Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 XI 15
1648 XI 15
Sonntag W bei Servien. Nachdem Montbas Kurköln der
guten Meinung Frankreichs versichert hat, will man, um neue Mißver-
ständnisse zu vermeiden, Servien unterrichten, daß der französische Ge-
sandte in Rom
sich der oppositionellen Lütticher Kapitulare annimmt. Der
Kurfürst sucht in Lüttich nur die Wiederherstellung der Rechtsprechung
und Erhaltung der Neutralität, deshalb möge Frankreich sich nicht in die
Auseinandersetzung wegen Verlegung des Lütticher Kapitels mischen, da
sonst auch andere wie der Kaiser eingreifen könnten. Montbas hat auf
Unterzeichnung des Friedens durch Kurköln gedrungen, doch sieht der
Osnabrücker Beschluß, mit dem sich die Schweden und Stände zufrieden-
geben , das nicht vor. Der Kurfürst hat in seiner ganzen Regierung nie
Anlaß zu Zweifeln in sein gegebenes Wort gegeben, aber bei den Friedens-
verhandlungen nicht erreichen können, daß die Hessen sich in fide publica
hetten contentiren laßen, sondern zue mehrern Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht und dero landen betruck die verscheidene platzen inbehaltten
wollen. Die Hessen haben, indeme sie von deoccupirung der plätzen nit
hören wollen, zu erkennen geben, daß sie wedder Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht wortten noch hand und siegul nit deferiren, derentwegen sie
dan auch itzo cum reputatione nichts selbst underschrieben, gleichwol einen
wegk alß den anderen den frieden ihrestheilß haltten und deßen execution
befürderen, auch den könig derentwegen gnugsamb bey zue Ihrer Maiestet
vorhabender abordnung versicheren werden. Were es von den reichsstenden
concludirt und alßo mitt den coronis verglichen, daß alle hetten under-
schreiben sollen, so würden sie auch ihrestheilß gewüst haben, was zu thuen
were. Wan man pace iam conclusa et publicata Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht kein vorthell in einiger sach thuen woltte, so hette man zum
wenigsten ihr das nachdencken bey anderen nit zu machen, alß wan man
ihro nit trawen kondte. Durch Ausschreibung der Landtage zur Beibrin-
gung der Satisfaktionsgelder hat der Kurfürst schon seinen Willen zur Ein-
haltung des Friedens gezeigt, doch sucht Lüttich sich der Zahlung zu ent-
ziehen . Da hieraus große Ungelegenheiten für das Stift entstehen können,
möge Servien seinen Einfluß geltend machen. Servien: Wegen Rom
nicht informiert. In Lüttich wird Frankreich den Absichten des Hauses
Bayern nicht zugegen sein, wenn dabei nicht Spanien in Vorteil gerät.
[...] Auß welchem seinem und nachfolgenden discursu abzunehmen gewe-
ßen , daß alßlang der fried mitt beeden cronen Spanien und Franckreich nit
erfolgt, seines des comte Servient guettachten und mainung dahin gehen,
daß sonderlich im stifft Lüttig etwas die sach noch in unruhe und uneinig-
keit sollen gehaltten werden. Der subscription halber, was der monsieur
Montbas anpracht, were 1. darin begründet, weiln Ihre Churfürstliche
Durchlaucht armirt, 2. deputatos zue dießen tractaten vom churfürstlichen
collegio benennet worden. W: Der Kurfürst geht in Lüttich gegen nie-
manden wegen seiner Sympathien für Frankreich vor, sondern will nur
Recht und Ordnung aufrechterhalten und hat sich auch zur Zeit der
spanischen Vormacht nie zur Verletzung der Neutralität bestimmen lassen.
