Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 V 10
1645 V 10
Mittwoch Deputierte der Stadt Münster bei W. Bitte um
Belassung Reumonts, von dessen Abberufung die Rede ist [...] . W: Der
Kurfürst will darüber mit Geleen reden. Reumont will zwar an sich nicht
weg, doch sei ihm nicht zu verdenken, wenn er eine Beförderung annehme,
zumal er nach Ende der Traktate im Dienst der Stadt doch nicht gesichert
sei [...] . Danach hält W Herding und Witfeld zurück und legt ihnen
die von Chigi erwähnte Gefahr des öffentlichen protestantischen Gottes-
dienstes in der Stadt dar. Beide versichern, auff eine gewiße maaß unnd
ordnung wie in den Reichsstädten bedacht sein zu wollen und darüber zu
berichten.
W bei den Bayern. Berichte über Ws Unterredung mit Volmar und die
bayerische Visite bei den Brandenburgern. Diese haben unter Berufung auf
die schwedische Proposition betont, man müsse bei den Verhandlungen die
Religionsgravamina regeln, sonst bliebe allezeitt radix dissidiorum et fomes
belli. Die Bayern haben sich auf den Passauer Vertrag, Regensburger
Reichsabschied und Frankfurter Schluß berufen; wenn man diesen nach-
komme , könne man miteinander leben und müsse vor allem die Fremden
aus dem Reich zu bringen suchen. Bey dießem passu haben die Churbaye-
rischen in confidentia vermeldet, ob nicht vielleicht, wan die gravamina
religionis ad hosce tractatus gezogen werden soltten, die catholische per
Gallos ein mehrers, alß wan sie mitt den uncatholischen im reich allein
tractiren würden, erlangen können. Auff welches I. H. G. replicirt, daß
auß der andtwortt, welche die Frantzosen dem nuncio ad quaestionem illis
propositam[!], schlechte hoffnung darzu erscheine, umb desto mehrer, weylen
eben bey dießen tractaten die Schweden auff der uncatholischen seythen
sonderlich bey dießen prosperis progressibus mehrere assistentz hingegen
auch thuen werden. Gegenüber den brandenburgischerseits erwähnten
Ansprüchen der gravati in imperio, exules, interessentes, confoederati
haben die Bayern Wiederherstellung des Standes von 1627 in ecclesiasticis
und von 1630 in politicis empfohlen. Und vermeldeten die herren Chur-
bayerischen weyther in vertrawen, wie sie vermerckett, daß principaliter
auch auff die vertriebene in den erblanden dießer discurs gemaint gewesen,
der Churbrandenburgische habe auch gedacht, man müeße demnach der
landtgravinnen zue Heßen Caßell helffen. Warauff die Churbayerische, sie
hette ihre landt und leuthe, im nahmen Ihrer Majestät mit Churmäintz
tractirt
, in Westphalen und anderwehrts so viele plätze und guarnisonen,
daß man nicht sehe, waß sie mitt raison zu begehren. Der Churbrandenbur-
gische fiele hiervon ab und sagtte, daß die deputatio den stendten gefehr-
lich , es wehre die meyste catholisch und dahero die consultationes suspect.
Die Churbayerische andtwortteten, die deputatio köntte gahr woll
subsistiren, hette sich auch dawieder mitt fuegen niemandt zu beschweren.
Wan die gravamina von gegentail nicht hiehero mit gewalt gezogen werden
wöllen, werde man auch de religione nichts handlen; und fielen darnach
darauff, ob es nicht zu machen, daß die tractatus ahn ein orth verlegtt wer-
den mögtten. Dagegen zogen die Brandenburger die schwedische Weigerung
an. Ihr Titulaturstreit mit den Franzosen
Brandenburg verweigerte dem König von Frankreich den Titel maiestas, solange der Kf.
nicht serenissimus erhielt. Vgl. APW [ III C 2,1 S. 343 ] .
. Weigerung Osnabrücker Stände,
den Kurfürstlichen den Exzellenztitel zu geben [...] . – Während des Ge-
spräches Mitteilung von d’Avaux: Er werde den Bayern den Exzellenztitel
nicht verweigern, doch möge man auch bei Servien nachfragen.
Mitteilung Nassaus: Die Ksl. waren heut bei den Mediatoren und diese an-
schließend bei den Franzosen.
Nachrichten eines bayerischen Sieges über die Franzosen am 5. Mai . –
Mitteilung an Chigi. Dieser berichtet, die Mediatoren hätten heute wieder
die Proposition bei den Franzosen angemahnt, in specie hab er ihnen corda
et renes hefftig gerühret. Dannoch eben wenig gerichtet, und wie es scheint,
vor ablauff dreyer wochen zeit nichts zu hoffen, welches ihme die ver-
mutthung mache, es seye der Schwedischen propositionspuncta dergestalt
beschaffen gewest, daß sie Franzosische erst daruber nacher Pariß berichten
und darauff bescheidts erwartten müsten. Wie ihnen bedunck, seye Servient
bey den Schwedischen in keiner sondern stima, mochte dahero gern sehen,
daß des d’Avaux vorhabende wegraiß, welcher ohne dem mitioris animi
were, eingestelt pliebe.
