Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 II 26
1646 II 26
Montag Kurfürsten- und Fürstenrat
Vgl. APW [ III A 1,1 S. 492ff ] .
. – [...]
– W bei
den Staatischen. [...] Neutralität zwischen dem Reich und den General-
staaten , die von Kurköln und Kurbayern immer besonders geachtet worden
ist. Staatisch-portugiesische Differenzen in Brasilien. W erinnert an die
staatischen Interessen in der Ostsee bei der schwedischen Forderung auf
Pommern, wozu die Staatischen nur bemerken, ihre principaln würden sich
in reichssachen, gestalt sie dan darumb anhero nicht kommen, nicht
mischen, und werde beim reich stehen, wie sie es mit Pomern zu haltten
gedencken,
W bei Trauttmansdorff . Dieser versichert, wegen Oßnabrugk wurde es
kein beschwernuß haben, auch eben wenig mitt Minden, er hab auch wegen
der graffschafft Schaumburg über vorigs weiter nicht vernohmmen. Mitt
dem stifft Verden, sorge er, werd es händel abgeben, dan die Schweden
darauff mordicus bestunden. Er köntte nicht wißen, ob darauff ein oder
der ander particular interesse haben möchte, der Oxenstern hab vermeldet,
daß es ein klein stifftlein, von welches wegen nicht viell wort zu machen
were. W: Eben darumb, daß es ein so schlechter stifft und durch den
Prager receß ihrer religion nichts abgehe, hetten sie die Schweden desto
weniger ursach sich darumb anzunehmen. Die dänischen Gesandten Pentz
und Günther
Christian Gf. von Pentz (1600–1651); Friedrich Günther (1581–1655), dänischer
Kammersekretär; für die Angabe des Jahres ist im Diarium eine Lücke gelassen; da
beide sich auf der Durchreise zum Kaiserhof in Bonn befunden haben sollen, wird ihre
Gesandtschaft nach Wien 1637 gemeint sein (vgl. G. Lorenz S. 36f.).
haben ihm früher versichert, man werde deshalb keinen
Krieg anfangen. Er und andere Katholiken haben den Prager Frieden desto
ehender angenommen, weylen darin etlicher stiffter wegen den catholischen
zu guetem disponirt, und hab der herr graff auff solchen receß, alß wel-
chen er selbsten auffrichten helffen, desto mehrers darumb zu haltten,
weiln sonsten zu besorgen, daß der mitt Dennemarck aufgerichtete
Lubecker vertrag gleichfalß, zu schaden des reichs, nicht wurde gehaltten
werden. Worauff der graff von Trautmansdorff, ja wohl Lübecker
Schluß, waß hette der könig in Dennemarck davon gehaltten? Offerirte
dabey, daß er sich ferners dieß stiffts conservation woltte angelegen sein
laßen. Die Ritterschaft von Minden und Osnabrück hat sich durch Oxen-
stierna bei ihm wegen Religionsfreiheit gleich andern freyen reichsritter-
schafften angegeben, er hat sie an W als den Landesherrn verwiesen, und
werde er sich woll in dießem oder andern, waß I. H. G. concerniren thue,
wohl nichts einlaßen. Die Schweden fordern Schlesien nicht mehr, bestehen
aber auf Pommern, Wismar, Bremen und Verden; sonderlich woltten sie
von Pomern durchauß nicht ablaßen, und besorge er, weiln sie im reich so
vielen vortheil erlangt, man inen woll etwas davon werde laßen müeßen.
Er befinde die Schweden dergestalt intentionirt, daß mitt denselben wohl
würde -zu schließen sein, und hab der Milonius gegen den Kayserlichen
secretarium gedacht, wan die gesandet mitt rechter vollmacht versehen, sie
albereit mitt ihme graffen woltten geschloßen haben. Auf Ws Frage erläu-
tert Trauttmansdorff, die Gesandten hätten zwar Vollmacht, seien aber an
den Kanzler Oxenstierna gebunden. Auf die Frage, welche Hoffnung er
zum Frieden habe, antwortet Trauttmansdorff, er vermeine gentzlich, daß
circa Pascha in Aprill der fried solle geschloßen sein. Die Frantzosen anbe-
langendt , köntten sich dieselbe mitt den angebottenen 3 stifftern wohl con-
tentiren , und seye einmahl gar gewiß, daß sie auff ihren postulatis sonderlich
nicht werden bestehen. Daß maiste aber werde ratione gravaminum reli-
gionis zu thuen sein; er hette von hertzen gern gesehen, daß die catholische
gegengravamina dergestalt wohl eingesteldt, daß auch der gegentheill selbst
muste bekennen, daß solche fundamenta und discretion nicht verhofft
hetten; wan man bestendig pleib, wurde die sachen noch woll voneinander
zu pringen sein. Uber den geistlichen vorbehaldt hetten ihme die prote-
stirende einige media
Vgl. oben [ S. 399 Anm. 2 ] .
