Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 X 8
1648 X 8
Donnerstag Bericht Steins: Auf Vorladung der Reichsdepu-
tierten ist gestern Scheffer erschienen, dem die Beschwerde Kurkölns wegen
der neuen Feindseligkeiten gegen Münster und Paderborn vorgehalten
wurde. Scheffer hat auf die Entsendung eines Kölner Deputierten an die
Landgräfin verwiesen, der werde zweifelsohne mit einer solchen resolution
versehen werden, die dem frieden gemeeß. Im übrigen habe facta et com-
posita satisfactione Hassica der general Lamboy der feyndtsahligkeiten
wieder Heßen den anfang gemachtt, dieselbe nicht allein befestigte plätze
belagert, sondern auch im offenen felde feyndtlich angegriffen, und wanß
ihme gluckt, den garauß machen wollen; also die Heßen zu newer ver-
faßung und ietziger fast kostbaren postur genöhttigt hette, auch noch
heutige stunde nach angezogenem Spanischen succurs verfahren thete. Daß
sie nun bey so gestalten sachen still sitzen solten, wehre sehr bedencklich.
Das beste mittel were der friedenschluß und die subscriptio instrumento-
rum , so ceßirten die hostiliteten per se, wiewoll sie sich nach der actionen
der cronen reguliren musten. Darauff hette Schefer punctum satisfactionis
Hassicae verbis quidem modestis, materialia satis acriter movirt, und wie
der Chursachsischer ihnen etwas starck zugesprochen und davon stillzu-
schweigen begert, hette Schäfer geandtwortet, wan sie schon schwiegen, so
wurden dannoch die cronen fur sie dießfals reden, und die tausende, so im
felde stunden, wurden auch nicht schweigen. Deputati: Die sache gehörete
nicht vor sie, sondern fur gesambte stände, die sich schon erklert hetten.
NB. Langerbeck, Braunschweigischer abgesandter, hette dem cantzler Stein
in vertrawen gesagtt, daß die Heßen remissionem suae domus quotae offe-
rirt und begert hetten, ihnen nichtt zuwieder zu sein. Se respondisse, sie
handelten offensichtlich und hetten mit solcher fuscherey nicht zu thun,
iuxta naturale principium, quod tibi non vis fieri etc. Verhandlungen der
Deputierten mit Servien und Salvius wegen endgültiger Redaktion der
Friedensverträge .
Mitteilung Tosculanos: Von Ksl. und Franzosen bewilligte Form des Ein-
schlusses .
Anfrage bei Krebs (Bayern): Verhandlung der Deputation mit den Hessen;
Gründe für Verzögerung des Abschlusses trotz erfolgter ksl. Erklärung?
Krebs: Nachdem Scheffer die Unbilligkeit der neuen Feindseligkeiten
mit dem Erbieten vorgetragen worden ist, auch Lamboy solle zur
Einstellung der Operationen veranlaßt werden, hat er geantwortet, daß bey
ihnen abgesandten die sistirung der waffen pure nicht stünd, doch wolle er
sich dafür bei der Landgräfin verwenden; interim aber sey es ahn dem, daß
die Lamboyische gegen die Hessen alles, auch mit zuziehung frembden
succurßes, was sie nur vermochten, tentirten. Demnegst hab er die conten-
tirung der Hessischen milizi recommendirt, zumaln man leicht zu ge-
dencken , daß dergestalt mit lährer hand sich nicht abweißen laßen würden.
Begerten kein grose summ, sondern würden sich mit einem geringen be-
gnügen laßen. Alß bey diesem leztern der Dr. Krebß vermeldet, die
Hessische hetten diese praetension zu Oßnabruck nur auff 100 000 reichs-
thaler angeschlagen und so viel zu verstehen gegeben, daß man das werck
darahn nicht zu erwinden laßen hette, ist replicirt, daß nit allein zue
Oßnabruck der schluß ein anders geben, sondern seyen auch diese volcker
auß dem craiß uberflußig [...] bezahlt, auch der landgraffin so ansehen-
liche satisfaction ahn land und geld ohne schuldigkeit allein amore pacis
gegeben, daß ia mit vernunfft weitters in die auff den eusersten grad
außgesogene arme underthanen nit zu tringen. [...] Krebs: Wegen der
neuen Feindseligkeiten waren die Deputierten auch bei Servien und Sal-
vius ; ersterer hat etwas vertröstung geben, letzterer auf die Ankunft Oxen-
stiernas verwiesen. Ad effectum pacis nichts anders ubrig alß die rescri-
birung und underzeichnung der hinder den Churmainzischen liegenden
instrumentorum, warzue Servient alle stund willig, auch Salvius allein noch
einer andwort vom Oxenstern erwartten thett, und daß alßdan die notifi-
cationschreiben ahn die generalen abgefertiget und darmit weittere opera-
tiones eingestelt. Hat zur Vermeidung von Zeitverlust vorgeschlagen, man
solle die Instrumente unterzeichnen, wie sie sind, und die letzten Fragen
nachher klären, was Servien gur aufgenommen hat. Noch offene Punkte: 1.
