Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 II 22

30
1648 II 22
Samstag Donia mit dem Gesandtschaftssekretär

39
Jacob van der Burgh.
bei W.
31
Bittet im Namen der Generalstaaten um Aufhebung der ksl. Kontributio-
32
nen
in Kleve, Mark und Ravensberg und übergibt dazu zwei Schreiben an
33
Kurköln und Lamboy mit dem fernern anhang, daß bekand seye, was fur
34
protection die Staden von Holland auff das land von Cleve hetten, und

[p. 1062] [scan. 402]


1
bemelte graffschafften einem herrn zugehörten, welche landen sie alß ihr
2
eigene zue schuzen obligirt

39
Staatisch-brandenburgischer Vertrag 1636 IX 4 (Druck: M. C. Londorp IV S. 574ff);
40
mit der auf Kleve liegenden Hofeyserschen Schuld hatten die Staaten hier eigene Inter-
41
essen zu vertreten (vgl. J. P. Arend V S. 139ff, 168ff.
. W: Daß das land von Cleve und die be-
3
melte graffschafften bey dießem craiß und kriegsweesen gleichs andern
4
craiß und reichsstenden yederzeit contribuiret, darwieder des ietzigen chur-
5
fursten her vatter sich nie beschwerd, auch nit beschweren konnen; zudem
6
ist Kleve etliche jhar her pro respiratione der contributionen erlaßen, so
7
keinem andern biß dato geschehen, durch welche verschonung der last
8
andern zugewachsen. Daß die herrn Staden aufs land von Cleve einige
9
interesse und iura praetendirten, wüsten I. H. G. gar wol; es hetten aber
10
dieselbe nichtsdeweniger yederzeit loblich sich erklehrt, daß es ohne praeiu-
11
ditz des reichs und craises sein solle; bey welchem I. H. G. nit zweiffleten,
12
die herrn Staden noch verpleiben würden; und hetten, die beyde graff-
13
schafften betreffend, nie vernommen, daß deren in so viel jahren ex parte
14
der herrn Generalstaden sich were angenommen oder das geringste darauff
15
praetendirt worden. Her Donia: Die occasion mit dem zwischen
16
Spanien und Staden gemachten frieden gebe es ietzt, daß sie alle uberall fur
17
freund hielten und gern gegen yedwederen, sonderlich die benachtparte,
18
sich freund bezaigen wolten und dannenhero iezige recommendation thun
19
wollen. W: Will die Schreiben weiterleiten. Kurköln will sich schrift-
20
lich
und durch eine Gesandtschaft an Kurbrandenburg wenden, also nicht
21
zweiffleten, die sach sich wol würde füreinanderpringen laßen; hofften,
22
ieziger herr werde nit wenigers alß sein herr vatter den reichs und craiß-
23
oneribus sich endziehen wollen. Wiederholung der Gratulation zum
24
Abschluß mit Spanien. Hat Befehl, auf Abzug der Garnison in Rheinberg
25
und auf Rückgabe von Bevergern zu dringen; darmit kondten nun die
26
herrn Staden die gute freund- und nachparschafft beweisen und respective
27
obligiren. Donia nach gethaner dancksagung fur die gratulation: Einer
28
von den articuln in dem mit den Spanischen veraccordirten puncten und
29
schluß seye, daß den Generalstaden alles, was sie derzeit innenhetten, plei-
30
ben solt. Warauff I. H. G.: Spanien hab auff die statt Rheinberg kein
31
praetension, auch so viel weniger selbige dergestalt konden hingeben. Und
32
auff repliciren des secretarii, daß marcheß Spinola

42
Ambrosio Spinola (1569–1630), marqués de los Balbases, duque de Sanseverino, spa-
43
nischer Feldherr.
bemelte statt das lezte
33
mal vorm gemachten treves eingenommen und nachgehendts von den
34
Spaniern die Herrn Staden wieder darzu kommen

