Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 VIII 23
1645 VIII 23
Mittwoch Buschmann bei d’Avaux. Auf dessen Klagen
wegen Verzögerung der Antwort auf die Proposition betont Buschmann die
Friedensbegierde Deutschlands, das nun so viele jahr das theatrum gewest,
darauff diese comoedi gespielt, dadurch dan alle landen ins verderb ge-
bracht , und were uber daßelbig noch dieses zum hochsten zu bethauren,
daß die catholische religion vieler ortthen so ein großen abbruch darunter
erlitten. Religiöser Charakter des Krieges, der aus dem Restitutionsedikt und
dagegen geschlossenen Leipziger Bundes entstanden ist, weshalb man sich zu
der cron Franckreich soviel weniger der hostilitet wieder die catholische
parthey versehen hette. Jetzo ruhre auch die hinderung, daß man zu der
handlung selbst nit schreitten kann, von den herren Franzosisch und
Schwedischen gesanden selbst her, indem sie den stenden ein zanckeyßen
ratione modi consultandi vorgeworffen, und nun etliche hie zu Munster,
andere aber zu Oßnabruck sein wolten. Daruber man sich allem ansehen
nach schwerlich undereinander werd vergleichen konnen, und scheine, daß
die uncatholische auff die Schweden eine solche große confidenz, ihre prae-
tendirte religionsgravamina durch sie durchzutreiben, gesezt, und dero-
wegen von denen sich nit separiren wolten. Hingegen wüsten die catholi-
schen nit, ob und weßen man sich hac in parte zu den Franzosen zu ver-
laßen ; imo müste man sich viel mehr des gegenspiels besorgen, weylen sie in
ihrer eigenen proposition alles in den stand, warin es anno 1618 gewest,
wieder gesezt haben wolten, welches dan dieses auch implicite in sich be-
greiffe , daß die catholische alle wieder sie, auch gegen den austrücklichen
inhalt des religion friedens beschehene usurpationes nachgeben und darzu
still schweigen müßen. Des de Avaux replica war darauff, daß sie bey
ergreiffung der waffen auf das Kayserliche edict durchauß kein reflexion
gehalten, sondern hetten sich durch andere politische ursachen, indeme sie
durch das hauß Osterreich vilfaltig und unpilliger weiß lacessirt, benotthi-
get befunden. Der stend strittigkeit ratione modi consultandi ginge sie nicht
ahn; wurde bey den stenden selbst stehen, sich daruber zu vergleichen und
weren sie Franzosen ihres theyls indifferent, ahn welchem orth die stend
beyeinander kehmen. Wenn die hiesigen Stände sich zur Reise nach Osna-
brück erböten und die Osnabrücker sähen, daß dort nicht unterzukommen sei,
würden letztere um so eher nach Münster folgen. In ihrer Proposition wird
Wiederherstellung des Standes von 1618 mit der Klausel ‘exceptis iis super
quibus hisce tractatibus aliter conventum fuerit‘ gefordert. Er rät in der
Religionsfrage zu einer Suspension auf 40 Jahre vom Friedensschluß an.
Die Schweden und uncatholische stend, wan man disseits sich etwas hart
hielt, damit vermuthlich wol zufrieden sein wurden; zu ihnen Franzosen
hetten einmal die catholische sich alles guten zu versehen, man wurde aber
davon nit lautt schreyhen, noch sie in die diffidentz und gealosie bey den
Schweden sezen müßen. Spanien wird entweder die früher gegenüber
Frankreich gemachten Eroberungen zurückgeben oder sich gefallen lassen
müssen, daß Frankreich jetzt gleichfalls seine Eroberungen behält.
Buschmann bei Vulteius, der mitteilt, nach Bericht Scheffers beständen die
Osnabrücker Stände auf Beratung an beiden Orten und würde man sich
eines modi conferendi inter status utriusque loci zu vergleichen haben
müßen. Buschmann: Zu bethauren, daß die stend iezo, da doch menig-
lich necessitatem erkennt, ihnen selbsten zu deßen befurderung hinderlich,
zumalen menniglich leicht erkennen kondt, was ein solcher tractandi modus
fur umbschweiff und verlengerung gebrauch. Offenbar fürchten die Prote-
stanten , daß die Katholiken nicht über die Religionsgravamina verhandeln
wollen, und halten sich deshalb an die Schweden. Nach seiner Meinung
sind die Katholiken bereit, auf Wunsch der Protestanten sogleich alßbald
daruber in underredung sich einzulaßen; es wurde aber gleichwol auch auf
solchen fall eine notturfft sein, ahn einem orth zusammenzukommen.