Geringfügige Änderungen im § ‘Tandem omnes’; 2. Bremer Zollsache; 3.
Ausdehnung der stadtbremischen Jurisdiktion im Erzstift; 4. Austeilung
der schwedischen Militärsatisfaktion; 5. Gleichzeitige Zahlung, Abdankung
und Übergabe der Plätze, weshalb keine Schwierigkeiten zu erwarten sind;
6. wegen Hessen Auslassung der Klausel ‘quatenus et quantum Caesari non
praeiudicat’; 7. Durchführung der Bestimmungen über Amnestie und Gra-
vamina bis zur Ratifikation; 8. bis dahin Übergabe der Ratifikationen in
manus tertiorum; 9. neue Forderungen wegen Erfurt, auf denen Schweden
aber nicht bestehen wird; 10. hessische Militärsatisfaktion, die in Osna-
brück abgelehnt worden ist, doch mocht es endlich, wie vorgemelt, umb ein
so grosses nicht zu thun sein. Der abgeschickter replicirte auf diß lezter,
daß man ia angedeuttete 100 000 reichsthaler fur kein geringes wolte
achten, weniger gedencken, solche diesen landen zue andern unerschwing-
lichen sachen aufzusattlen, dan gewißlich dadurch, weyln es einmal impos-
sibilitas plus quam notoria, negotium pacis nicht würde befürdert
werden. Und der Dr. Krebs hinwieder, umb diß willen würden die
coronen den frieden nicht fahren laßen, sondern ehender Franckreich selbst
noch ein halbs jahr die assistenzgelder herzugeben (wie mit 200 000 livres
jahrlichs geschehen) nicht achten würde. Dieses und anders mehr bey
vorerzehlt noch unrichtigen sachen (reponirte der abgeschickter) seyen
praesupposita und muthmaßungen, die leicht fehlen köndten, und das
lezter sonderlich mit den 100 000 reichsthalern, daß dieselbe Franckreich
solte wollen hergeben, gewiß fehlen werde, daher man, durch das blinde
facit hierauf, sich nicht verlaithen und in die bewilligung einführen laßen
möcht, sonst besorglich nichts gewißers, alß daß dieses onus auch noch dem
verderbten reich incumbiren würde. So der Dr. Krebs per generalia,
daß ers dafür nicht halten kondte, beandworttet. Im französischen Vertrag
noch zu ändern: 1. Erwähnung der ksl. Wahlkapitulation, die Kurtrier
schon übergeben ist; 2. proprietas statt infeudatio bei der französischen
Satisfaktion; 3. Auslassung Spaniens und Lothringens als socii Caesaris;
4. sofortige Zessionsurkunde des Kaisers wegen des Elsaß. Mit vermelden,
wan her Volmar zu Oßnabruck verplieben und fort tractirt, hette man all
diese difficultates und den frieden selbst schon lengst erhoben, ja wan herr
graff von Trautmanstorff gewolt, hett man frieden schon vorm jahr haben
konnen, daß iezt kein einig feindlicher soldat in Bayern oder den erb-
land mehr were, ia keiner würde sein hineinkommen, waruber er seine
seel verpfenden wolt. Dergleichen sachen hetten die handlungen remorirt,
ia der Münsterischer protestiren und contradiciren mehrer hindernus und
mühe gemacht, alß die richtigkeit mit den coronis und protestirenden
stenden zu treffen. Bey denen es nur allezeit geheischen, daß frieden zu
machen noch kein zeit seye, da man doch im krieg nirgend konne fort-
kommen . Der abschickter sagt auff beyde leztere anzüeg, daß der hie
gebliebene stende contradictiones ye keine moram causiren konnen, zumal
man deren unacht eigens gefallens fortgefahren und die andern reden und
schreiben laßen, was sie gewolt. So sey auch kein wunder, daß der vergleich
mit den Schweden und protestirenden leicht gewesen, dan ihnen alles, was
sie begert, ia offtmals mehrer gegeben und nachgesehen. Daß aber die hie
verpliebene stend sich solten haben vernehmen laßen, daß noch kein zeit
frieden zu machen, hette er niemals gehört, sondern vielmehrer fast von