Mitteilung Nassaus: Bayerischer Sieg [...] . – Eingabe von Kredentialen
durch Vulteius und die fränkischen Kreisdeputierten
bei W. – Mitteilung
der spanischen Antwort auf die letzte französische Proposition .
Belassung Reumonts, von dessen Abberufung die Rede ist [...] . W: Der
Kurfürst will darüber mit Geleen reden. Reumont will zwar an sich nicht
weg, doch sei ihm nicht zu verdenken, wenn er eine Beförderung annehme,
zumal er nach Ende der Traktate im Dienst der Stadt doch nicht gesichert
sei [...] . Danach hält W Herding und Witfeld zurück und legt ihnen
die von Chigi erwähnte Gefahr des öffentlichen protestantischen Gottes-
dienstes in der Stadt dar. Beide versichern, auff eine gewiße maaß unnd
ordnung wie in den Reichsstädten bedacht sein zu wollen und darüber zu
berichten.
W bei den Bayern. Berichte über Ws Unterredung mit Volmar und die
bayerische Visite bei den Brandenburgern. Diese haben unter Berufung auf
die schwedische Proposition betont, man müsse bei den Verhandlungen die
Religionsgravamina regeln, sonst bliebe allezeitt radix dissidiorum et fomes
belli. Die Bayern haben sich auf den Passauer Vertrag, Regensburger
Reichsabschied und Frankfurter Schluß berufen; wenn man diesen nach-
komme , könne man miteinander leben und müsse vor allem die Fremden
aus dem Reich zu bringen suchen. Bey dießem passu haben die Churbaye-
rischen in confidentia vermeldet, ob nicht vielleicht, wan die gravamina
religionis ad hosce tractatus gezogen werden soltten, die catholische per
Gallos ein mehrers, alß wan sie mitt den uncatholischen im reich allein
tractiren würden, erlangen können. Auff welches I. H. G. replicirt, daß
auß der andtwortt, welche die Frantzosen dem nuncio ad quaestionem illis
propositam[!], schlechte hoffnung darzu erscheine, umb desto mehrer, weylen
eben bey dießen tractaten die Schweden auff der uncatholischen seythen
sonderlich bey dießen prosperis progressibus mehrere assistentz hingegen
auch thuen werden. Gegenüber den brandenburgischerseits erwähnten
Ansprüchen der gravati in imperio, exules, interessentes, confoederati
haben die Bayern Wiederherstellung des Standes von 1627 in ecclesiasticis
und von 1630 in politicis empfohlen. Und vermeldeten die herren Chur-
bayerischen weyther in vertrawen, wie sie vermerckett, daß principaliter
auch auff die vertriebene in den erblanden dießer discurs gemaint gewesen,
der Churbrandenburgische habe auch gedacht, man müeße demnach der
landtgravinnen zue Heßen Caßell helffen. Warauff die Churbayerische, sie
hette ihre landt und leuthe, im nahmen Ihrer Majestät mit Churmäintz
tractirt
daß man nicht sehe, waß sie mitt raison zu begehren. Der Churbrandenbur-
gische fiele hiervon ab und sagtte, daß die deputatio den stendten gefehr-
lich , es wehre die meyste catholisch und dahero die consultationes suspect.
Die Churbayerische andtwortteten, die deputatio köntte gahr woll
subsistiren, hette sich auch dawieder mitt fuegen niemandt zu beschweren.
Wan die gravamina von gegentail nicht hiehero mit gewalt gezogen werden
wöllen, werde man auch de religione nichts handlen; und fielen darnach
darauff, ob es nicht zu machen, daß die tractatus ahn ein orth verlegtt wer-
den mögtten. Dagegen zogen die Brandenburger die schwedische Weigerung
an. Ihr Titulaturstreit mit den Franzosen
Brandenburg verweigerte dem König von Frankreich den Titel maiestas, solange der Kf.
nicht serenissimus erhielt. Vgl. APW [ III C 2,1 S. 343 ] .
den Kurfürstlichen den Exzellenztitel zu geben [...] . – Während des Ge-
spräches Mitteilung von d’Avaux: Er werde den Bayern den Exzellenztitel
nicht verweigern, doch möge man auch bei Servien nachfragen.
Mitteilung Nassaus: Die Ksl. waren heut bei den Mediatoren und diese an-
schließend bei den Franzosen.
Nachrichten eines bayerischen Sieges über die Franzosen am 5. Mai . –
Mitteilung an Chigi. Dieser berichtet, die Mediatoren hätten heute wieder
die Proposition bei den Franzosen angemahnt, in specie hab er ihnen corda
et renes hefftig gerühret. Dannoch eben wenig gerichtet, und wie es scheint,
vor ablauff dreyer wochen zeit nichts zu hoffen, welches ihme die ver-
mutthung mache, es seye der Schwedischen propositionspuncta dergestalt
beschaffen gewest, daß sie Franzosische erst daruber nacher Pariß berichten
und darauff bescheidts erwartten müsten. Wie ihnen bedunck, seye Servient
bey den Schwedischen in keiner sondern stima, mochte dahero gern sehen,
daß des d’Avaux vorhabende wegraiß, welcher ohne dem mitioris animi
were, eingestelt pliebe.
Mitteilung Nassaus: Bayerischer Sieg [...] . – Eingabe von Kredentialen
durch Vulteius und die fränkischen Kreisdeputierten
der spanischen Antwort auf die letzte französische Proposition .