Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 VI 2

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1648 VI 2
Dienstag Schreiben Buschmanns und Bischopings

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Bischoping an W 1648 VI 1 ( Osn. 137).
Schrei-
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ben der Mainzer an die hiesigen Katholiken

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Mainzer Direktorium an Stände in Münster 1648 VI 1 ( RK FrA 94/IV S. 74f.).
, das Wolkenstein zugestellt
5
wird.

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Krebs (Bayern)

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Krebs war in Münster 1648 VI 1–3.
bei W. Erstlich deducirte er Dr. Krebs necessitatem pacis
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ab effectu armorum et mediorum. Warauff hinwieder geandtworttet,
8
daß dießes an sein ortt stehe und man frieden zu machen freylich nötig
9
habe, nur daß man nit sehen oder begreiffen köntte, wie darzue zu glangen,
10
wan der gegentheill pacis intentionem nit hab. Dabey ist angeführt, was ex
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parte Schweden für große, ia evidentissima signa in contrarium wegen ietz
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auß Schweden new ankommener armada unterm pfaltzgraffen, wegen des
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gebrauchenden modi tractandi, wegen so viellfalttig suchender außflüchten,
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dilationem et declinationem pacis und dergleichen. Daß auch Franckreich
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so wenig mitt dem reich alß Spanien zue tractiren und zu schließen gesinnet,
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seye leyder bekandt, und wiße man, was dem Churtrierischen und Bam-
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bergischen yedem absonderlich der Servient unlengst expresse gesagtt, daß
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derjenige nit gescheidt und in politicis für ein ignorant zu haltten seye,
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welcher glauben woltte, daß vor außgangk der campagna fried werde zu
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treffen sein, allermaßen dan er Dr. Krebs sich zu erinneren haben würde,
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daß solches in conventu catholicorum referirt worden. Quibus perpensis
22
I. H. G. von ihme Dr. Krebßen gern vernehmen woltten, ob er sicher
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trawen köntte, daß der fried ante Michaelis zu erheben, mitt begehren, daß
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er einige remonstrationes ad talem finem thuen woltte. Warauff der
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Dr. Krebß: Daß er es gewiß nit sagen köntte, verhoffe es aber und müste
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bekennen, wan man dieße und andere coronarum actiones consideriren
27
woltte, daß es noch schwer werde hergehen, dahero dan 2. kein beßers
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mittell alß die vereinigung der stendt. I. H. G.: Sie hielten darfür wie
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allezeitt, daß, was immer möglich und salva conscientia thuenlich, pro hac
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reunione statuum zue laboriren seye. Man sehe aber leyder, daß anstatt
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solcher union viele separationes inter catholicos, auch unter Ihrer Mayestet
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und etlichen catholischen stenden gesucht und veruhrsacht würden. Und
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kontten I. H. G. für keine mögligkeit nimmermehr haltten, daß darauß der
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fried, sonderlich aber pax constans et firma, erfolgen werd oder könne.
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Gesetzet aber auch, daß es die stende unter sich und mitt Ihrer Kayser-
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lichen Mayestet allerdings einig und den protestirenden alle mögliche und
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im gewißen thuenliche satisfaction gegeben, ob er vermaine, daß dieße zue
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den catholischen mitt eiffer tretten, mitt Ihrer Kayserlichen Mayestet auff-
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richtig haltten und denen pacem nolentibus coronis starck zusprechen, sie

[p. 1096] [scan. 436]


1
betrohen oder würcklich opponiren würden. Dr. Krebs: Die protesti-
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rende hetten solches zu thuen offters versprochen, nit zwarn eben sich mitt
3
gewaldt zue opponiren, sondern eiffrig zu rehden und zue interponiren.

