Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 XI 26
1647 XI 26
Dienstag Buschmann erhält auf besonderen Befehl Kur-
kölns Instruktion und weitere Anweisungen für Verhandlungen mit Kur-
brandenburg .
Chigi bei W. Klage über die Ksl. und besonders Volmar, der vor seiner
Abreise den Katholiken in offener Sitzung angedeutet hat, daß Chigi zu
dießen tractaten in puncto gravaminum stillschwiege und dissimulirte, ia
nomine sedis apostolicae gar tacitum consensum gebe, obwohl er bei
Trauttmansdorff und Volmar mehrfach das Gegenteil erklärt und sogar die
Exkommunikation angedroht hat. Entsprechende Klarstellungen hat er an
den Kaiser, die Ksl. in Osnabrück, alle katholischen Kurfürsten und alle
Vertreter katholischer Stände in Osnabrück gerichtet; übergibt das Schrei-
ben an Kurköln
. An Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zelo und biß dato
geführter löblicher intention bey diesen tractaten were er gnugsamb ver-
sichert , hetts auch Ihrer Päpstlichen Heiligkeit und den cardinaln allezeitt
gerümbt in der zuversicht, Ihre Churfürstliche Durchlaucht noch ferner
dabey bestendig beharren und sich von niemanden verleiten laßen werden,
gestaldt er auch von Ihrer Pabstlichen Heiligkeit eben deßgleichen wieder-
umb zur andtwortt bekommen, daß sie nemblich sich zue Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht keines anderen versehen; darüber er ferner in einen
eyffrigen discurs wegen der Churbayerischen theologen gefallen mitt ver-
melden , daß deren nur zwey weren, und die andere damitt nicht zu schaf-
fen haben woltten, dabey hochlich contestirend, wie leid es ihme thette,
daß eben Churbayeren, welcher biß dato allezeitt das catholische weeßen
so rühmblich promovirt, iezo gleichsamb von jederman, ia der gantzen
posteritet seltzame iudicia außstehen, und daß er der religion ewigen scha-
den durch so unzeittige übereylung zuziehen thette, leiden müste. Hat auch
an Kurbayern geschrieben und erwartet die Antwort. Als sich drei prote-
stantische Deputierte bei Servien über die für sie aus der bayerischen Re-
konjunktion entstehenden Nachteile beklagten, hat dieser gemeint, sie
gereiche ihnen eher zum Vorteil, da der Kaiser gezwungen werde, alle ihre
bisherigen Forderungen und vielleicht noch mehr zu bewilligen; diese
Nachricht bittet Chigi geheimzuhalten. In Rom hat Kurbayern eine Recht-
fertigung wegen Eingehen des Stillstandes verbreiten lassen, wo aniezo
wegen Churbayerns intention und modi procedendi bey dießen tractaten
allerhand seltsambe conceptus und discursus formirt würden. Dem Doctorn
Ernst hette er offt und viellmaln zugesprochen und begert, Churbayeren
doch zuzuschreiben, vermuhte aber, daß ers gar nicht oder doch nicht der-
gestaldt , wie es hette sein sollen, gethan, weiln ers auch villeicht woll nicht
recht möchte verstanden oder capirt habe. Alle catholische beklagten sich
sehr über Churbayeren, welchem sie, sonderlich die geistliche, doch mitt
auffsetzung alles des ihrigen zue der churwürde, auch land und leuten ver-
holffen ; wan die chur nicht gewest, würde das reich lengst und schon anno
1630 ruhe und fried haben konnen, auch die religion und kirchen derge-
staldt nicht gelitten haben. Nun würden dergestaldt gesandte und princi-
paln zur dancksag tractirt. Die Franzosen suchen wegen der Unruhen in
Neapel Zeit zu gewinnen, die Spanier sind seit Ws Abreise in weiteren
Punkten gewichen. Dannoch ließe sich der churfürst in Bayeren von den
Franzosen nur zue ihren, der protestirenden und deren alliirten vortheill
alßo einnehmen und betriegen, alß wan die Spanier ietz post reunionem
Churbayerns mitt Ihrer Kayserlichen Mayestet den frieden nicht allein nit
prosequirten, sondern auch auffhieltten. – [...] – Schreiben Volmars an
Landsberg/Buschmann .
kölns Instruktion und weitere Anweisungen für Verhandlungen mit Kur-
brandenburg .
