Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 III 4
1645 III 4
Samstag Chambory bei W. Nochmalige Versicherung
enger Zusammenarbeit mit den Kurfürstlichen und Hoffnung auf deren
Unterstützung bei Wahrung der Rechte und Präeminenz des Hauses Sa-
voyen . Da nach Auskunft Volmars in der Titelfrage Ksl. und Kurfürstliche
erst Weisungen einholen müssen, das Fehlen eines savoyischen Vertreters in
Wien aber die Sache erschweren könne und der Gesandte schon vier
Wochen in Wolbeck warte, schlägt er vor, daß Ksl. und Kurfürstliche ent-
gegenschicken und die Entscheidung wegen der ersten Visiten und des Ex-
zellenztitels unter einem Vorwand verschoben wird. Chigi sei zu dem in
Rom üblichen Zeremoniell bereit, auch von den Franzosen, die dem Ge-
sandten schriftlich schon den Exzellenztitel gegeben hätten, erwarte man
keine Schwierigkeiten. W hält zunächst eine Einigung unter den an-
wesenden Gesandten für nötig, wobei viel auf die übrigen Kronen an-
komme . Verhalten der Franzosen am Tag des bayerischen Einzuges und
ihre Verweigerung des Exzellenztitels, weshalb man sich ihrer gut ver-
sichern müsse. Warauf er, sie hetten sich gegen ihnen in dieser curfürst-
lichen materi zimblich explicirt, alß daß sie nemblich in instructione hetten,
sich in allem gegen die churfürstlichen den Kayserlichen gemeß zu ver-
halten . Und weilen sie nun vernommen, daß die Kayserliche das praedica-
tum Excellenz den Churbayerischen im Teutschen nit gegeben, sondern
allein in tertia persona mit ihrem discurß geplieben, so hetten auch, vermög
ihrer instruction, ein mehrers nit thun konnen. Und alß I. H. G. ihme
diversitatem linguae, und daß man der Teutschen sprach andere terminos
habe alß in andern, angedeut, andworttete er, der herr Volmari hab ihm
eben dergleichen gesagt. Es konten aber die Franzosischen plenipotentiarii
keine andere sprach alß Italianisch und Franzoß, deren sie sich auch gebrau-
chen und die andwort in selbiger hinwieder erwartten würden. W:
[...]. Nachdem man sehe, daß alle alß die Spanisch-, Franzosisch, auch der
herr nuncius und Venetus ihrer naturlichen sprachen sich gebrauchen thet-
ten , also würde man auch deßgleichen thun und die Spanier, Franzosen
und andere mit der Teutschen sprach anreden müßen, und wurden sich
deßen die Franzosische soviel wenig zu beschwern haben, weiln ohnedaß
der d’Avaux Teutsch verstehe, lese und red. Chambory erinnert an
Verhandlungen in Lyon, wo nach vier Monaten Streit in der Sprachenfrage
Savoyen schließlich Frankreich nachgab
. Situation in Savoyen, Uneinig-
keit mit den Franzosen wegen der Zitadelle von Turin. In iezig der Fran-
zosisch ubergebenen proposition hab er gelesen, daß die Franzosen das
Italianische weesen dem Pabst und Venetianern, auch andern Italianischen
fursten in die hand geben wolten, woruber sie sich wegen der streittigkeit
mit Venedig und besorgender disaffection in specie beschweren wurden,
zuemalen sich auch alle fursten in Italia niemaln dergestallt vergleichen
wurden. Worauf I. H. G., daß eben diß in Teutschland auch gesucht
werde. Und scheine nur, daß man ehender weitere confusiones sueche, alß
auß den sachen zum frieden zu kommen sincere begere, welches er auch
affirmierte.