4
I. H. G.: Sie kondten sich aber nit laßen vorstehen, daß die coronae vic-
5
trices , welche des Kaysers und der getrewer stende macht nit förchten, sich
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ab solch der protestirenden leren wortten werden abschrecken wollen. Sie
7
zweiffelten auch, ob etliche von den vornehmbsten eiffrig rehden würden
8
oder dörfften, sonderlich von den gesandten ihres privatinteresse willen
9
(allermaßen Churbrandenburg selbst in gegenwahrt des canzlern Busch-
10
mans uber taffel gesagtt hab

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Vgl. unten S. 1222.
), daß underschiedliche pensionarii und von
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den coronis sich corrumpiren ließen. Und gleich wie die cron Schweden
12
keinen frieden wegen ihres eigen der ministrorum gewinn und interesse zu
13
schließen gedenck (wie er Dr. Krebs selbsten vermeldet), alßo habs besor-
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gentlich wegen der von den coronis dependirenden reichsstendten und
15
gesandten gleiche meinung. Dr. Krebs: Alßo weiln der status derge-
16
staldt bewandt, werde das reich müeßen zue scheiteren gehen. I. H. G.:
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Dieß were den exteris coronis ebensowoll bekandt, und seye Gott wißig, ob
18
nit ihr einziger scopus seye, das reich unter sich zu theilen, warzue ihnen
19
mitt den separationibus der stende vom Kayser, der catholischen under sich
20
und von den protestirenden gar woll gedient seye. Trauttmansdorff hat
21
ihm im März und Juni 1647 von Zusagen an Schweden und Protestanten
22
berichtet, die vorgelegten Projekte unerachtet militärischer Erfolge des
23
Kaisers zu halten, welches keine befürderung zum frieden, sondern viell-
24
mehr anreitzung zum krieg seye, dan die coronae auff solche weiß das
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spiell leicht weiter zue wagen und doch, was sie haben, etiam in casu pro
26
imperio fortuito behaltten können und noch darzue die etliche acatholici
27
bey den tractaten die stiffter Münster, Hildesheimb, Paderborn, Fulda über
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das, so in dem proiecto zugelegt werden will, begehren durffen und sub
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tutela der cron Schweden zue deren erhalttung über daß, waß sie schon
30
haben und ex promissione in quemvis casum behaltten, soltten wagen
31
dörffen. Ille: Eben darumb seye högstnötig, frieden zu schließen, ehe
32
man alles verliehre. I. H. G.: Wan aber der gegentheill, wie vorgemeld,
33
keinen frieden begehre, wie man dan per impossibile frieden schließen
34
könne, da der kauff zwischen beeden theilen bestehe und wie im heyrahten
35
beeder theiln consensus nötig seye. Den coronis und uncatholischen seye be-
36
williget und nachgesehen, was bey Gott und im gewißen nicht verandt-
37
worttlich , und doch seye die hoffnung zum frieden größer nit alß auch vor-
38
her . 3. Ille: Er sähe sich [in] dießem labyrintho einmahln nit auß, exag-
39
gerando abermaln üble beschaffenheit der armee, die abgehende mittell und
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waß dergleichen. I. H. G.: Man müste auch etwas mehrers auff Gott
41
vertrawen. Ille: Es seye eine große quaestion, ob Gott gleich vom him-
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mel kommen und miracul thuen werde. I. H. G.: Sie zweiffelten sehr

[p. 1097] [scan. 437]


1
und hieltens auff solche weiß gar nit, daß Gott seine gnad zur victori und
2
beßerem standt geben werde, wan man einem solchen feind versprechen
3
thue, daß alles, was in religione, geistlichen güetteren und sonsten vergeben,
4
stante etiam auxilio divino, dabey gelaßen werden soll. Ille: I. H. G.
5
wüsten, daß die politici dafür hielten, daß dergleichen pollicitationes nit
6
zue obteniren. I. H. G.: Dies müsten sie dahin laßen gesteldt sein, es
7
seye aber ein groß gewißenssach, daß andere zum schwur solches zu haltten
8
gezwungen, und waß alßo Teutsch und auffrichtig versprochen, nit
9
gehaltten werden soltte. 4. Ille: Es were gleichwohln ein großes ding
10
(quod ad longum exaggeravit), daß man erstlich den maiestetbrieff inso-
11
weith cassiren, in den erblanden die autonomiam nit zulaßen, wadurch so
12
viele 1000 sehlen salvirt würden, 2. daß die chur und vicariatus imperii
13
auff einen catholischen komme und dabey verpleib, welches inaestima-
14
bilia . I. H. G.: Sie müsten bekennen, daß dießes große und guette
15
sachen; wan man aber dieß gegen so viele ertz-, stiffter und klöster cum
16
autonomia in den anderen landen, wadurch so viele 1000, ia viele 100 000
17
zur ewigen verdambnuß gerahten, auff die wagh legen woltte, so sehen sie
18
nit, welches in merito vel de raerito mehrers zue ponderiren. Ille: Man
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hab keine stiffter vergeben, die catholici innengehabt. I. H. G.: Jetz
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würden die stiffter in perpetuum vergeben; hette mans in solchen terminis
21
auff gewiße jahr, wie man allerseits determinirt, auch die Franzosische
22
angenohmmen und die meiste catholische sich contentirt, gelaßen, were es
23
bey Gott und der posteritet zu verandtwortten gewehßen und doch den
24
protestirenden damitt satisfaction gegeben und der frieden merers befur-
25
dert . So were auch die autonomia an anderen ortten in perpetuum bewilli-
26
get , welches ius die uncatholische in allen dießen stiffteren vor nie gehabtt;
27
ia, es were gar der Hildesheimische vertrag in hoc puncto aufgehoben

