Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 VII 28

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1645 VII 28
Freitag Mitteilung Nassaus: Die Erinnerungen wegen
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der schwedischen Einwürfe gegen das Lengericher Conclusum sind bei den
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Mediatoren vorgebracht worden, die sie an die Franzosen weiterleiten
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wollen. Nach Mitteilung der Ksl. in Osnabrück geht der Widerstand von
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Brandenburg aus. Wie ist es mit dem Entgegenschicken beim Mainzer Ein-
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zug
zu halten? W: Daß sowol negstmal zu Lengerich alß iüngst alhier
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gnugsamb abzunehmen gewest, daß Churbrandenburg sambt den Schweden

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etwas anders intendiren müßen. [...]. Das Entgegenschicken wollen die
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Kurfürstlichen den Ksl. anheimstellen, gesprächsweise ist vorgekommen,
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nachdem Köln, Bayern und Brandenburg diese Ehre erwiesen worden ist,
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könne eine Änderung, auch wenn Mainz einverstanden ist, bei Sachsen
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Schwierigkeiten verursachen; zudem sei gegenüber den Ausländern die De-
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monstration
der ksl.-kurfürstlichen Gemeinsamkeit

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6 angemessen] am Rande: an Bayern/Köln 1645 VII 28/29.
angemessen.

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Mitteilung der Mainzer: Im wesentlichen mit Ws Vorschlägen einverstan-
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den , nur soll nach dem Brandenburger Beispiel in Osnabrück ihre Kutsche
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als erste benutzt werden oder andernfalls sichergestellt sein, daß die Ein-
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holung der Trierer und Sachsen mit ihrer Kutsche geschieht.

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Mitteilung an Nassau, der antwortet, die Ksl. wollten entgegenschicken,
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nur müsse man sehen, daß dann nicht andere folgten; wegen der Mediato-
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ren und Spanier keine Besorgnis, doch mit den Franzosen möge W sich des-
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halb in Verbindung setzen. W: Kein Grund für die Franzosen vorhan-
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den , da Kaiser und Kurfürsten Glieder eines Reiches sind.

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Mitteilung an d’Avaux: Es werden außer den Kurfürstlichen nur die Ksl.
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alß welche zue dießem corpore gehörig entgegenschicken. Deßwegen er
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d’Avaux sich bedanckt.

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St. Romain bei W (gegen 12 Uhr): Die Franzosen wollen entgegenschik-
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ken
. W: Dankt für die zugedachte Ehre, doch möge man es wie beim
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Einzug Longuevilles dabei belassen, daß die empfahung allein von den
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nationalen oder die de eodem corpore vel collegio weren, zue geschehen.

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St. Romain: Es gibt keine Vereinbarung, sie haben lediglich zur
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Vermeidung von Streit zwischen Venedig und den Kurfürstlichen um
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Unterlassung des Entgegenschickens gebeten. Dem hat Peñaranda dann
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folgen müssen. W warnt vor Erneuerung des alten Streites und er-
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bietet sich, auch die Ksl. von ihrem Vorhaben wieder abzubringen.

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St. Romain: Es mochte schicken und underlaßen, wer da wolle, pliebe
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bey ihnen einmal fixum und firmum, daß sie schicken wolten, weyln
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zu vermercken, daß was anders darhinder verborgen seye. I. H. G.:
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Sie kondten bona conscientia wol sagen, daß sie nichts wüsten. Die
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herrn churfürsten hetten mit niemandts einige competenzen, nur was vor
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wenig jahren von den Venedigern newerlich movirt worden seye. Aniezo
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befinden sich die Churfürstlichen gesandten so numeroß und starck, daß sie
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bey ihrem rechten und befugnus, wans nottig, wol würden manuteniren
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konnen. Auff welches der St. Romain ridendo abermaln wiederholet,
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daß einmal fixum et firmum bey ihnen pleib, die endgegenschickung zu
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thun. Alß nun I. H. G. sehen, daß die Franzosen bey ihrer mainung
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persistirt, haben sie dem St. Romain endtlich anderst nichts zur andtwortt
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geben konnen, alß daß diß eine sach, welche sie allein nicht, sondern auch
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ubrige churfürstliche gesandten concerniren thette, mit denen es dan com-
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municirt werden solte.