Die Annahme des Friedens kann er als Bewaffneter eher als durch seine
Unterschrift durch Abdankungen beweisen, wozu er sich erbietet, falls
Servien sie auch bei den Hessen durchsetzt. Die Kölner Deputation hat sich
mit der von den Kronen durchgesetzten Berufung aller Stände zu den Ver-
handlungen erledigt, an den Verhandlungsdeputationen der Stände ist Köln
nie beteiligt gewesen. Und were nit die quaestio nunmehr, ob ein churfürst,
welcher nit vermög des Oßnabruckischen conclusi darzue gehaltten, under-
schreiben soltte oder woltte, sondern ob er auch solches cum aliquo fructu
thuen und salva reputatione ihme zuezumuhten were. Chursachßen oder
andere würde extra fidem publicam nit gravirt. [...] Ein ander were es,
wan zue Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht reputation erhalttung und dero
landen besten von dem könig von Franckreich und in deßen nahmen von
ihme vorpracht würde, hogstgemelte Ihre Churfürstliche Durchlaucht
soltten das instrumentum pacis underschreiben, so woltten sie auch dafür
stehen, daß damitt und in fide publica die Hessen Casselische sich soltten
und würden contentiren laßen, und daß drauff Neuß, Coeßfeld und New-
hauß ratificata pace deroselben gleich andern plätzen auch soltten restituirt
werden. Ille: Ihre Churfürstliche Durchlaucht köndten ihre völcker
woll abdancken, müsten aber den Spanischen nit überlaßen, wie sich dan
die Lamboysche offentlich verlauhten ließen, daß sie zue den Spanischen
gehen woltten. Und wan Ihre Churfürstliche Durchlaucht sich zu rechter
abdanckung ihrer völcker verstehen und dieselbe den Spanischen nit über-
laßen noch zuespielen woltte, so woltte er guett dafür sein, daß die Heßi-
sche völcker Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht und dero landen keinen
schaden zuefüegen soltten. I. H. G.: Er were ein so verstendiger und
großer erfahrenheit halber berühmbter herr und würde alßo bey sich gnug-
samb erkennen, daß dießes gar ein seltzames zuemuhten were. Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht soltten abdancken und die Hessen, welche pace
conclusa noch (wie dan solches per partium enumerationem mit demjeni-
gen , was täglich noch vorgehet, exaggerirt) solche hostilitates verübt,
armirt in dero landen stehen laßen. Dergleichen proposita weren keine
anzeigh von großer bemelter affection gegen Ihre Churfürstliche Durch-
laucht . Wan aber die Hessische, wie vorgemelt, er zur abdanckung bewegen
köndte, so würden Ihre Churfürstliche Durchlaucht deme auch, wan er nur
ein vorschlag darin thette, auch folgen. Von der officierer rhede, in Spa-
nische dienst zu tretten, were ihro nichts bewust; deßen kondten sie ihnen
aber woll versicheren, daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht noch dero
bediente mitt den consiliis nit umbgiengen und realimente darin procediren
würden. Sie würden aber weder officier noch soldaten ihrestheilß zue
keiner parthey noch seines privathaußweßens anzunehmen zwingen kön-
nen , sondern geschehen laßen, ob einer in Polen oder nach Venedig oder
sonst anderstwoh kriegsdienst suchen woltte. Als Servien weiter seine Sorge
zeigt, daß Spanien aus den Kölner Abdankungen Gewinn ziehen könne,
verweist W darauf, daß eher Befürchtungen der Gegenseite wegen der mit
Frankreich im Bündnis stehenden Hessen gerechtfertigt wären als gegen-
über Kurköln, das in keinem Bündnis steht. Nochmalige Bitte um Serviens
Gutachten wegen der Lütticher Satisfaktionszahlungen, damit Frankreich
nicht bei daraus entstehenden Ungelegenheiten den Vorwurf mangelnder
Information erheben kann; das Stift gehört zum westfälischen Kreis und
kann sich in diesem Fall nicht darauf berufen, daß es mit Ausnahme der
Türkensteuer von Reichsanlagen befreit sein will. Servien: Lüttich war
im Krieg neutral und braucht keine Kontributionen abzukaufen. W:
In ähnlicher Lage ist Trier und muß doch zahlen, auch viele andere Stände
betrachten sich als neutral, Lüttich hat an die Hessen unter Eberstein
Kon-
tributionen geleistet. Bey dem in dießer materi hinc inde vorfallenem
discursu hatt der Servient gnungsamb zu erkennen geben, daß er wegen
einer eingebildten oder nur zum schein vorgeschutzter umbfrage der Spa-
nier halber der Lüttigischen parthey gewalttig haltte und daß bey ihme
derntwegen nichts guetts zu hoffen oder zu verrichten, wie er dan gewalttig
exaggerirt, daß man den Westvalischen craiß in der Spanier devotion brin-
gen wollen und Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht letzte abordnung in
Holland der cron Franckreich mitt zum nachtheill angesehen, und wiße
man gar woll, waß Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht deputirter gesagtt
hab. I. H. G.: Er woltte ihro doch offenbaren, was er für einen depu-
tirten vermaine und was er soltte gerehd haben. Ille: Der deputirte
hette Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht daran wenig dienst gethan.