Revisite der Bayern, verglichenermaßen bei W zuerst, da 1. die churfursten
under ein corpus und collegium gehorig, und also sich undereinander vor
allen verehren sollen; 2. daß man das exempel von den Franzosen habe, in-
deme der Servient von seinem collega, dem d’Avaux, weiln er spather an-
kommen , das erste mal besucht und wieder revisitiert worden; 3. I. H. G.
ihnen Churbayerischen selbst in persona beym hereinkommen endgegen-
gefahren , sie in ihre gutsch genommen, ihnen auch vor allen andern die
formal visita gegeben, womit sie zu der ersten revisita wiederumb verob-
ligirt ; 4. dadurch alle weitterung und der Venetianer disgusto zu verhuet-
ten ; sonderlich auch 5. weilen solches der herr nuncius selbst, deme es prop-
ter respectum sedis apostolicae vorhero angedeuttet und daruber communi-
cirt , gutt befunden, auch exempla, daß dergleichen in Italia offters gesche-
hen , sich befindet. Krebs proponiert und versichert, sie seien mit W
und den Kölnern alle verträwliche gute correspondenz [...] zu pflegen be-
auftragt ; Kf. Ferdinand hat ihnen in Bonn erklärt, dazu seien auch seine
Vertreter angewiesen. In Anlehnung an den bayerischen Vortrag ant-
wortet Landsberg, es sey nit ohn, daß annoch schlechte anzeig zu fort-
sezung der tractaten und consequenter zum frieden selbst a parte der
Franzosen. Man müste dannoch hoffen, daß durch Gottes genad verley-
hung und ietzig ihr der Churbayerischen mitanwesenheit, auch weilen die
Churbrandenburgische gleichfalß herannaheten, das werck noch werde
promovirt und erhebt werden konnen. Wavon man in discursu auff
allerley materi kommen, und wie die herren Churbayerische ratione cere-
monialium sich hin und wieder bey den gesandten eines und anders erkun-
digt zue haben vermeldet, ist von I. H. G. ihnen angedeuttet, was sie von
dem Savoyer heut vormittag vernommen. Und wie es nemblich scheine,
daß alle schuld wegen underlaßenen praedicati Excellenz gegen den Chur-
bayerischen von den cronen auf die Kayserliche wolle geschoben werden,
gestalt dan sie dahero bedacht, etwan morgen mit dem graven von Naßaw
zue reden und zue sehen, ob er zue endladung dieser invidia und confusion
zu einem andern muglich zue disponiren, welches den herren Churbayeri-
schen gar wol eingangen. Auf den andern von den Churbayerischen mo-
virten punct, weilen so schlechter verlaß annoch zu fortgang der tractaten
und erlangung des friedens, ob nit endzwischen wegen eines stillstandts der
waffen anzuebinden, haben I. H. G. vermeldet, was auf Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht in Baiern und Cöln mehrmaliges zueschreiben und erin-
nern sie nit allein offters mit dem nuncio und Veneto deßhalber geredet,
sondern auch anderer ortthen, in specie bey den Franzosischen selbst, etwas
andeuttens davon gehabt. Welchergestalt auch, auf ihr vielfaltiges ansuchen
und begeren beyde, der nuncius und Venetus, nacher Pariß ahn daselbstigen
nuncium und Venedischen pottschaffter geschrieben, darauf aber, wie ihro
der herr nuncius noch erst gestern angedeuttet, schlechte vertrostung zu-
ruckgelangt , auch kein bevelch zu erhalten gewesen. Bey welchem die
herren Churbayerische vermeldet, daß vom herrn nuncio bey ihnen gegebe-
ner visita sie eben dergleichen vernommen. Und divertirten demnegst auff
die zu papier gebrachte replic auf das von den Franzosischen loco proposi-
tionis eingebenes scriptum, mit vermelden, daß sie demselben mehrers nach-
gedacht und vermainten, daß die clausul, wo von deputation des churfürst-
lichen collegii dergestalt gedacht wird ‘conventum, ut nomine totius collegii
electores duo Coloniensis nimirum et Brandenburgicus eorumve deputati
hoc munus in se reciperent’, in so weit zu ändern und hinzuzusezen ‘si tamen
reliquorum dominorum electorum plenipotentiarii ad eundem tractatuum
locum convenerint, eiusdem essent qualitatis et conditionis’. Wie auch ahn-
statt der wörtter ‘etiam duorum electorum deputati ad manum sint, quorum
alter non tam electorem Coloniensem quam integrum electorale collegium
repraesentat’ folgende zue inseriren ‘et iam duorum electorum deputati ad
manum sint, qui reliquos absentes electores vi praedictae conventionis
Ratisbonensis de anno 1636 repraesentant’, mit dem andeutten, daß wan
andere herren churfursten schickten, die anno 1636 verglichene deputation
in so weit cessiren thette. Worauf I. H. G., die deputation seye auf
Churcollen allein nit geschehen, sondern auf Churbrandenburg mit, und
werde derselb seine gesandten in eodem gradu et qualitate anheroschicken.