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Anfrage Heidens wegen der Sitzordnung in der Kutsche mit auf Gleich-
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behandlung von Bayern und Brandenburg abzielenden Änderungsvorschlä-
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gen , die aber als undurchführbar abgelehnt werden.

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Botschaft an die Mainzer: Wegen der Schwierigkeiten mit den Franzosen
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mögen sie vorerst den Einzug nicht fortsetzen.

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Reck bei Chigi: Bitte um Interposition bei den Franzosen. Chigi: Zu
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verwundern, wie man so leichtlich von den conclusis dörffte aussezen. Die
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Franzosen hetten 4 augen, weren in allen sachen sehr unbestendig und
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wanckelmütthig, kond mit ihnen gar nit außkommen, daß er sich auch
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dieserthalb der sachen nit würde konnen annehmen.

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Mitteilung der Situation an Bayern, Brandenburger und Ksl.

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Nochmalige Schickung an die Franzosen. Longueville bleibt dabei, sie wür-
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den unmittelbar nach Abfahrt Ws ihre Kutsche folgen lassen. – Da es in-
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zwischen 3 Uhr ist, läßt W wieder ausspannen und die Vorbereitungen zum
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Einzug absagen. – Mitteilung an die Ksl.: Soll man zur Aufrechterhaltung
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der früheren Vereinbarung die Mainzer veranlassen, morgen früh inkognito
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einzuziehen? Auch die Ksl. sehen darin den einzigen Ausweg, ein Wie-
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deraufleben des venezianischen Präzedenzstreites zu vermeiden.

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Mitteilung Heidens: Wenn keiner seiner Vorschläge annehmbar ist, wird er
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in der eigenen Kutsche fahren, da er eine Abstufung gegenüber Bayern
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nicht hinnehmen kann. W: Daß man unter den herren churfürstlichen
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die Ordnung schon wisse. Wan er den platz hab, welchen der graff von
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Wittgenstein, wan er selbst gegenwerttig, werde er sich nichts zu beschwe-
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ren haben.

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St. Romain bei W, mit vielem protestiren, daß man die anerpottene konig-
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liche ehr dergestalt dedignirte, daß man deßhalber ausspannen laßen und
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gar nit endgegenschicken wolte, maßen ihm seine principalen anbefohlen,
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solches I. H. G. zu remonstriren, und daß deßen sie sich gegen I. H. G. und
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andere churfürstliche sich nit versehen hetten. Es werde groß disgusto ver-
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uhrsachen und vielleicht geschehen, daß umb deßwillen die Churmainzische
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pro legitimis legatis wie andere churfürstliche nicht dorfften gehalten wer-
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den , gleich dan hiervon nacher Pariß umbstendlich wurden referieren
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müßen. Endzwischen blieben sie noch in der beraitschafft, hetten auch
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underschiedliche vorm thor, welche aufpasten, daß wan gleich die ein-
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kombst incognito geschehen solt, sie dannoch endtgegen schicken und, wan
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die churfürstliche oder Kayserliche nit endtgegenkehmen, die Churmainzi-
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sche auß ihrer in die Franzosische gutschen heben und also zue deroselben
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quartier pringen und allein beglaiten wolten. Deme haben I. H. G. mit
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abermaligen gegenremonstrationibus zu anderm zu verlaitthen gemaint, mit
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andeutten, daß solches gar nit zum affronto oder wie mans andern mocht,
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gemeint, sondern I. H. G. hetten die Mainzische nohtwendig avisiren
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musen. [...] Wisten wol, daß sie und die andern churfürstliche solche be-
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zeichnende affection den principalen hochstens ruhmen und sich auch gegen

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den gesandten gebürlich bedancken würden. Ist aber bey vorigem ge-
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plieben .

