Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 I 16
1646 I 16
Dienstag Portmann bei W. [...]
Bericht Ws über die Vor-
schläge wegen der Deputation. Portmann will darüber mit Heiden reden
und stellt dessen Zustimmung in Aussicht; vermaine sonsten in alle weg,
daß davon collegialiter werde proponirt und ein formlicher schluß wie her-
kommens gemacht werden.
Mitteilung an die Mainzer mit der Anregung, die Stände für morgen zu
berufen. Die Mainzer halten vorher eine Sonderberatung der katholischen
Kurfürstlichen für nötig und bestätigen, daß in Osnabrück die Replik allein
den Ksl. eröffnet worden sei. – [...]
W bei Servien. Dieser versichert, man habe sich wegen Aufnahme von
Minden, Osnabrück und Halberstadt in die schwedische Replik schon be-
schwert . Auf Ws Frage, warum nicht auch wegen Verden, antwortet er, da
es wie Bremen schon vorher in protestantischer Hnad gewesen sei. Man
habe noch nit consentirt, daß dieselbe die Schweden oder uncatholische
haben solten, dieses aber wol zugeben, daß davon in proposition ge-
bracht und handlung darueber gepflogen werden köndt. Wan es auch der
Kayser bewilligte, wie in dem Prager schluß beschehen, konten sie es nit
hindern, werden aber darzu nit cooperiren, sondern sich nur passive halt-
ten . I. H. G.: Alß nun die Schweden solch ihr begehren solten wollen
behaubten, I. H. G. aber dagegen sich opponirten, ob ihnen die Franzosen
mehr alß ihro und den catholischen favorisiren und assistiren würden? Sie
praetendirtens fur sich eben so groß nit, sondern wan man eines catholi-
schen successoris gesichert, hetten sie kein bedenckens, morgen ahm tag ihr
habendes ius zu resigniren. Anderer gestalt aber seyen sich deßelben zue
begeben in ewigkeit nit gedacht, auch bona conscientia die schäfflein, so
von Gott und der hochsten obrigkeit ihro anvertrawet, in der wölffen
rachen nit kommen laßen kondten. Außerdem sonsten groß disceptation
deßhalber zu haben kein ursach sey, zumaln es das geringste stifft in ganz
Teutschland, thette in allem auch zu guten zeiten jährlichs nicht uber 10
oder 12 000 thlr., hette nur 1 statt, 1 residenz oder ambt hauß, und 1 vom
adl. Woruber der conte Servient sich verwundert, mit abermaligem
vermelden, daß sie nit gedacht, positive den uncatholischen einig stifft zu
geben, vom Kayser aber seye denselben alberait vertrostung beschehen, ja
gar zu behalten durch den Prager frieden bewilliget. Wan hie dergleichen
geschehen solt, seye die schuld nit ihr (zumaln sie sich passive darin halten
wurden), sondern des Kaysers. Worauf I. H. G., daß im Prager schluß
durch einen nebenreceß dieser stifft ihro reservirt , bey deme sie Ihre
Kayserliche Maiestät auch gern wurden manuteniren, und stunde nur bey
ihn Franzosen sich disfalß ihrer ebenmeßig anzunehmen, welches sie und
alle catholische desto mehrers verhoffen und pitten thetten, weylen dieser
stifft zum Westvelischen craiß notorie gehorig, und alle darin gelegene
fürstenthumb der catholischen religion zugethan; were auch kein suffra-
ganeat nacher Bremen, sondern Mainz. Grundlosigkeit der dänischen An-
sprüche . Auf die Frage, ob das capitul zu Verden nicht uncatholisch, sagten
I. H. G., der meiste theyl. Wan sie auch abgehen solten, ius eligendi episco-
pum beym capitul vermög des Prager schlußes sein wurde, also acatholici
sich auch nit zu beschweren hetten. Aber sie hofften zu Gott, bey fuhrender
regierung in kurzem maiorem capituli partem catholisch zu haben, wo-
durch alßdan dieser stifft den catholischen ewig pleiben konne; welches
von ihnen Franzosen wol zu consideriren, und in gehaimb zu halten
were. Dießem nach hat es de publicis und in specie von der begerten
deputation zu reden gelegenheit geben, wobey I. H. G. dasienige hin und
wieder in effectu repetirt, was deßhalber beym duc de Longeville und
d’Avaux vorkommen, und wie sie vermerckt, daß vom Servient ein puncto
di honore auß diesem werck gemacht werden wolle, haben sie dafur und
daß man doch die sach nit mehrers exacerbiren wolte, underschiedlich
gepetten, weylen sonsten das corpus imperii gleichfalß auf den respect se-
hen , dadurch aber das werck desto mehrers vulnerirt und insanabel gemacht
wurde werden. Jetzt were auß den sachen noch woll zue kommen, seye
sonst dasienige, warauf die Franzosen sich fundiren, daß nemblich den
Schweden die deputatio wiederfahren, irrig, und auß ungleicher infor-
mation hergeflossen, und weylen sie dan offters contestiret, daß keine novi-
tates suchen wolten, so geschehe niemandts kein ungleich. Auf welches
der Servient bekennen mußen, daß man pillich dahin zu sehen, damit diese
difficultet mehrers nicht movirt, oder extendirt wurde. Wie er sich dan er-
potten , noch heut mit dem Longeville und dem Avaux deßhalber zu reden.
