestirenden dabey gute remon-
stration zu thun, daß sie solche selbst nit schwer machen wolten, zumaln
diß das eußeriste wehre, so die catholische unverletzten gewissens, und
welches bey der posteritet verandwortlich, thun kondten. Darauf er,
daß er bekennen must, daß ihm die uncatholische viel ein anders vertrostet,
ihme aber damit iezt ganz keine satisfaction geben. Under ihren mediis
seyen ungereimbte sachen, und magis enormia, alß die gravamina selbst,
hingegen hab er auch beraiz geleßen, was der catholischen mainung, seye
froh daß man sich dergestalt erklehrt, es schlage mit Ihrer Kayserlichen
Mayestätt intention ganz ein, nur daß dieselbe in 2 oder 3 puncten etwas
weitters ginge, doch muste mans hiermit tentiren, wan aber solches nicht
zulangete, wolte er alßdan erst den Churmainz-, Coln- und Bayerischen die
Kayserliche intention in vertrawen eröffnen, darauß mit den ubrigen
catholischen weitters gered werden konne. Auf seine Frage bestätigt W,
daß die Katholiken nicht erwarteten, daß er zur Übergabe der Media selbst
nach Osnabrück reise, allein daß er vor sich durch schreiben und die dorti-
gen Ksl. auch sonsten guette eiffrige remonstrationes thun wollte, deßen er
sich erbotten. Alß hierauf I. H. G. weiters vermeldet, daß gar nit dien-
lich, wan den uncatholischen hoffnung gemacht werde, daß man dißeitz
weitters gehen mochte, hat der herr graff versichert, daß er sich des gering-
sten nicht wurde vermercken laßen. I. H. G.: Sie wolten nimmer ver-
hoffen, daß Ihre Mayestätt in puncto reservati ecclesiastici etwas werde
wollen nachgeben, darinnen wurden sie von den stenden zumal nicht konnen
secundirt werden, weylen es eine solche sach, die dem gewissen zuewieder,
und in ruinam et exterminium catholicae religionis infallibiliter vergirt.
Welches der herr graff von Trauttmanstorff mit nein beandtworttet, und
daß man sich deßen gar gewiß hette zu versichern.
Chigi. Nachricht über die Media, die Chigi per deputatos zugestellt werden
sollen; von einem vornehmen gesandten sei in discursu vorgeschlagen wor-
den , den Protestanten die eingezogene stiffter auf ewig zue laßen und den
ubrigen rest dadurch zu versichern. Woruber der herr nuncius ganz
ereiffert replicirt, er wolle in ewigkeit nit verhoffen, daß ein auffrichtig
catholischer solches rathen, weniger eingehen werde. Will mit Trauttmans-
dorff , daß ia solche principia nicht gerathen, weniger eingefolgt werden
möchten, ernstlich reden. W: Beschwerden wegen Gehrde, Wallenhorst
und der Geistlichen im Erzstift ohne Erfolg. Auch Chigi klagt, daß in
negotiis religionis von ihnen Franzosen zwarn viel versprochen, aber in
effectu biß dato nichts praestirt würde. [...] Lütticher Angelegenhei-
ten . Chigi: Der Domherr Bocholtz hat ihm berichtet, Longueville und
d’Avaux hätten seine Bitten, die geächteten Lütticher nicht zu unter-
stützen , entgegenkommend aufgenommen, Servien opponiere sich. Zu Ws
Bericht, ein französischer Agent arbeite in Lüttich der von Kurfürst Ferdi-
nand geplanten Koadjutorwahl entgegen, erwähnt Chigi, er habe deshalb
mit Servien gesprochen; dieser widersetze sich der Wahl Franz von Loth-
ringens
Von einer Lütticher Koadjutorie des Kölner Domdechanten Franz von Lothringen war
1640 vor der Kölner Koadjutorwahl die Rede gewesen; seit Lothringen aber in Köln
selbst als Kandidat aufgetreten war (vgl. oben [S. 123 Anm. 1] ), gingen auch für Lüttich
die bayerischen Bestrebungen auf den Kölner Koadjutor Max Heinrich.