Vulteius: Um einen beständigen Frieden zu schließen, muß man zwar
die Gravamina behandeln, obs aber sogleich iezo, ehe man die tractatus
quoad reliqua quae ad pacem cum exteris spectent etwas mehrers solidirt,
sich schicken wurde, muß er anstehen, weylen die frembde cronen dadurch
in gealosie, alß wolten die stend mit ausschließung ihrer sich vereinpahren,
gesezt werden.
wegen Verzögerung der Antwort auf die Proposition betont Buschmann die
Friedensbegierde Deutschlands, das nun so viele jahr das theatrum gewest,
darauff diese comoedi gespielt, dadurch dan alle landen ins verderb ge-
bracht , und were uber daßelbig noch dieses zum hochsten zu bethauren,
daß die catholische religion vieler ortthen so ein großen abbruch darunter
erlitten. Religiöser Charakter des Krieges, der aus dem Restitutionsedikt und
dagegen geschlossenen Leipziger Bundes entstanden ist, weshalb man sich zu
der cron Franckreich soviel weniger der hostilitet wieder die catholische
parthey versehen hette. Jetzo ruhre auch die hinderung, daß man zu der
handlung selbst nit schreitten kann, von den herren Franzosisch und
Schwedischen gesanden selbst her, indem sie den stenden ein zanckeyßen
ratione modi consultandi vorgeworffen, und nun etliche hie zu Munster,
andere aber zu Oßnabruck sein wolten. Daruber man sich allem ansehen
nach schwerlich undereinander werd vergleichen konnen, und scheine, daß
die uncatholische auff die Schweden eine solche große confidenz, ihre prae-
tendirte religionsgravamina durch sie durchzutreiben, gesezt, und dero-
wegen von denen sich nit separiren wolten. Hingegen wüsten die catholi-
schen nit, ob und weßen man sich hac in parte zu den Franzosen zu ver-
laßen ; imo müste man sich viel mehr des gegenspiels besorgen, weylen sie in
ihrer eigenen proposition alles in den stand, warin es anno 1618 gewest,
wieder gesezt haben wolten, welches dan dieses auch implicite in sich be-
greiffe , daß die catholische alle wieder sie, auch gegen den austrücklichen
inhalt des religion friedens beschehene usurpationes nachgeben und darzu
still schweigen müßen. Des de Avaux replica war darauff, daß sie bey
ergreiffung der waffen auf das Kayserliche edict durchauß kein reflexion
gehalten, sondern hetten sich durch andere politische ursachen, indeme sie
durch das hauß Osterreich vilfaltig und unpilliger weiß lacessirt, benotthi-
get befunden. Der stend strittigkeit ratione modi consultandi ginge sie nicht
ahn; wurde bey den stenden selbst stehen, sich daruber zu vergleichen und
weren sie Franzosen ihres theyls indifferent, ahn welchem orth die stend
beyeinander kehmen. Wenn die hiesigen Stände sich zur Reise nach Osna-
brück erböten und die Osnabrücker sähen, daß dort nicht unterzukommen sei,
würden letztere um so eher nach Münster folgen. In ihrer Proposition wird
Wiederherstellung des Standes von 1618 mit der Klausel ‘exceptis iis super
quibus hisce tractatibus aliter conventum fuerit‘ gefordert. Er rät in der
Religionsfrage zu einer Suspension auf 40 Jahre vom Friedensschluß an.
Die Schweden und uncatholische stend, wan man disseits sich etwas hart
hielt, damit vermuthlich wol zufrieden sein wurden; zu ihnen Franzosen
hetten einmal die catholische sich alles guten zu versehen, man wurde aber
davon nit lautt schreyhen, noch sie in die diffidentz und gealosie bey den
Schweden sezen müßen. Spanien wird entweder die früher gegenüber
Frankreich gemachten Eroberungen zurückgeben oder sich gefallen lassen
müssen, daß Frankreich jetzt gleichfalls seine Eroberungen behält.
Buschmann bei Vulteius, der mitteilt, nach Bericht Scheffers beständen die
Osnabrücker Stände auf Beratung an beiden Orten und würde man sich
eines modi conferendi inter status utriusque loci zu vergleichen haben
müßen. Buschmann: Zu bethauren, daß die stend iezo, da doch menig-
lich necessitatem erkennt, ihnen selbsten zu deßen befurderung hinderlich,
zumalen menniglich leicht erkennen kondt, was ein solcher tractandi modus
fur umbschweiff und verlengerung gebrauch. Offenbar fürchten die Prote-
stanten , daß die Katholiken nicht über die Religionsgravamina verhandeln
wollen, und halten sich deshalb an die Schweden. Nach seiner Meinung
sind die Katholiken bereit, auf Wunsch der Protestanten sogleich alßbald
daruber in underredung sich einzulaßen; es wurde aber gleichwol auch auf
solchen fall eine notturfft sein, ahn einem orth zusammenzukommen.
Vulteius: Um einen beständigen Frieden zu schließen, muß man zwar
die Gravamina behandeln, obs aber sogleich iezo, ehe man die tractatus
quoad reliqua quae ad pacem cum exteris spectent etwas mehrers solidirt,
sich schicken wurde, muß er anstehen, weylen die frembde cronen dadurch
in gealosie, alß wolten die stend mit ausschließung ihrer sich vereinpahren,
gesezt werden.