Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 VII 29
1645 VII 29
Samstag Konferenz der kurfürstlichen Gesandten (siehe
APW A 1,1 S. 209ff).
[...]. W und die Kölner bei Nassau/Volmar
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 406ff ] .
. Bericht über den Verlauf seit
gestern. Zu d’Avaux’ Bemerkung über die ksl. Antwort auf die Proposition
berichtet Volmar, sie wüßten nur, daß in Wien darüber beraten werde und
auch Kurbayern gehört werden solle; vermutlich beziehe d’Avaux sich auf
eine private Äußerung Volmars gegenüber Contarini, daß in die Proposi-
tion viele sachen eingerucket, welche vor die coronas nicht, sondern die
stende des reichs gehörig, und von den exteris, wan libertas imperii in acht
genohmmen werden solle, nicht könne disputirt werden. W: Sowohl
mit Rücksicht auf die Franzosen wie wegen ihrer eigenen Stellung haben
die Mainzer Bedenken gegen den Einzug all’incognito. Man will die Fran-
zosen nochmals bitten, es bei der gestrigen Begrüßung außerhalb der Stadt
bewenden zu lassen, aber auch dann, wenn sie darauf nicht eingehen, den
offiziellen Einzug vornehmen. Bitte an die Ksl., unvermerkt Erkundigungen
über die Absichten Contarinis einzuziehen. Welches die herrn Kayser-
liche darumb bedencklich gehaltten, daß erst dadurch, wan man viell
davon movirte, ihme Veneto zum schicken würde anlaß geben. Vermainten
auch besser gewesen zu sein, das man ad Gallos nit geschikht hette. I. H.
G. vermeldeten, das die herrn Kaiserlichen solches begert hetten; zuedem
hette der Avaix gesagt, das sie diss conclusum wegen den Churmainzischen
endgegenzuschikhen, schon vor etlichen dagen gemacht hetten. Nach
gesonderter Beratung die Ksl.: Hetten verhoffet, es solle die einmahl ratio-
one nationalium gesetzte regul gehaltten worden, und man vielen inconve-
nientien dardurch entgangen sein, besorgten aber, weylen die Frantzosische
so starck darauff bestehen, man werde den einzugh in so weit auff vörige
weiß geschehen laßen müeßen, doch stünde zu gewahrten, waß die Frantzo-
sen auff die guetbefundene andeuthung sich erclehren mögtten, wiewoll sie
nicht dafür haltten, daß viel damitt werde zu richten sein, sondern die
Frantzosen dabey haltten werden, und diente nur zu merer der curfirstli-
chen endschuldigung das sie aus dem angefangenen modo nit schreiten
wollen. Von Ihrer Maiestät hetten sie befelch, den churfürstlichen gleich
den andern alberait geschehen, entgegenzuschicken. Caesar seye cum colle-
gio corpus imperii, und respectirte dieselbe vermogh der güldenen bullae,
wie sie dan in specie diß privilegium haben, daß, wehr die churfürsten lae-
dire , reus criminis laesae maiestatis seye, gleich alß die offensa Ihrer Maie-
stät selbsten angethan. Sie woltten zwarn hierinnen den Spanischen un-
gehrn praeiudiciren, weylen sie gleichwoll inter saxa et sacra begriffen,
müsten sie das ihrige thuen, und dafür haltten, daß gleich den Spanischen
ihr abbleyben für ohnnachtheylig biß dato gehaltten, es auch vor daßmahl
ohne praeiuditz sein könne. Waß den Venetianischen belangtt, seyen sie
nicht der meinung, daß er schicken werde, sonderlich, da der herr nuncius
selbst, und andere nicht schicken würden, welches den Spanischen mitt zur
consolation gereichen möchte. Die notification müeste bey dem Veneto
underlaßen bleiben, sonsten man denselben zum schicken gleichsamb neces-
sitiren würde. Kayserlichen theilß hetten sie desto mehrer ursach ihren be-
felch nachzukommen, damitt sie bey dem gemeinen man in den rueff nicht
gerahten mögtten, alß hetten sie die electores abandonirt, unnd den Frant-
zosen übergeben, wie die formalia gelautet.