Sagte darbei, das ein Passauischer gesandter hie angelangt, were vom erz-
herzog deputirt, welcher 16 vota haben solle, und also leicht zu erachten,
wie die Oesterreichische practiciren. Darauf I. H. G. ihme den un-
grundt mit bestand remonstrirt, indeme dießer abgeordneter nur wegen
Teutschmeister, Passau, Straßburg, Halberstat, Murbach und Hirschfeld zu
votiren kommen were. Darauf sagte er, Hirschfelt seie doch strittig .
I. H. G. andworteten, der erzherzog und die catholische hetten sich
dessen noch nit begeben. Weiters, als der discurs kham, das im Passau-
wer vertrag versehen, daß ein herr die underthanen reformieren konte,
sagte er, es sei schwer, ob diß nit aufzuheben, das kein theil reformiren
khonte. Ist ihme aber gar woll mit villem begegnet und remonstrirt
worden, das solches ruina religionis catholicae were. Uber dieß sagt er,
das das edictum vill unruhe und unwillen causirt, weiln solches dem
Passauer vertrag und constitutionibus imperii zuwieder were. Daruber
ihme totum contrarium durch lange deduction, auch punctorum singulorum
enumerationem demonstriert worden, das er sich gar sadisfatto bezaigt hat.
Bayern bei W. Bericht über die französischen Äußerungen zur Deputation.
Der von Mainz vorgeschlagenen Sonderberatung stimmen die Bayern zu.
– Mitteilung an die Mainzer.
schläge wegen der Deputation. Portmann will darüber mit Heiden reden
und stellt dessen Zustimmung in Aussicht; vermaine sonsten in alle weg,
daß davon collegialiter werde proponirt und ein formlicher schluß wie her-
kommens gemacht werden.
Mitteilung an die Mainzer mit der Anregung, die Stände für morgen zu
berufen. Die Mainzer halten vorher eine Sonderberatung der katholischen
Kurfürstlichen für nötig und bestätigen, daß in Osnabrück die Replik allein
den Ksl. eröffnet worden sei. – [...]
W bei Servien. Dieser versichert, man habe sich wegen Aufnahme von
Minden, Osnabrück und Halberstadt in die schwedische Replik schon be-
schwert . Auf Ws Frage, warum nicht auch wegen Verden, antwortet er, da
es wie Bremen schon vorher in protestantischer Hnad gewesen sei. Man
habe noch nit consentirt, daß dieselbe die Schweden oder uncatholische
haben solten, dieses aber wol zugeben, daß davon in proposition ge-
bracht und handlung darueber gepflogen werden köndt. Wan es auch der
Kayser bewilligte, wie in dem Prager schluß beschehen, konten sie es nit
hindern, werden aber darzu nit cooperiren, sondern sich nur passive halt-
ten . I. H. G.: Alß nun die Schweden solch ihr begehren solten wollen
behaubten, I. H. G. aber dagegen sich opponirten, ob ihnen die Franzosen
mehr alß ihro und den catholischen favorisiren und assistiren würden? Sie
praetendirtens fur sich eben so groß nit, sondern wan man eines catholi-
schen successoris gesichert, hetten sie kein bedenckens, morgen ahm tag ihr
habendes ius zu resigniren. Anderer gestalt aber seyen sich deßelben zue
begeben in ewigkeit nit gedacht, auch bona conscientia die schäfflein, so
von Gott und der hochsten obrigkeit ihro anvertrawet, in der wölffen
rachen nit kommen laßen kondten. Außerdem sonsten groß disceptation
deßhalber zu haben kein ursach sey, zumaln es das geringste stifft in ganz
Teutschland, thette in allem auch zu guten zeiten jährlichs nicht uber 10
oder 12 000 thlr., hette nur 1 statt, 1 residenz oder ambt hauß, und 1 vom
adl. Woruber der conte Servient sich verwundert, mit abermaligem
vermelden, daß sie nit gedacht, positive den uncatholischen einig stifft zu
geben, vom Kayser aber seye denselben alberait vertrostung beschehen, ja
gar zu behalten durch den Prager frieden bewilliget. Wan hie dergleichen