I. H. G.: Wehn er dan doch damitt maine? Und wiewoll sie darauff
urgirt und woll zehenmahl deßen benahmsung und was er gerehd begert,
haben doch anderst nit haben können, alß daß es zu betauren, daß man so
gar Spanisch sey. W: Kölner Haltung bei Zession des Elsaß und Aus-
schluß Spaniens vom deutschen Frieden. Servien: In Holland were es
in offenen truck außgangen, was für große dienst mitt dießem circul der
cron Spanien zuezuspielen im werck were. I. H. G.: Dieß weren lauter
lügen. Darlegung der gesamten Evakuationsverhandlungen, die schließlich
am Widerstand Frankreichs und den Protesten Brassets im Haag ge-
scheitert sind. Servien: Daß sich der Brasset darin opponirt, daran
hette er recht gethan, dan einmaln es nur den Spaniern zum besten ange-
sehen geweßen. I. H. G.: Ob dies, daß der Kayser und Spanien in
dießem craiß kein occupation mehr haben, keine contributiones ziehen und
posto haltten sollen, demselben ein dienst seye, ließen sie ihme und einen
jeden urtheilen. Man hette aber dabey ex altera parte andere intentiones
gehabtt, welche leyder der effectus und sonderlich bey dießen tractaten
mitt so großen der catholischen und so viell unschuldiger stiffter schaden
erwießen. Ille: Es were gar zue grob, daß man sich ex parte Churcölln
wegen Lüttig bey den Generalstaden beklagt hette, alß wan die Staden uber
Franckreich richter sein sollen; hingegen, wan die Spanier im stifft Lüttig
etwas verübt hetten, wüste nit, daß yemaln daruber klagtten eingewendet
worden. W: Häufige Proteste gegen die Brabanter Goldene Bulle.
[...] Als W nach nochmaligem Erinnern an die Lütticher Satisfaktions-
zahlungen sieht, daß Servien sich dazu nicht äußern will, bittet er um wei-
teres Überdenken des französischen Standpunktes mit dem Zusatz, man
möge den falschen Anschuldigungen gegen Kurköln nicht nachgeben. [...]
Hessische pressuren.
Bocholtz
Vgl. oben [ S. 419 Anm. 2 ] .
bei W. Diskussion über die Spaltung des Lütticher Kapitels,
wobei Bocholtz ausführlich die gegen Kurköln vorgebrachten Argumente
anführt, aber nicht klar Stellung bezieht und auf vom Kurfürsten für sich
erhoffte Gnaden, besonders die Stellung eines Statthalters in Hildesheim,
anspielt. [...]
W bei den Mainzern. Bericht über die Lütticher Zahlungsschwierigkeiten.
guten Meinung Frankreichs versichert hat, will man, um neue Mißver-
ständnisse zu vermeiden, Servien unterrichten, daß der französische Ge-
sandte in Rom
Kurfürst sucht in Lüttich nur die Wiederherstellung der Rechtsprechung
und Erhaltung der Neutralität, deshalb möge Frankreich sich nicht in die
Auseinandersetzung wegen Verlegung des Lütticher Kapitels mischen, da
sonst auch andere wie der Kaiser eingreifen könnten. Montbas hat auf
Unterzeichnung des Friedens durch Kurköln gedrungen, doch sieht der
Osnabrücker Beschluß, mit dem sich die Schweden und Stände zufrieden-
geben , das nicht vor. Der Kurfürst hat in seiner ganzen Regierung nie
Anlaß zu Zweifeln in sein gegebenes Wort gegeben, aber bei den Friedens-
verhandlungen nicht erreichen können, daß die Hessen sich in fide publica
hetten contentiren laßen, sondern zue mehrern Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht und dero landen betruck die verscheidene platzen inbehaltten
wollen. Die Hessen haben, indeme sie von deoccupirung der plätzen nit
hören wollen, zu erkennen geben, daß sie wedder Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht wortten noch hand und siegul nit deferiren, derentwegen sie
dan auch itzo cum reputatione nichts selbst underschrieben, gleichwol einen
wegk alß den anderen den frieden ihrestheilß haltten und deßen execution
befürderen, auch den könig derentwegen gnugsamb bey zue Ihrer Maiestet
vorhabender abordnung versicheren werden. Were es von den reichsstenden
concludirt und alßo mitt den coronis verglichen, daß alle hetten under-
schreiben sollen, so würden sie auch ihrestheilß gewüst haben, was zu thuen
were. Wan man pace iam conclusa et publicata Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht kein vorthell in einiger sach thuen woltte, so hette man zum
wenigsten ihr das nachdencken bey anderen nit zu machen, alß wan man
ihro nit trawen kondte. Durch Ausschreibung der Landtage zur Beibrin-
gung der Satisfaktionsgelder hat der Kurfürst schon seinen Willen zur Ein-
haltung des Friedens gezeigt, doch sucht Lüttich sich der Zahlung zu ent-
ziehen . Da hieraus große Ungelegenheiten für das Stift entstehen können,
möge Servien seinen Einfluß geltend machen. Servien: Wegen Rom
nicht informiert. In Lüttich wird Frankreich den Absichten des Hauses
Bayern nicht zugegen sein, wenn dabei nicht Spanien in Vorteil gerät.