Chigi bei W. Klage über die Ksl. und besonders Volmar, der vor seiner
Abreise den Katholiken in offener Sitzung angedeutet hat, daß Chigi zu
dießen tractaten in puncto gravaminum stillschwiege und dissimulirte, ia
nomine sedis apostolicae gar tacitum consensum gebe, obwohl er bei
Trauttmansdorff und Volmar mehrfach das Gegenteil erklärt und sogar die
Exkommunikation angedroht hat. Entsprechende Klarstellungen hat er an
den Kaiser, die Ksl. in Osnabrück, alle katholischen Kurfürsten und alle
Vertreter katholischer Stände in Osnabrück gerichtet; übergibt das Schrei-
ben an Kurköln
geführter löblicher intention bey diesen tractaten were er gnugsamb ver-
sichert , hetts auch Ihrer Päpstlichen Heiligkeit und den cardinaln allezeitt
gerümbt in der zuversicht, Ihre Churfürstliche Durchlaucht noch ferner
dabey bestendig beharren und sich von niemanden verleiten laßen werden,
gestaldt er auch von Ihrer Pabstlichen Heiligkeit eben deßgleichen wieder-
umb zur andtwortt bekommen, daß sie nemblich sich zue Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht keines anderen versehen; darüber er ferner in einen
eyffrigen discurs wegen der Churbayerischen theologen gefallen mitt ver-
melden , daß deren nur zwey weren, und die andere damitt nicht zu schaf-
fen haben woltten, dabey hochlich contestirend, wie leid es ihme thette,
daß eben Churbayeren, welcher biß dato allezeitt das catholische weeßen
so rühmblich promovirt, iezo gleichsamb von jederman, ia der gantzen
posteritet seltzame iudicia außstehen, und daß er der religion ewigen scha-
den durch so unzeittige übereylung zuziehen thette, leiden müste. Hat auch
an Kurbayern geschrieben und erwartet die Antwort. Als sich drei prote-
stantische Deputierte bei Servien über die für sie aus der bayerischen Re-
konjunktion entstehenden Nachteile beklagten, hat dieser gemeint, sie
gereiche ihnen eher zum Vorteil, da der Kaiser gezwungen werde, alle ihre
bisherigen Forderungen und vielleicht noch mehr zu bewilligen; diese
Nachricht bittet Chigi geheimzuhalten. In Rom hat Kurbayern eine Recht-
fertigung wegen Eingehen des Stillstandes verbreiten lassen, wo aniezo
wegen Churbayerns intention und modi procedendi bey dießen tractaten
allerhand seltsambe conceptus und discursus formirt würden. Dem Doctorn
Ernst hette er offt und viellmaln zugesprochen und begert, Churbayeren
doch zuzuschreiben, vermuhte aber, daß ers gar nicht oder doch nicht der-
gestaldt , wie es hette sein sollen, gethan, weiln ers auch villeicht woll nicht
recht möchte verstanden oder capirt habe. Alle catholische beklagten sich
sehr über Churbayeren, welchem sie, sonderlich die geistliche, doch mitt
auffsetzung alles des ihrigen zue der churwürde, auch land und leuten ver-
holffen ; wan die chur nicht gewest, würde das reich lengst und schon anno
1630 ruhe und fried haben konnen, auch die religion und kirchen derge-
staldt nicht gelitten haben. Nun würden dergestaldt gesandte und princi-
paln zur dancksag tractirt. Die Franzosen suchen wegen der Unruhen in
Neapel Zeit zu gewinnen, die Spanier sind seit Ws Abreise in weiteren
Punkten gewichen. Dannoch ließe sich der churfürst in Bayeren von den
Franzosen nur zue ihren, der protestirenden und deren alliirten vortheill
alßo einnehmen und betriegen, alß wan die Spanier ietz post reunionem
Churbayerns mitt Ihrer Kayserlichen Mayestet den frieden nicht allein nit
prosequirten, sondern auch auffhieltten. – [...] – Schreiben Volmars an
Landsberg/Buschmann .