Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1644 XII 10
Samstag W bei Nassau/Volmar
. Berichte der ksl. Gesand-
ten in Osnabrück
nach Wien und Münster, in denen von beiden Orten Nach-
richt über die Schönebeckschen Traktate
sowie um Meinungsäußerung zur
Beantwortung der schwedischen Proposition gebeten und deshalb sowie in
Sachen des dänischen Vertreters Klein , dessen diplomatischen Status die
Schweden nicht anerkennen wollen, eine gemeinsame Konferenz beider ksl.
Vertretungen vorgeschlagen wird. Über 1. die Antwort an die Ksl. in
Osnabrück, 2. die Antwort auf die schwedische Schrift, 3. Sicherheit des
dänischen Vertreters, 4. Beschleunigung der französischen Antwort, W und
die Ksl.: Beym ersten und zweytten punct sey weder I. H. G., noch ihnen
den Kayserlichen von einigem Schenenbegkischen tractat nichts wissendt,
daß man aber zu begehren, so bald deßen information vom Kayserlichen
hoff auß, oder von Chursachsen eingelangt, solche gleichfalß anhero in
copia zur nachricht einzuschicken. Die begerte conferenz in loco intermedio
belangendt, weren sie zwarn von Ihrer Majestät befelcht, in gravioribus
solch mittel ahn die handt zu nehmen, maßen auch diesen sommer beraiz
zum andern mal geschehen, sintemalen aber hierzu bey dieser winterlichen
zeit wenigstens zweyn wo nit drey tag gehen wurden, und man aniezo der
Franzosischen plenipotentiarien andwort auf von den mediatoribus deß-
wegen gethane erinnerung taglich erwarttendt, warauf deren beschaffen-
heit nach newe communication würde vorgehen müßen, diese absentia aber
darahn hinderlich sein, und den sachen verlengerung causiren würde, da
man sonsten die intention hinc inde schrifftlich ebenwol vernehmen kondte.
Betreffend was von den Schwedischen de convocatione statuum ex impulsu
Caesaris movirt, were nur verlengerung gesucht, nicht zum frieden zu kom-
men. Seye pro 2. bey den praeliminaribus von diesem passu keine meldung
geschehen, sondern allein von ihren confoederirten, maßen dan die paßa-
porti anderst nicht lautteten. 3. Geben die von Ihrer Majestät bewilligte
passaportus den stenden nur facultet in locis tractatuum zu erscheinen, wan
sie wolten; nit aber daß sie dadurch absolute zu kommen genöttigt sein
solten, mit welchem auch die Frantzosen und Schweden bey abhandlung
der praeliminarien friedlich gewest, wie es dan andernfalß contra liberta-
tem statuum imperii sein würde. 4. Hetten sie leicht zu gedencken, daß wan
sie hierauff bestehen, und die stende des reichs gleichsamb zu einem reichs-
tag, der ad verum conventum beschrieben werden solte, solches iuxta
modum in imperio usitatum und die reichsconstitutiones beschehen müste,
und zwarn erstlich uber solchen vorschlag Ihrer Kayserlichen Majestät von
dero alhier und Oßnabruck habenden gesandten referirt, 2. von Ihrer
Majestät der herren churfürsten bewilligung absonderlich begert werden
müßen; und obwolln 3. gesagt werden möcht, daß zu Franckfurt die herren
deputirte beysamen, so wurden doch dieselbe daruber sich nit gnugsamb
instruirt befinden, sondern es ein yeder erst ahn seinen principalen gelangen
mußen. Es möchten auch 4. die herren churfursten endweder under sich,
oder per suos zue besagtem Franckfurt ein oder andere difficultät befinden,
sonderlich daß außm reichßschluß de anno 1641 nicht zu schreitten, auch
quoad locum diese stätte zu solchen großen conventibus nicht qualificirt,
und man also hierinnen langsamb zu einem schluß kommen würde. So were
auch 5. ein solcher gemeiner reichsconvent auß in den constitutionibus
imperii angezogenen ursachen auf 6 monat lang vorher außzuschreiben,
und also biß die stende herbey kehmen wol 7 oder 8 monat zugebracht
werden müsten, ehe ad tractatus zu gelangen, underdeßen aber der winter
verloffen, und die armada sich wiederumb ins feld begeben, dannenhero
der fried nicht befordert, sondern noch immerdar der krieg continuirt
wurde, darahn dan weder Ihre Kayserliche Majestät noch dem konig in
Spania, gestalt sie sich durch ihre heraußgegebene propositiones also wol ad
pacis tractatus vernehmen laßen, nichts imputirt werden konte. Da hin-
gegen, weilen so wenig die Franzosen alß Schweden bey den praeliminari-
bus von dergleichen nichts vor-, sondern erst ietzo auf die bahn pracht, und
also dadurch newe praeliminiardifficultates erwecken würden, dieses bey
allen außländischen potentaten ein selzames ansehen gewinnen dörffte.