Ihres theylß hetten noch nit vernommen, daß Churcollen der deputation
sich zue begeben gemeindt, weniger ihro deßhalber instruction zukommen,
und also hierinnen fur sich nit willigen konten, sonderlich auch, weilen, alß
diese quaestio beym deputationtag zu Franckfurt movirt, Churbrandenburg
dieser deputation sich zue begeben nit verstehen wollen. So würde auch 2.
die von ihnen erinnerte correctur und änderung den Franzosen desto mehr
zu scrupulirn und zu sagen ursach geben, daß von den churfursten allein
zwen alhier, und benebenst andere selzam beduncken, daß nur nach der
Churbayerischen ankunfft die ganze deputation cessiren solt. Drittens seye
die deputation ratione absentium, die nit schicken würden, angesehen und
also, wan die Churbayerische schon alhie, das collegium dannoch nit
ergentzt, sondern die meiste noch abwesend, welche per deputatos Collen
und Brandenburg repraesentirt wurden. Werde dahero 4. die deputation in
ihrem vigore auf dissen baiden pleiben müßen, biß alle churfürsten in par-
ticulari schicken. Müste auch 5. auf allen fall deßhalber mit Churbranden-
burg oder deßen abgesandten vorhero communicirt werden. 6. Wodurch
dannoch beyden weder gegeben noch genommen, weilen sowol manente
deputatione alß darnach Churcollen nach Mainz den vortritt hat, auch
Churbrandenburg außer seiner letzten stell nichts hocher praetendiren
konte. Ob aber, wan neben Churbrandenburg auch Churmainz und
Sachsen zur stell, die negotia alßdan collegialiter und waß gestalt und ort
hie oder zu Oßnabruck zu fuhren, werde eine andere frag sein, welche, wie
auch die vorige, beym deputationtag zu Franckfurt movirt, aber, soviel
man nachricht hat, annoch nit resolvirt, sondern anhero verwiesen werden
wollen. Und ob sie wol ohne expresse instruction in beyden nichts thun
würden, so hielten doch beßer, daß der schluß daruber zu besagtem
Franckfurt gemacht, damit man nit erst hier mit vielem disputiren die zeit
verliehren möchte, sonderlich hier in conspectu der frembden nationen. Die
intention aber im concept etwas beßer zu expliciren, mochte zu sezen sein:
‘et iam duorum electorum deputati ad manum sint, quorum alter uti a
collegio electorali deputatus reliquos absentes electores repraesentat’.
Welches ihnen die herren Churbayerische also gefallen laßen. Und
movirten beynebens ferner, daß fast aller orthen in der schrifft Caesaris
allein gedacht werde, sine mentione electorum vel imperii. Bey wel-
chem I. H. G. vermeldet, daß eben dergleichen zwischen den Kayser-
lichen und ihro, alß die erste schrifft zu papier bracht, ins mittel kommen.
