Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 IX 27

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1645 IX 27
Mittwoch Absprache mit den Bayern, wonach Reck im
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Namen beider Gesandtschaften die Ksl. und Mediatoren über die letzten
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Gespräche informieren soll.

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Reck bei Chigi. Dieser erfreut, daß man sich also bestendig und behertzt in
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einer so gerechten sach bezeige; er seines theilß, so viel Heßenn und das
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interesse der catholischenn anginge, trette auß dem officio mediationis
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und stellete sich alß partem da; wie er dan solches denn Frantzosen noch
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gesteren gesagt, indeme er den Venetum, alß diese materie mit ime tractirt,
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auf sein begehren accampagnirt. Dabei hat er den Franzosen, die ihren
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Eifer für die Religion rühmten, vorgehalten, daß durch ihre Teilnahme am
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Krieg die Kirche bisher nur gelitten habe. Wegen Hessen würden sie gern
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ein temperamentum sehen unnd mit einem oder annderen actu admissionis
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sich woll [...] contentiren laßen, worüber Contarini vermitteln soll.

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Reck: Die Frantzosen gingen auf ihren respect, so muste man hierinnen
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auch imperatoris et imperii interesse wol consideriren, und wehre admissio
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Hassorum pro una vel duabus vicibus kein temperamentum, alß lang sie nit
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außgesohnet, sondern wurde dadurch ein solcher bruch in der reichsordt-
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nung unnd gegen Ihrer Kayserlichen Majestät authoritet geschehen, daß eß
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viele unersetzliche böse consequentias nach sich ziehen wurde. Wan ie etwas
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in specie pro aliqua satisfactione Gallis danda geschehen solte, so were
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genug, wan man mit den Heßen nach dem Regenspurgischen modo sich
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gubernirte. Dieses des Heßen begehren hette ein gar weites außsehen, unnd
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wan sie die admission erhieltenn, so wurden sie die waffen alios condem-
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nando iustificirenn und den punctum von innen begehrter satisfaction unnd
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recompens zu behaupten gedenckenn. Chigi hält für richtig, daß auch
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Contarini informiert wird, am besten durch die Ksl., und ermuntert Reck,
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er möge seinetwegen den Kayserlichen herren gesandten wol sagen, daß sie
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nur bestenndig pleiben solten.

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Reck bei Volmar , hinzu später Nassau. Nassau berichtet, Contarini habe
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gestern mitgeteilt, die Franzosen blieben dabei, daß wie beim Passauer Ver-
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auch jetzt alle Stände zugelassen werden müßten, andernfalls dürfte
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Hessen den Kongreß verlassen und Frankreich sich mit ihm solidarisch er-
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klären
. Nassau hat geantwortet, die Drohung befremde ihn, da Hessen bei
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den Verhandlungen seine Sache vorbringen und durch Annahme der frühe-
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ren
ksl. Erklärung die Akkomodation erlangen könne; der Paßawischer
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vertrag wurde hiebey ubel allegirt, unnd wan es endtlich bey so unbegrün-
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deter ursach den Frantzosen belustete, die tractaten zu abrumpiren, so wur-
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den sie Ihrer Majestät nit verdencken, daß sie per manifestum der gantzen
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weit dieser sachen beschaffenheit zu erkennen geben. Mit Volmar wird ver-
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einbart
, daß Freitag die Ksl. den Mediatoren darlegen, daß kein tempera-
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mentum in admissione, quamdiu landtgravia in isto statu persistit, zue
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finden. Eß wehre sonsten wol zu sorgen, daß der Venetus, so in allem mit
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den cronen die sachenn zu bilanciren gedachte, indeme es bekennet, daß
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authoritas Caesaris in exclusione Hassorum erhalten wurde, solches zu ver-
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mittelen gedencken mogte, damit Ihre Kayserliche Majestät den vortheil
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unnd authoritet allein nit erhielten, dahero einer gueten circumspection und

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bestendigkeit vonnotthen. Nachricht, daß St. Romain in Osnabrück die
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Schweden zum Widerstand gegen den Ausschluß Hessens bewegen sollte,
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wozu diese sich, da sie die Sache für unbillig halten, nur widerstrebend be-
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reitgefunden
haben.

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