Und gleich nun 6. die Schwedische plenipotentiarii vorschuzen, daß sie sol-
ches pro maiori assecuratione tractatuum pacis und desienigen, was conclu-
dirt, sucheten, also hab man ex parte imperii eben so sehr und mehrer ahn
ihrer assecuration zu zweifflen, weilen die konigin minorennis
, und daher
die stende selbigen konigreichs eadem ratione zue diesen tractaten zu begeh-
ren sein werden, umb soviel damehr, weilen sie die Schweden das Roemi-
sche reich selbst zum ersten angefallen; dannenhero die Kayserlichen zu
Oßnabruck diesem begehren starck zu wiederstehen, die unnöttigkeit deßel-
ben mit lengerer protraction des friedens, so darauß allein gesucht, zu
remonstriren, und die Schwedische zu abschneidung solcher umbschweiff,
und daß ad rem ipsam schreitten wolten, gleich man alhier mit den Franzo-
sischen ebenfalß in arbeit begriffen were, zu erinnern. Ad 4. anlangendt,
was der konigliche Dennemarckische secretarius Klein sich befahret und
beklagen thutt, hetten die Kayserlichen den Schwedischen per tertiam per-
sonam anzudeutten, daß sich dißhalber bemelter secretarius beschwerdt,
dahero solches von ihme selbst zu wissen begehrt, sonderlich weil die statt
Oßnabruck von allen kriegenden theylen in die neutraliter gesezt
Durch den Hamburger Präliminarvertrag 1641 XII 25 (Druck: J. G. Meiern I S. 8f,
Sverges Traktater V 2 S. 501ff).
, conse-
quenter die so darin sein, oder hienein kommen, frey und sicher sein, und
darin ihrem belieben nach verharren konnen, maßen dan zwischen den
Spanischen und Stadischen kein theyl in den Gulichischen und andern
stätten zugelaßen wird. So hetten sie auch leicht zu gedencken, daß under-
schiedliche mal biß dato Hessische officire, so kein pasport gehabt, und mit
gewalt und großen confoy hieneinkommen, denen doch, unangesehen die-
selbe Ihre Kayserliche Majestät und des reichs offenbare feind sein, diese
quaestio status nicht movirt worden. Eine gleiche beschaffenheit hette es
mit den Portugesen
, welche ebenmeßig keinen salvum conductum weder
von Ihrer Kayserlichen Majestät noch dem konig in Spanien gehabt, er
doch alhier alß ahn einem neutralisirten orth biß noch zu sicher gelaßen
und gedultet worden. Und hetten sie sich keine andere rechnung zu ma-
chen, alß wie es mit diesem Dänischen secretario gehalten, daß eben der-
gleichen den Hessischen und Portugesischen begegnen, und man sich ex
parte Caesaris et regis Hispaniarum zum hochsten zu beschweren haben
würd, daß der beschlossene praeliminarvergleich also schlechtlich von
ihnen den Schweden zu Oßnabruck in obacht gehalten. Ad ultimum was
circa passum convocationis statuum alhier der Franzosischer plenipotentia-
rien halber zu thun, ist man der mainung gewesen, daß alle diese rationes
den anderen, so des vorigen tags, wie oben im protocollo gemeldt ist, vor-
kommen, und den mediatoribus remonstrirt, zugethan werden solten, damit
die mediatores desto mehrer ursach hetten, in sie die Franzosen umb andt-
wort und resolution zue tringen. Gestalt dan gutt befunden, daß der Vol-
mari morgen selbst zum herrn nuncio apostolico fahren, die remonstration
nit allein mündlich thun, sondern gar aufs papier pringen, und den media-
toribus allein pro memoria, nicht aber selbige den Franzosischen schrifftlich
zu communiciren, zuestellen solle. Mit fernerem begehren, daß sie doch bey
bemelten Franzosischen die sach weitter zu treiben, und von so ungereimb-