zugesteldt, die zwarn etwas exorbitant und starck,
man müeste aber dencken, das der baum vom ersten streich nicht falle, son-
dern sie noch wohl beßer hinzukommen werden, und hab er solche media
dem Churmaintzischen directorio albereit zugesteldt. Wegen der übrigen
puncten hetten sie die zusag gleichfalß gethan, die vorschläge nachzu-
schicken . Quoad amnistiam, bestunden zwarn die uncatholische zu Oßna-
brugk auff dem iahr 1618, hingegen in puncto satisfactionis seyen sie einer
meinung durchgehents, daß den Frantzosen die begerte landen nicht zu
laßen. Allein seye zu betauren, daß Churbayern sowohl durch schreiben alß
der ihrigen mundtliche remonstration die sachen solcher gestaldt übereylet,
ia ex parte Caesaris et catholicorum daß werck eben in puncto, da man
tractiren und schließen sollte, so gar desperat gemacht werden wolle. Sogar
hette auch Churbayern geschrieben, alß wan sie zuletzt umb die chur
soviell nicht fragten; wan nun solches außkommen soltte, seye leicht zu er-
achten , waß man werde erhaltten können. Oxenstierna hat ihm gegenüber
nacheinander die Übertragung der böhmischen Kur auf Bayern oder Pfalz,
die Alternation und die achte Kur vorgeschlagen; zu letzterem hat er
geantwortet, daß dieß ein mittell sein mögtte. Wegen der Unterpfalz hat er
eine Restitution unter gewissen Bedingungen, womit er die Religion meint,
für möglich hingestellt; die Oberpfalz müsse wegen der bekannten Schuld
pfandweise bei Bayern bleiben. [...]
Vgl. APW [ III A 1,1 S. 492ff ] .
den Staatischen. [...] Neutralität zwischen dem Reich und den General-
staaten , die von Kurköln und Kurbayern immer besonders geachtet worden
ist. Staatisch-portugiesische Differenzen in Brasilien. W erinnert an die
staatischen Interessen in der Ostsee bei der schwedischen Forderung auf
Pommern, wozu die Staatischen nur bemerken, ihre principaln würden sich
in reichssachen, gestalt sie dan darumb anhero nicht kommen, nicht
mischen, und werde beim reich stehen, wie sie es mit Pomern zu haltten
gedencken,
W bei Trauttmansdorff . Dieser versichert, wegen Oßnabrugk wurde es
kein beschwernuß haben, auch eben wenig mitt Minden, er hab auch wegen
der graffschafft Schaumburg über vorigs weiter nicht vernohmmen. Mitt
dem stifft Verden, sorge er, werd es händel abgeben, dan die Schweden
darauff mordicus bestunden. Er köntte nicht wißen, ob darauff ein oder
der ander particular interesse haben möchte, der Oxenstern hab vermeldet,
daß es ein klein stifftlein, von welches wegen nicht viell wort zu machen
were. W: Eben darumb, daß es ein so schlechter stifft und durch den
Prager receß ihrer religion nichts abgehe, hetten sie die Schweden desto
weniger ursach sich darumb anzunehmen. Die dänischen Gesandten Pentz
und Günther
Christian Gf. von Pentz (1600–1651); Friedrich Günther (1581–1655), dänischer
Kammersekretär; für die Angabe des Jahres ist im Diarium eine Lücke gelassen; da
beide sich auf der Durchreise zum Kaiserhof in Bonn befunden haben sollen, wird ihre
Gesandtschaft nach Wien 1637 gemeint sein (vgl. G. Lorenz S. 36f.).