42
Beim Abschluß des Autonomieartikels in Osnabrück im März 1648; vgl. J. Foerster
43
S. 343ff.
. 5.
28
Waß er von der chur vermelden thue, möchten sie ihnen fragen, ob er im
29
gewißen sagen könne, daß er causam Palatinam für richtig haltten thue.

30
Ille: Wans nit richtig, so seye alles übrige unrichtig. I. H. G.: Sie
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sagtten von der consequenz nit, welche zu machen, wan es richtig oder nit
32
richtig, sondern fragten allein in thesi. Ille: Wie vorhin. Und auff
33
weitter zusprechen, daß es damitt sein richtigkeit hab, wie er humanitus
34
hoffe, wafern auch solches nit, werde man derenthalb noch das eußerist
35
thuen müeßen. I. H. G.: Gott möchte es verhüeten, daß es darzue nit
36
kehme, dan sehr gefehrlich sein würde, da künfftig dem Kayser und hauß
37
Österreich oder Churbayeren etwas soltte zustehen, wer und wie Ihnen
38
aßistiren würde, weiln man bey dießen tractaten diejenige, so alles das
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ihrig für sie auffgesetzet, dergestaldt hinwegkgeschenckt oder nit bedacht
40
wurden. Dr. Krebs: So würden alßo dieselbe auch mitt verlohren
41
gehen. I. H. G.: Er soltte etwas nachdencken, was Churbayeren ratione

[p. 1098] [scan. 438]


1
armistitii Ihrer Mayestet geandtworttet, daß sie sich tandem des beneficii
2
ordinis getrösten und sich damit contentiren würden; und gehe I. H. G.
3
sorglich zue gemüht, was für absehen der pfalzgraff mitt der armada auß
4
Schweden kommend eben in causa Palatina haben möge, welchen scrupul
5
bey ihro vermehren thette, daß die von den Schweden so offt versprochene
6
subscription dato nit vollenzogen, umb desto mehrer auch alles für suspect
7
hierinfalß zu haltten, weiln man weiß, wie der graff von Wittgenstein in
8
offentlichen rhadtsitz, daß die Schweden die Pfaltzische sach nit für richtig
9
hieltten, sich vernehmen laßen. Dr. Krebs: Wolle verhoffen, daß der
10
Niederlendische fried den Franzosen und Schweden beßer anleit- und
11
befürderung auß dem krieg zu gehen geben werde, fragend demnegst, in
12
was terminis die sachen zwischen Spanien und Franckreich sich verhiel-
13
ten . Deme I. H. G., ob sie woln gewust, daß er beim Servient gestern
14
abend gewesen, alles erzehlet, was sie beym herrn nuncio hiervon obenge-
15
meldter maßen vernohmmen. 6. Dießemnach erwehneten I. H. G., daß
16
alleweill von zusammensetzung der stendt viell gesagt und darnach
17
getrachtet würde, welches ein gantz nötiges und pilliges ding seye. Es
18
köndten aber die hiewesende stendt nit apprehendiren, wie solche zu
19
effectuiren, zumahln sie in allen sachen a consultationibus, auch etliche
20
zue Oßnabruck anwehßend, bis dato abgehaltten worden; deßen sich so
21
viell mehrer zu verwunderen, weiln in dreyßig fürstliche vota alhier,
22
die idem ius votandi, sessionis et privilegia wie andere fürsten haben, und
23
an der zahl zue Oßnabruck mehrer nit alß 33 befinden, selbige dannoch
24
auch, wie gedacht, nit allemaln zue den sachen gezogen würden.