yederwedem, daß es bey taglich zunehmendem ubelstand im reich zeit uber
zeit seye, dahin zu trachten, wie man zum schluß geriethe, ehe alles uber
und uber ginge, nur daß man, dieses der weeg und modus darzu zu sein,
nicht befinden kondte. Demnegst gedachte der Dr. Krebß sein von
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht habenden befelchs und erwehnte dabey,
daß, alß er das lezte mal zu Munchen gewesen, Churbayern ihnen befragt,
wie ihm das friedenswerck im grund recht vorkehm. Darauff hette er zur
andwort geben, daß mans bey dieser handlung vornemblich mit zweyen
partheyen zu thun hab, deren die eine in lucro, alß Franckreich und
Schweden, und die andere wie Spanien und das hauß Osterreich in damno
stünde. Jenen favorirten die waffen, daß sie kein ursach hetten, viel zum
schluß zu eylen, weyln sie alle tag mehrer und mehrern vor sich bekehmen,
hingegen erwartteten diese beßerer coniuncturn, mittelst deren sich
hoffnung macheten, das verlohrene zu recuperiren; und hiernebens seyen
die reichsstende, welche der religionßgravaminum halber in einem verstand
nicht weren. Diese uneinigkeit mächten sich Franckreich und Schweden
meisterlich zue nütz, daß kein hoffnung sey, alßlang nicht die stende under
sich verglichen und gesambter handen den coronis zusprechen, die außwer-
tige coronas zu bessern friedensgedancken permoviren zue konnen, also daß
res desperatissima, wo nicht vor allen dingen auff composition der stende
under sich et hoc per compositionem gravaminum religionis, und zwarn
dieses letzter mittelst eines vorgriffs der mächtigster stende, gedacht würde.
In der Lütticher Sache hat Servien ihm zu einer Intervention Kurbayerns
beim König geraten; entsprechend hat er dem Kurfürsten berichtet.
Lamberg/Krane bei W. Den ständischen Deputierten haben die Ksl. heute
mitgeteilt, daß sie ihrem Befehl nach die Deklaration nur hätten heraus-
geben dürften, wenn sicher sei, daß dann die Unterzeichnung erfolge. Da
diese sich verzögert, haben sie auf die Entschuldigungen der Stände geant-
wortet , daß sie ihrestheilß nichts mehrers in den sachen tractiren, sondern
nur ipsam suscriptionem urgiren müsten. Frage der schwedischen Unter-
schrift in Abwesenheit Oxenstiernas; daß man diesem das Instrument zu-
schickt , halten insbesondere die Bayern für zu langwierig, sie wünschen,
daß morgen die deponierten Instrumente unterschrieben werden. Die Ksl.
bezweifeln, daß Servien und Salvius dazu bereit sind, bevor die Instru-
mente mundiert sind, wollen aber unterzeichnen, wenn die Stände Servien
und Salvius dazu vermögen können. Servien soll Krebs vorgehalten haben,
warum er so starck auf die Unterzeichnung dränge, denn wenn die Nach-
richt vom Abschluß Turenne und die Schweden noch in Bayern treffe,
würden sie dort stehenbleiben. Drüber man hinc inde discurrirt, wie
gefehrlich es bey dergleichen vorhaben noch zuegehen würde und daß
eben zue solchem end die Hessen auch woll in das stifft Paderborn
geruckt sein möchten, damitt sie alda conclusa pace stehen pleiben und alles
völlig zuegrund richten möchten. Unvermögen der Stifter zu gleichzeitiger
Zahlung der Satisfaktion, Unterhaltung von Mediat-, Immediat- und hessi-
schen Truppen und der geforderten hessischen Militärsatisfaktion. Ihre
Churfürstliche Durchlaucht hofften, es würden andere stendt dießer
forderung unpilligkeit nit allein erkennen, sondern ob- und mitt daran sein,
damitt sie Hessische durch dero soldatesca nit etwas gefehr- und schäd-
liches vornehmen und diejenigen, welchen sie noch schuldig sei, von den
600 000 reichsthalern contentiren möchten.