Weilen aber besorgt worden, es möchten die Franzosische, wan de electori-
bus hinzugesezt, gleichfalß ratione imperii moviren und da auch dieses spe-
cificirt , alßdan zu scrupuliren anlaß nehmen, daß außerhalb I. H. G. de im-
perio niemand zur stell, und ihnen also auß unsern eigenen schifften
materi zu scrupuliren suppeditirt werden, so seye rhatsamer gehalten,
beydes außzuelaßen. 2. Seyen auch die tractaten biß hieher von Ihrer
Majestät allein gefuhrt, und sowol anno 1636 alß 1641 solches also deter-
minirt , daß das churfürstliche collegium den Kayserlichen, alß corpus
capiti, assistiren solle. Gestalt es dan also in obacht genommen, daß was
den Kayserlichen von den mediatoribus vorgepracht oder sonsten von den
Franzosen ins mittel kommen, sie Kayserliche alle mal sich erklehrt, daß sie
mit I. H. G., alß Churcolnischen deputirten communiciren müsten, wie ge-
schehen . 3. Solchen falß würden die Franzosen auch der churfürstlichen
vollmacht zue sehen begehren, welches aber mit I. H. G. plenipotenz sowol
die mediatores alß Kayserliche zu verhuettung weitläuffigen disputirens und
scrupulirens nit fur dienlich befunden. Weilen doch 4. wans zum beschluß
der tractaten kommen solt, des churfürstlichen collegii ratification und sub-
scription ohne dem, auch wol auf der Franzosen selbst begeren, würde hin-
zugethan werden müßen. 5. Würden besorglich die Kayserliche sowol alß
auch die mediatores ungern sehen, daß ietzt in stylo änderung
vorgenommen, und dadurch den Franzosen newe materi zu disputiren und
zeit zu gewinnen ultro ursach gegeben; wobey es dan die herren Churbaye-
rische bewenden laßen. Uber dieses referirten I. H. G., was bey ihro der
Savoyische abgeordtnete wegen der gesantschafft vorgebracht. Wobey
die herren Churbayerische vermeldet, daß sie deßhalber beraiz mit voriger
post Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht, mit anfuhrung der vom Volmari
movirter argumenten zugeschrieben und umb verhaltensbefelch gepetten.
[...].
enger Zusammenarbeit mit den Kurfürstlichen und Hoffnung auf deren
Unterstützung bei Wahrung der Rechte und Präeminenz des Hauses Sa-
voyen . Da nach Auskunft Volmars in der Titelfrage Ksl. und Kurfürstliche
erst Weisungen einholen müssen, das Fehlen eines savoyischen Vertreters in
Wien aber die Sache erschweren könne und der Gesandte schon vier
Wochen in Wolbeck warte, schlägt er vor, daß Ksl. und Kurfürstliche ent-
gegenschicken und die Entscheidung wegen der ersten Visiten und des Ex-
zellenztitels unter einem Vorwand verschoben wird. Chigi sei zu dem in
Rom üblichen Zeremoniell bereit, auch von den Franzosen, die dem Ge-
sandten schriftlich schon den Exzellenztitel gegeben hätten, erwarte man
keine Schwierigkeiten. W hält zunächst eine Einigung unter den an-
wesenden Gesandten für nötig, wobei viel auf die übrigen Kronen an-
komme . Verhalten der Franzosen am Tag des bayerischen Einzuges und
ihre Verweigerung des Exzellenztitels, weshalb man sich ihrer gut ver-
sichern müsse. Warauf er, sie hetten sich gegen ihnen in dieser curfürst-
lichen materi zimblich explicirt, alß daß sie nemblich in instructione hetten,
sich in allem gegen die churfürstlichen den Kayserlichen gemeß zu ver-
halten . Und weilen sie nun vernommen, daß die Kayserliche das praedica-
tum Excellenz den Churbayerischen im Teutschen nit gegeben, sondern