25
Ille: Man wüste gar wohl, wie es ein jahr, 2 oder 3 hergangen, indeme
26
solche stendt nur contradicirt und das werck verzögert hetten. I. H. G.:
27
Seyen doch auch die zue Oßnabruck selbst, welche den nahmen des eiffrig
28
beförderenden friedens haben woltten, untereinander nit eins, dan unter
29
denselben viele, auch die Kayserliche selbst, nit in die acta et actitata con-
30
sentirten , und wiße er selbst, daß Churtrier expresse und bestendig votiren
31
laße, wan man ihme nur ein einzig kloster endziehe oder ihnn ad satisfac-
32
tionem militiae mitt anschlagen woltte, daß er sich zue dem frieden nit ver-
33
stehen kondte noch woltte. Deßgleichen auch geschehe von anderen, wan
34
sie nur das ihrig behieltten, geben sie die andere daran; hingegen, wan dieße
35
das ihrige gleicher gestaldt vermög ihrer obligation zue conserviren ge-
36
dencken , müsten sie contradicenten und friedenszerstörer genendt und auß-
37
gerueffen werden. Ille: Auß den sachen werde man nicht kommen, es
38
müsten die potentiores vorgreiffen. I. H. G.: Sie müsten nit wenig
39
anstehen, ob ein solches subsistiren und frieden befürderen und nit viell
40
ehender mißtrawen und uneinigkeitt erwecken werde. Ille: So were
41
gleichwohl die intention guett; man müste nit achten, daß sich ietz ein oder
42
der ander beschwere; wan der fried geschloßen, werd ein yeder frohe und
43
content sein und denen, welche dergestaldt travaiglirt, großen danck
44
wißen. I. H. G.: Dies seyen praeposita, denen sie sogleich nit kondten

[p. 1099] [scan. 439]


1
beyfall geben. Es rehdeten auch die protocolla aller catholischen und son-
2
derlich der geistlichen fürsten ein anders in omnem posteritatem. Doch
3
müsten sie alles dahin laßen gestellet sein. 7. Hat am 1. Mai Kurbayern um
4
Unterstützung wegen Osnabrück und Minden ersucht und mit der Antwort
5
vom 13. Mai einen Extrakt der Relation Krebs’ vom 27. April erhalten,
6
worin Bischoping, das Kapitel und er selbst belastet werden; müsse es billig
7
pro calumnia haltten, auch nit erweißlich seye, daß man, wie die einrukung
8
etlicher wortter und richtigmachung der capitulationen von beeden capitu-
9
len zue Oßnabruck und Minden gesucht worden, dardurch die handlung
10
und den gantzen convent zue brouilliren und den frieden de facto zu
11
stecken gedechte; welches wedder I. H. G. noch den ihrigen kein einiger
12
mensch mitt der warheit würde nachsagen können. Entsprechend hat er
13
Kurbayern geantwortet. Was auch sowoll I. H. G. privatactiones, alß waß
14
nahmens Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zue Cölln von ihr dato gesche-
15
hen und von den anderen Churcöllnischen votirt, würden die protocolla
16
selbst, aber ein weit anderst alß ihro auffgebürdet nachweißen; zaiget auch
17
der effectus, ob der von etlichen gebrauchter modus den friden beforderet
18
habe. Da man aber, wan einem ein gantzes landt verschenckt, die stendt
19
umb ehr, religion und alles gebracht werden, will nit gleich darzue ja sagtt,
20
seye eben das, waß von Churtrier und anderen (welchen dannoch der-
21
gleichen zulaghen und imputationes nit geschehen), so das ihrig nit lassen
22
wollen, oben gemeldet worden. Krebs: Kurbayern hatte ihm über ihn
23
eingekommene Vorwürfe mitgeteilt; er hatte vermutet, daß sie von Bischo-
24
ping
kämen, und müste er solchen imputationen alß unwahr wiederspre-
25
chen . W: Kennt die Vorwürfe nicht und muß ihre Berechtigung dahin-
26
gestellt
sein lassen. Er selbst hat nie anders als wie am 1. Mai nach München
27
geschrieben, Bischoping hat nach dort keine Korrespondenz. Auf jeden Fall
28
hätte Krebs zu seinem Verdacht erst Bischoping hören und nicht W und die
29
Kapitel hineinziehen sollen. Als Krebs zur Sache lediglich die angebliche
30
Äußerung Bischopings anzieht, es were ihme annoch gar zue frühe, von der
31
capitulation zu rehden, legt W entsprechend seinem Schreiben an Kur-
32
bayern
vom 22. Mai den Sachverhalt dar: Daß nemblich I. H. G. bey der
33
capitulation wegen des stiffts Oßnabruck so zu vergleichen nit interessirt,
34
zumaln selbige den statum erst cedente vel decente I. H. G. concerniren,
35
thue; das Projekt ist in der Karwoche vom Kapitel den Ksl. zugestellt wor-
36
den

