Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 III 17
1648 III 17
Dienstag Schreiben aus Osnabrück
. Schreiben an Busch-
mann .
W bei Chigi. Spanisch-französische Verhandlungen. Die bisher abgehandel-
ten Punkte hält Frankreich für erledigt, die fünf restlichen sollen durch
Oranien und die Generalstaaten entschieden werden. Die dazu in Den Haag
abzulegende französische Proposition enthält hauptsächlich Ausführungen,
daß Frankreich den Frieden nicht verzögert habe. Eine dazu gewünschte
Bestätigung haben die Mediatoren gegenüber Servien abgelehnt. Die Spa-
nier wollen sich erst nach der Antwort der Generalstaaten erklären. An den
Herzog wollen die Franzosen nur Altlothringen unter Demolierung der
Festungen abtreten. Die Spanier vermuten, wenn sie darauf eingehen, werde
anschließend Frankreich den Herzog durch bessere Bedingungen auf seine
Seite zu ziehen suchen.
W bei Servien. Anschuldigungen gegen Spanien, Interposition der Staaten,
Lothringen. W: Auch wenn Frankreich begründete Klagen gegen den
jetzigen Herzog hat, ist es nicht gerechtfertigt, wegen der person das gantze
hauß in ewigkeitt ins exilium zu stoßen. [...] Das principium Machiavelli ‘si
unquam ius volandum, regnandi causa violandum est‘ were gar zur unchrist-
lich , wir Christen und catholische untereinander soltten billig anderst rheden
und handlen. Warüber der Servient gantz entfärbt worden, mitt vermel-
den , wan Lottringen alßo nit glegen, sondern in Italia oder irgent an einem
andern ortt situirt were, möchten sie sich anderst resolviren. Dies were aber
Franckreich gar nahe und dahero woll zu beobachten, daß dießem darauß
nicht weiter schade oder feindsehligkeit endspringen thette. Darauff wieder
auff die Spanier fallend, daß sie nemblich nichts anderst thetten, alß die
benachbarte, ia die gantze weldt, nur gegen die Franzosen anzuhetzen,
beflißen sich auch sogahr, ihre alliirte quoquo modo abzuziehen. Der
Kayser gebe und laße den protestirenden alles nach, auch sogar wieder das
gewißen, nur damitt er die alliance zwischen den cronen und ihnen breche.
Bey den tractaten zue Ulm
were es vor dießem ebenso gangen, da der
könig in Franckreich durch eigne ansehenliche abordnung die protestirende
wollmainend versichert, die catholische würden sich die Boheimbische
unruhe nicht einheimischen und alßo das fewr in zeitten gedempfft. Wie es
aber nachgehends hergangen, auch die Bayeren darzue geholffen, were
gnug bekandt, maßen der Spinola mitt dem exercitu gleich darauff in die
Pfaltz gefallen und das fewr im reich erweckt hab. Und seye alles nur
dahin angesehen gewehßen, die protestirende ihnen zue abalieniren und das
hauß Österreich zu erheben. Alß nun I. H. G. darauff andtwortteten:
Sie wusten gar woll, daß wedder Bayeren noch auch die catholische sich
anfangs in die Boheimbische unruhe, tanquam civile bellum, nit einmischen
wollen, alß aber nachgehends der pfaltzgraff alle geistliche auch weldtliche
catholische auß Prag, Boheimb und Mehren vertrieben, und alßo bellum
religionis, dabey alle catholische in gefahr stehen müeßen, erwachßen, hette
man andere resolutiones darnach nehmen müeßen; und würds ia er Servient
nicht vermainen können, unrecht zu sein, wie der pfaltzgraff sich des
Kaysers oder doch des haußes Österreich feind erklert, königreiche und
gantze landschafften abgenohmmen, daß selbiger durch den Spinola deß-
gleichen wieder sein des pfaltzgraffen landen vornehmen laßen; man muste
die sach ohne passion consideriren; seye Franckreich der mainung, den her-
zogen von Lottringen, welcher bey weitem dasjenige wieder Franckreich,
waß der pfalzgraff gegen den Kayser und das hauß Österreich nicht ver-
übt , dergestaldt anzufallen, von land und leuthen so lange jahren zu
haltten, auch sogahr in ewigkeitt zue priviren, ob nicht dem hauß Öster-
reich wieder dem pfalzgraven solches mitt mehrer raison zugestanden
seye? Hatt der Servient darauff bey seinem vorigen fortgefahren: Die
Spanier vermainten auch, die Hollender von ihnen abgezogen zu haben und
alßo nun sie Franzosen nach ihrem gefallen zum frieden zu zwingen; man
werde sich aber betrogen finden, dan Franckreich dahero desto weniger
frieden machen, sondern viellmehr alles Gott, der ihnen bißhero so schein-
barlich in dießen ihren gerechten kriegen aßistirt hette, weiter committiren
würden. Wie nun der Servient sich so alterirt bezeigt, haben I. H. G.
mitt manier zue divertiren und wegen der newen in dem zimmer ange-
henckten contrafeiten des königs, wie auch cardinals halber zu fragen und
discurs zu machen occasion genohmmen und damitt abgeschieden.
mann .