geschehen solt, seye die schuld nit ihr (zumaln sie sich passive darin halten
wurden), sondern des Kaysers. Worauf I. H. G., daß im Prager schluß
durch einen nebenreceß dieser stifft ihro reservirt , bey deme sie Ihre
Kayserliche Maiestät auch gern wurden manuteniren, und stunde nur bey
ihn Franzosen sich disfalß ihrer ebenmeßig anzunehmen, welches sie und
alle catholische desto mehrers verhoffen und pitten thetten, weylen dieser
stifft zum Westvelischen craiß notorie gehorig, und alle darin gelegene
fürstenthumb der catholischen religion zugethan; were auch kein suffra-
ganeat nacher Bremen, sondern Mainz. Grundlosigkeit der dänischen An-
sprüche . Auf die Frage, ob das capitul zu Verden nicht uncatholisch, sagten
I. H. G., der meiste theyl. Wan sie auch abgehen solten, ius eligendi episco-
pum beym capitul vermög des Prager schlußes sein wurde, also acatholici
sich auch nit zu beschweren hetten. Aber sie hofften zu Gott, bey fuhrender
regierung in kurzem maiorem capituli partem catholisch zu haben, wo-
durch alßdan dieser stifft den catholischen ewig pleiben konne; welches
von ihnen Franzosen wol zu consideriren, und in gehaimb zu halten
were. Dießem nach hat es de publicis und in specie von der begerten
deputation zu reden gelegenheit geben, wobey I. H. G. dasienige hin und
wieder in effectu repetirt, was deßhalber beym duc de Longeville und
d’Avaux vorkommen, und wie sie vermerckt, daß vom Servient ein puncto
di honore auß diesem werck gemacht werden wolle, haben sie dafur und
daß man doch die sach nit mehrers exacerbiren wolte, underschiedlich
gepetten, weylen sonsten das corpus imperii gleichfalß auf den respect se-
hen , dadurch aber das werck desto mehrers vulnerirt und insanabel gemacht
wurde werden. Jetzt were auß den sachen noch woll zue kommen, seye
sonst dasienige, warauf die Franzosen sich fundiren, daß nemblich den
Schweden die deputatio wiederfahren, irrig, und auß ungleicher infor-
mation hergeflossen, und weylen sie dan offters contestiret, daß keine novi-
tates suchen wolten, so geschehe niemandts kein ungleich. Auf welches
der Servient bekennen mußen, daß man pillich dahin zu sehen, damit diese
difficultet mehrers nicht movirt, oder extendirt wurde. Wie er sich dan er-
potten , noch heut mit dem Longeville und dem Avaux deßhalber zu reden.
Sagte darbei, das ein Passauischer gesandter hie angelangt, were vom erz-
herzog deputirt, welcher 16 vota haben solle, und also leicht zu erachten,
wie die Oesterreichische practiciren. Darauf I. H. G. ihme den un-
grundt mit bestand remonstrirt, indeme dießer abgeordneter nur wegen
Teutschmeister, Passau, Straßburg, Halberstat, Murbach und Hirschfeld zu
votiren kommen were. Darauf sagte er, Hirschfelt seie doch strittig .
I. H. G. andworteten, der erzherzog und die catholische hetten sich
dessen noch nit begeben. Weiters, als der discurs kham, das im Passau-
wer vertrag versehen, daß ein herr die underthanen reformieren konte,
sagte er, es sei schwer, ob diß nit aufzuheben, das kein theil reformiren
khonte. Ist ihme aber gar woll mit villem begegnet und remonstrirt
worden, das solches ruina religionis catholicae were. Uber dieß sagt er,
das das edictum vill unruhe und unwillen causirt, weiln solches dem
Passauer vertrag und constitutionibus imperii zuwieder were. Daruber
ihme totum contrarium durch lange deduction, auch punctorum singulorum
enumerationem demonstriert worden, das er sich gar sadisfatto bezaigt hat.
Bayern bei W. Bericht über die französischen Äußerungen zur Deputation.
Der von Mainz vorgeschlagenen Sonderberatung stimmen die Bayern zu.
– Mitteilung an die Mainzer.