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Mitteilung an Bayern und Brandenburger, daß aus dem einzug heut nichts
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werden konne. – Kölner Legationssekretär

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Mathias Lintz.
zu den Mainzern: Darstellung
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des Sachverhalts und Vorschlag des Einzuges all’incognito. Da die Mainzer
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eine mündliche Besprechung darüber für nötig halten, reitet Krebs unbe-
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merkt
mit zurück in die Stadt, während Cratz die Kutsche wenden und das
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Nachtquartier aufsuchen läßt. – Eine halbe viertelstund hiernach kamen
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der drey Franzosischer plenipotentiarien in dreyen guttschen mit 6 pferden
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und zimblichem comitat von dienern hienaußgeschickte, welche wolgemel-
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ten hern graven Cratz biß ahns nachtsquartier nachgefahren, die compli-
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menta verrichtet, demnegst umb halb 8 wiederumb hereinkommen, der her
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graff Cratz aber draußen, wie er vorgehabt, verplieben. Inzwischen pro-
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testiert
St. Romain auch bei Bayern und Brandenburgern.

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D’Avaux, den W um eine Unterredung noch vor seiner Abreise gebeten
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hatte, gegen 6 Uhr bei W. Klage über die Absage des Mainzer Einzuges, mit
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weittläuffigem anführen, daß sie dieienige wehren, welche des reichs chur-
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und fürsten respectiren und ehren wolten, hingegen machten die Spanier
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die difficultet dan in diesem, dan jenem. So mache Peñaranda neue Schwie-
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rigkeiten
in der Titelfrage, nur desto mehrers der herren churfursten autho-
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ritet zu supprimiren, hingegen aber sui regis dignitatem zu eleviren und zu
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erheben. Den nahmen solt es zwarn pro monarchia nit haben, es ziehleten
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aber all ihre sachen pro dominatu Caesaris, Hispani et domus, welcher pro
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placitu geführt. Peñaranda gibt vor instruiert zu sein, nicht nur den Kur-
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fürstlichen
den Exzellenztitel zu verweigern, sondern auch den Reichsfürsten
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den Titel Altezza oder Celsitudo. Die Franzosen wollen sich post Caesare-
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anos in ihrem rang und ordnung halten und werden schicken, auch wenn die
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Ksl. es unterlassen. Peñaranda will die Absprachen Saavedras und Bruns
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über das Zeremoniell nicht anerkennen und meint, die Franzosen müsten
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auß ihrer ordnung durch die disordre und confusion mit den visiten, gleich
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wie mit dem endgegenschicken beschehen, gepracht werden. Dahero die
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Franzosen ihres theylß auf die ordnung desto mehrers sehen und halten
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musten, darauß sie sich dan durch der Spanier gesuechte confusion und un-
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ordnung durchauß nit pringen laßen, massen sie schon vor etlich dagen das
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conclusum gemacht, das sie den Churmainzischen endgegenschickhen wol-
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len , wie auch den Trierischen und Sachsischen. Der Pinneranda seye nun
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schon so viell wochen hier, ohne daß bißdato die visita nicht verrichtet,
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gebe sonsten die audienz und admittirte zur visita ahm bett, als wans der
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konig in Spania selbst were. Die Kaiserliche hetten ihne tali modo und so
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voreilet visitieret allein zum despect der Franzosen, auch mit ihrer selbst
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aigner und des Kaisers schlechter reputation, indeme sie in so langer zeit
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und etlichen wochen von ihm nit hinwieder visitiert worden. Die Kaiser-
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liche machten mit dergleichen sachen schlechte confidenz und praeparativa