allein in tertia persona mit ihrem discurß geplieben, so hetten auch, vermög
ihrer instruction, ein mehrers nit thun konnen. Und alß I. H. G. ihme
diversitatem linguae, und daß man der Teutschen sprach andere terminos
habe alß in andern, angedeut, andworttete er, der herr Volmari hab ihm
eben dergleichen gesagt. Es konten aber die Franzosischen plenipotentiarii
keine andere sprach alß Italianisch und Franzoß, deren sie sich auch gebrau-
chen und die andwort in selbiger hinwieder erwartten würden. W:
[...]. Nachdem man sehe, daß alle alß die Spanisch-, Franzosisch, auch der
herr nuncius und Venetus ihrer naturlichen sprachen sich gebrauchen thet-
ten , also würde man auch deßgleichen thun und die Spanier, Franzosen
und andere mit der Teutschen sprach anreden müßen, und wurden sich
deßen die Franzosische soviel wenig zu beschwern haben, weiln ohnedaß
der d’Avaux Teutsch verstehe, lese und red. Chambory erinnert an
Verhandlungen in Lyon, wo nach vier Monaten Streit in der Sprachenfrage
Savoyen schließlich Frankreich nachgab
keit mit den Franzosen wegen der Zitadelle von Turin. In iezig der Fran-
zosisch ubergebenen proposition hab er gelesen, daß die Franzosen das
Italianische weesen dem Pabst und Venetianern, auch andern Italianischen
fursten in die hand geben wolten, woruber sie sich wegen der streittigkeit
mit Venedig und besorgender disaffection in specie beschweren wurden,
zuemalen sich auch alle fursten in Italia niemaln dergestallt vergleichen
wurden. Worauf I. H. G., daß eben diß in Teutschland auch gesucht
werde. Und scheine nur, daß man ehender weitere confusiones sueche, alß
auß den sachen zum frieden zu kommen sincere begere, welches er auch
affirmierte.
Revisite der Bayern, verglichenermaßen bei W zuerst, da 1. die churfursten
under ein corpus und collegium gehorig, und also sich undereinander vor
allen verehren sollen; 2. daß man das exempel von den Franzosen habe, in-
deme der Servient von seinem collega, dem d’Avaux, weiln er spather an-
kommen , das erste mal besucht und wieder revisitiert worden; 3. I. H. G.
ihnen Churbayerischen selbst in persona beym hereinkommen endgegen-
gefahren , sie in ihre gutsch genommen, ihnen auch vor allen andern die
formal visita gegeben, womit sie zu der ersten revisita wiederumb verob-
ligirt ; 4. dadurch alle weitterung und der Venetianer disgusto zu verhuet-
ten ; sonderlich auch 5. weilen solches der herr nuncius selbst, deme es prop-
ter respectum sedis apostolicae vorhero angedeuttet und daruber communi-
cirt , gutt befunden, auch exempla, daß dergleichen in Italia offters gesche-
hen , sich befindet. Krebs proponiert und versichert, sie seien mit W
und den Kölnern alle verträwliche gute correspondenz [...] zu pflegen be-
auftragt ; Kf. Ferdinand hat ihnen in Bonn erklärt, dazu seien auch seine
Vertreter angewiesen. In Anlehnung an den bayerischen Vortrag ant-
wortet Landsberg, es sey nit ohn, daß annoch schlechte anzeig zu fort-
sezung der tractaten und consequenter zum frieden selbst a parte der
Franzosen. Man müste dannoch hoffen, daß durch Gottes genad verley-
hung und ietzig ihr der Churbayerischen mitanwesenheit, auch weilen die
Churbrandenburgische gleichfalß herannaheten, das werck noch werde
promovirt und erhebt werden konnen. Wavon man in discursu auff
