Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 II 6
1645 II 6
Montag Nassau / Volmar bei W
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 275f ] .
: Sie haben gestern mit
den Spaniern über deren Vollmacht geredet, wobei jene glaubten, die Fran-
zosen würden mit ihr zufrieden sein, da die Abweichungen bedeutungs-
los wären. Im übrigen hoffen sie noch auf eine korrigierte Vollmacht,
spätestens nach nochmaligem Bericht in zwei Monaten. Als die Ksl.
meinten, ob nicht inzwischen die deutschen Sachen vorgenommen wer-
den könnten, sei Savedra alsobald deraußgefahren, solches seye eine
separation des reichs von Spanien. Deme Volmari geandworttet, nein,
sondern gehöre Spanien, wan man die Teutsche sachen tractirt, wegen
Burgund alß ein stand zum reich mit. Was aber Spanien alß konig anlangen
thette, wurden doch die Italianische, Portugesische und Cathalonische
sachen von den Teutschen separirt und absonderlich tractirt werden
müßen. Worauf die Spanische vermeldet, so soll man underdeßen mit auß-
wechßlung der plenipotenzien inhalten, wie solches bey den tractaten zu
Vervin und Cambray
, da die volmachten erst circa finem tractatuum
gegeneinander außgehändiget worden, observirt. Denen sie hinwieder,
I. H. G. weren der mainung mit ihnen, daß dadurch das ganze werck sich
stecken dörfft, welches nicht zu rhaten, dahero bälder die außhendigung zu
thun, und dadurch die Franzosische zu edirung ihrer proposition zu strin-
giren . Zum fall aber die mediatores vermainen solten, daß mit der zuruck-
haltung die proposition balder herauß zu pringen, so hette mans auf diese
weiß, alß lang es die mediatores guttbefinden, zu versuchen, sonsten aber
von ihnen zu begehren, daß sie underdeßen, gleich die Kayserliche, allein
wegen der Teutschen sachen proponiren möchten. Der Volmari sagte hier-
bey , sie vernehmen, daß der Servient sich solte haben verlauthen laßen, es
hetten zwarn die Kayserliche eine proposition gethan, sey aber gar zu
general, und vermainten, daß den mediatoribus anzudeutten, daß, wan die
mediatores mit solchen aufzugen bey ihnen herfurkommen solten, sie ihnen
zu remonstriren, daß dan ihrerseiths eine beßere thun und mehr ad speci-
alia gehen wolten. Wie sie sonsten nachricht hetten, seyn willens, ein aber-
malige praeliminar difficultet darin zu moviren, daß zuvor der Portuge-
sische uberall fur ein formal koniglicher gesandter gehalten, und sicher und
frey gelaid, wie andere haben solte, und sehe man darauß, wie nur ein ein-
wurff uber den andern allein zu endfliehung der proposition herfurgesucht,
und was schlechter lust Franzosischen theylß zum frieden bezeigt werde.
I. H. G. sagten hierzu, es erscheine nur gar zu viel, dan alß sie ihnen
iüngst beym wegraisen starck zugesprochen und urgirt, wan sie zur pro-
position zu schreitten gedächten, damit sie sich mit ihrer wiederkunfft dar-
nach richten konten, hetten sie keine cathegoricam von sich geben wol-
len . So ist auch in discursu wegen des Portugesischen vorkommen, daß,
obwoln die Spanische sich angehen ließen befelcht zu sein, ehender alles
stehen zu laßen und darvon zu ziehen, alß zue gestatten, daß er dergestalt
und für einen koniglichen gesandten solte respectirt und tractirt werden, so
scheint doch, daß sie es iezo etwas näher geben, und nit dienlich halten,
den verweiß allein auf sich zue laden, und müste auf ein expedienz geden-
cken , gleich mit den Hollendern, mit denen sie auch ohne daß nichts trac-
tiren wollen. Verwunderung, daß der neue Erzbischof von Cambrai in der
spanischen Vollmacht genannt ist, obwohl er wegen dieses Stiftes die
Session als Reichsfürst beanspruchen könnte. Sein Vorgänger hat bei
Reichs- und Kreistagen die Rechte seines Stiftes immer zu wahren gesucht
und sich nur hinsichtlich der Kontributionen entschuldigt, daß ihm Land
und Jurisdiktion von den Spaniern genommen seien.
Ankunft des savoyischen Gesandten in Wolbeck. – Der portugiesische
Vertreter in Münster läßt durch zwei Ordensleute bei W anbringen, da sein
Land mit dem Reich nicht im Streit liege, würde er gern W um Gelegenheit
zu einem Besuch bitten, falls er keine Ablehnung zu befürchten habe; er
wolle nicht als Gesandter, sondern als Privatperson auftreten. W ver-
tröstet auf Antwort in einigen Tagen.
