Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 XI 29
1647 XI 29
Freitag Lintz nach Osnabrück. – Peñaranda bei W.
Klage, daß die tractaten mitt den catholischen dergestaldt hiergiengen und
man nichts alß dissensiones under den stenden zu machen begerte. Ein
große schand sey es, daß auch die geistliche nur pro favore et intentione
dominorum consilia stelleten, ein jesuiter gegen den anderen were, ia etliche
wenige sich a veris regulis theologicis et communi veterum theologorum
sententia abzuweichen verleiten ließen. Seinestheilß müste ers dahin ge-
steldt sein laßen. Was sonsten den frieden zwischen Spanien und Franck-
reich anbelangte, hetten zeitt I. H. G. abweßens die Spanier in vielen punc-
ten gewichen. I. H. G.: Sie hörten solches gern, dan die Franzosen hin
und wieder außgaben, alß wan ietzund post reunionem electorum Colo-
niensis et Bavari cum Caesare die Spanische den frieden nit allein nit be-
förderten , sondern auch sogar zurucktretten. Ähnlich hat sich der französi-
sche Gesandte Montbas
in Bonn geäußert. Peñaranda: Könnte sich
leichtlich einbilden, daß more consueto über die Spanier alles würde her-
gangen sein; woltte aber verhoffen, Ihre Churfürstliche Durchlaucht ihnen
Franzosen alß der Spanier feinden nicht, sondern viell anderen berichten,
auch von den herrn mediatorn selbst glauben werden. W: Will die
Werbung und die Antwort vertraulich mitteilen; versichert, daß Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht von Ihrer Kayserlichen Mayestet sich woll nit sepa-
riren würden. Comte de Pineranda hatt sich darauff gar frölich bezeigt
und mitt sonderem affect hingegen wegen seines königs allerhandt contesta-
tiones gethan, mitt fernerem anzeigen, wie ungleich ihnen die Franzosen
mitt dergleichen falschen spargiment zue Oßnabruck auch thetten, seye nit
zu glauben, dan ex parte Spanien sie gleich demonstriren köntten, wie viele
nachgeben und gewichen, wozu Brun Näheres mitteilen kann. Demnegst
angefangen, sich über Churbayeren zu beklagen, daß dieselbe sich des
königs in Spanien feind constituiren ließen. Ihre Churfürstliche Durch-
laucht hetten gleichwohl dazue keine ursach, und kehme alles daher, daß
sie sich von den Franzosischen verleiten ließen. Es were bekand, welcher
gestaldt Spanien dem hauß Bayeren biß dato assistirt und guetes gethan
hette, unmöglich aber seye es, daß der könig in Spanien alle und jede seine
königreich pro velle hostium und allein für Bayeren (formalia verba) sacri-
ficiren solle. Churbayern wolle wedder die Pfalz noch im geringsten etwas
anders zurucklaßen, tringe aber darauff, daß der könig von dem hauß
Österreich, nur waß begert würde, nachgeben solle. Der könig hette eben so
woll pro bono publico viele millionen spendirt, welches vornehmblich Bay-
eren zue nütz kommen, und begerte dannoch keinen recompens, nur daß
Bayeren sein feind nit seye. Die Underpfalz hette der könig eodem titulo
wie der churfürst in Bayern die Oberpfalz. I. H. G.: So viell sie ver-
merckten , were man zue München in denen gedancken, alß wan es ihnen
den Spaniern zum frieden nicht ernst were, vermeinten diensamb, daß er
Pineranda Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht selbst zuschriebe und den
statum repraesentirte. Peñaranda: Hat bisher mit Kurbayern nicht kor-
respondiert , sondern vieles vertraulich mit Haslang besprochen; nach des-
sen Abreise ist Ernst nicht einmal bei ihm gewesen, was sonst nur die Fran-
zosen unterlassen. Kann deshalb nicht gut an Kurbayern schreiben, doch
berichtet er regelmäßig an Terranova in Wien, über den oder über die hiesi-
gen Gesandten mittels der Mediatoren der Kurfürst sicher orientiert ist.