ten begehren abzumahnen belieben wolten. Dabey noch uber obig gemeltes
mit einlauffen zu laßen, daß wan ratione assecurationis convocationem sta-
tuum beharren solte, man darzu ex parte Caesaris et imperii desto mehr
ursach hette, weiln der zu Regenspurg auf konigliche vollmacht mit dem
monsieur Lion und P. Joseph anno 1630 geschlossene Mantuanische ver-
gleich von den Franzosen doch wieder gebrochen worden, und zum prae-
text vorgeben, alß ob die legati terminos commissionis uberschritten, und
solchen schluß zu machen nit bemächtigt gewesen, welches man ietzt eben
sowol, und noch mehrers stante regis minorennitate zu befahren haben
möcht. Hiernegst wurde von underschied des Franzosischen und
Schwedischen scripti geredet, daß dieses beßer und glimpflicher eingestelt,
indem darinnen gesetzt, daß durch Ihre Kayserliche Majestät die reichs-
stende ad tractatuum loca beruffen, die Franzosische aber vermainen, daß
sie durch ihr außgelaßene schreiben compariren solten. 2. Haben die
Schwedische sich erklehrt, daß sie nach aufzeigung des Schenebeckischen
vertrags gegen die Kayserlichen de materia tractanda sich weiter verneh-
men laßen und vergleichen wolten, die Franzosische aber alles auf erschei-
nung der stende und restitution Churtryer ins weitte feld hingestelt.
Nach diesem hat es allerley discurß geben, wobey principaliter vorkom-
men, daß auß allem zu verspuhren, daß die Franzosen und Schweden auß
einem horn blasen, und daß auß so starcker behaubtung, daß die stende
beruffen werden möchten, nachfolgende fines abzuenehmen seyen: 1. Daß
sie dardurch vermainen, mehrere separation der stende von Ihrer Kayser-
lichen Majestät alß dem hochsten oberhaubt zumachen, oder aber 2. die
Kayserliche Majestet und authoritet desto mehrers zu beschneiden, und zue
undertrucken, alß wan alles von und durch die stend müste bewilligt wer-
den. 3. Daß sowol die Franzosisch- alß Schwedische den uncatholischen
und sonderlich der landgraffin zu Hessen Cassel
ratione Calvinismi große
promessen gethan, welche sie durch ihre authoritet und in so weit gluck-
liche waffen beßer gedencken mit anhang aller uncatholischen stende
durchzutringen, alß wan solche absonderlich im reich durch die stende vor-
genommen, und von Ihrer Kayserlichen Majestät decidirt und erörtert
werden solt. 4. Wenden sie offentlich vor, daß sie solches allein begehren zu
mehrer assecuration des friedens. Nun hat noch iungst der Salvius ahn
einem sichern orth mit der intention, daß mans den Kayserlichen reportiren
solt, sich verlautthen laßen, daß sie, die Schweden, mit dem reich leicht
wollen frieden machen und schließen, auch alles, was sie noch in ihren
landen haben restituiren, wan seiner cron 1. das herzogthumb Pomeren
gelaßen, und sie, gleich Dennemarck
wegen Holstein, zum reichsstand
gemacht würde. 2. Daß sie gleichergestalt sessionem et votum in imperio,
wie herkommens, auf allen reichsconventibus hetten. 3. Daß authoritate
Caesareae maiestatis et catholicorum statuum der Pabst und sedes apostolica
dahin ermahnt und zuweg gebracht wurde, daß ihnen das archivum regni,
so vor vielen jahren von einem vertriebenen, und dorthin geflohenen catho-
lischen bischoff Alberto
der cron endfuhrt, und nach Rom geliffert, in
originali restituirt, oder in copia authentica von des reichs sachen fideliter
communicirt, unnd eingehendigt würde. Bey diesem ist in dis ursu weitter