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ad pacem. Was die difficultet zwischen den churfürstlichen und Venetia-
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nern anlangen thette, deßwegen habe man sich dißmalß nichts zu befahren,
3
sondern wurde der Venetus keine schickung vermutthlich thun, da sich son-
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sten die hern churfürstliche des medii wiederumb, wie vor diesem bei der
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Curbairischen und Brandenburgischen einholung beschehen, gebrauchen
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kondten. Wobey, als I. H. G. erinnert, wan ein tertius kommen würde, wie
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es alßdan zu machen, sagte er de Avaux, alßdan werde sich schon ein mittel
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finden. Sie hielten die herrn churfürstlichen sowol alß die Venetianer fur
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ihre gute freund, und eben darumb seye der duc de Longeville ohne end-
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gegenschickung hereinkommen und habe der Pinneranda, so nit mehr alß
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er, billich dergleichen thun müßen. Welches ebenergestalt dem duc de
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Medina, wan er kombt, gebuhren wurde. Solte er auch das endgegenschik-
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ken begehren, wurde er umb soviel mehr der Spanier schlechte affection zu
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den herrn churfürsten darthun und bezeigen. [...] Wiederholung des Vor-
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wurfs
, daß die Ksl. sich mit den Spanischen partheyisch mächten, [...], hett
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ein seltzames ansehen, daß sie mehrern respect auff die Spanier alß das
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reich trügen. Hiervon hat sich der discursus auf das Lengerische con-
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clusum flectirt, und I. H. G. begert, daß die herrn Franzosen sich zu deßen
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manutenirung bey den Schweden interponiren möchten, zuemalen ja die
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exteri den reichsstenden keine novam formam consultandi würden vor-
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schreiben und dadurch die andwortt auff die propositiones selbst auffhal-
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ten wollen. Die materia gehore zu den tractatibus, worzu man aber, so lang
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die forma verhindert würde, nicht schreitten konne. Der d’Avaux re-
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plicirte , die emulatio seye zwischen ihnen und den Spaniern, es musten sie
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aber desto fleisiger aufmercken, daß selbige nit auch inter colligatos ipso-
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rum einschleiche. Sie weren woll zufriden, das zu Oßnabruck die reichs-
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stend zusammen khommen, wollten dishalber mit den Schweden nit com-
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petieren . Und alß I. H. G. vermeldete, das man vor disem de loco tertio
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geredt hette, aber keinen bequem finden kundten, zudeme hetten sie die
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status ad loca tractatuum selbsten beschriben. Vermeinte er, obs nit
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noch zu thuen, wobei er Telgte und Warendorf vorschlägt, die W beide als
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ungeeignet ablehnt. Worauff der d’Avaux, daß man gleichwol dahin
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würde bedacht sein müßen, wie den Schweden einige satisfaction moge
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gegeben werden, und ob nit ein mitl, das die electorum et civitatensium
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collegia allhie, principum aber zu Oßnabruck weren. W: Den Reichs-
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satzungen
zuwider, auch mit großen Verzögerungen bei Re- und Korrela-
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tionen
verbunden. Es hetten die Schweden sich ganz nicht zu beschweren.
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dan obschon die Churmainzische von Oßnabruck iezo anher kommen, so
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seyen doch neben Churbrandenburgischen von selbiger gesandschafft allein
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intuitu Suecorum einige hinderlasen und dannoch dabenebenst bewilliget,
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daß eine absonderliche deputation, von deren sie alle nachricht haben kon-
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nen , dorthin nach Oßnabruck verglichen. Daß aber die zusammenkunfft
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der stende in specie hier zu Münster geschehen solle, darahn seyen die Fran-
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zosen selbst ursach, indem sie solches zu Franckfurt urgirt und die stende