Prinz vorgeschlagen, geantwortet: questo è un altro, ohne Widerstand zu
erkennen zu geben. Klage, daß mit den Verhandlungen alles dergestalt
langsamb und wanckelbar hergehe. Wan man gleich einmal gute hoffnung
zu den tractaten schöpffen kond, kämen doch under der hand sachen und
solche mutationes intentionum vor, daß darauf nichts zue bawen, und
forchte er, das, wan den Franzosen schon alles, waß sie begern, concedirt
wurde, dannoch der fried nit erfolgen, sondern andere effugia et dilationes
gesucht wurden werden. Der spanische Vorschlag eines Vermittlungsange-
botes der Königin von Frankreich wird von Servien als Schachzug zur
Unterdrückung der französischen Forderungen betrachtet; zu befürchten,
daß er in Paris entsprechend behandelt wird, obwohl er zuerst gesprächs-
weise von Mazarin gegenüber dem Nuntius geäußert worden sein soll. Was
die Teutsche sachen anlangen thette, sehe er nit, wie annoch fortzukommen,
sonderlich weylen sowol die Franzosen und Schweden alß die stende under
sich nicht ahn einem seyl ziehen. Allem ansehen nach dörffte es noch wol
ein langes weeßen abgeben, und die Franzosen dieser campagna gewißlich
außwartten wollen, zumaln der duc de Longeville erst gegen die Pfingsten
seine gemahlin anherokommen zu laßen willens.
W mit Reck bei Trauttmansdorff. Auf Drängen wegen der Satisfaktion
äußert dieser: Ohne die Antwort der Osnabrücker Stände, die heute
darüber beraten, kondte hier nicht wol verfahren werden. Auch Bayern
drängt, doch muß er auf die Erklärung der hiesigen Stände die Antwort des
Kaisers abwarten. Dieser würde ehender mit Spanien einer gewissen satis-
faction, außer dem Elsaß, sich vergleichen. [...] W: Vorschlag Longue-
villes einer Entschädigung mit Mailand statt des Elsaß. Trauttmans-
dorff : Daß solches gar zu viel sein wolt [...]. An die frühere Aussage
erinnert, daß noch vor Ostern geschlossen werden könne, bleibt er dabei, da
vermutlich die in den nächsten Tagen aus Stockholm, Paris, Den Haag und
Wien erwarteten Antworten nicht alle abschlägig sein würden. W: Auf
solche manier wurden sich die gravamina nicht laßen schlichten, wo nit von
den uncatholischen andere media vorgeschlagen, und sich bescheidenlicher,
allermaßen sie ihn herrn graffen vertröstet, vernehmen ließen. Ahn catholi-
scher seitthen underlaße man nichts, sondern habe man in Gottes nahmen
heut, zu bezeigung der begierd und lieb zum frieden, die media geschloßen,
welche ihme grafen zur außhendigung per deputatos eingereicht werden
solten, mit anhangender ersuchung, den protestirenden dabey gute remon-
stration zu thun, daß sie solche selbst nit schwer machen wolten, zumaln
diß das eußeriste wehre, so die catholische unverletzten gewissens, und
welches bey der posteritet verandwortlich, thun kondten. Darauf er,
daß er bekennen must, daß ihm die uncatholische viel ein anders vertrostet,
ihme aber damit iezt ganz keine satisfaction geben. Under ihren mediis
seyen ungereimbte sachen, und magis enormia, alß die gravamina selbst,
hingegen hab er auch beraiz geleßen, was der catholischen mainung, seye
froh daß man sich dergestalt erklehrt, es schlage mit Ihrer Kayserlichen
Mayestätt intention ganz ein, nur daß dieselbe in 2 oder 3 puncten etwas
weitters ginge, doch muste mans hiermit tentiren, wan aber solches nicht
zulangete, wolte er alßdan erst den Churmainz-, Coln- und Bayerischen die
Kayserliche intention in vertrawen eröffnen, darauß mit den ubrigen
catholischen weitters gered werden konne. Auf seine Frage bestätigt W,
daß die Katholiken nicht erwarteten, daß er zur Übergabe der Media selbst
nach Osnabrück reise, allein daß er vor sich durch schreiben und die dorti-
gen Ksl. auch sonsten guette eiffrige remonstrationes thun wollte, deßen er
sich erbotten. Alß hierauf I. H. G. weiters vermeldet, daß gar nit dien-
lich, wan den uncatholischen hoffnung gemacht werde, daß man dißeitz
weitters gehen mochte, hat der herr graff versichert, daß er sich des gering-
sten nicht wurde vermercken laßen. I. H. G.: Sie wolten nimmer ver-
hoffen, daß Ihre Mayestätt in puncto reservati ecclesiastici etwas werde
wollen nachgeben, darinnen wurden sie von den stenden zumal nicht konnen
secundirt werden, weylen es eine solche sach, die dem gewissen zuewieder,
und in ruinam et exterminium catholicae religionis infallibiliter vergirt.
Welches der herr graff von Trauttmanstorff mit nein beandtworttet, und
daß man sich deßen gar gewiß hette zu versichern.