Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 VI 16
1645 VI 16
Freitag Brasset bei W: Forderung von Pässen für Rákó-
czy
Anlage 100: Zusatz zur französischen Proposition 1645 VI 14 (Druck: J. G. Meiern I
S. 450 ).
,
Bitte um Unterstützung. W: Daß primo intuitu sowol die Kayser-
liche alß andere sich sehr verwundern werden, daß man ex parte Franck-
reich diese Ungarische controversias mit den reichssachen confundiren
wolle, zumalen, alß die vorige Kayser vor dießem die reichsstende in die
Ungerische handl mit den Türcken gern vollig gezogen hetten, dieselbe
solches durchauß nit eingehen wollen, sondern nur zu zeitten aliqua sub-
sidiaria und Türckenstewr pro arcendo hoste bewilliget. Biß dato habe das
reich mit dem Ragozzi keine feindschafft, derselb auch gegen daselbe nichts
tendirt, und wolten sie ihnen versichern, daß diß der Franzosen begehren
und zumutthen uberall ubel werde vermerckt und dahin außgedeutet
werden, alß wan sie, da die proposition erst vor 2 oder 3 tagen herauß, nur
wiederumb newe remoras, und das werck mit diesem postulato de novo zu
interturbiren suchten. Der Brasset andworttete hierauff, der krieg
werde, deßgleichen auch der fried mit dem Kayser geführt, und weilen man
einen allgemeinen frieden intendire, muste auch dieß negotium mit darin
gezogen werden. I. H. G.: Das Ragozzische weßen concernire den
Kayser nit alß Kayser, sondern alß konig in Ungarn und hab man sich
auch ohne das so weit verglichen, warauff auch die proposition selbst
lautthen thue, die Teutsche sachen allein zu tractiren, dan sonst auf solche
weiß die Portugesisch, Catalonisch und alle andere krieg und uneinigkeiten
mit herbey gezogen werden konten, worauß anderst nit zu schließen, alß
durch zusammenwerffung omnium differentiarum totius Europae gleich-
samb in unam massam die sachen genzlich zu confundiren und schwer zu
machen. Er: Man muße dannoch uberall frieden stifften. I. H. G.:
Solches seye zwar aller intention, allein in modo et tempore, und habe es
die mainung anietzo, maßen auch abgered und verglichen, daß die Teutsche
sachen allein und absonderlich vorzunehmen. Diesemnegst konte das
Ragozzische wesen mit denjenigen, so darzu gehoren, gleichfals vor die
hand genommen werden, gleich sie dan auch mit der Spanischen proposi-
tion thetten, und werde man die Portugesische, Italianische und andere der-
gleichen sachen alßdan auch konnen zu seiner zeit ad tractatus pringen.
Ihres theyls wolten I. H. G. die herren plenipotentiarios gebetten haben,
wan ihnen zum frieden recht ernst, und sie solches vor der ganzen welt
remonstriren wolten, daß sie mit dergleichen newerung und taglichen
remoris ein end machen, und die sachen ahn ihr gehorige orth verweisen
[...]. – Mitteilung an Volmar.
Volmar bei W: Zur Vorbereitung der für Dienstag in Lengerich geplanten
Beratung will er morgen nach Osnabrück. Auf seinen Wunsch schreibt W
deshalb an die Mainzer . Als Beratungspunkte schlägt er vor: 1. Wie sind
die zur Deputation gehörenden Osnabrücker Stände nach Münster zu
bringen? 2. Können, da die Schweden sich ihrem Abzug widersetzen
möchten, die Deputierten auf beide Städte verteilt bleiben und die Beratun-
gen an einem dritten Ort stattfinden? 3. Sollen zur Beschleunigung der
Beratungen Kurfürstliche und Fürstliche zusammen tagen? 4. Wie ist bei
Festhalten an der Deputation den Nichtdeputierten Satisfaktion zu geben?
5. Können die Beratungen beginnen, auch wenn die Deputation, zumal das
Kurkolleg, noch nicht vollständig ist? Seine und Nassaus Meinung
dazu: 1. Der ksl. Resolution, daß die Deputation in Münster tagen soll,
steht entgegen der zu befürchtende schwedische Widerstand, die Gefahr,
daß die Protestanten nicht herüberkommen und daß bei Abwesenheit der
Deputation die Nichtmitglieder in Osnabrück um so ungestörter mit den
Schweden konspirieren können. 2. Da das Kurkolleg schon auf beide Orte
verteilt ist und Österreich an beide Orte schicken will, können die Beratun-
gen abwechselnd in Münster und Osnabrück oder an drittem Ort statt-
finden . 3. Da ein Ausnahmefall vorliegt und bei gemeinsamer Beratung
eine katholische Majorität leichter ist, könne man die alte Streitfrage dar-
über zurücksetzen. 4. Zu verhindern, daß die Nichtdeputierten ein beson-
deres Gremium bilden, wozu die Schweden durch Mitteilung ihrer
Proposition an Magdeburg zur Diktatur für Fürsten und Stände schon
Anlaß gegeben haben. Auf Erinnern der Ksl., daß Magdeburg nicht einmal
Session und Votum zusteht, hat dessen Vertreter allerdings beteuert, er
wolle nichts unternehmen, wozu Magdeburg nicht nach dem Prager
Frieden befugt ist. Weiter zu bedenken, wie die Kreisdeputierten zu hören
seien, ob durch die deputatos ordinarios, und wie es zu halten, wenn sie sich
nicht einigen können. 5. Nach den Reichssatzungen vorzugehen. W will
hierüber mit den Bayern beraten.
