Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 V 19
Freitag Reck bei Nassau: Gestrige Absprache über das
Mainzer Schreiben. Nassau: Wegen Geleitung der Mediatstände sind
sie vom Kaiser auf die churfursten, was dieselbe gutt befinden würden, ge-
wiesen
Vgl. Kaiser an ksl. Gesandte Osnabrück 1645 IV 26 (Druck: [ APW II A 2 S. 270ff ] ).
. Und weilen man vernimb, daß die Schweden ihre proposition
dieses puncten halber aufschieben, seye denselben ahn hand zu geben gutt
befunden, daß solch praetendirende verglaitung von ihnen Schwedischen
geschehen möcht, und werde man nun zu vernehmen haben, ob solcher vor-
schlag angenommen. Wegen der gravaminum religionis vernehme er auch,
daß starck darauf bestanden werde, solche ad tractatus zu ziehen. Man
werde, was der gegentheyl davon in proposition pringen werde, erwartten,
und inmittelst auf dieser seithen sich gleichfalß dagegen gefast machen
müßen. Es hetten sich die Franzosische hier verlautthen laßen, daß sie mit
ihrer proposition nit fortkommen konten, weilen die Schweden die grava-
mina den tractatibus mit impliciren wolten. Wobey der graff gedacht, daß
Volmari beßer zu sein vermeint, sie hetten die proposition heraußkommen
laßen, und alßdan dagegen ratione gravaminum excipiirt. Die vorhabende
communication mit den Churmainzischen befunde er gar gutt, wans allein
von den Churbrandenburgischen, weiln sie gar suspetosi weren, nicht
apprehendirt wurde, daß man sie nit mit hinzugezogen. Ratione translatio-
nis tractatuum ad unum locum were er auch der mainung, daß davon ganz
keine meldung ietzt zu thun, weilen sonsten dadurch die verlangende pro-
positionsedirung ganz wiederumb in stecken würde gebracht werden.
Wiewolen sonsten sine mediatore zu tractiren beschwerlich sein würde,
dahero in vorschlag komme, daß einige stende, so zu Oßnabruck gegenwer-
tig , underdeßen darzu zu gebrauchen; nit zwarn alß mediatores, weilen da-
durch Dennemarck besorglich disgustirt werden dörffte, sondern allein,
daß selbige hinc inde referiren möchten.
Reck bei Volmar, der sich ähnlich äußert, aber den gegenüber Brandenburg
vorgesehenen Vorwand für bedenklich hält, da die Churmainzische alß una
pars, sie Churbrandenburgische aber nit hinzugezogen wurden. Man solle
besser vorschützen, die wegen Erfurt betroffenen Mainzer zur Bewilligung
der Zulassung der Mediatstände bewegen zu wollen.
Mitteilung der Brandenburger: Sie sind von Wittgenstein nach Osnabrück
gerufen worden . Auf die Frage, ob hier inzwischen etwas anstehe, bedauert
W, daß vor Herausgabe der Propositionen nichts zu tun sei, bittet aber um
baldige Rückkehr, da Besprechungen der Ksl. mit den Kurfürstlichen vor-
kommen könnten. Kölner und Bayern wollen mit den Mainzern wegen des
brandenburgischen Reverses und Zulassung der Mediatstände reden.
Mitteilung Nassaus: Die Brandenburger waren in der gleichen Sache bei
ihm und sind ähnlich beschieden worden.
W bei Chigi: 1. Versuche, die Religionsgravamina zu den Verhandlungen
zu ziehen. 2. Freilassung der im Erzstift Köln gefangenen Geistlichen.
3. Pfarrei Gehrde. 4. Der Pfarrer von Neuss ist wieder hier, da Rabenhaupt
trotz der französischen Schreiben die Befreiung von der Kontribution ver-
weigert . 5. Neuerungen in der Stadt Osnabrück zuungunsten der Katholi-
ken . 6. Geplante Religionsverordnung der Stadt Münster. 7. Förderung der
Kölner Koadjutorie in Rom. Von Chigi interposition quoad 2., 3. und 4.