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1
anhero beschrieben. Er sagte, sie sehen woll, das die Kaiserliche partey
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die maiora machen werde bei den vorhabenden consultationes. Fragten
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darauff I. H. G., ob sich die Franzosische mit den außgelassenen schreiben
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und urgirung der stende nit selbst ihrer intention zuwieder gethan, zue-
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malen die Churmainzische, wie sie sagen, gar zu gutt Spanisch, so gleichwol
6
im churfürstencollegio das directorium fuhret, gleich dan auch Osterreich
7
im fürstlichen, ob ihnen nit solches nachzudencken gewest, gleich auch nach
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der hand die status mediati noch darzu von ihnen begert werden. Dar-
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auff der d’Avaux, muste bekennen, daß es geschehen, und hetten nit ur-
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sach , sich wider andere in hoc passu zu beschweren. I. H. G. sagten,
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sowoll sie alß die Kayserliche und mediatores hetten ihnen vill difficulta-
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tes vorgesagt, welche sich mit villheit der stend bezaigen wurden. Sie hetten
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billich glauben sollen. Wan es auch geschehen, hette man iez schon einen
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friden, dan vast ein ganzes jar wegen ihres außschreiben und convocieren
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der stend, auch deren erwartung verflossen, nicht gehandlet, und ihnen
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dannoch keine satisfaction iez seie. Er fiele darauff auff die proposi-
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tion , was endtlich darauß werden würde. Sie hetten vernommen, daß den
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Kayserlichen die andwortt schon zukommen, die aber also beschaffen, daß
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es, wans deren nach gehen solte, noch lange tractatus geben werde. I. H.
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G. haben assecurirt, daß Ihro davon nichts wissend, und urgirt, wohin dan
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solche resolution ziehlen solte. Auf welches der Avaux in specie, daß sie
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nur zwen oder drey puncten ad tractatus wolten kommen laßen, alle ubrige
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aber damit, alß wan sie die cronen nit anginge, ablainen. I. H. G.: Es
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seye nicht ohn, daß viele sachen darinnen, daruber sie nicht iudices sein
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konden. Im reich habe man auream bullam, constitutiones und lobliches
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herpringen. Der 18. articul melde von ab- und zuthun ihrem belieben nach,
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welches weittlauffigkeit nach sich ziehen thette. D’Avaux: Daß sie
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in substantialibus nichts ubrig hetten, wurden auch auf vielen conditionibus
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endtlich so gar hart nit bestehen. Alß in specie cum electione regis Roma-
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norum seie die intention nit, den electoribus libertatem eligendi zu bene-
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men , sondern nur das nit de eadem domo, von deme der Kaiser seie, besche-
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hen sollte ad fugiendam hereditariam successionem. Und wurden dardurch
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electores ihr libertatem villmehr tali modo bezaigen. [...] Auf Ws Frage:
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Er will innerhalb von zwei Tagen nach Osnabrück reisen. W: Bitte um
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Verwendung bei den Schweden, von denen in rebus religionis so gar keine
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resolution zu erhalten, wegen Gehrde, des katholischen Gottesdienstes in
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der Stadt Osnabrück und eines Passes für den Paderborner Weihbischof.
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Der Pfarrer von Neuss ist zum dritten Mal vertrieben und wartet hier
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schon Wochen; die im Erzstift gefangenen Geistlichen werden in Neuss
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festgehalten. Hierauff andworttete er de Avaux seuffzend, daß ihm
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dergleichen zue hören herzlich wehe thue. Er habe seith seiner anwesenheit
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in Teutschlandt in diesem punct zur remediirung allemal trewlich cooperirt,
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erpiethe sich auch darzu in den specificirten puncten noch ferners darzu
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und wolle es beynebens dahin richten, daß sich der Neussischen sachen der

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1
duc de Longeville und Servient bey der landgravin nachmaln starck anneh-
2
men , gleich er dan auch hoffentlich von Oßnabruck in den ubrigen puncten
3
gute satisfaction mitpringen werde. [...]

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In Begleitung des Kölner Legationssekretärs trifft Krebs (Mainz) ein. Über
5
seine Frage, wie die sachen am besten anzugreiffen, damit einestheylß die
6
Franzosen kein disgusto darab schöpffen, anderntheylß auch den herren
7
churfürsten wegen des Venetianischen iezt oder künfftig kein praeiudicium
8
zuegezogen werden möcht, soll morgen eine kurfürstliche Gesamtberatung
9
stattfinden.

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