allerley materi kommen, und wie die herren Churbayerische ratione cere-
monialium sich hin und wieder bey den gesandten eines und anders erkun-
digt zue haben vermeldet, ist von I. H. G. ihnen angedeuttet, was sie von
dem Savoyer heut vormittag vernommen. Und wie es nemblich scheine,
daß alle schuld wegen underlaßenen praedicati Excellenz gegen den Chur-
bayerischen von den cronen auf die Kayserliche wolle geschoben werden,
gestalt dan sie dahero bedacht, etwan morgen mit dem graven von Naßaw
zue reden und zue sehen, ob er zue endladung dieser invidia und confusion
zu einem andern muglich zue disponiren, welches den herren Churbayeri-
schen gar wol eingangen. Auf den andern von den Churbayerischen mo-
virten punct, weilen so schlechter verlaß annoch zu fortgang der tractaten
und erlangung des friedens, ob nit endzwischen wegen eines stillstandts der
waffen anzuebinden, haben I. H. G. vermeldet, was auf Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht in Baiern und Cöln mehrmaliges zueschreiben und erin-
nern sie nit allein offters mit dem nuncio und Veneto deßhalber geredet,
sondern auch anderer ortthen, in specie bey den Franzosischen selbst, etwas
andeuttens davon gehabt. Welchergestalt auch, auf ihr vielfaltiges ansuchen
und begeren beyde, der nuncius und Venetus, nacher Pariß ahn daselbstigen
nuncium und Venedischen pottschaffter geschrieben, darauf aber, wie ihro
der herr nuncius noch erst gestern angedeuttet, schlechte vertrostung zu-
ruckgelangt , auch kein bevelch zu erhalten gewesen. Bey welchem die
herren Churbayerische vermeldet, daß vom herrn nuncio bey ihnen gegebe-
ner visita sie eben dergleichen vernommen. Und divertirten demnegst auff
die zu papier gebrachte replic auf das von den Franzosischen loco proposi-
tionis eingebenes scriptum, mit vermelden, daß sie demselben mehrers nach-
gedacht und vermainten, daß die clausul, wo von deputation des churfürst-
lichen collegii dergestalt gedacht wird ‘conventum, ut nomine totius collegii
electores duo Coloniensis nimirum et Brandenburgicus eorumve deputati
hoc munus in se reciperent’, in so weit zu ändern und hinzuzusezen ‘si tamen
reliquorum dominorum electorum plenipotentiarii ad eundem tractatuum
locum convenerint, eiusdem essent qualitatis et conditionis’. Wie auch ahn-
statt der wörtter ‘etiam duorum electorum deputati ad manum sint, quorum
alter non tam electorem Coloniensem quam integrum electorale collegium
repraesentat’ folgende zue inseriren ‘et iam duorum electorum deputati ad
manum sint, qui reliquos absentes electores vi praedictae conventionis
Ratisbonensis de anno 1636 repraesentant’, mit dem andeutten, daß wan
andere herren churfursten schickten, die anno 1636 verglichene deputation
in so weit cessiren thette. Worauf I. H. G., die deputation seye auf
Churcollen allein nit geschehen, sondern auf Churbrandenburg mit, und
werde derselb seine gesandten in eodem gradu et qualitate anheroschicken.
Ihres theylß hetten noch nit vernommen, daß Churcollen der deputation
sich zue begeben gemeindt, weniger ihro deßhalber instruction zukommen,
und also hierinnen fur sich nit willigen konten, sonderlich auch, weilen, alß
diese quaestio beym deputationtag zu Franckfurt movirt, Churbrandenburg
dieser deputation sich zue begeben nit verstehen wollen. So würde auch 2.