W bei Chigi. Spanisch-französische Verhandlungen. Die bisher abgehandel-
ten Punkte hält Frankreich für erledigt, die fünf restlichen sollen durch
Oranien und die Generalstaaten entschieden werden. Die dazu in Den Haag
abzulegende französische Proposition enthält hauptsächlich Ausführungen,
daß Frankreich den Frieden nicht verzögert habe. Eine dazu gewünschte
Bestätigung haben die Mediatoren gegenüber Servien abgelehnt. Die Spa-
nier wollen sich erst nach der Antwort der Generalstaaten erklären. An den
Herzog wollen die Franzosen nur Altlothringen unter Demolierung der
Festungen abtreten. Die Spanier vermuten, wenn sie darauf eingehen, werde
anschließend Frankreich den Herzog durch bessere Bedingungen auf seine
Seite zu ziehen suchen.
W bei Servien. Anschuldigungen gegen Spanien, Interposition der Staaten,
Lothringen. W: Auch wenn Frankreich begründete Klagen gegen den
jetzigen Herzog hat, ist es nicht gerechtfertigt, wegen der person das gantze
hauß in ewigkeitt ins exilium zu stoßen. [...] Das principium Machiavelli ‘si
unquam ius volandum, regnandi causa violandum est‘ were gar zur unchrist-
lich , wir Christen und catholische untereinander soltten billig anderst rheden
und handlen. Warüber der Servient gantz entfärbt worden, mitt vermel-
den , wan Lottringen alßo nit glegen, sondern in Italia oder irgent an einem
andern ortt situirt were, möchten sie sich anderst resolviren. Dies were aber
Franckreich gar nahe und dahero woll zu beobachten, daß dießem darauß
nicht weiter schade oder feindsehligkeit endspringen thette. Darauff wieder
auff die Spanier fallend, daß sie nemblich nichts anderst thetten, alß die
benachbarte, ia die gantze weldt, nur gegen die Franzosen anzuhetzen,
beflißen sich auch sogahr, ihre alliirte quoquo modo abzuziehen. Der
Kayser gebe und laße den protestirenden alles nach, auch sogar wieder das
gewißen, nur damitt er die alliance zwischen den cronen und ihnen breche.
Bey den tractaten zue Ulm
könig in Franckreich durch eigne ansehenliche abordnung die protestirende
wollmainend versichert, die catholische würden sich die Boheimbische
unruhe nicht einheimischen und alßo das fewr in zeitten gedempfft. Wie es
aber nachgehends hergangen, auch die Bayeren darzue geholffen, were
gnug bekandt, maßen der Spinola mitt dem exercitu gleich darauff in die
Pfaltz gefallen und das fewr im reich erweckt hab. Und seye alles nur
dahin angesehen gewehßen, die protestirende ihnen zue abalieniren und das
hauß Österreich zu erheben. Alß nun I. H. G. darauff andtwortteten:
Sie wusten gar woll, daß wedder Bayeren noch auch die catholische sich
anfangs in die Boheimbische unruhe, tanquam civile bellum, nit einmischen
wollen, alß aber nachgehends der pfaltzgraff alle geistliche auch weldtliche
catholische auß Prag, Boheimb und Mehren vertrieben, und alßo bellum
religionis, dabey alle catholische in gefahr stehen müeßen, erwachßen, hette
man andere resolutiones darnach nehmen müeßen; und würds ia er Servient
nicht vermainen können, unrecht zu sein, wie der pfaltzgraff sich des
Kaysers oder doch des haußes Österreich feind erklert, königreiche und
gantze landschafften abgenohmmen, daß selbiger durch den Spinola deß-
gleichen wieder sein des pfaltzgraffen landen vornehmen laßen; man muste
die sach ohne passion consideriren; seye Franckreich der mainung, den her-
zogen von Lottringen, welcher bey weitem dasjenige wieder Franckreich,
waß der pfalzgraff gegen den Kayser und das hauß Österreich nicht ver-
übt , dergestaldt anzufallen, von land und leuthen so lange jahren zu
haltten, auch sogahr in ewigkeitt zue priviren, ob nicht dem hauß Öster-
reich wieder dem pfalzgraven solches mitt mehrer raison zugestanden
seye? Hatt der Servient darauff bey seinem vorigen fortgefahren: Die
Spanier vermainten auch, die Hollender von ihnen abgezogen zu haben und
alßo nun sie Franzosen nach ihrem gefallen zum frieden zu zwingen; man
werde sich aber betrogen finden, dan Franckreich dahero desto weniger
frieden machen, sondern viellmehr alles Gott, der ihnen bißhero so schein-
barlich in dießen ihren gerechten kriegen aßistirt hette, weiter committiren
würden. Wie nun der Servient sich so alterirt bezeigt, haben I. H. G.
mitt manier zue divertiren und wegen der newen in dem zimmer ange-
henckten contrafeiten des königs, wie auch cardinals halber zu fragen und
discurs zu machen occasion genohmmen und damitt abgeschieden.