Der gantzen weldt ließe er iudiciren, auch die mediatoren alß unparthei-
sche selbst rehden, wer sich endlicher und bestendiger auch zum frieden
mehr intentionirt von beeden cronen bezeige. Daß man aber vermeinen
woltte, den frieden mitt dem reich zu machen, damitt darnach die vires
Suecicae et miles Bavarius sich mitt Franckreich coniungiren und den könig
in Spanien an allen ortten desto beßer anfallen köntten, dagegen were nicht
für übell zu haben, superos et acheronta zu moviren. Der fried mitt dem
reich seye aber noch so nahe nicht, wie sich Churbayern einbilde, dan ein-
maln mitt dießem modo procedendi er die uncatholische und Franckreich
desto mehr obstinat machte. Mitt der chur und Pfaltz habs auch seine
richtigkeitt so gar nit, wie Churbayern vermeine, es werde sich noch woll
herführthuen etc. Und bezeigte in dießer materi er Pineranda sich sehr
eyfferig, dabey andeutend, er hette seinem könig geschrieben, welcher
gestaldt sein hauß propter pietatem et religionis catholicae conservationem
das auffnehmen bekommen und tot saeculis behaltten; er woltte doch nit
ad alia consilia lenden; Gott werde ihnen auß allen seinen nöthen noch helf-
fen , addendo, das hauß Bayeren were eben auch propter pietatem et
religionem zue dießem stand und esse kommen; ob nun propter apprehensa
nova consilia ferner Gotts seegen folgen werde, stehe zu erwartten. Seines-
theilß kondte dissensionem catholicorum, auch waß auß dießem modo pro-
cedendi vor ein schad und nachtheill der catholischen religion und dem
reich endstehe, nit gnugsamb beklagen. I. H. G. discursum hunc studio
divertendo fragten, wan doch der Brün von Oßnabruck wieder anhero
kommen? Pineranda: Gleich ietz umb den mittag were er eben wieder-
umb anglangt. I. H. G.: Alhie hette man spargirt, alß were er hinüber,
den frieden zu behindern. Pineranda darauff lachend: Dieß weren eben
der Franzosen falsche inventiones. Näheren Bericht soll morgen Brun
geben.
Klage, daß die tractaten mitt den catholischen dergestaldt hiergiengen und
man nichts alß dissensiones under den stenden zu machen begerte. Ein
große schand sey es, daß auch die geistliche nur pro favore et intentione
dominorum consilia stelleten, ein jesuiter gegen den anderen were, ia etliche
wenige sich a veris regulis theologicis et communi veterum theologorum
sententia abzuweichen verleiten ließen. Seinestheilß müste ers dahin ge-
steldt sein laßen. Was sonsten den frieden zwischen Spanien und Franck-
reich anbelangte, hetten zeitt I. H. G. abweßens die Spanier in vielen punc-
ten gewichen. I. H. G.: Sie hörten solches gern, dan die Franzosen hin
und wieder außgaben, alß wan ietzund post reunionem electorum Colo-
niensis et Bavari cum Caesare die Spanische den frieden nit allein nit be-
förderten , sondern auch sogar zurucktretten. Ähnlich hat sich der französi-
sche Gesandte Montbas
leichtlich einbilden, daß more consueto über die Spanier alles würde her-
gangen sein; woltte aber verhoffen, Ihre Churfürstliche Durchlaucht ihnen
Franzosen alß der Spanier feinden nicht, sondern viell anderen berichten,
auch von den herrn mediatorn selbst glauben werden. W: Will die
Werbung und die Antwort vertraulich mitteilen; versichert, daß Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht von Ihrer Kayserlichen Mayestet sich woll nit sepa-
riren würden. Comte de Pineranda hatt sich darauff gar frölich bezeigt
und mitt sonderem affect hingegen wegen seines königs allerhandt contesta-
tiones gethan, mitt fernerem anzeigen, wie ungleich ihnen die Franzosen
mitt dergleichen falschen spargiment zue Oßnabruck auch thetten, seye nit
zu glauben, dan ex parte Spanien sie gleich demonstriren köntten, wie viele
