Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 XII 30
1645 XII 30
Samstag Mitteilung von d’Avaux: Aus Zeitgründen
wird Oxenstierna diesmal keine Besuche annehmen können, will aber,
wenn eben möglich, W noch empfangen. – Mitteilung an die Bayern. Da
keine Notifikation erfolgt, unterbleibt der Besuch.
Bericht Landsbergs: Besuch Oxenstiernas bei Nassau. Als Grund seines
Besuches hat Oxenstierna Absprachen über den weiteren Verhandlungs-
modus angegeben und dazu vier Vorschläge gemacht: 1. Zusammenkunft
der Beteiligten an einem Ort, 2. Verhandlung durch Schreiben, 3. durch
Deputierte, 4. durch die Sekretäre. Die Ksl. haben 1 und 2 als zu umständ-
lich , 3 und 4 wegen der Gefahr von Mißverständnissen abgelehnt und Fort-
setzung der Verhandlungen über die Mediatoren empfohlen. Oxenstierna
hat auf Fertigstellung der katholischen Schrift zu den Gravamina gedrun-
gen , deren Behandlung unumgänglich sei, und zum geistlichen Vorbehalt
gemeint, daß übertretende Bischöfe ihre Stifter wenigstens auf Lebenszeit
behalten sollten. Die Ksl. haben eingewandt, daß solches also nit herkom-
men und dergleichen große confusion gebähren werde. [...]
Bericht Buschmanns: Die Protestanten haben ihre Gravamina
Druck: J. G. Meiern II S. 522ff.
den Ksl.,
dem Mainzer Direktorium, den Schweden und zur Mitteilung an die Fran-
zosen Vulteius zugestellt. Vor Erhalt der Gravamina wollten die Schweden
ihre Replik nicht herausgeben. Nach vertraulicher Mitteilung Trauttmans-
dorffs sind die Schweden bereit, ohne Vermittler mit den Ksl. zu ver-
handeln . Zur Pfälzer Frage hat Trauttmansdorff zu Buschmann geäußert,
Bayern lehne die Alternation ab, die achte Kur mache Schwierigkeiten,
man habe sich mit einem oder andern vorschlag nicht zu ubereylen, verhof-
fend , die sachen dahin zum besten sich wurden richten laßen, daß die chur
bey der ganzen Wilhelmischen lini perpetuirt, auch die Oberpfalz iure
pignoris dem hauß Bayern, so lang biß die forderung der 13 millionen
erlegt, pleiben solle. Die Schweden sprechen jetzt von einer Pommern,
Schlesien, Teile Mecklenburgs und 6–7 Stifter umfassenden Satisfaktion,
vermutlich um damit auch Äquivalente für Brandenburg zu gewinnen. –
[...]
Mitteilung Chigis: Lösung des Herzogs von Lothringen vom Bann wegen
seiner Doppelehe .
Bayern bei W: Kurbayern sieht, daß der Kaiser den Frieden hauptsächlich
durch Trennung der Protestanten von den Kronen zu erreichen sucht. Zue
besorgen, daß solche abziehung anderst nicht, alß cum magno detrimento
der catholischen religion werde geschehen konnen; zumalen die protesti-
rende leichtlich mercken konnen, daß ein yeder theyl umb sie buhle, und sie
dahero sich theur zu machen anlaß nehmen werden. Derowegen wol zu
bedencken stunde, daß weilen man einen weg wie den andern ohne der
frembden cronen satisfaction den zweck des friedens nicht erlangen,
sondern wan schon die stend under sich allerdings ainig, man erst mit den
frembden coronen einen newen krieg werde anfangen mußen, ob dan nicht
beßer auf solche satisfaction bedacht zu sein. Und hielten Seine Churfürst-
liche Durchlaucht eine notturfft, daß die catholische chur- und furstliche
abgesandte ingesambt oder durch einen ausschuß den Kayserlichen gesand-
ten die notturfft remonstriren und sie ersuchen und erinnern möchten,
gleich alspald den frembden coronen, so gut man werde konnen, in puncto
satisfactionis zu begegnen. Das Angebot mit Metz, Toul und Verdun un-
zureichend . Möglichkeit eines spanisch-französischen Sonderfriedens, wa-
durch dan Teutschland der ganzer last des kreigs ubern halß gezogen
würde. Derowegen beßer in zeiten in causis prophanis mit den frembden
frieden zu stifften, alß vorerst dispendium religionis zue leiden und dan-
noch folgendts zue solchen mittelen zu schreitten. W: Daß dieses eine
hochvernunfftige erinnerung, Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht auch fur
solchen in religionssachen bezeigende sorg und eiffer von allen catholischen
billich hoher danck gebühre. Dieweyln es aber iezo auf dem beruhe, daß
die Franzosen und Schweden ihre haubterklehrung von sich geben und man
darauß vernehmen wird, wohin sie mit ihrer satisfaction endt- und eigent-
lich ziehlen, so werd den catholischen stenden die materia selbst ahn hand
geben, sich dieserthalb mit den Kayserlichen in underredung einzulaßen
und die notturfft vor augen zu stellen. Inmittelst aber hielten I. H. G.
beßer hiemit in rhue zu stehen, den zweiffelsohn die Kayserlichen doch
alles auf solche der frembden coronen erwarttende erklehrung hinweisen
und man mit dieser erinnerung nichts außrichten wurde, dan den unglimpff
einzulegen, alß ob die stend gern sehen wolten, daß Ihre Kayserliche Maje-
stät mit hinderlaßung ihrer landen den frieden dem reich erkauffen solten.
wird Oxenstierna diesmal keine Besuche annehmen können, will aber,
wenn eben möglich, W noch empfangen. – Mitteilung an die Bayern. Da
keine Notifikation erfolgt, unterbleibt der Besuch.