Hinzu Krebs (Mainz): Wiederholung der Bedenken gegen den Einzug all’
incognito. Beschluß: Einholung um 4 Uhr in der Form, daß die kur-
fürstlichen Prinizpalgesandten zusammen fahren und die Kutschen der
Sekundargesandten nur folgen, wenn Contarini nicht schickt. Ksl.: Die
meisten Schwierigkeiten gegen den Lengericher Beschluß kommen in Osna-
brück von den Brandenburgern selbst. Zulassung der Stadt Straßburg, die
argumentiert, sie habe sich aus Not neutral halten müssen und den Prager
Frieden nicht annehmen können, aber nie die Waffen gegen den Kaiser er-
hoben ; die Ksl. sind instruiert, die Stadt nicht als Feind zu betrachten.
W.: Die Kurfürstlichen haben entschieden, sich in dieße fragh noch zur
zeitt nicht zu vertieffen, und gehöre dießer punct ad collegium civita-
tum , welche zue Regenspurg selbst bedenckens gehabtt, den Straeßburgi-
schen gesandten zuzulaßen, also stünde es biß dahin ahn, und verdiene man
auff solche weiß keinen unnöthigen undanck.
W an d’Avaux: Nochmalige Bitte, es bei der gestrigen Begrüßung bewen-
den zu lassen und nicht entgegenzuschicken. D’Avaux will mit Longueville
und Servien beraten.
St. Romain bei W: Die Franzosen werden entgegenschicken; befremdet,
daß man wegen Spanien die Ehre ausschlagen will. W: Daß sie dieße
abbittung anderst nicht außdeuthen müesten, alß in veritate gemeint, man
woltte disseits gehrn in conclusis, und wie von ihnnen selbsten angefangen,
verpleiben. Er St. Romain replicirte, daß er anderst nicht in befelch
habe, alle gutschen wehren eingespannet, wartteten nur, biß die zeitt her-
ahnkehme , welche sie von I. H. G. hiemit vernehmmen woltten. Die ihme
hinwiederumb angedeutet, daß die abrehd auf 4 uhren gefallen.
Mitteilung davon an Ksl. und Kurfürstliche. – W fährt mit Haslang Cratz
entgegen, während der Begrüßung kommt auch der Brandenburger. Alle
vier fahren dann in der von W vorgesehenen Ordnung in Ws Kutsche,
unterwegs schließen sich die Vertreter der Ksl. und Franzosen an. Letztlich
ohnweith von der stadt ist in der Saphoyschen gutschen der abgeschicktte
cavalier im vollen iagen anglangt, und von demselben gleichfalß gebüh-
rendt complimentirt worden. Weitere Beschreibung des Einzuges [...].
APW A 1,1 S. 209ff).
[...]. W und die Kölner bei Nassau/Volmar
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 406ff ] .
gestern. Zu d’Avaux’ Bemerkung über die ksl. Antwort auf die Proposition
berichtet Volmar, sie wüßten nur, daß in Wien darüber beraten werde und
auch Kurbayern gehört werden solle; vermutlich beziehe d’Avaux sich auf
eine private Äußerung Volmars gegenüber Contarini, daß in die Proposi-
tion viele sachen eingerucket, welche vor die coronas nicht, sondern die
stende des reichs gehörig, und von den exteris, wan libertas imperii in acht
genohmmen werden solle, nicht könne disputirt werden. W: Sowohl
mit Rücksicht auf die Franzosen wie wegen ihrer eigenen Stellung haben
die Mainzer Bedenken gegen den Einzug all’incognito. Man will die Fran-
zosen nochmals bitten, es bei der gestrigen Begrüßung außerhalb der Stadt
bewenden zu lassen, aber auch dann, wenn sie darauf nicht eingehen, den
offiziellen Einzug vornehmen. Bitte an die Ksl., unvermerkt Erkundigungen
über die Absichten Contarinis einzuziehen. Welches die herrn Kayser-
liche darumb bedencklich gehaltten, daß erst dadurch, wan man viell
davon movirte, ihme Veneto zum schicken würde anlaß geben. Vermainten
auch besser gewesen zu sein, das man ad Gallos nit geschikht hette. I. H.