42
Vgl. oben [ S. 1080 ] .
und liegt jetzt sechs Wochen bei den Braunschweigern, die Zusätze
37
gemacht haben, wadurch totus status anni 1624 umbgestoßen, die religion
38
und alles everirt wirdt mit merem etc.; dieses Bedenken

43
Braunschweigische considerationes 1648 V 26 (Druck: J. G. Meiern VI S. 502 f).
ist vor wenigen
39
Tagen von den Ksl. mit Bitte um schnelle Äußerung dem Kapitel zugestellt
40
worden. Wegen des stiffts Minden woltte man gantz von keiner capitula-
41
tion hören, keine aßecuration den stenden quoad religionem, privilegia oder

[p. 1100] [scan. 440]


1
sonsten geben. Item wolle man die schulden und taffelrhenten auff das
2
thumbcapitul und stendt, selbige privatim zu bezahlen weißen, und waß
3
dergleichen unbilligkeitten mehr, wamitt und allem übrigen nichts klahrers
4
zu verstehen geben würde, alß daß man ehender nit zufrieden, biß auß
5
beeden stifftern die religion völlig eliminirt und abgethan, welches gleich-
6
woln solche sachen seind, die wedder vor Gott noch der erbaren weldt sub-
7
sistiren können. Und hieße es dannoch bey etlichen allemahl, ob mans dan
8
an dießem oder jedem wolle hafften laßen und den frieden hinderen; man
9
kinde auch dißhalber keinen krieg fieren etc. So seye auch wenigers nit die
10
högste unpilligkeitt, daß man Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln
11
mitt dem Münsterischen ambtt Wildshaußen, im bistumb Hildesheimb und
12
mitt der Hessen Caßelischen satisfaction und anderen mehr sachen derge-
13
staldt zusetze. Von ihro selbst woltten nit sagen, hingegen andere, die nur
14
einen baurenhoff hergeben, ia, die nur titulum imaginarium, wie mitt der
15
coadiutory Magedeburg und dergleichen, erfinden können, recompens an
16
land und leuthen oder ex communi imperii aerario empfiengen. Der catho-
17
lischen aber, in specie Churcöllns, des herrn ertzherzogens, thumbcapituls
18
zue Halberstatt, andern kirchen, I. H. G., geschehe nit einmahln anregung,
19
welches ie sachen, die unbillig und Gott mißfälligh sein müeßen. Ille:
20
Es seye freylich alßo, und daß sonderlich maximae iniustitiae und unbillig-
21
keiten bei disen tractaten vorgangen, man köndte es aber anderster derzeitt
22
nit machen. I. H. G.: Ob aber darzue Gott segen geben und nit besor-
23
gentlich viellmehrers straff schicken werde, stehe zu erwartten.

37
23–27 Man – vorgangen] am Rande: omittitur ad electorem Bavariae.
Man hette
24
seither, daß dergleichen sachen von etlichen obigen stenden mitt gewaldt
25
durchgetrungen werden wollen, gesehen, wie in Francken, an der Thonaw
26
und gegen den erblanden sich die feyndliche armeen unversehens wieder
27
hingezogen, und waß alda und sonsten vorgangen. In fine haben I. H. G.
28
ihme bemelte capitulationem nomine capitulorum, in specie aber reductio-
29
nem patrum de observantia et societatis zu Osnabrug eiffrig recommen-
30
diret .

31
[...]

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