44
Zuletzt eingenommen durch Oranien 1633.
, daß solches zwarn also,
35
es seye aber derzeit beyden partheyen umb den paß uber Rhein zu thun
36
gewest, welches iezt restituta amicitia et pace cessirte; weylen auch, ihres
37
vernehmens, under den beschlossenen articuln dieses einer, daß alle bey
38
diesem krieg angerichtete zoll und licenten auffgehoben sein solten und ver-

[p. 1063] [scan. 403]


1
mög deßen der zoll zu Rheinberg, auß welchem die guarnison daselbst guten,
2
wo nit meisten theilß underhalten, abzuthun, so werden diesfalß die herrn
3
Staden desto weniger bedenckens machen, weyln nunmehr weitterer
4
besatzung zu Rheinberg unvonnöthen. Woruber beyde einander ange-
5
sehen und der Donia geandwort, daß er in dieser sach sich zu erklehren von
6
seinen principaln kein last oder befelch habe. I. H. G. Kondtens leicht
7
erachten, movirtens auch darumb nicht, von ihm ein bestendige resolution
8
iezt zu begehren, sondern wurden hierunder die Stadische gesandschafft
9
bey wieder zuruckkunfft seiner herrn collegen formaliter belangt werden,
10
und man alßdan nicht zweyfflen wolt, sie der vernunft deferiren und in
11
der thadt erweisen würden, daß sich gegen yeden freund und nachparlich
12
zu halten gewillt seyen, vorob weyl, wie gemeldet, die herrn Staden ahn
13
solchem orth kein weitters interesse nunmehr praetendiren kondten. Das
14
hauß und ambtt Bevergern betreffend, damit seye es ein gantz klahre sach.
15
Es hat nicht zu den Besitzungen des Grafen von Tecklenburg gehört, als
16
Karl V. einen Teil von dessen Gütern konfiszierte

39
Als 1547 Gf. Konrad von Tecklenburg und Lingen (1493–1557) geächtet wurde, kam
40
Lingen an Maximilian von Egmont-Buren (gest. 1548) und später durch dessen Erb-
41
tochter an die Oranier, während die nicht konfiszierte Grafschaft Tecklenburg 1557 im
42
Erbgang an das Haus Bentheim kam.
, sondern ist erst von den
17
Schweden dem Stift Münster entrissen worden und consequenter in krafft
18
des schließenden friedens in vorigen standt zu setzen; und köndten die
19
Spanier solches, alß sie kein praetension darauff gehabt oder nie gemacht,
20
auch mitt ihrem friedensschluß nit wegkgeben. Der stifft Münster seye in
21
alle weg, wan die sachen mit dem hauß und ambt in vorigen stand gestelt,
22
erpiethig, den princen von Uranien, da er einige fundirte praetension zu
23
haben oder zu machen vermeint, gehöriger ortten rhadt und andtwortt zu
24
geben. Der Donia: Müste bekennen, daß dießer sachen die General-
25
staden sich dato nit angenohmmen, sondern were dies ein den princen von
26
Uranien particular angehendes negocium. I. H. G.: Desto leichter
27
werde man auß den sachen kommen können und die herrn Staden lieber
28
cooperiren, den princen zue dem, waß recht und billig, zu persuadiren, wa-
29
durch sie die justitz und all die guete freund- und nachbarschaften befürde-
30
ren und restabiliren würden. Donia endschuldigte sich, daß er für sich
31
allein zue dießen sachen nichts köndte sagen. Zu den spanisch-staatischen
32
Verhandlungen: An der Ratifikation nicht zu zweifeln, wenn sich wegen
33
des komplizierten Verfahrens die Sache bei den Staaten auch etwas ver-
34
zögert
. [...] Den Franzosen zuliebe ist der Abschluß ein Jahr hinausge-
35
zögert
worden, es bleibt jenen noch die zweimonatige Ratifikationsfrist, um
36
auch zum Abschluß zu kommen. W: Wenn Frankreich sich jetzt nicht
37
zum Frieden erklärt, ob alsdan auch ihr friedt mit den Spaniern muste
38
suspendirt werden? Welches der Donia nicht vermeinen wollen.

Dokumente