tierten ist gestern Scheffer erschienen, dem die Beschwerde Kurkölns wegen
der neuen Feindseligkeiten gegen Münster und Paderborn vorgehalten
wurde. Scheffer hat auf die Entsendung eines Kölner Deputierten an die
Landgräfin verwiesen, der werde zweifelsohne mit einer solchen resolution
versehen werden, die dem frieden gemeeß. Im übrigen habe facta et com-
posita satisfactione Hassica der general Lamboy der feyndtsahligkeiten
wieder Heßen den anfang gemachtt, dieselbe nicht allein befestigte plätze
belagert, sondern auch im offenen felde feyndtlich angegriffen, und wanß
ihme gluckt, den garauß machen wollen; also die Heßen zu newer ver-
faßung und ietziger fast kostbaren postur genöhttigt hette, auch noch
heutige stunde nach angezogenem Spanischen succurs verfahren thete. Daß
sie nun bey so gestalten sachen still sitzen solten, wehre sehr bedencklich.
Das beste mittel were der friedenschluß und die subscriptio instrumento-
rum , so ceßirten die hostiliteten per se, wiewoll sie sich nach der actionen
der cronen reguliren musten. Darauff hette Schefer punctum satisfactionis
Hassicae verbis quidem modestis, materialia satis acriter movirt, und wie
der Chursachsischer ihnen etwas starck zugesprochen und davon stillzu-
schweigen begert, hette Schäfer geandtwortet, wan sie schon schwiegen, so
wurden dannoch die cronen fur sie dießfals reden, und die tausende, so im
felde stunden, wurden auch nicht schweigen. Deputati: Die sache gehörete
nicht vor sie, sondern fur gesambte stände, die sich schon erklert hetten.
NB. Langerbeck, Braunschweigischer abgesandter, hette dem cantzler Stein
in vertrawen gesagtt, daß die Heßen remissionem suae domus quotae offe-
rirt und begert hetten, ihnen nichtt zuwieder zu sein. Se respondisse, sie
handelten offensichtlich und hetten mit solcher fuscherey nicht zu thun,
iuxta naturale principium, quod tibi non vis fieri etc. Verhandlungen der
Deputierten mit Servien und Salvius wegen endgültiger Redaktion der
Friedensverträge .
Mitteilung Tosculanos: Von Ksl. und Franzosen bewilligte Form des Ein-
schlusses .
Anfrage bei Krebs (Bayern): Verhandlung der Deputation mit den Hessen;
Gründe für Verzögerung des Abschlusses trotz erfolgter ksl. Erklärung?
Krebs: Nachdem Scheffer die Unbilligkeit der neuen Feindseligkeiten
mit dem Erbieten vorgetragen worden ist, auch Lamboy solle zur
Einstellung der Operationen veranlaßt werden, hat er geantwortet, daß bey
ihnen abgesandten die sistirung der waffen pure nicht stünd, doch wolle er
sich dafür bei der Landgräfin verwenden; interim aber sey es ahn dem, daß
die Lamboyische gegen die Hessen alles, auch mit zuziehung frembden
succurßes, was sie nur vermochten, tentirten. Demnegst hab er die conten-
tirung der Hessischen milizi recommendirt, zumaln man leicht zu ge-
dencken , daß dergestalt mit lährer hand sich nicht abweißen laßen würden.
Begerten kein grose summ, sondern würden sich mit einem geringen be-
gnügen laßen. Alß bey diesem leztern der Dr. Krebß vermeldet, die
Hessische hetten diese praetension zu Oßnabruck nur auff 100 000 reichs-
thaler angeschlagen und so viel zu verstehen gegeben, daß man das werck
darahn nicht zu erwinden laßen hette, ist replicirt, daß nit allein zue
Oßnabruck der schluß ein anders geben, sondern seyen auch diese volcker
auß dem craiß uberflußig [...] bezahlt, auch der landgraffin so ansehen-
liche satisfaction ahn land und geld ohne schuldigkeit allein amore pacis
gegeben, daß ia mit vernunfft weitters in die auff den eusersten grad
außgesogene arme underthanen nit zu tringen. [...] Krebs: Wegen der
neuen Feindseligkeiten waren die Deputierten auch bei Servien und Sal-
vius ; ersterer hat etwas vertröstung geben, letzterer auf die Ankunft Oxen-
stiernas verwiesen. Ad effectum pacis nichts anders ubrig alß die rescri-
birung und underzeichnung der hinder den Churmainzischen liegenden
instrumentorum, warzue Servient alle stund willig, auch Salvius allein noch
einer andwort vom Oxenstern erwartten thett, und daß alßdan die notifi-
cationschreiben ahn die generalen abgefertiget und darmit weittere opera-
tiones eingestelt. Hat zur Vermeidung von Zeitverlust vorgeschlagen, man
solle die Instrumente unterzeichnen, wie sie sind, und die letzten Fragen
nachher klären, was Servien gur aufgenommen hat. Noch offene Punkte: 1.