[...] Auß welchem seinem und nachfolgenden discursu abzunehmen gewe-
ßen , daß alßlang der fried mitt beeden cronen Spanien und Franckreich nit
erfolgt, seines des comte Servient guettachten und mainung dahin gehen,
daß sonderlich im stifft Lüttig etwas die sach noch in unruhe und uneinig-
keit sollen gehaltten werden. Der subscription halber, was der monsieur
Montbas anpracht, were 1. darin begründet, weiln Ihre Churfürstliche
Durchlaucht armirt, 2. deputatos zue dießen tractaten vom churfürstlichen
collegio benennet worden. W: Der Kurfürst geht in Lüttich gegen nie-
manden wegen seiner Sympathien für Frankreich vor, sondern will nur
Recht und Ordnung aufrechterhalten und hat sich auch zur Zeit der
spanischen Vormacht nie zur Verletzung der Neutralität bestimmen lassen.
Die Annahme des Friedens kann er als Bewaffneter eher als durch seine
Unterschrift durch Abdankungen beweisen, wozu er sich erbietet, falls
Servien sie auch bei den Hessen durchsetzt. Die Kölner Deputation hat sich
mit der von den Kronen durchgesetzten Berufung aller Stände zu den Ver-
handlungen erledigt, an den Verhandlungsdeputationen der Stände ist Köln
nie beteiligt gewesen. Und were nit die quaestio nunmehr, ob ein churfürst,
welcher nit vermög des Oßnabruckischen conclusi darzue gehaltten, under-
schreiben soltte oder woltte, sondern ob er auch solches cum aliquo fructu
thuen und salva reputatione ihme zuezumuhten were. Chursachßen oder
andere würde extra fidem publicam nit gravirt. [...] Ein ander were es,
wan zue Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht reputation erhalttung und dero
landen besten von dem könig von Franckreich und in deßen nahmen von
ihme vorpracht würde, hogstgemelte Ihre Churfürstliche Durchlaucht
soltten das instrumentum pacis underschreiben, so woltten sie auch dafür
stehen, daß damitt und in fide publica die Hessen Casselische sich soltten
und würden contentiren laßen, und daß drauff Neuß, Coeßfeld und New-
hauß ratificata pace deroselben gleich andern plätzen auch soltten restituirt
werden. Ille: Ihre Churfürstliche Durchlaucht köndten ihre völcker
woll abdancken, müsten aber den Spanischen nit überlaßen, wie sich dan
die Lamboysche offentlich verlauhten ließen, daß sie zue den Spanischen
gehen woltten. Und wan Ihre Churfürstliche Durchlaucht sich zu rechter
abdanckung ihrer völcker verstehen und dieselbe den Spanischen nit über-
laßen noch zuespielen woltte, so woltte er guett dafür sein, daß die Heßi-
sche völcker Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht und dero landen keinen
schaden zuefüegen soltten. I. H. G.: Er were ein so verstendiger und
großer erfahrenheit halber berühmbter herr und würde alßo bey sich gnug-
samb erkennen, daß dießes gar ein seltzames zuemuhten were. Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht soltten abdancken und die Hessen, welche pace
conclusa noch (wie dan solches per partium enumerationem mit demjeni-
gen , was täglich noch vorgehet, exaggerirt) solche hostilitates verübt,
armirt in dero landen stehen laßen. Dergleichen proposita weren keine
anzeigh von großer bemelter affection gegen Ihre Churfürstliche Durch-
laucht . Wan aber die Hessische, wie vorgemelt, er zur abdanckung bewegen
köndte, so würden Ihre Churfürstliche Durchlaucht deme auch, wan er nur
ein vorschlag darin thette, auch folgen. Von der officierer rhede, in Spa-
nische dienst zu tretten, were ihro nichts bewust; deßen kondten sie ihnen
aber woll versicheren, daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht noch dero
bediente mitt den consiliis nit umbgiengen und realimente darin procediren
würden. Sie würden aber weder officier noch soldaten ihrestheilß zue
keiner parthey noch seines privathaußweßens anzunehmen zwingen kön-
nen , sondern geschehen laßen, ob einer in Polen oder nach Venedig oder
sonst anderstwoh kriegsdienst suchen woltte. Als Servien weiter seine Sorge