nachgeben und gewichen, wozu Brun Näheres mitteilen kann. Demnegst
angefangen, sich über Churbayeren zu beklagen, daß dieselbe sich des
königs in Spanien feind constituiren ließen. Ihre Churfürstliche Durch-
laucht hetten gleichwohl dazue keine ursach, und kehme alles daher, daß
sie sich von den Franzosischen verleiten ließen. Es were bekand, welcher
gestaldt Spanien dem hauß Bayeren biß dato assistirt und guetes gethan
hette, unmöglich aber seye es, daß der könig in Spanien alle und jede seine
königreich pro velle hostium und allein für Bayeren (formalia verba) sacri-
ficiren solle. Churbayern wolle wedder die Pfalz noch im geringsten etwas
anders zurucklaßen, tringe aber darauff, daß der könig von dem hauß
Österreich, nur waß begert würde, nachgeben solle. Der könig hette eben so
woll pro bono publico viele millionen spendirt, welches vornehmblich Bay-
eren zue nütz kommen, und begerte dannoch keinen recompens, nur daß
Bayeren sein feind nit seye. Die Underpfalz hette der könig eodem titulo
wie der churfürst in Bayern die Oberpfalz. I. H. G.: So viell sie ver-
merckten , were man zue München in denen gedancken, alß wan es ihnen
den Spaniern zum frieden nicht ernst were, vermeinten diensamb, daß er
Pineranda Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht selbst zuschriebe und den
statum repraesentirte. Peñaranda: Hat bisher mit Kurbayern nicht kor-
respondiert , sondern vieles vertraulich mit Haslang besprochen; nach des-
sen Abreise ist Ernst nicht einmal bei ihm gewesen, was sonst nur die Fran-
zosen unterlassen. Kann deshalb nicht gut an Kurbayern schreiben, doch
berichtet er regelmäßig an Terranova in Wien, über den oder über die hiesi-
gen Gesandten mittels der Mediatoren der Kurfürst sicher orientiert ist.
Der gantzen weldt ließe er iudiciren, auch die mediatoren alß unparthei-
sche selbst rehden, wer sich endlicher und bestendiger auch zum frieden
mehr intentionirt von beeden cronen bezeige. Daß man aber vermeinen
woltte, den frieden mitt dem reich zu machen, damitt darnach die vires
Suecicae et miles Bavarius sich mitt Franckreich coniungiren und den könig
in Spanien an allen ortten desto beßer anfallen köntten, dagegen were nicht
für übell zu haben, superos et acheronta zu moviren. Der fried mitt dem
reich seye aber noch so nahe nicht, wie sich Churbayern einbilde, dan ein-
maln mitt dießem modo procedendi er die uncatholische und Franckreich
desto mehr obstinat machte. Mitt der chur und Pfaltz habs auch seine
richtigkeitt so gar nit, wie Churbayern vermeine, es werde sich noch woll
herführthuen etc. Und bezeigte in dießer materi er Pineranda sich sehr
eyfferig, dabey andeutend, er hette seinem könig geschrieben, welcher
gestaldt sein hauß propter pietatem et religionis catholicae conservationem
das auffnehmen bekommen und tot saeculis behaltten; er woltte doch nit
ad alia consilia lenden; Gott werde ihnen auß allen seinen nöthen noch helf-
fen , addendo, das hauß Bayeren were eben auch propter pietatem et
religionem zue dießem stand und esse kommen; ob nun propter apprehensa
nova consilia ferner Gotts seegen folgen werde, stehe zu erwartten. Seines-
theilß kondte dissensionem catholicorum, auch waß auß dießem modo pro-
cedendi vor ein schad und nachtheill der catholischen religion und dem
reich endstehe, nit gnugsamb beklagen. I. H. G. discursum hunc studio
divertendo fragten, wan doch der Brün von Oßnabruck wieder anhero
kommen? Pineranda: Gleich ietz umb den mittag were er eben wieder-
umb anglangt. I. H. G.: Alhie hette man spargirt, alß were er hinüber,
den frieden zu behindern. Pineranda darauff lachend: Dieß weren eben
der Franzosen falsche inventiones. Näheren Bericht soll morgen Brun
geben.