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 275f ] .
den Spaniern über deren Vollmacht geredet, wobei jene glaubten, die Fran-
zosen würden mit ihr zufrieden sein, da die Abweichungen bedeutungs-
los wären. Im übrigen hoffen sie noch auf eine korrigierte Vollmacht,
spätestens nach nochmaligem Bericht in zwei Monaten. Als die Ksl.
meinten, ob nicht inzwischen die deutschen Sachen vorgenommen wer-
den könnten, sei Savedra alsobald deraußgefahren, solches seye eine
separation des reichs von Spanien. Deme Volmari geandworttet, nein,
sondern gehöre Spanien, wan man die Teutsche sachen tractirt, wegen
Burgund alß ein stand zum reich mit. Was aber Spanien alß konig anlangen
thette, wurden doch die Italianische, Portugesische und Cathalonische
sachen von den Teutschen separirt und absonderlich tractirt werden
müßen. Worauf die Spanische vermeldet, so soll man underdeßen mit auß-
wechßlung der plenipotenzien inhalten, wie solches bey den tractaten zu
Vervin und Cambray
gegeneinander außgehändiget worden, observirt. Denen sie hinwieder,
I. H. G. weren der mainung mit ihnen, daß dadurch das ganze werck sich
stecken dörfft, welches nicht zu rhaten, dahero bälder die außhendigung zu
thun, und dadurch die Franzosische zu edirung ihrer proposition zu strin-
giren . Zum fall aber die mediatores vermainen solten, daß mit der zuruck-
haltung die proposition balder herauß zu pringen, so hette mans auf diese
weiß, alß lang es die mediatores guttbefinden, zu versuchen, sonsten aber
von ihnen zu begehren, daß sie underdeßen, gleich die Kayserliche, allein
wegen der Teutschen sachen proponiren möchten. Der Volmari sagte hier-
bey , sie vernehmen, daß der Servient sich solte haben verlauthen laßen, es
hetten zwarn die Kayserliche eine proposition gethan, sey aber gar zu
general, und vermainten, daß den mediatoribus anzudeutten, daß, wan die
mediatores mit solchen aufzugen bey ihnen herfurkommen solten, sie ihnen
zu remonstriren, daß dan ihrerseiths eine beßere thun und mehr ad speci-
alia gehen wolten. Wie sie sonsten nachricht hetten, seyn willens, ein aber-
malige praeliminar difficultet darin zu moviren, daß zuvor der Portuge-
sische uberall fur ein formal koniglicher gesandter gehalten, und sicher und
frey gelaid, wie andere haben solte, und sehe man darauß, wie nur ein ein-
wurff uber den andern allein zu endfliehung der proposition herfurgesucht,
und was schlechter lust Franzosischen theylß zum frieden bezeigt werde.
I. H. G. sagten hierzu, es erscheine nur gar zu viel, dan alß sie ihnen
iüngst beym wegraisen starck zugesprochen und urgirt, wan sie zur pro-
position zu schreitten gedächten, damit sie sich mit ihrer wiederkunfft dar-
nach richten konten, hetten sie keine cathegoricam von sich geben wol-
len . So ist auch in discursu wegen des Portugesischen vorkommen, daß,
obwoln die Spanische sich angehen ließen befelcht zu sein, ehender alles
stehen zu laßen und darvon zu ziehen, alß zue gestatten, daß er dergestalt
und für einen koniglichen gesandten solte respectirt und tractirt werden, so
scheint doch, daß sie es iezo etwas näher geben, und nit dienlich halten,
den verweiß allein auf sich zue laden, und müste auf ein expedienz geden-
cken , gleich mit den Hollendern, mit denen sie auch ohne daß nichts trac-
tiren wollen. Verwunderung, daß der neue Erzbischof von Cambrai in der
spanischen Vollmacht genannt ist, obwohl er wegen dieses Stiftes die
Session als Reichsfürst beanspruchen könnte. Sein Vorgänger hat bei
Reichs- und Kreistagen die Rechte seines Stiftes immer zu wahren gesucht
und sich nur hinsichtlich der Kontributionen entschuldigt, daß ihm Land
und Jurisdiktion von den Spaniern genommen seien.
Ankunft des savoyischen Gesandten in Wolbeck. – Der portugiesische
Vertreter in Münster läßt durch zwei Ordensleute bei W anbringen, da sein
Land mit dem Reich nicht im Streit liege, würde er gern W um Gelegenheit
zu einem Besuch bitten, falls er keine Ablehnung zu befürchten habe; er
wolle nicht als Gesandter, sondern als Privatperson auftreten. W ver-
tröstet auf Antwort in einigen Tagen.