zeigt, daß Spanien aus den Kölner Abdankungen Gewinn ziehen könne,
verweist W darauf, daß eher Befürchtungen der Gegenseite wegen der mit
Frankreich im Bündnis stehenden Hessen gerechtfertigt wären als gegen-
über Kurköln, das in keinem Bündnis steht. Nochmalige Bitte um Serviens
Gutachten wegen der Lütticher Satisfaktionszahlungen, damit Frankreich
nicht bei daraus entstehenden Ungelegenheiten den Vorwurf mangelnder
Information erheben kann; das Stift gehört zum westfälischen Kreis und
kann sich in diesem Fall nicht darauf berufen, daß es mit Ausnahme der
Türkensteuer von Reichsanlagen befreit sein will. Servien: Lüttich war
im Krieg neutral und braucht keine Kontributionen abzukaufen. W:
In ähnlicher Lage ist Trier und muß doch zahlen, auch viele andere Stände
betrachten sich als neutral, Lüttich hat an die Hessen unter Eberstein
tributionen geleistet. Bey dem in dießer materi hinc inde vorfallenem
discursu hatt der Servient gnungsamb zu erkennen geben, daß er wegen
einer eingebildten oder nur zum schein vorgeschutzter umbfrage der Spa-
nier halber der Lüttigischen parthey gewalttig haltte und daß bey ihme
derntwegen nichts guetts zu hoffen oder zu verrichten, wie er dan gewalttig
exaggerirt, daß man den Westvalischen craiß in der Spanier devotion brin-
gen wollen und Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht letzte abordnung in
Holland der cron Franckreich mitt zum nachtheill angesehen, und wiße
man gar woll, waß Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht deputirter gesagtt
hab. I. H. G.: Er woltte ihro doch offenbaren, was er für einen depu-
tirten vermaine und was er soltte gerehd haben. Ille: Der deputirte
hette Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht daran wenig dienst gethan.
I. H. G.: Wehn er dan doch damitt maine? Und wiewoll sie darauff
urgirt und woll zehenmahl deßen benahmsung und was er gerehd begert,
haben doch anderst nit haben können, alß daß es zu betauren, daß man so
gar Spanisch sey. W: Kölner Haltung bei Zession des Elsaß und Aus-
schluß Spaniens vom deutschen Frieden. Servien: In Holland were es
in offenen truck außgangen, was für große dienst mitt dießem circul der
cron Spanien zuezuspielen im werck were. I. H. G.: Dieß weren lauter
lügen. Darlegung der gesamten Evakuationsverhandlungen, die schließlich
am Widerstand Frankreichs und den Protesten Brassets im Haag ge-
scheitert sind. Servien: Daß sich der Brasset darin opponirt, daran
hette er recht gethan, dan einmaln es nur den Spaniern zum besten ange-
sehen geweßen. I. H. G.: Ob dies, daß der Kayser und Spanien in
dießem craiß kein occupation mehr haben, keine contributiones ziehen und
posto haltten sollen, demselben ein dienst seye, ließen sie ihme und einen
jeden urtheilen. Man hette aber dabey ex altera parte andere intentiones
gehabtt, welche leyder der effectus und sonderlich bey dießen tractaten
mitt so großen der catholischen und so viell unschuldiger stiffter schaden
erwießen. Ille: Es were gar zue grob, daß man sich ex parte Churcölln
wegen Lüttig bey den Generalstaden beklagt hette, alß wan die Staden uber
Franckreich richter sein sollen; hingegen, wan die Spanier im stifft Lüttig
etwas verübt hetten, wüste nit, daß yemaln daruber klagtten eingewendet
worden. W: Häufige Proteste gegen die Brabanter Goldene Bulle.
[...] Als W nach nochmaligem Erinnern an die Lütticher Satisfaktions-
zahlungen sieht, daß Servien sich dazu nicht äußern will, bittet er um wei-
teres Überdenken des französischen Standpunktes mit dem Zusatz, man
möge den falschen Anschuldigungen gegen Kurköln nicht nachgeben. [...]
Hessische pressuren.
Bocholtz
Vgl. oben [ S. 419 Anm. 2 ] .
wobei Bocholtz ausführlich die gegen Kurköln vorgebrachten Argumente
anführt, aber nicht klar Stellung bezieht und auf vom Kurfürsten für sich
erhoffte Gnaden, besonders die Stellung eines Statthalters in Hildesheim,
anspielt. [...]
W bei den Mainzern. Bericht über die Lütticher Zahlungsschwierigkeiten.