punctum anerpotten. Dabey vermeldet, daß er wol spühre, daß endweder
die Franzosen nit aufrichtig mit den sachen umbgingen, oder aber bey den
Hessen in gar schlechtem credit weren. Underschiedliche sachen in causis
religionis hab er ihnen in den Gulichischen, Clevischen, Colnischen und
Westvelischen landen vor und nach remonstrirt, und ihre interposition
begert. Die geschehe allezeit so glimpfflich und courthöß, daß darauß
abzunehmen, daß sie nit offendiren wollen; und der gegentheyl solche cour-
thesie nit achten thue, sondern nur die intention sey, die catholische zu
undertrucken, und die kezerey einzufuhren und fortzupflantzen. Man
muste dannoch nichts, was nur muglich, underlaßen. In negotio coadiuto-
riae hab er sich gleichfalß euserist erpotten, und erwehnet, wie er
vernommen, daß die sachen in guten terminis zu Rom stunden. Beym ersten
punct quoad gravamina religionis, daß solche zu den tractaten gezogen
werden wolten, sich auch ganz eiffrig bezeigt und vermeldet, daß man wol
zuzusehen, wie solches zu divertiren. Deßhalber ers dan mit den catholi-
schen chur-, fursten und stenden ganz eins were, allein müsten sich die
catholische sammetlich, es wurden auch solche gravamina endweder hier
vorgenommen, oder zum extraordinari deputationconvent verschoben,
rechte undereinander sich vereinigen und zusamen halten, wie der gegen-
taill thue. D’Avaux soll seine Abberufung mit nächster Post erwarten. Die
Franzosen haben wegen der von Schweden betriebenen Behandlung der
Gravamina erneut um Instruktionen geschrieben, worauf frühestens in drei
Wochen Antwort vorliegen kann. Da Schweden Pommern mit Sitz und
Stimme im Reich verlangt, wollen jetzt auch die Franzosen Territorial-
gewinn , und zwar das ganze Elsaß, wofür sie notfalls Österreich oder dem
Reich eine Geldentschädigung geben wollen. Und sonsten auß allen ihren
actionibus vernehmen, daß zu Pariß noch ganz keine solida resolutio ge-
nommen , was man ex parte Franckreich zu thun, oder zu praetendiren ge-
dencke ; auch dieses zu besorgen, sie werden den Schweden in ihren petitio-
nibus nichts weichen, sondern denselben dißfalß sich conformiren wollen.
Mainzer Schreiben. Nassau: Wegen Geleitung der Mediatstände sind
sie vom Kaiser auf die churfursten, was dieselbe gutt befinden würden, ge-
wiesen
Vgl. Kaiser an ksl. Gesandte Osnabrück 1645 IV 26 (Druck: [ APW II A 2 S. 270ff ] ).
dieses puncten halber aufschieben, seye denselben ahn hand zu geben gutt
befunden, daß solch praetendirende verglaitung von ihnen Schwedischen
geschehen möcht, und werde man nun zu vernehmen haben, ob solcher vor-
schlag angenommen. Wegen der gravaminum religionis vernehme er auch,
daß starck darauf bestanden werde, solche ad tractatus zu ziehen. Man
werde, was der gegentheyl davon in proposition pringen werde, erwartten,
und inmittelst auf dieser seithen sich gleichfalß dagegen gefast machen
müßen. Es hetten sich die Franzosische hier verlautthen laßen, daß sie mit
ihrer proposition nit fortkommen konten, weilen die Schweden die grava-
mina den tractatibus mit impliciren wolten. Wobey der graff gedacht, daß
Volmari beßer zu sein vermeint, sie hetten die proposition heraußkommen
laßen, und alßdan dagegen ratione gravaminum excipiirt. Die vorhabende
communication mit den Churmainzischen befunde er gar gutt, wans allein
von den Churbrandenburgischen, weiln sie gar suspetosi weren, nicht
apprehendirt wurde, daß man sie nit mit hinzugezogen. Ratione translatio-
nis tractatuum ad unum locum were er auch der mainung, daß davon ganz
keine meldung ietzt zu thun, weilen sonsten dadurch die verlangende pro-
positionsedirung ganz wiederumb in stecken würde gebracht werden.
Wiewolen sonsten sine mediatore zu tractiren beschwerlich sein würde,
dahero in vorschlag komme, daß einige stende, so zu Oßnabruck gegenwer-
tig , underdeßen darzu zu gebrauchen; nit zwarn alß mediatores, weilen da-
durch Dennemarck besorglich disgustirt werden dörffte, sondern allein,
daß selbige hinc inde referiren möchten.