vorgefallen, was anno 1636 eben auch wegen der Pomerischen landen, daß
nemblich den catholischen die Schwedische satisfaction zu ubernehmen,
und Churbrandenburg fur das herzogthumb Pommern den stifft Halber-
statt einzueraumen angemutthet worden, vorgangen, und daß die catho-
lische weder zu ein noch anderm verstehen wollen. Weitters ist im discurß
mit undergeloffen, alß wan ex parte Franckreich eben dergleichen prae-
tendirt werden möchte, nemblich wegen Metz, Tull und Verdun ein stand
des reichs zu sein, und sessionem et votum in imperio zu haben, und vil-
leicht noch ein und ander landschafft, welche sie bey diesem krieg in han-
den bekommen, durch die tractaten zue behalten, und diß eben der ur-
sachen willen, wie die Schweden, pro maiori assecuratione, damit sie yeder-
zeit wusten, was im reich umbgehet, und ohne sie nichts konte geschlossen
werden, und solches ex emulatione mit Spanien, so ratione des Burgundischen
creises votum et sessionem in imperio hat, welche intentio sowol Franck-
reich alß Schweden mittels ihrer adhaerenten durchzutrucken vermeinden.
Imgleichen sollen sich die Generalstaden zum frieden nit ungenaigt bezei-
gen, wan sie den konig in Spanien, wie tempore Alberti archiducis in fieri
gewesen
, zwarn fur ihren herrn nominetenus erkennen, aber liberi status
et res publica wie etwa Venedig, die allein einen fursten pro forma haben,
declarirt werden, und gleicher gestalt sessionem et votum in imperio, wie
Spanien wegen noch in handen habender Niederländischen provintzien,
erlangen möchten. Wobey auch letztlich erwehnet, wan der konig in Polen
von dergleichen vernehmen solt, daß er wegen Preußen ebenfalß sessionem
et votum in imperio praetendiren möcht. Und ist darauff uber diesen punct
pro et contra discurrirt, ob dem reich gesezten falß solche große potentaten
nuzlich oder mehr schadlich sein würden.
[...]
ten in Osnabrück
richt über die Schönebeckschen Traktate
Beantwortung der schwedischen Proposition gebeten und deshalb sowie in
Sachen des dänischen Vertreters Klein , dessen diplomatischen Status die
Schweden nicht anerkennen wollen, eine gemeinsame Konferenz beider ksl.
Vertretungen vorgeschlagen wird. Über 1. die Antwort an die Ksl. in
Osnabrück, 2. die Antwort auf die schwedische Schrift, 3. Sicherheit des
dänischen Vertreters, 4. Beschleunigung der französischen Antwort, W und
die Ksl.: Beym ersten und zweytten punct sey weder I. H. G., noch ihnen
den Kayserlichen von einigem Schenenbegkischen tractat nichts wissendt,
daß man aber zu begehren, so bald deßen information vom Kayserlichen
hoff auß, oder von Chursachsen eingelangt, solche gleichfalß anhero in
copia zur nachricht einzuschicken. Die begerte conferenz in loco intermedio
belangendt, weren sie zwarn von Ihrer Majestät befelcht, in gravioribus
solch mittel ahn die handt zu nehmen, maßen auch diesen sommer beraiz
zum andern mal geschehen, sintemalen aber hierzu bey dieser winterlichen
zeit wenigstens zweyn wo nit drey tag gehen wurden, und man aniezo der
Franzosischen plenipotentiarien andwort auf von den mediatoribus deß-
wegen gethane erinnerung taglich erwarttendt, warauf deren beschaffen-
heit nach newe communication würde vorgehen müßen, diese absentia aber
darahn hinderlich sein, und den sachen verlengerung causiren würde, da
man sonsten die intention hinc inde schrifftlich ebenwol vernehmen kondte.