Krieg anfangen. Er und andere Katholiken haben den Prager Frieden desto
ehender angenommen, weylen darin etlicher stiffter wegen den catholischen
zu guetem disponirt, und hab der herr graff auff solchen receß, alß wel-
chen er selbsten auffrichten helffen, desto mehrers darumb zu haltten,
weiln sonsten zu besorgen, daß der mitt Dennemarck aufgerichtete
Lubecker vertrag gleichfalß, zu schaden des reichs, nicht wurde gehaltten
werden. Worauff der graff von Trautmansdorff, ja wohl Lübecker
Schluß, waß hette der könig in Dennemarck davon gehaltten? Offerirte
dabey, daß er sich ferners dieß stiffts conservation woltte angelegen sein
laßen. Die Ritterschaft von Minden und Osnabrück hat sich durch Oxen-
stierna bei ihm wegen Religionsfreiheit gleich andern freyen reichsritter-
schafften angegeben, er hat sie an W als den Landesherrn verwiesen, und
werde er sich woll in dießem oder andern, waß I. H. G. concerniren thue,
wohl nichts einlaßen. Die Schweden fordern Schlesien nicht mehr, bestehen
aber auf Pommern, Wismar, Bremen und Verden; sonderlich woltten sie
von Pomern durchauß nicht ablaßen, und besorge er, weiln sie im reich so
vielen vortheil erlangt, man inen woll etwas davon werde laßen müeßen.
Er befinde die Schweden dergestalt intentionirt, daß mitt denselben wohl
würde -zu schließen sein, und hab der Milonius gegen den Kayserlichen
secretarium gedacht, wan die gesandet mitt rechter vollmacht versehen, sie
albereit mitt ihme graffen woltten geschloßen haben. Auf Ws Frage erläu-
tert Trauttmansdorff, die Gesandten hätten zwar Vollmacht, seien aber an
den Kanzler Oxenstierna gebunden. Auf die Frage, welche Hoffnung er
zum Frieden habe, antwortet Trauttmansdorff, er vermeine gentzlich, daß
circa Pascha in Aprill der fried solle geschloßen sein. Die Frantzosen anbe-
langendt , köntten sich dieselbe mitt den angebottenen 3 stifftern wohl con-
tentiren , und seye einmahl gar gewiß, daß sie auff ihren postulatis sonderlich
nicht werden bestehen. Daß maiste aber werde ratione gravaminum reli-
gionis zu thuen sein; er hette von hertzen gern gesehen, daß die catholische
gegengravamina dergestalt wohl eingesteldt, daß auch der gegentheill selbst
muste bekennen, daß solche fundamenta und discretion nicht verhofft
hetten; wan man bestendig pleib, wurde die sachen noch woll voneinander
zu pringen sein. Uber den geistlichen vorbehaldt hetten ihme die prote-
stirende einige media
Vgl. oben [ S. 399 Anm. 2 ] .
man müeste aber dencken, das der baum vom ersten streich nicht falle, son-
dern sie noch wohl beßer hinzukommen werden, und hab er solche media
dem Churmaintzischen directorio albereit zugesteldt. Wegen der übrigen
puncten hetten sie die zusag gleichfalß gethan, die vorschläge nachzu-
schicken . Quoad amnistiam, bestunden zwarn die uncatholische zu Oßna-
brugk auff dem iahr 1618, hingegen in puncto satisfactionis seyen sie einer
meinung durchgehents, daß den Frantzosen die begerte landen nicht zu
laßen. Allein seye zu betauren, daß Churbayern sowohl durch schreiben alß
der ihrigen mundtliche remonstration die sachen solcher gestaldt übereylet,
ia ex parte Caesaris et catholicorum daß werck eben in puncto, da man
tractiren und schließen sollte, so gar desperat gemacht werden wolle. Sogar
hette auch Churbayern geschrieben, alß wan sie zuletzt umb die chur
soviell nicht fragten; wan nun solches außkommen soltte, seye leicht zu er-
achten , waß man werde erhaltten können. Oxenstierna hat ihm gegenüber
nacheinander die Übertragung der böhmischen Kur auf Bayern oder Pfalz,
die Alternation und die achte Kur vorgeschlagen; zu letzterem hat er
geantwortet, daß dieß ein mittell sein mögtte. Wegen der Unterpfalz hat er
eine Restitution unter gewissen Bedingungen, womit er die Religion meint,
für möglich hingestellt; die Oberpfalz müsse wegen der bekannten Schuld
pfandweise bei Bayern bleiben. [...]