Reck bei Volmar, der sich ähnlich äußert, aber den gegenüber Brandenburg
vorgesehenen Vorwand für bedenklich hält, da die Churmainzische alß una
pars, sie Churbrandenburgische aber nit hinzugezogen wurden. Man solle
besser vorschützen, die wegen Erfurt betroffenen Mainzer zur Bewilligung
der Zulassung der Mediatstände bewegen zu wollen.
Mitteilung der Brandenburger: Sie sind von Wittgenstein nach Osnabrück
gerufen worden . Auf die Frage, ob hier inzwischen etwas anstehe, bedauert
W, daß vor Herausgabe der Propositionen nichts zu tun sei, bittet aber um
baldige Rückkehr, da Besprechungen der Ksl. mit den Kurfürstlichen vor-
kommen könnten. Kölner und Bayern wollen mit den Mainzern wegen des
brandenburgischen Reverses und Zulassung der Mediatstände reden.
Mitteilung Nassaus: Die Brandenburger waren in der gleichen Sache bei
ihm und sind ähnlich beschieden worden.
W bei Chigi: 1. Versuche, die Religionsgravamina zu den Verhandlungen
zu ziehen. 2. Freilassung der im Erzstift Köln gefangenen Geistlichen.
3. Pfarrei Gehrde. 4. Der Pfarrer von Neuss ist wieder hier, da Rabenhaupt
trotz der französischen Schreiben die Befreiung von der Kontribution ver-
weigert . 5. Neuerungen in der Stadt Osnabrück zuungunsten der Katholi-
ken . 6. Geplante Religionsverordnung der Stadt Münster. 7. Förderung der
Kölner Koadjutorie in Rom. Von Chigi interposition quoad 2., 3. und 4.
punctum anerpotten. Dabey vermeldet, daß er wol spühre, daß endweder
die Franzosen nit aufrichtig mit den sachen umbgingen, oder aber bey den
Hessen in gar schlechtem credit weren. Underschiedliche sachen in causis
religionis hab er ihnen in den Gulichischen, Clevischen, Colnischen und
Westvelischen landen vor und nach remonstrirt, und ihre interposition
begert. Die geschehe allezeit so glimpfflich und courthöß, daß darauß
abzunehmen, daß sie nit offendiren wollen; und der gegentheyl solche cour-
thesie nit achten thue, sondern nur die intention sey, die catholische zu
undertrucken, und die kezerey einzufuhren und fortzupflantzen. Man
muste dannoch nichts, was nur muglich, underlaßen. In negotio coadiuto-
riae hab er sich gleichfalß euserist erpotten, und erwehnet, wie er
vernommen, daß die sachen in guten terminis zu Rom stunden. Beym ersten
punct quoad gravamina religionis, daß solche zu den tractaten gezogen
werden wolten, sich auch ganz eiffrig bezeigt und vermeldet, daß man wol
zuzusehen, wie solches zu divertiren. Deßhalber ers dan mit den catholi-
schen chur-, fursten und stenden ganz eins were, allein müsten sich die
catholische sammetlich, es wurden auch solche gravamina endweder hier
vorgenommen, oder zum extraordinari deputationconvent verschoben,
rechte undereinander sich vereinigen und zusamen halten, wie der gegen-
taill thue. D’Avaux soll seine Abberufung mit nächster Post erwarten. Die
Franzosen haben wegen der von Schweden betriebenen Behandlung der
Gravamina erneut um Instruktionen geschrieben, worauf frühestens in drei
Wochen Antwort vorliegen kann. Da Schweden Pommern mit Sitz und
Stimme im Reich verlangt, wollen jetzt auch die Franzosen Territorial-
gewinn , und zwar das ganze Elsaß, wofür sie notfalls Österreich oder dem
Reich eine Geldentschädigung geben wollen. Und sonsten auß allen ihren
actionibus vernehmen, daß zu Pariß noch ganz keine solida resolutio ge-
nommen , was man ex parte Franckreich zu thun, oder zu praetendiren ge-
dencke ; auch dieses zu besorgen, sie werden den Schweden in ihren petitio-
nibus nichts weichen, sondern denselben dißfalß sich conformiren wollen.