Betreffend was von den Schwedischen de convocatione statuum ex impulsu
Caesaris movirt, were nur verlengerung gesucht, nicht zum frieden zu kom-
men. Seye pro 2. bey den praeliminaribus von diesem passu keine meldung
geschehen, sondern allein von ihren confoederirten, maßen dan die paßa-
porti anderst nicht lautteten. 3. Geben die von Ihrer Majestät bewilligte
passaportus den stenden nur facultet in locis tractatuum zu erscheinen, wan
sie wolten; nit aber daß sie dadurch absolute zu kommen genöttigt sein
solten, mit welchem auch die Frantzosen und Schweden bey abhandlung
der praeliminarien friedlich gewest, wie es dan andernfalß contra liberta-
tem statuum imperii sein würde. 4. Hetten sie leicht zu gedencken, daß wan
sie hierauff bestehen, und die stende des reichs gleichsamb zu einem reichs-
tag, der ad verum conventum beschrieben werden solte, solches iuxta
modum in imperio usitatum und die reichsconstitutiones beschehen müste,
und zwarn erstlich uber solchen vorschlag Ihrer Kayserlichen Majestät von
dero alhier und Oßnabruck habenden gesandten referirt, 2. von Ihrer
Majestät der herren churfürsten bewilligung absonderlich begert werden
müßen; und obwolln 3. gesagt werden möcht, daß zu Franckfurt die herren
deputirte beysamen, so wurden doch dieselbe daruber sich nit gnugsamb
instruirt befinden, sondern es ein yeder erst ahn seinen principalen gelangen
mußen. Es möchten auch 4. die herren churfursten endweder under sich,
oder per suos zue besagtem Franckfurt ein oder andere difficultät befinden,
sonderlich daß außm reichßschluß de anno 1641 nicht zu schreitten, auch
quoad locum diese stätte zu solchen großen conventibus nicht qualificirt,
und man also hierinnen langsamb zu einem schluß kommen würde. So were
auch 5. ein solcher gemeiner reichsconvent auß in den constitutionibus
imperii angezogenen ursachen auf 6 monat lang vorher außzuschreiben,
und also biß die stende herbey kehmen wol 7 oder 8 monat zugebracht
werden müsten, ehe ad tractatus zu gelangen, underdeßen aber der winter
verloffen, und die armada sich wiederumb ins feld begeben, dannenhero
der fried nicht befordert, sondern noch immerdar der krieg continuirt
wurde, darahn dan weder Ihre Kayserliche Majestät noch dem konig in
Spania, gestalt sie sich durch ihre heraußgegebene propositiones also wol ad
pacis tractatus vernehmen laßen, nichts imputirt werden konte. Da hin-
gegen, weilen so wenig die Franzosen alß Schweden bey den praeliminari-
bus von dergleichen nichts vor-, sondern erst ietzo auf die bahn pracht, und
also dadurch newe praeliminiardifficultates erwecken würden, dieses bey
allen außländischen potentaten ein selzames ansehen gewinnen dörffte.
Und gleich nun 6. die Schwedische plenipotentiarii vorschuzen, daß sie sol-
ches pro maiori assecuratione tractatuum pacis und desienigen, was conclu-
dirt, sucheten, also hab man ex parte imperii eben so sehr und mehrer ahn
ihrer assecuration zu zweifflen, weilen die konigin minorennis
die stende selbigen konigreichs eadem ratione zue diesen tractaten zu begeh-
ren sein werden, umb soviel damehr, weilen sie die Schweden das Roemi-
sche reich selbst zum ersten angefallen; dannenhero die Kayserlichen zu
Oßnabruck diesem begehren starck zu wiederstehen, die unnöttigkeit deßel-
ben mit lengerer protraction des friedens, so darauß allein gesucht, zu
remonstriren, und die Schwedische zu abschneidung solcher umbschweiff,
und daß ad rem ipsam schreitten wolten, gleich man alhier mit den Franzo-
sischen ebenfalß in arbeit begriffen were, zu erinnern. Ad 4. anlangendt,
was der konigliche Dennemarckische secretarius Klein sich befahret und
beklagen thutt, hetten die Kayserlichen den Schwedischen per tertiam per-
sonam anzudeutten, daß sich dißhalber bemelter secretarius beschwerdt,
dahero solches von ihme selbst zu wissen begehrt, sonderlich weil die statt
Oßnabruck von allen kriegenden theylen in die neutraliter gesezt
Durch den Hamburger Präliminarvertrag 1641 XII 25 (Druck: J. G. Meiern I S. 8f,
Sverges Traktater V 2 S. 501ff).