Bericht Landsbergs: Besuch Oxenstiernas bei Nassau. Als Grund seines
Besuches hat Oxenstierna Absprachen über den weiteren Verhandlungs-
modus angegeben und dazu vier Vorschläge gemacht: 1. Zusammenkunft
der Beteiligten an einem Ort, 2. Verhandlung durch Schreiben, 3. durch
Deputierte, 4. durch die Sekretäre. Die Ksl. haben 1 und 2 als zu umständ-
lich , 3 und 4 wegen der Gefahr von Mißverständnissen abgelehnt und Fort-
setzung der Verhandlungen über die Mediatoren empfohlen. Oxenstierna
hat auf Fertigstellung der katholischen Schrift zu den Gravamina gedrun-
gen , deren Behandlung unumgänglich sei, und zum geistlichen Vorbehalt
gemeint, daß übertretende Bischöfe ihre Stifter wenigstens auf Lebenszeit
behalten sollten. Die Ksl. haben eingewandt, daß solches also nit herkom-
men und dergleichen große confusion gebähren werde. [...]
Bericht Buschmanns: Die Protestanten haben ihre Gravamina
Druck: J. G. Meiern II S. 522ff.
dem Mainzer Direktorium, den Schweden und zur Mitteilung an die Fran-
zosen Vulteius zugestellt. Vor Erhalt der Gravamina wollten die Schweden
ihre Replik nicht herausgeben. Nach vertraulicher Mitteilung Trauttmans-
dorffs sind die Schweden bereit, ohne Vermittler mit den Ksl. zu ver-
handeln . Zur Pfälzer Frage hat Trauttmansdorff zu Buschmann geäußert,
Bayern lehne die Alternation ab, die achte Kur mache Schwierigkeiten,
man habe sich mit einem oder andern vorschlag nicht zu ubereylen, verhof-
fend , die sachen dahin zum besten sich wurden richten laßen, daß die chur
bey der ganzen Wilhelmischen lini perpetuirt, auch die Oberpfalz iure
pignoris dem hauß Bayern, so lang biß die forderung der 13 millionen
erlegt, pleiben solle. Die Schweden sprechen jetzt von einer Pommern,
Schlesien, Teile Mecklenburgs und 6–7 Stifter umfassenden Satisfaktion,
vermutlich um damit auch Äquivalente für Brandenburg zu gewinnen. –
[...]
Mitteilung Chigis: Lösung des Herzogs von Lothringen vom Bann wegen
seiner Doppelehe .
Bayern bei W: Kurbayern sieht, daß der Kaiser den Frieden hauptsächlich
durch Trennung der Protestanten von den Kronen zu erreichen sucht. Zue
besorgen, daß solche abziehung anderst nicht, alß cum magno detrimento
der catholischen religion werde geschehen konnen; zumalen die protesti-
rende leichtlich mercken konnen, daß ein yeder theyl umb sie buhle, und sie
dahero sich theur zu machen anlaß nehmen werden. Derowegen wol zu
bedencken stunde, daß weilen man einen weg wie den andern ohne der
frembden cronen satisfaction den zweck des friedens nicht erlangen,
sondern wan schon die stend under sich allerdings ainig, man erst mit den
frembden coronen einen newen krieg werde anfangen mußen, ob dan nicht
beßer auf solche satisfaction bedacht zu sein. Und hielten Seine Churfürst-
liche Durchlaucht eine notturfft, daß die catholische chur- und furstliche
abgesandte ingesambt oder durch einen ausschuß den Kayserlichen gesand-
ten die notturfft remonstriren und sie ersuchen und erinnern möchten,
gleich alspald den frembden coronen, so gut man werde konnen, in puncto
satisfactionis zu begegnen. Das Angebot mit Metz, Toul und Verdun un-
zureichend . Möglichkeit eines spanisch-französischen Sonderfriedens, wa-
durch dan Teutschland der ganzer last des kreigs ubern halß gezogen
würde. Derowegen beßer in zeiten in causis prophanis mit den frembden
frieden zu stifften, alß vorerst dispendium religionis zue leiden und dan-
noch folgendts zue solchen mittelen zu schreitten. W: Daß dieses eine
hochvernunfftige erinnerung, Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht auch fur
solchen in religionssachen bezeigende sorg und eiffer von allen catholischen
billich hoher danck gebühre. Dieweyln es aber iezo auf dem beruhe, daß
die Franzosen und Schweden ihre haubterklehrung von sich geben und man
darauß vernehmen wird, wohin sie mit ihrer satisfaction endt- und eigent-
lich ziehlen, so werd den catholischen stenden die materia selbst ahn hand
geben, sich dieserthalb mit den Kayserlichen in underredung einzulaßen
und die notturfft vor augen zu stellen. Inmittelst aber hielten I. H. G.
beßer hiemit in rhue zu stehen, den zweiffelsohn die Kayserlichen doch
alles auf solche der frembden coronen erwarttende erklehrung hinweisen
und man mit dieser erinnerung nichts außrichten wurde, dan den unglimpff
einzulegen, alß ob die stend gern sehen wolten, daß Ihre Kayserliche Maje-
stät mit hinderlaßung ihrer landen den frieden dem reich erkauffen solten.