Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 II 10

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1645 II 10
Freitag W bei Chigi. Bericht über das Gespräch mit Ser-
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, wozu Chigi bemerkt, er spüre wohl, daß die Franzosen alß andere
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(welches er, wie es geschienen, auf den Venetianischen gedeuttet) durch
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I. H. G. starckes remonstiren und zusprechen zu andern gedancken ge-
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bracht . Er fur sein theyl werde nit underlaßen, sobald er von der Chur-
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bayerischen hereinkunfft vernehmen wurde, sich gegen dieselbe gebuhrend
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zue bezeigen.

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W bei Saavedra / Brun: Die Bayern sind angewiesen, allen Gesandten die-
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jenigen
Ehren zu erweisen, die sie auch von ihnen erhalten. Nachdem die
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Franzosen eine günstige Resolution erhalten haben, zweifelt man nicht, daß
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eine solche inzwischen auch aus Brüssel vorliegt. Warauf der Savedra mit
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etwas empfindung heraußgefahren, sie hetten mit den Franzosischen keine
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correspondentz, wüsten weder was von denselben fur difficulteten gemacht
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noch erklehrt sein werde. Ihres theylß hettens ahn Don Castel Rodrigo
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nacher Brüssel nohtwendig gelangen laßen mußen, deßen andtwort sie
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annoch und vermuthlich gegen morgen erwartten thetten, darauf dan die
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intention I. H. G. unverhalten bleiben solt. Des lengern verweylens ursach
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aber seye des Castel Rodrigo uberhauffte viele negotia, maßen dan von
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ihme innerhalb zwey oder drey posten von dar andere schreiben nit emp-
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fangen , alß daß er sich deßhalber durch den secretarium endschuldigen
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lassen. Mochte auch villeicht wol anietzt, weilen er dieser commission er-
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laßen , bedenckens haben, in einem solchen wichtigen werck sich zu erkleh-

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ren . Warauf I. H. G., sie wolten nit verhoffen, daß mans nun erst auf
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den duca de Medina, welcher vielleicht vorm sommer nit ankommen
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möchte, hinstellen und verweisen wolte, zumaln der conte Pigneranda, wie
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sie vernehmen, underwegs; und fragten dabey, ob er beraiz in Franckreich
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ankommen und Pariß vorbey seye. Saavedra: Man weiß nur, daß er
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am 20. Januar abreisen wollte und daß in Franckreich zu seiner emp-
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fahung beraiz in confinibus deputirte[...] sich befünden. I. H. G. ge-
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dachten , dieses wolte noch lang anstehen, sonderlich, weiln so wenig vom
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aufbruch, alß ob er in Franckreich angelangt, einige bestendige sicherheit
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vorhanden, und würden darauf die herren churfürsten nicht warten
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kindten oder wollen. Befünden aber sonsten nit, warumb diß werck erst
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weiters ahn andere ihre mitdeputirte solte zu verweisen und aufzuschieben
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sein, weilen doch sie, vermög der plenipotenz, in selbiger abwesen trac-
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tiren und ohn ihr zuthun schließen konten, auch daß sie den churfürst-
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lichen gesandten das tractament solten difficultiren, und da andere will-
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fährig sich erklehrt, den undanck allein auf sich laden wollen. Und sezten
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ferner hienzu, es sey ein selzams ding, hettens auch erst unlengst bey den
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Franzosischen meldung gehabt, daß beyde diese cronen sonst in allem an-
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dern discrepirten und eben iezt in dem, wie sie die chur- und fursten des
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reichs despectiren und disgustiren möchten, einig weren. Warauf der
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Savedra, die mainung habe es nit, insonderheit mit Churbayern, zumaln
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selbiger seinem konig und zuvorderist dem Kayser also nahend anverwandt
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und solch hauß sich bey ihnen so hoch meritirt gemacht, er auch so lang in
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Bayern gewesen und so viele große genaden empfangen hette; sondern sage
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er allein, daß der andwort annoch, und hoffentlich morgen erwarttendt
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weren, die alßdan I. H. G. zu wissen gethan werden solt. I. H. G., sie
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praesupponirten selbst ein anderß, und wolten also gegen morgen der
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andtwort gern erwartten, damit sie alßdan mit ihnen vermog Churbaye-
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rischer declaration weitter reden, auch dero abgesandten ihres verhaltens
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avisiren konten. Auf den fall aber solch ihr difficultiren dahin angesehen,
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damit sie sich gegen die Franzosische desto beßer zu endschuldigen, welches
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ihnen dan nit zu verublen, und wurde es zweifflßohn auch Churbayern
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gern dissimuliren. Auf welches der Bruin, darumb seye es nit zu thun,
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wolten des morgigen tags abwartten und alßdan sich cathegorice erkleh-
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ren . Hiervon ist man auf andere discurß kommen, und gedachte der
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Savedra der großen kriegs praeparatorien, welche in Spanien, auch in
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Niederland zue Brüssel gemacht wurden, und daß der Piccolomini

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Ottavio Piccolomini (1599–1656), Hg. von Amalfi, Reichsfürst 1650, ksl. Feldmarschall,
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Militärbefehlshaber in den spanischen Niederlanden 1644–1647, ksl. Generalleutnant 1648.
eine
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armada von 30 000 man zusammenpringen solt. I. H. G. sagten, daß es
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wol vonnöthen, und hette es lengst geschehen konnen, wan man die mittel,
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wie ietzt, nemblich daß die getrewe landstend selbst die volcker zu under-
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halten ubernommen, gebrauchen wollen. Worauff der Savedra, es seye

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doch bißherzu vom Kayser selbst nit geschehen, und solches dem Westvali-
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schen craiß solang difficultirt, seyen rationes pro et contra. Man sehe
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aber hingegen auch, sagten I. H. G., ab effectu, wie eins und anders aus-
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schlage [...]. Und man spuhre es genugsamb, wie es hergehe, wan man den
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stenden nit wolle trawen, und was für große diffidenz mit ansezung unan-
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nehmblicher gubernatorn erweckt werde, welches sich vor disen in der
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Schweiz, und mit dem duc de Alba

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Fernando Álvarez de Toledo (1507–1582), duque de Alba de Tormes, Gouverneur der
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Niederlande 1567–1573.
in Niderlandt hiebevor, auch noch de
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novo in Spanien ieziger zeit bezeigt hette. Der Brün andworttete,
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dergleichen komme von den ministris her, denen die schuld beygemessen
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werden must. I. H. G. replicirten, deßen ursach sey, daß keine natio-
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nales , sondern solche ministri geschickt würden, zu denen die stende keine
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confidenz hetten, da sie verspuhrte, wie man ihnen nicht trawen thue.

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Auf abermaliges Anfragen wird den Deputierten von Lübeck, Bremen und
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Hamburg

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Anlage 21 (Kreditiv der Gesandten an W): fehlt.
für morgen die Audienz bewilligt.

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