quenter die so darin sein, oder hienein kommen, frey und sicher sein, und
darin ihrem belieben nach verharren konnen, maßen dan zwischen den
Spanischen und Stadischen kein theyl in den Gulichischen und andern
stätten zugelaßen wird. So hetten sie auch leicht zu gedencken, daß under-
schiedliche mal biß dato Hessische officire, so kein pasport gehabt, und mit
gewalt und großen confoy hieneinkommen, denen doch, unangesehen die-
selbe Ihre Kayserliche Majestät und des reichs offenbare feind sein, diese
quaestio status nicht movirt worden. Eine gleiche beschaffenheit hette es
mit den Portugesen
von Ihrer Kayserlichen Majestät noch dem konig in Spanien gehabt, er
doch alhier alß ahn einem neutralisirten orth biß noch zu sicher gelaßen
und gedultet worden. Und hetten sie sich keine andere rechnung zu ma-
chen, alß wie es mit diesem Dänischen secretario gehalten, daß eben der-
gleichen den Hessischen und Portugesischen begegnen, und man sich ex
parte Caesaris et regis Hispaniarum zum hochsten zu beschweren haben
würd, daß der beschlossene praeliminarvergleich also schlechtlich von
ihnen den Schweden zu Oßnabruck in obacht gehalten. Ad ultimum was
circa passum convocationis statuum alhier der Franzosischer plenipotentia-
rien halber zu thun, ist man der mainung gewesen, daß alle diese rationes
den anderen, so des vorigen tags, wie oben im protocollo gemeldt ist, vor-
kommen, und den mediatoribus remonstrirt, zugethan werden solten, damit
die mediatores desto mehrer ursach hetten, in sie die Franzosen umb andt-
wort und resolution zue tringen. Gestalt dan gutt befunden, daß der Vol-
mari morgen selbst zum herrn nuncio apostolico fahren, die remonstration
nit allein mündlich thun, sondern gar aufs papier pringen, und den media-
toribus allein pro memoria, nicht aber selbige den Franzosischen schrifftlich
zu communiciren, zuestellen solle. Mit fernerem begehren, daß sie doch bey
bemelten Franzosischen die sach weitter zu treiben, und von so ungereimb-
ten begehren abzumahnen belieben wolten. Dabey noch uber obig gemeltes
mit einlauffen zu laßen, daß wan ratione assecurationis convocationem sta-
tuum beharren solte, man darzu ex parte Caesaris et imperii desto mehr
ursach hette, weiln der zu Regenspurg auf konigliche vollmacht mit dem
monsieur Lion und P. Joseph anno 1630 geschlossene Mantuanische ver-
gleich von den Franzosen doch wieder gebrochen worden, und zum prae-
text vorgeben, alß ob die legati terminos commissionis uberschritten, und
solchen schluß zu machen nit bemächtigt gewesen, welches man ietzt eben
sowol, und noch mehrers stante regis minorennitate zu befahren haben
möcht. Hiernegst wurde von underschied des Franzosischen und
Schwedischen scripti geredet, daß dieses beßer und glimpflicher eingestelt,
indem darinnen gesetzt, daß durch Ihre Kayserliche Majestät die reichs-
stende ad tractatuum loca beruffen, die Franzosische aber vermainen, daß
sie durch ihr außgelaßene schreiben compariren solten. 2. Haben die
Schwedische sich erklehrt, daß sie nach aufzeigung des Schenebeckischen
vertrags gegen die Kayserlichen de materia tractanda sich weiter verneh-
men laßen und vergleichen wolten, die Franzosische aber alles auf erschei-
nung der stende und restitution Churtryer ins weitte feld hingestelt.
