Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 III 30

20
1645 III 30
Donnerstag Mitteilung Nassaus: Schreiben Savellis

40
Anlage 45: Savelli an ksl. Gesandte Münster 1645 III 11. – Federico Savelli (gest.
41
1649), duca di Savelli, principe di Albano, ksl. Feldmarschall, ksl. Botschafter in Rom
42
1644–1649.
[...].
21
Bericht Recks über Erkundigungen bei Chigi, dem er gleichzeitig das
22
Schreiben Savellis mitteilt: Die Franzosen waren trotz starken Drängens
23
der Mediatoren nicht zur Herausgabe einer schriftlichen Erklärung bereit
24
und bestanden in ihrer mündlichen Stellungnahme zur ksl. Replik wieder
25
auf der Freilassung Kurtriers, dem Erscheinen einer größeren Anzahl von
26
Ständen sowie auf einer Erläuterung der Ksl. über die mit dem Termin 163

43
Lücke im Text.

27
verbundene Absicht. Die Mediatoren haben diese Einwürfe als
28
Verzögerungsversuche bezeichnet und die Franzosen an das Versprechen
29
vom Dezember erinnert, nach einem Monat zur Sache zu kommen. Auf den
30
Vorwurf, die Franzosen wollten weder sagen, bis wann und auf welche

[p. 127] [scan. 177]


1
Stände sie warten müßten, noch ihre Alliierten benennen, sei dem
2
Servient haraußgewischt, zum beschluß der friedenshandtlung würde man
3
die alliirte schon benennen, deren sich alßdan wol mehrere finden möchten,
4
alß man vermutthet. Auß welchem des hern nuncii selbst mainung nach zu
5
schließen ist, daß noch taglich mehrere zerspalt- und trennung der reichs-
6
stende und darauß erfolgende unruhe im reich von den Franzosen gesucht
7
und erwarttet werde. Da diese Haltung der Gesandten nicht mit den
8
Äußerungen Bichis

41
Alessandro Bichi (1596–1657), Kardinal 1633, Nuntius in Paris 1630–1634.
in Rom übereinstimmt, glaubt Chigi, daß die
9
Gesandten sich nicht an die Weisungen des Hofes halten, doch würden sie
10
wol einen wunck von hoff aus haben, worauf sie sich zu verlaßen. Dahero
11
Ihrer Hailigkeit er eben iezo schriebe, daß sie doch mit allem ernst und
12
eiffer das negotium pacis beym Franzosischen hoff pressiren und forttrei-
13
ben laßen mochten; sonsten wan das werde allda anderst nit incaminirt,
14
nichts alhier zu richten sein würde. Was der cardinal Bichi mit dem
15
Kayserlichen ambasciadorn zu Rom gered, hab er auch dem Venetianischen
16
daselbst angedeutt, vermeine auch, daß er ihme die proposition communi-
17
cirt , und selbige bey hiesigem Veneto zu finden sein werde. Die Franzosi-
18
sche alhier gingen mit andern streichen umb, und wan sie gleich iezo
19
wiederumb was schrifftliches solten ubergeben, werde es doch in effectu ihr
20
erst vermeinte proposition sein. Mit den Spaniern aber wolten sie vor ein-
21
langung anderwertter dero plenipotenz nichts tractiren, maßen er neben
22
dem Veneto den Kayserlichen von diesem allem parte gehen würde, wie-
23
wol sie denselben ihre verrichtung bey den Franzosen mit diesen wortten,
24
daß sie nichts gerichtet, genugsamb expliciren kondten. I. H. G. bey ihm
25
beschehene erinnerung wegen eines im stifft Oßnabruck vom Gustavo

42
Gustaf Gustafsson (1616–1653), Gf. von Vasaborg, natürlicher Sohn Kg. Gustav
43
Adolfs, schwedischer Inhaber des Bistums Osnabrück.
ein-
26
gesezten praedicanten hab er den Franzosischen umbstendlich vorpracht,
27
und sowol bey dieser alß andern occasionen, seinem beruff nach, beweglich
28
zue gemüth geführt, daß sie mit denen, welche Gott und seiner kirchen
29
keinen glauben hielten, zu so groß und scheinbarem der catholischen reli-
30
gion undergang zuhielten. Und wurden sie, wan sie anderst zu den sachen
31
nit thetten, zu ihrem selbst eigenen schimpff und schaden noch gewahr
32
werden, daß ihnen die Schwedische ins gesicht speyen würden. Inmaßen er
33
dan die gewisse nachricht hette, daß noch kurzlich der Gustavus Gustavi-
34
sohn zu einem geistlichen, welcher in einer zumal gerechten sach ihm ein
35
vorschreiben von ihnen Franzosischen zugebracht, geandtworttet, es ginge
36
ietzo mit solchen schreiben noch hin, wan aber die Schwedische armada
37
noch eine victori erhielte, so hetten die Franzosen mit dem vorschreiben nit
38
mehr zue bemühen. Die von I. H. G. begerte schreiben und remonstrationes
39
ahn die Schwedische gesandten zu Oßnabruck in vorangedeutter sachen
40
wegen des eingesezten praedicantens hetten die Franzosische abgehen zu

[p. 128] [scan. 178]


1
laßen sich erpotten. Und alß danebenst den mediatoribus recommen-
2
dirte Speyerische cammergerichtsversicher- und verschonung remonstrirt,
3
hetten sie gleichfalß angelobet, deßwegen schreiben abgehen zu laßen;
4
gestalt sie dan auch darumb von etlichen protestirenden fursten ersucht,
5
und ohnedem der konig in Frankreich anderst nichts intendirte, alß daß die
6
justiz, Teutsche freyheit und der reichsstatus moge erhalten werden [...].

7
Erkundigung wegen der Pfarrei Gehrde bei den Franzosen. D’Avaux,
8
der allein ist, verspricht seine Unterstützung und kommt auf seine Diffe-
9
renzen
mit Servien und die Abberufung eines der Gesandten. Doch würden
10
beyde biß zue des Longeville ankunfft, ob selbiger den vergleich treffen
11
kondt, noch verpleiben; wo aber solches nit, maßen er es wegen des
12
Servient humor unmoglich hielte, so werde einer von ihnen weg, und hoffe
13
er alßdan einmal von diesem seinem collega redimirt zu werden. Gab dabey
14
soviel zu verstehen, wan er alß caput legationis ante adventum des Longe-
15
ville abgefordert werden solte, ein solches groß aufsehen, alß ob man a
16
parte Franckreich keinen lust zum frieden, geben dörfft. Auch der Ser-
17
vient , alß welcher gar zu hitzig, allein nichts werde richten, weilen es mit
18
schnarchen und pochen nit wolle gethan sein, wie er so viell jar im Teutsch-
19
land gelehrnet. D’Avaux möchte an der am kommenden Sonntag von
20
W vorzunehmenden Weihe eines Weihbischofs für Paderborn

38
Bernhard Frick (1600–1655), Bf. von Cardica, Weihbf. von Paderborn 1644.
teilnehmen,
21
fürchtet aber, daß Servien ihn, zumal wenn auch die Bayern anwesend
22
sind, als gar zu Kayserisch und churfurstisch verleumden werde, weshalb
23
man durch die Einladung von dessen Frau

39
Augustina La Roux (1615–1652), comtesse de Servien.
auch Servien zum Kommen
24
veranlassen möge. Da er andeutet, gern einmal mit W allein sprechen zu
25
wollen, wird ihm von diesem ein Treffen vor der Stadt oder an drittem Ort
26

36
26 vorgeschlagen] am Rande: an Bayern 1645 III 31
vorgeschlagen.

Dokumente