Geringfügige Änderungen im § ‘Tandem omnes’; 2. Bremer Zollsache; 3.
Ausdehnung der stadtbremischen Jurisdiktion im Erzstift; 4. Austeilung
der schwedischen Militärsatisfaktion; 5. Gleichzeitige Zahlung, Abdankung
und Übergabe der Plätze, weshalb keine Schwierigkeiten zu erwarten sind;
6. wegen Hessen Auslassung der Klausel ‘quatenus et quantum Caesari non
praeiudicat’; 7. Durchführung der Bestimmungen über Amnestie und Gra-
vamina bis zur Ratifikation; 8. bis dahin Übergabe der Ratifikationen in
manus tertiorum; 9. neue Forderungen wegen Erfurt, auf denen Schweden
aber nicht bestehen wird; 10. hessische Militärsatisfaktion, die in Osna-
brück abgelehnt worden ist, doch mocht es endlich, wie vorgemelt, umb ein
so grosses nicht zu thun sein. Der abgeschickter replicirte auf diß lezter,
daß man ia angedeuttete 100 000 reichsthaler fur kein geringes wolte
achten, weniger gedencken, solche diesen landen zue andern unerschwing-
lichen sachen aufzusattlen, dan gewißlich dadurch, weyln es einmal impos-
sibilitas plus quam notoria, negotium pacis nicht würde befürdert
werden. Und der Dr. Krebs hinwieder, umb diß willen würden die
coronen den frieden nicht fahren laßen, sondern ehender Franckreich selbst
noch ein halbs jahr die assistenzgelder herzugeben (wie mit 200 000 livres
jahrlichs geschehen) nicht achten würde. Dieses und anders mehr bey
vorerzehlt noch unrichtigen sachen (reponirte der abgeschickter) seyen
praesupposita und muthmaßungen, die leicht fehlen köndten, und das
lezter sonderlich mit den 100 000 reichsthalern, daß dieselbe Franckreich
solte wollen hergeben, gewiß fehlen werde, daher man, durch das blinde
facit hierauf, sich nicht verlaithen und in die bewilligung einführen laßen
möcht, sonst besorglich nichts gewißers, alß daß dieses onus auch noch dem
verderbten reich incumbiren würde. So der Dr. Krebs per generalia,
daß ers dafür nicht halten kondte, beandworttet. Im französischen Vertrag
noch zu ändern: 1. Erwähnung der ksl. Wahlkapitulation, die Kurtrier
schon übergeben ist; 2. proprietas statt infeudatio bei der französischen
Satisfaktion; 3. Auslassung Spaniens und Lothringens als socii Caesaris;
4. sofortige Zessionsurkunde des Kaisers wegen des Elsaß. Mit vermelden,
wan her Volmar zu Oßnabruck verplieben und fort tractirt, hette man all
diese difficultates und den frieden selbst schon lengst erhoben, ja wan herr
graff von Trautmanstorff gewolt, hett man frieden schon vorm jahr haben
konnen, daß iezt kein einig feindlicher soldat in Bayern oder den erb-
land mehr were, ia keiner würde sein hineinkommen, waruber er seine
seel verpfenden wolt. Dergleichen sachen hetten die handlungen remorirt,
ia der Münsterischer protestiren und contradiciren mehrer hindernus und
mühe gemacht, alß die richtigkeit mit den coronis und protestirenden
stenden zu treffen. Bey denen es nur allezeit geheischen, daß frieden zu
machen noch kein zeit seye, da man doch im krieg nirgend konne fort-
kommen . Der abschickter sagt auff beyde leztere anzüeg, daß der hie
gebliebene stende contradictiones ye keine moram causiren konnen, zumal
man deren unacht eigens gefallens fortgefahren und die andern reden und
schreiben laßen, was sie gewolt. So sey auch kein wunder, daß der vergleich
mit den Schweden und protestirenden leicht gewesen, dan ihnen alles, was
sie begert, ia offtmals mehrer gegeben und nachgesehen. Daß aber die hie
verpliebene stend sich solten haben vernehmen laßen, daß noch kein zeit
frieden zu machen, hette er niemals gehört, sondern vielmehrer fast von