Nach diesem hat es allerley discurß geben, wobey principaliter vorkom-
men, daß auß allem zu verspuhren, daß die Franzosen und Schweden auß
einem horn blasen, und daß auß so starcker behaubtung, daß die stende
beruffen werden möchten, nachfolgende fines abzuenehmen seyen: 1. Daß
sie dardurch vermainen, mehrere separation der stende von Ihrer Kayser-
lichen Majestät alß dem hochsten oberhaubt zumachen, oder aber 2. die
Kayserliche Majestet und authoritet desto mehrers zu beschneiden, und zue
undertrucken, alß wan alles von und durch die stend müste bewilligt wer-
den. 3. Daß sowol die Franzosisch- alß Schwedische den uncatholischen
und sonderlich der landgraffin zu Hessen Cassel
promessen gethan, welche sie durch ihre authoritet und in so weit gluck-
liche waffen beßer gedencken mit anhang aller uncatholischen stende
durchzutringen, alß wan solche absonderlich im reich durch die stende vor-
genommen, und von Ihrer Kayserlichen Majestät decidirt und erörtert
werden solt. 4. Wenden sie offentlich vor, daß sie solches allein begehren zu
mehrer assecuration des friedens. Nun hat noch iungst der Salvius ahn
einem sichern orth mit der intention, daß mans den Kayserlichen reportiren
solt, sich verlautthen laßen, daß sie, die Schweden, mit dem reich leicht
wollen frieden machen und schließen, auch alles, was sie noch in ihren
landen haben restituiren, wan seiner cron 1. das herzogthumb Pomeren
gelaßen, und sie, gleich Dennemarck
gemacht würde. 2. Daß sie gleichergestalt sessionem et votum in imperio,
wie herkommens, auf allen reichsconventibus hetten. 3. Daß authoritate
Caesareae maiestatis et catholicorum statuum der Pabst und sedes apostolica
dahin ermahnt und zuweg gebracht wurde, daß ihnen das archivum regni,
so vor vielen jahren von einem vertriebenen, und dorthin geflohenen catho-
lischen bischoff Alberto
originali restituirt, oder in copia authentica von des reichs sachen fideliter
communicirt, unnd eingehendigt würde. Bey diesem ist in dis ursu weitter
vorgefallen, was anno 1636 eben auch wegen der Pomerischen landen, daß
nemblich den catholischen die Schwedische satisfaction zu ubernehmen,
und Churbrandenburg fur das herzogthumb Pommern den stifft Halber-
statt einzueraumen angemutthet worden, vorgangen, und daß die catho-
lische weder zu ein noch anderm verstehen wollen. Weitters ist im discurß
mit undergeloffen, alß wan ex parte Franckreich eben dergleichen prae-
tendirt werden möchte, nemblich wegen Metz, Tull und Verdun ein stand
des reichs zu sein, und sessionem et votum in imperio zu haben, und vil-
leicht noch ein und ander landschafft, welche sie bey diesem krieg in han-
den bekommen, durch die tractaten zue behalten, und diß eben der ur-
sachen willen, wie die Schweden, pro maiori assecuratione, damit sie yeder-
zeit wusten, was im reich umbgehet, und ohne sie nichts konte geschlossen
werden, und solches ex emulatione mit Spanien, so ratione des Burgundischen
creises votum et sessionem in imperio hat, welche intentio sowol Franck-
reich alß Schweden mittels ihrer adhaerenten durchzutrucken vermeinden.
Imgleichen sollen sich die Generalstaden zum frieden nit ungenaigt bezei-
gen, wan sie den konig in Spanien, wie tempore Alberti archiducis in fieri
gewesen
et res publica wie etwa Venedig, die allein einen fursten pro forma haben,
declarirt werden, und gleicher gestalt sessionem et votum in imperio, wie
Spanien wegen noch in handen habender Niederländischen provintzien,
erlangen möchten. Wobey auch letztlich erwehnet, wan der konig in Polen
von dergleichen vernehmen solt, daß er wegen Preußen ebenfalß sessionem
et votum in imperio praetendiren möcht. Und ist darauff uber diesen punct
pro et contra discurrirt, ob dem reich gesezten falß solche große potentaten
nuzlich oder mehr schadlich sein würden.
[...]