die von ihnen erinnerte correctur und änderung den Franzosen desto mehr
zu scrupulirn und zu sagen ursach geben, daß von den churfursten allein
zwen alhier, und benebenst andere selzam beduncken, daß nur nach der
Churbayerischen ankunfft die ganze deputation cessiren solt. Drittens seye
die deputation ratione absentium, die nit schicken würden, angesehen und
also, wan die Churbayerische schon alhie, das collegium dannoch nit
ergentzt, sondern die meiste noch abwesend, welche per deputatos Collen
und Brandenburg repraesentirt wurden. Werde dahero 4. die deputation in
ihrem vigore auf dissen baiden pleiben müßen, biß alle churfürsten in par-
ticulari schicken. Müste auch 5. auf allen fall deßhalber mit Churbranden-
burg oder deßen abgesandten vorhero communicirt werden. 6. Wodurch
dannoch beyden weder gegeben noch genommen, weilen sowol manente
deputatione alß darnach Churcollen nach Mainz den vortritt hat, auch
Churbrandenburg außer seiner letzten stell nichts hocher praetendiren
konte. Ob aber, wan neben Churbrandenburg auch Churmainz und
Sachsen zur stell, die negotia alßdan collegialiter und waß gestalt und ort
hie oder zu Oßnabruck zu fuhren, werde eine andere frag sein, welche, wie
auch die vorige, beym deputationtag zu Franckfurt movirt, aber, soviel
man nachricht hat, annoch nit resolvirt, sondern anhero verwiesen werden
wollen. Und ob sie wol ohne expresse instruction in beyden nichts thun
würden, so hielten doch beßer, daß der schluß daruber zu besagtem
Franckfurt gemacht, damit man nit erst hier mit vielem disputiren die zeit
verliehren möchte, sonderlich hier in conspectu der frembden nationen. Die
intention aber im concept etwas beßer zu expliciren, mochte zu sezen sein:
‘et iam duorum electorum deputati ad manum sint, quorum alter uti a
collegio electorali deputatus reliquos absentes electores repraesentat’.
Welches ihnen die herren Churbayerische also gefallen laßen. Und
movirten beynebens ferner, daß fast aller orthen in der schrifft Caesaris
allein gedacht werde, sine mentione electorum vel imperii. Bey wel-
chem I. H. G. vermeldet, daß eben dergleichen zwischen den Kayser-
lichen und ihro, alß die erste schrifft zu papier bracht, ins mittel kommen.
Weilen aber besorgt worden, es möchten die Franzosische, wan de electori-
bus hinzugesezt, gleichfalß ratione imperii moviren und da auch dieses spe-
cificirt , alßdan zu scrupuliren anlaß nehmen, daß außerhalb I. H. G. de im-
perio niemand zur stell, und ihnen also auß unsern eigenen schifften
materi zu scrupuliren suppeditirt werden, so seye rhatsamer gehalten,
beydes außzuelaßen. 2. Seyen auch die tractaten biß hieher von Ihrer
Majestät allein gefuhrt, und sowol anno 1636 alß 1641 solches also deter-
minirt , daß das churfürstliche collegium den Kayserlichen, alß corpus
capiti, assistiren solle. Gestalt es dan also in obacht genommen, daß was
den Kayserlichen von den mediatoribus vorgepracht oder sonsten von den
Franzosen ins mittel kommen, sie Kayserliche alle mal sich erklehrt, daß sie
mit I. H. G., alß Churcolnischen deputirten communiciren müsten, wie ge-
schehen . 3. Solchen falß würden die Franzosen auch der churfürstlichen
vollmacht zue sehen begehren, welches aber mit I. H. G. plenipotenz sowol
die mediatores alß Kayserliche zu verhuettung weitläuffigen disputirens und
scrupulirens nit fur dienlich befunden. Weilen doch 4. wans zum beschluß
der tractaten kommen solt, des churfürstlichen collegii ratification und sub-
scription ohne dem, auch wol auf der Franzosen selbst begeren, würde hin-
zugethan werden müßen. 5. Würden besorglich die Kayserliche sowol alß
auch die mediatores ungern sehen, daß ietzt in stylo änderung
vorgenommen, und dadurch den Franzosen newe materi zu disputiren und
zeit zu gewinnen ultro ursach gegeben; wobey es dan die herren Churbaye-
rische bewenden laßen. Uber dieses referirten I. H. G., was bey ihro der
Savoyische abgeordtnete wegen der gesantschafft vorgebracht. Wobey
die herren Churbayerische vermeldet, daß sie deßhalber beraiz mit voriger
post Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht, mit anfuhrung der vom Volmari
movirter argumenten zugeschrieben und umb verhaltensbefelch gepetten.
[...].