czy
Anlage 100: Zusatz zur französischen Proposition 1645 VI 14 (Druck: J. G. Meiern I
S. 450 ).
liche alß andere sich sehr verwundern werden, daß man ex parte Franck-
reich diese Ungarische controversias mit den reichssachen confundiren
wolle, zumalen, alß die vorige Kayser vor dießem die reichsstende in die
Ungerische handl mit den Türcken gern vollig gezogen hetten, dieselbe
solches durchauß nit eingehen wollen, sondern nur zu zeitten aliqua sub-
sidiaria und Türckenstewr pro arcendo hoste bewilliget. Biß dato habe das
reich mit dem Ragozzi keine feindschafft, derselb auch gegen daselbe nichts
tendirt, und wolten sie ihnen versichern, daß diß der Franzosen begehren
und zumutthen uberall ubel werde vermerckt und dahin außgedeutet
werden, alß wan sie, da die proposition erst vor 2 oder 3 tagen herauß, nur
wiederumb newe remoras, und das werck mit diesem postulato de novo zu
interturbiren suchten. Der Brasset andworttete hierauff, der krieg
werde, deßgleichen auch der fried mit dem Kayser geführt, und weilen man
einen allgemeinen frieden intendire, muste auch dieß negotium mit darin
gezogen werden. I. H. G.: Das Ragozzische weßen concernire den
Kayser nit alß Kayser, sondern alß konig in Ungarn und hab man sich
auch ohne das so weit verglichen, warauff auch die proposition selbst
lautthen thue, die Teutsche sachen allein zu tractiren, dan sonst auf solche
weiß die Portugesisch, Catalonisch und alle andere krieg und uneinigkeiten
mit herbey gezogen werden konten, worauß anderst nit zu schließen, alß
durch zusammenwerffung omnium differentiarum totius Europae gleich-
samb in unam massam die sachen genzlich zu confundiren und schwer zu
machen. Er: Man muße dannoch uberall frieden stifften. I. H. G.:
Solches seye zwar aller intention, allein in modo et tempore, und habe es
die mainung anietzo, maßen auch abgered und verglichen, daß die Teutsche
sachen allein und absonderlich vorzunehmen. Diesemnegst konte das
Ragozzische wesen mit denjenigen, so darzu gehoren, gleichfals vor die
hand genommen werden, gleich sie dan auch mit der Spanischen proposi-
tion thetten, und werde man die Portugesische, Italianische und andere der-
gleichen sachen alßdan auch konnen zu seiner zeit ad tractatus pringen.
Ihres theyls wolten I. H. G. die herren plenipotentiarios gebetten haben,
wan ihnen zum frieden recht ernst, und sie solches vor der ganzen welt
remonstriren wolten, daß sie mit dergleichen newerung und taglichen
remoris ein end machen, und die sachen ahn ihr gehorige orth verweisen
[...]. – Mitteilung an Volmar.
Volmar bei W: Zur Vorbereitung der für Dienstag in Lengerich geplanten
Beratung will er morgen nach Osnabrück. Auf seinen Wunsch schreibt W
deshalb an die Mainzer . Als Beratungspunkte schlägt er vor: 1. Wie sind
die zur Deputation gehörenden Osnabrücker Stände nach Münster zu
bringen? 2. Können, da die Schweden sich ihrem Abzug widersetzen
möchten, die Deputierten auf beide Städte verteilt bleiben und die Beratun-
gen an einem dritten Ort stattfinden? 3. Sollen zur Beschleunigung der
Beratungen Kurfürstliche und Fürstliche zusammen tagen? 4. Wie ist bei
Festhalten an der Deputation den Nichtdeputierten Satisfaktion zu geben?
5. Können die Beratungen beginnen, auch wenn die Deputation, zumal das
Kurkolleg, noch nicht vollständig ist? Seine und Nassaus Meinung
dazu: 1. Der ksl. Resolution, daß die Deputation in Münster tagen soll,
steht entgegen der zu befürchtende schwedische Widerstand, die Gefahr,
daß die Protestanten nicht herüberkommen und daß bei Abwesenheit der
Deputation die Nichtmitglieder in Osnabrück um so ungestörter mit den
Schweden konspirieren können. 2. Da das Kurkolleg schon auf beide Orte
verteilt ist und Österreich an beide Orte schicken will, können die Beratun-
gen abwechselnd in Münster und Osnabrück oder an drittem Ort statt-
finden . 3. Da ein Ausnahmefall vorliegt und bei gemeinsamer Beratung
eine katholische Majorität leichter ist, könne man die alte Streitfrage dar-
über zurücksetzen. 4. Zu verhindern, daß die Nichtdeputierten ein beson-
deres Gremium bilden, wozu die Schweden durch Mitteilung ihrer
Proposition an Magdeburg zur Diktatur für Fürsten und Stände schon
Anlaß gegeben haben. Auf Erinnern der Ksl., daß Magdeburg nicht einmal
Session und Votum zusteht, hat dessen Vertreter allerdings beteuert, er
wolle nichts unternehmen, wozu Magdeburg nicht nach dem Prager
Frieden befugt ist. Weiter zu bedenken, wie die Kreisdeputierten zu hören
seien, ob durch die deputatos ordinarios, und wie es zu halten, wenn sie sich
nicht einigen können. 5. Nach den Reichssatzungen vorzugehen. W will
hierüber mit den Bayern beraten.