yederwedem, daß es bey taglich zunehmendem ubelstand im reich zeit uber
zeit seye, dahin zu trachten, wie man zum schluß geriethe, ehe alles uber
und uber ginge, nur daß man, dieses der weeg und modus darzu zu sein,
nicht befinden kondte. Demnegst gedachte der Dr. Krebß sein von
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht habenden befelchs und erwehnte dabey,
daß, alß er das lezte mal zu Munchen gewesen, Churbayern ihnen befragt,
wie ihm das friedenswerck im grund recht vorkehm. Darauff hette er zur
andwort geben, daß mans bey dieser handlung vornemblich mit zweyen
partheyen zu thun hab, deren die eine in lucro, alß Franckreich und
Schweden, und die andere wie Spanien und das hauß Osterreich in damno
stünde. Jenen favorirten die waffen, daß sie kein ursach hetten, viel zum
schluß zu eylen, weyln sie alle tag mehrer und mehrern vor sich bekehmen,
hingegen erwartteten diese beßerer coniuncturn, mittelst deren sich
hoffnung macheten, das verlohrene zu recuperiren; und hiernebens seyen
die reichsstende, welche der religionßgravaminum halber in einem verstand
nicht weren. Diese uneinigkeit mächten sich Franckreich und Schweden
meisterlich zue nütz, daß kein hoffnung sey, alßlang nicht die stende under
sich verglichen und gesambter handen den coronis zusprechen, die außwer-
tige coronas zu bessern friedensgedancken permoviren zue konnen, also daß
res desperatissima, wo nicht vor allen dingen auff composition der stende
under sich et hoc per compositionem gravaminum religionis, und zwarn
dieses letzter mittelst eines vorgriffs der mächtigster stende, gedacht würde.
In der Lütticher Sache hat Servien ihm zu einer Intervention Kurbayerns
beim König geraten; entsprechend hat er dem Kurfürsten berichtet.
Lamberg/Krane bei W. Den ständischen Deputierten haben die Ksl. heute
mitgeteilt, daß sie ihrem Befehl nach die Deklaration nur hätten heraus-
geben dürften, wenn sicher sei, daß dann die Unterzeichnung erfolge. Da
diese sich verzögert, haben sie auf die Entschuldigungen der Stände geant-
wortet , daß sie ihrestheilß nichts mehrers in den sachen tractiren, sondern
nur ipsam suscriptionem urgiren müsten. Frage der schwedischen Unter-
schrift in Abwesenheit Oxenstiernas; daß man diesem das Instrument zu-
schickt , halten insbesondere die Bayern für zu langwierig, sie wünschen,
daß morgen die deponierten Instrumente unterschrieben werden. Die Ksl.
bezweifeln, daß Servien und Salvius dazu bereit sind, bevor die Instru-
mente mundiert sind, wollen aber unterzeichnen, wenn die Stände Servien
und Salvius dazu vermögen können. Servien soll Krebs vorgehalten haben,
warum er so starck auf die Unterzeichnung dränge, denn wenn die Nach-
richt vom Abschluß Turenne und die Schweden noch in Bayern treffe,
würden sie dort stehenbleiben. Drüber man hinc inde discurrirt, wie
gefehrlich es bey dergleichen vorhaben noch zuegehen würde und daß
eben zue solchem end die Hessen auch woll in das stifft Paderborn
geruckt sein möchten, damitt sie alda conclusa pace stehen pleiben und alles
völlig zuegrund richten möchten. Unvermögen der Stifter zu gleichzeitiger
Zahlung der Satisfaktion, Unterhaltung von Mediat-, Immediat- und hessi-
schen Truppen und der geforderten hessischen Militärsatisfaktion. Ihre
Churfürstliche Durchlaucht hofften, es würden andere stendt dießer
forderung unpilligkeit nit allein erkennen, sondern ob- und mitt daran sein,
damitt sie Hessische durch dero soldatesca nit etwas gefehr- und schäd-
liches vornehmen und diejenigen, welchen sie noch schuldig sei, von den
600 000 reichsthalern contentiren möchten.