G. vermeldeten, das die herrn Kaiserlichen solches begert hetten; zuedem
hette der Avaix gesagt, das sie diss conclusum wegen den Churmainzischen
endgegenzuschikhen, schon vor etlichen dagen gemacht hetten. Nach
gesonderter Beratung die Ksl.: Hetten verhoffet, es solle die einmahl ratio-
one nationalium gesetzte regul gehaltten worden, und man vielen inconve-
nientien dardurch entgangen sein, besorgten aber, weylen die Frantzosische
so starck darauff bestehen, man werde den einzugh in so weit auff vörige
weiß geschehen laßen müeßen, doch stünde zu gewahrten, waß die Frantzo-
sen auff die guetbefundene andeuthung sich erclehren mögtten, wiewoll sie
nicht dafür haltten, daß viel damitt werde zu richten sein, sondern die
Frantzosen dabey haltten werden, und diente nur zu merer der curfirstli-
chen endschuldigung das sie aus dem angefangenen modo nit schreiten
wollen. Von Ihrer Maiestät hetten sie befelch, den churfürstlichen gleich
den andern alberait geschehen, entgegenzuschicken. Caesar seye cum colle-
gio corpus imperii, und respectirte dieselbe vermogh der güldenen bullae,
wie sie dan in specie diß privilegium haben, daß, wehr die churfürsten lae-
dire , reus criminis laesae maiestatis seye, gleich alß die offensa Ihrer Maie-
stät selbsten angethan. Sie woltten zwarn hierinnen den Spanischen un-
gehrn praeiudiciren, weylen sie gleichwoll inter saxa et sacra begriffen,
müsten sie das ihrige thuen, und dafür haltten, daß gleich den Spanischen
ihr abbleyben für ohnnachtheylig biß dato gehaltten, es auch vor daßmahl
ohne praeiuditz sein könne. Waß den Venetianischen belangtt, seyen sie
nicht der meinung, daß er schicken werde, sonderlich, da der herr nuncius
selbst, und andere nicht schicken würden, welches den Spanischen mitt zur
consolation gereichen möchte. Die notification müeste bey dem Veneto
underlaßen bleiben, sonsten man denselben zum schicken gleichsamb neces-
sitiren würde. Kayserlichen theilß hetten sie desto mehrer ursach ihren be-
felch nachzukommen, damitt sie bey dem gemeinen man in den rueff nicht
gerahten mögtten, alß hetten sie die electores abandonirt, unnd den Frant-
zosen übergeben, wie die formalia gelautet.
Hinzu Krebs (Mainz): Wiederholung der Bedenken gegen den Einzug all’
incognito. Beschluß: Einholung um 4 Uhr in der Form, daß die kur-
fürstlichen Prinizpalgesandten zusammen fahren und die Kutschen der
Sekundargesandten nur folgen, wenn Contarini nicht schickt. Ksl.: Die
meisten Schwierigkeiten gegen den Lengericher Beschluß kommen in Osna-
brück von den Brandenburgern selbst. Zulassung der Stadt Straßburg, die
argumentiert, sie habe sich aus Not neutral halten müssen und den Prager
Frieden nicht annehmen können, aber nie die Waffen gegen den Kaiser er-
hoben ; die Ksl. sind instruiert, die Stadt nicht als Feind zu betrachten.
W.: Die Kurfürstlichen haben entschieden, sich in dieße fragh noch zur
zeitt nicht zu vertieffen, und gehöre dießer punct ad collegium civita-
tum , welche zue Regenspurg selbst bedenckens gehabtt, den Straeßburgi-
schen gesandten zuzulaßen, also stünde es biß dahin ahn, und verdiene man
auff solche weiß keinen unnöthigen undanck.
W an d’Avaux: Nochmalige Bitte, es bei der gestrigen Begrüßung bewen-
den zu lassen und nicht entgegenzuschicken. D’Avaux will mit Longueville
und Servien beraten.
St. Romain bei W: Die Franzosen werden entgegenschicken; befremdet,
daß man wegen Spanien die Ehre ausschlagen will. W: Daß sie dieße
abbittung anderst nicht außdeuthen müesten, alß in veritate gemeint, man
woltte disseits gehrn in conclusis, und wie von ihnnen selbsten angefangen,
verpleiben. Er St. Romain replicirte, daß er anderst nicht in befelch
habe, alle gutschen wehren eingespannet, wartteten nur, biß die zeitt her-
ahnkehme , welche sie von I. H. G. hiemit vernehmmen woltten. Die ihme
hinwiederumb angedeutet, daß die abrehd auf 4 uhren gefallen.
Mitteilung davon an Ksl. und Kurfürstliche. – W fährt mit Haslang Cratz
entgegen, während der Begrüßung kommt auch der Brandenburger. Alle
vier fahren dann in der von W vorgesehenen Ordnung in Ws Kutsche,
unterwegs schließen sich die Vertreter der Ksl. und Franzosen an. Letztlich
ohnweith von der stadt ist in der Saphoyschen gutschen der abgeschicktte
cavalier im vollen iagen anglangt, und von demselben gleichfalß gebüh-
rendt complimentirt worden. Weitere Beschreibung des Einzuges [...].